Der Klima- und Netto-Null-Wahn

Dass wir gigantische Mengen an CO2 produzieren, weiss ja nun wirklich jedes Kind. Dass dies einen klimawärmenden Effekt hat, wird uns täglich, wenn nicht stündlich eingehämmert. Wir sollen uns alle so richtig schuldig vorkommen. Wir sind alles Sünder! Und Angst sollen wir haben. Wir müssen unverzüglich etwas dagegen tun. Der Mainstream hat dieses Narrativ uneingeschränkt übernommen. Jüngstes Beispiel: Das Interview mit Prof. Reto Knutti in den CH-Medien vom 12.7.24

Von diesem Wahn, von diesem Irrsinn, den die westliche Welt ergriffen hat, müssen wir wegkommen. Wie ist das zustande gekommen, weshalb ist es ein Wahn, und weshalb ist er so erfolgreich?

Zugrunde liegen, wie bei jedem Narrativ, Fakten. Das Narrativ wurde über Jahre sorgfältig aufgebaut, hat aber weder mit unvoreingenommener Wissenschaft noch mit der Sorge um das Wohlbefinden der Menschheit zu tun. 

COist ein Treibhausgas, aber ein schwaches. Die vom IPCC dem Weltklimarat verbreitete Geschichte, dass eine Erwärmung von mehr als 1.5 Grad dem Planeten Schaden zufügen würde, ist einfach falsch. Sie widerspricht erdgeschichtlicher Evidenz. Die Erdgeschichte belegt, dass wärmeres und feuchteres Klima für die Biodiversität von Vorteil ist. Auch in der viel kürzeren Menschheitsgeschichte korrelieren Warmzeiten mit Blütezeiten antiker Kulturen. Nur Klimamodelle und die darauf basierenden Studien behaupten das Gegenteil. Aber Evidenz ist wissenschaftlich immer höher zu werten als die ausgeklügeltsten Studien und Modelle. Selbst wenn sie von Heerscharen von Wissenschaftlern erschaffen wurden. 

Ebenso falsch ist die Verheissung, dass mit CO2-Reduktionszielen der Klimawandel wirksam verändert werden kann. Diese Behauptung basiert auf völlig unrealistischen Annahmen der Umsetzung.

Das IPCC ist eine Institution der Vereinten Nationen – ähnlich wie die Weltgesundheitsbehörde WHO. Es wurde 1988 gegründet mit der Aufgabe, den menschlichen Einfluss auf das Klima zu untersuchen. Nicht etwa, um alle Mechanismen zu verstehen, welche das Klima bestimmen, sondern nur, um den menschlichen Einfluss zu erörtern. Es kann nicht genügend betont werden, dass das IPCC keine Forschungsinstitution ist. Das IPCC verfasst Sachstandberichte basierend auf weltweit geleisteter Klimaforschung. Diese Sachstandberichte sind Kompendien allerbester Wissenschaft, wenn auch einseitig auf die menschverursachten Faktoren gewichtet. 

Problematisch sind hingegen die Schlüsse, die aus diesen Sachstandberichten gezogen werden. Diese werden von IPCC genehmen Gremien, bestehend aus handgepickten Wissenschaftlern, Behörden- und Interessenvertretern vorgenommen. Hier übernimmt die Politik das Spiel. Und hier werden die berüchtigten „Summaries for Policymakers“, die Empfehlungen an die Politik, geschmiedet. Sie werden möglichst verpflichtend formuliert, obwohl sie nie einen staatspolitisch korrekten Legitimationsprozess durchlaufen haben. 

In den UN-Institutionen sind Vertreter freiheitlicher und wirtschaftlich erfolgreicher Demokratien in der Minderheit. Dort lassen sich leicht Narrative entwickeln, welche die Freiheiten westlicher Länder und deren erfolgreiche Wirtschaft einschränken und gleichzeitig die Wirtschaft aufstrebender Länder stärken. So sind die Profiteure der erarbeiteten Emissions-Reduktionsziele ausgerechnet die grössten Umweltbelaster, namentlich China und Indien. Und die kümmern sich um die Empfehlungen einen Deut. Sie haben die Empfehlungen so mitgestaltet, dass sie ihre Wirtschaft uneingeschränkt und umweltbelastend weiterentwickeln können. Ein Beispiel: Die kürzlich erfolgte Eröffnung einer 1800 km langen Bahnstrecke durch China, nur um in den nächsten Jahrzehnten Millionen Tonnen von Kohle zu transportieren, kann wohl kaum als Beitrag zur Treibhausgasreduktion bezeichnet werden.

Wo hat das angefangen?

Die Auseinandersetzung mit dem Klimawandel hat bereits in den 80er Jahren begonnen. Der Klima-Alarmismus hat allerdings erst mit dem ominösen Film von Al Gore „An inconvenient Truth“ (Eine unbequeme Wahrheit) 2006 so richtig an Fahrt gewonnen. In diesem Film werden die CO2-Emissionen als Quelle allen Übels verteufelt.

Die wissenschaftliche Glaubwürdigkeit bei der Erforschung der Klimamechanismen hat aufgehört, als man begann, CO2 als Schadstoff zu bezeichnen. Bis heute verwenden Aktivisten den Begriff des Schadstoffes, wie gerade jüngst Professor Reto Knutti in besagtem Interview der CH-Medien: „Eine Tonne ausgestossenes CO2 verursacht global einen Schaden von mehreren hundert bis tausend Franken.“ Den „Schaden“ dann gleich noch zu beziffern, entbehrt jeglicher Seriosität. Unwissenschaftlicher geht’s nicht mehr.

CO2 ist ein unverzichtbares Grundnahrungsmittel aller Pflanzen. Ohne CO2 gibt es kein Leben, es ist die Voraussetzung organischen Lebens. Knuttis Aussage ist so falsch, wie wenn man Wasser als Gift bezeichnen würde, nur weil man darin auch ertrinken kann.

Es ist alles ein Mass der Dinge. Zuviel des Guten kann zu viel sein. Es gilt einfach die Relationen zu bewahren. Das ist das Mindeste, was man von einem Wissenschaftler verlangen kann. Im politischen Aktivismus ist dafür jegliches Mass verloren gegangen. CO2 kann man natürlich als Umweltbelastung betrachten, sofern man jede menschliche Aktion als Umweltbelastung sehen will. 

Aber CO2-Emissionen sind vermutlich die unbedenklichsten aller Umweltbelastungen. Übermässig entstehen sie unter anderem bei der Verbrennung von Kohle. Nur entstehen dort noch andere Emissionen, echte Schadstoffe, wie zum Beispiel Schwefeldioxid. 

Die geordnete Abkehr von den fossilen Ressourcen ist ein durchaus sinnvolles Ziel. Das ist aber eine gigantische Aufgabe deren sich die meisten nicht bewusst sind. Es ist völlig absurd zu meinen, das sei allein mit Solar- und Windenergie zu schaffen. Wer das behauptet, ist entweder naiv oder hat eine eigene Agenda. Wenn man die Fossilen substituieren will, muss das mit Ressourcen tun, welche die Umwelt in einer ganzheitlichen Betrachtung weniger belasten, nicht mehr. Wir wissen heute, dass der Ausbau von Wind und Solarkraft eine ganze Kette neuer Umweltbelastungen schafft und zu einem riesigen Rohstoff- und Landverschleiss führt. 

Es ist deshalb höchste Zeit, zu einem ganzheitlichen Denken zurückzufinden, in welchem nicht ausschliesslich CO2-Reduktionsziele zählen, sondern pragmatische, umsetzbare, bezahlbare und nützliche Lösungen erarbeitet werden.  Ökologische Forderungen über ökonomische Realitäten zu stellen, ist falsch. Dieser ideologische Ansatz ist zum scheitern verurteilt. Dieses ganzheitliche Denken ist in der Politik und leider eben auch bei vielen Wissenschaftlern verloren gegangen. Oder war gar nie vorhanden.

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9 thoughts on “Der Klima- und Netto-Null-Wahn”

  1. Diese Ausführungen sind natürlich alle gut nachvollziehbar. Aber all diese Argumente konnte man als informationsdurstiger, unbefangener Bürger seit Jahren schon andernorts immer wieder lesen und hören. Mir ist es im Grunde längst verleidet, immer wieder dieselben Argumente zu verbreiten, aber diese Einstellung ist wahrscheinlich falsch. Denn der von Markus Häring erwähnte Professor Knutti verbreitet seine alarmistischen Botschaften ja auch dauernd auf allen Kanälen, auch weil er dank seiner ETH-Reputation von überall immer wieder angefragt wird. Zu Knutti, mit dem immer wieder persönlich oder via Mail im Kontakt war, ist Folgendes zu sagen: Sein Kriterium, ob jemand – zum Beispiel Björn Lomborg oder Markus Häring – wissenschaftlich glaubwürdig ist, kleidet er in die Frage: Hat denn der (oder die) schon einmal ein ‘peer-reviewed paper’ in einer namhaften wissenschaftlichen Zeitschrift publiziert? Das Problem mit diesem elitären, aber ziemlich dummen Kriterium ist, dass es für gute, vernünftige Politik nicht in erster Linie “peer-reviewed papers” braucht, sondern Einsicht in grundlgende logische Zusammenhänge, wie sie auch im Beitrag von Markus Häring vorkommen. Ich hatte Knutti im Mai dieses Jahres zur irrational überstürzten Leuthardschen Fukushima-Wende mit Atomausstieg in einem Mail geschrieben: “Leider gab es in unserer Regierung kein politisches Genie vom Schlage eines Churchill, der einmal sagte, Sicherheit liege in der Vielzahl der Variablen, die einem als Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung stünden. Für solche unumstössliche politische Weisheit braucht es keine ‘peer-reviewed papers’ als Argumentationsstütze.”

  2. Prima Beitrag.

    “Wenn man die Fossilen substituieren will, muss das mit Ressourcen tun, welche die Umwelt in einer ganzheitlichen Betrachtung weniger belasten, nicht mehr.”

    Ja, das muss das Ziel sein.

    Wie ich aber in meinem Beitrag in der FuW dargelegt habe (soweit das eben in einem Zeitungskommentar möglich ist), braucht es für den Switch zu dekarbonisierter Stromproduktion und den Switch von fossiler zu dekarbonisierter Energie im Energieverbrauch zunächst einmal einen hohen Einsatz an zusätzlicher fossiler Energie. Andernfalls würde die Dekarbonisierung von Wirtschaft und Gesellschaft viele Jahrzehnte in Anspruch nehmen – und exorbitante ökologische und ökonomische Kosten generieren.

    Das heisst, dass wir aktuell mit allen Massnahmen, die die Fossilen einschränken und verteuern, zugleich diese umfassende Dekarbonisierung ausbremsen.

  3. Der von Hans Rentsch erwähnte Prof. Björn Lomborg hat schon vor Jahren den Grund dieses Klimawahns erwähnt: Die mit diesem Wahn verbreitete “Massen-Angst” stellt sicher, dass die “Klimaspezialisten” als Experten vom Staat bezahlt werden, ohne Klima-Wahn wären sie ja arbeitslos …
    Zudem: ein normaler, durchschnittlicher Mensch produziert durch Atmen rund 1000 kg CO2 pro Jahr, momentan also weltweit rund 8 Milliarden Tonnen.
    Als Antwort der Umweltschützer auf diese Erwähnung: hier handelt es sich um natürliches CO2, nicht um menschengemachtes ….

  4. Ein ausgezeichneter Übersichtsartikel, danke Markus.

    “CO2 ist ein unverzichtbares Grundnahrungsmittel aller Pflanzen. Ohne CO2 gibt es kein Leben, es ist die Voraussetzung organischen Lebens…. CO2 kann man natürlich als Umweltbelastung betrachten, sofern man jede menschliche Aktion als Umweltbelastung sehen will….”

    Wie man ein unverzichtbares Grundnahrungsmittel als Umweltbelastung betrachten kann, ist mir ein Rätsel. Im Gegenteil, CO2 sollte als vitale, willkommene Nahrung bezeichnet werden. Dessen Produktion sollte die Menschheit nach Möglichkeit fördern. Lausige 420 ppm in der Luft sind gefährlich wenig, solange weltweit angestrebt wird, CO2 zu eliminieren.

  5. Ich habe zum Abschluss meines – sehr empfehlenswerten – Nachdiplomstudiums MAS in Applied History UZH bei Prof. Tobias Straumann meine Masterarbeit zur Geschichte der Schweizer Klimapolitik geschrieben. Ich setzte mich als Journalist seit 2009 (Climategate!) mit der Klimaforschung und der Klimapolitik auseinander, und ich hörte dabei von Stocker, Knutti & Co immer – wie Hans Rentsch oben schreibt –, das sei einfach Journalismus, keine Wissenschaft. Ich wollte deshalb etwas liefern, was die Hüter des heiligen Grals als wissenschaftlich anerkennen müssen. Knutti hat mir jetzt allerdings erklärt, peer-reviewed sei das noch lange nicht (wenn kein Hüter des Grals die Arbeit zensieren konnte).

    Bei meinen historischen Recherchen stiess ich schnell auf erstaunliche Dokumente, wie die Schweizer seit 1988 den Klimahype befeuerten: Ich begründe und belege in meiner Arbeit die kontrafaktische These, dass es ohne Flavio Cotti, Hans Oeschger und Thomas Stocker das Pariser Abkommen von 2015 wohl nicht gäbe.

    Die Arbeit ist in der Online-Bibliothek der UZH (ZORA) publiziert worden:Flavio Cotti rettet die Welt – Schweizer Klimapolitik 1987–2003

    Und eine Zusammenfassung findet sich im exzellenten Dossier des Schweizer Monats zum Klimawandel:

    https://schweizermonat.ch/die-eidgenossen-retten-die-welt/

  6. Das ist ein sehr guter Artikel von Dr. Markus Häring. Der Klimawandel ist eine Realität und die Menschheit hat eine Mitverantwortung an diesem Wandel. Er bedeutet jedoch nicht das Ende der Welt. Die Klimawandel-Panik und die Besessenheit vom Klimawandel führen dazu, dass wir heute weltweit Billionen Dollar/Euro/Franken für teure, nutzlose und ineffiziente Massnahmen aus dem Fenster werfen. Die Paniker konzentrieren sich nur auf den Klimawandel und ignorieren dabei andere immense Probleme der Menschheit wie Armut, Pandemien, Krankheiten, Analphabetismus, Hungersnöte, Kriege, Konflikte, usw. Das Problem des Klimawandels muss rational angegangen werden. Extreme Haltungen wie Klimawandel-Panik und Klimawandel-Leugnung führen nicht zum Ziel!

    1. Genau. Und solange dies die Medien – insbesondere auch die Oberlehrerinnen und -lehrer der SRG und selbst der NZZ ! – nicht hinterfragen und einsehen, drehen unsere Politikerinnen und Politiker und wir selber im Roten. Und dies leider nicht nur für die Katz’, sondern zum grossen Schaden vor Wirtschaft und Gesellschaft.

  7. Fast alles vom Autor und den Kommentatoren Gesagte ist ja goldrichtig und wichtig. Aber wenn man den Blog hier durchgeht, so findet man zu diesem Thema seit Jahren nahezu identische Botschaften, die anscheinend in Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Mainstreammedien gar nicht ankommen, ignoriert und übergangen werden. Tatsächlich interessant und neu für mich dabei: Die Masterarbeit von Markus Schär.

  8. Der durchschnittliche Mensch atmet pro Jahr 0,5 Tonnen CO2 aus. Damit er das kann, muss er kohlenstoff basierte Nahrung zu sich nehmen. 8 Milliarden Menschen atmen somit 4 Milliarden t CO2 aus. Dekarbonisierung ist der Tod. Gute Nacht.

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