Die Kernenergie sollte das Klimaschutzargument hinten anstellen und eine Anbiederung bei den Neuen Erneuerbaren sein lassen

von Johannis Nöggerath

Das Pariser Klimaabkommen war mit seinen Vorgaben eines sog. NetZero bis 2050 bereits vor Ende des letzten Jahrzehnts hirntot. Die USA stiegen 2016 das erste Mal aus dem Pariser Klimaabkommen aus. Heute zum zweiten Mal. Weitere Hauptemittenten wie China, Indien und Andere sind seit Beginn unter Vorspiegelung noch «Entwicklungsländer» zu sein, gar nie erst richtig eingestiegen. Europa stand von Beginn weg also ziemlich allein da. Und wird dabei immer einsamer.

Es ist für die Welt schlichtweg unmöglich in diesem Jahrhundert auf Kohle, Gas und Öl zu verzichten. Der Weltverbrauch an fossiler Primärenergie beläuft sich derzeit auf ca. 87 %. Bei einem maximalen jährlichen Rückgang der globalen CO2-Emissionen von einigen hundert ‰ (vgl. Bild oben und unseren Beitrag: https://www.c-c-netzwerk.ch/2025/09/17/die-unwahrscheinliche-co2-neutralitaet/) bräuchte es bei linearem Ersatz- oder Einsparverhalten Jahrhunderte bis zur Erreichung von NetZero. Momentan steigt der fossile Verbrauch sogar noch leicht an. Fast 30 COP-Elite-Konferenzen der UNO konnten daran nichts ändern – und werden bis auf weiteres auch nicht viel ändern – ob mit oder ohne Kernenergie. Und ausgerechnet die weltweit grössten CO2-Emittenten, wie die USA, China, Indien sowie Russland setzen weiter und verstärkt auf fossile Quellen – aber auch intensiviert auf Kernenergie. Die Welt wird also absehbar kein NetZero 2050 erleben. Fast niemand macht mit. Man sollte dieser Wahrheit nun endlich ins Antlitz schauen und den desaströs-teuren Irrweg aufgeben – und sich von dem proklamierten «Dekarbonisierungsziel» für die nächsten Dekaden verabschieden.

Ungeachtet obiger globaler Zustandsbeschreibung folgen die verschiedenen Dachverbände, Vereine und Lobbyorganisationen der deutschsprachigen Kernenergie jedoch seit Jahren unverdrossen und standhaft weiter der moralisch verbrämten Klimazielstellung – und signalisierten nun obendrein sogar eine gewisse Kooperationsbereitschaft mit den Neuen Erneuerbaren Energien (NEE).

Nun, ich habe ja selbst auch grösstes Verständnis dafür, dass die vielen, über Jahre oftmals gesellschaftlich geschmähten und geächteten Kernenergie-Organisationen alles geben, um unsere, für die Gesellschaft wichtige, verlässliche und umweltrelevante Kerntechnologie endlich wieder in das hochverdiente energiepolitische Zentrum zu rücken. Insbesondere von jüngeren Mitarbeiter/innen in der Branche kenne ich die ökologischen Anliegen aus direkten Gesprächen. Sie haben ja auch gute Argumente, denn es ist wahr: Die Kernenergie glänzt mit ihrer ausserordentlich guten CO2-Vermeidung unter den verschiedenen Stromerzeugungsmethoden: Mit 24 g CO2/kWh (vom Uranabbau bis zur geologischen Tiefenlagerung der Abfälle) ist das der Goldstandard. Insbesondere bei bester Verfügbarkeit, grösster Stabilität und höchster Energiedichte mit minimalem Platz- und Naturressourcenbedarf. Gleichwohl gilt es die sicherlich wohlgemeinten Avancen der Kernenergie gegenüber dem Komplex “Klimaschutz & NEE” heute kritisch zu überdenken.

Was hat sich seit dem Zenit der Klimapanik des Jahres 2018 verändert?

In den letzten paar Jahren hat die «Klimaangst» stark an Stellenwert verloren. Das ist kaum erstaunlich. Wirtschaftliche und geopolitische Realprobleme Europas – im Hier und Jetzt – verdrängen die planetarischen Klimaängste sukzessive. In Ländern der 2. und 3. Welt wurde der Klimawandel nie als zentrales Problem taxiert. Hausierte man bei uns in Politik & Medien vor einigen Jahren noch mit dem «Konsens von 97% aller Klimawissenschaftler» hinsichtlich des «menschgemachten Klimawandels» und leitete daraus die unbedingte und apodiktische Ermahnung  zum  «Follow the science» ab, so wird man allmählich vorsichtiger: Von höchster IPCC-Autorität musste man nach Erscheinen des aktuellen Berichtswerkes AR6 im 2021 zugeben, dass eine Vielzahl der Klimaprojektions-Modelle «zu heiss» laufen, dass die getroffenen Randbedingungen oft zu unrealistisch sind, und dass die daraus resultierenden Prognoseschwankungsbreiten bereits für das Jahr 2050 – aber erst recht bis 2100 – keine verlässliche Entscheidungsbasis für Politik und Wirtschaft zulassen. Zunehmend melden sich nun namhafte Forscher zu Wort, die wichtige nichtlinear-chaotische und rückkoppelnde Einflüsse, wie z.B. das zeitlich-örtlich komplexe Wolkenverhalten, für prinzipiell nicht modellierbar halten. Weiterhin entwickeln sich verschiedene bisher meist nur unter der Hand gehandhabte Themen zu echten Problemen für das IPCC: Der jahrzehntelang gemessene Anstieg der mittleren globalen Sonneneinstrahldauer kann bislang nicht schlüssig erklärt werden, scheint aber nicht unwesentlich zu einem natürlichen Klimaerwärmungsanteil beizutragen. Die natürlichen und markanten Wärmeperioden der letzten paar tausend Jahre lassen sich einfach nicht mehr wegdiskutieren. Das unzureichend begründete IPCC-Budgetmodell zur zeitlichen CO2-Speicherkapazität im Erdsystem steht zunehmend unter Kritik. Summa summarum: Die Zweifel an der bislang als quasi rein menschgemacht postulierten globalen Erwärmung scheinen sich zu verstärken. Bestehende Unsicherheiten und Widersprüche wurden nicht aufgelöst. Im Gegenteil. Der kürzlich erschienene offizielle Klimazustandsbericht der US-Regierung arbeitet die bisher kleingeredeten grössten Unsicherheiten der Klimawissenschaft und ihrer Modelle heraus – und bestreitet die sog. «Klimakrise». Diese findet danach nicht statt. Konsequenterweise lehnen die US-Autoren die Gefährdungsfeststellung für CO2 als «schädliche Substanz» aus Autoabgasen künftig ab. Die US Umweltbehörde EPA wird das US-Umweltgesetz dementsprechend ändern. (siehe: https://www.c-c-netzwerk.ch/2025/07/31/chris-wright-will-diskutieren-eine-kritik-der-klimawissenschaften/). Das IPCC ist bisher eine Stellungnahme dazu schuldig geblieben.

Warum sollte die Kernenergie aufhören, Klimaschutz als ein Hauptargument zu nutzen?

Das betuliche Dauerbekenntnis der Kernenergieorganisationen zu «Klimaschutz», «Klimafreundlichkeit», «Klimaneutralität» und zur «Erreichung der Klimaziele» ist unter heutigen Randbedingungen aus verschiedenen substanziellen Gründen kaum mehr gerechtfertigt. Es verblasst zunehmend neben der wachsenden Problematik der Energieknappheit, Stromkostenexplosion, Deindustrialisierung, Versorgungssicherheit und Blackoutgefährdung unserer Gesellschaft. Es ist zudem marktstrategisch für die mittel- und langfristige Sache der Kernenergie falsch und schadet der bisherigen Reputation der Geradlinigkeit, des Realismus, sprich des «Gesunden Menschenverstandes « der Kernenergie. Es geht um folgende – auch von der Kernenergie – gern verdrängten Tatsachen:

  • CH-Emissionen sind irrelevant: Kernenergie hilft dem Klima nicht. Insbesondere nicht in der Schweiz mit künftig weniger als 3 GW Kernenergie-Produktionsleistung für vermutlich die nächsten 20 Jahre. Die Schweiz trägt an den globalen CO2– Emissionen winzige 0,07% bei. Wäre die Schweiz morgen von der Weltkarte verschwunden, so wäre das vielleicht im hintersten Kommastellenbereich der globalen CO2-Bilanz der Atmosphäre erkennbar. Ergo: Dem Weltklima wäre das völlig egal. Sinngemäss gilt das auch für Deutschland mit 1,7% am globalen Ausstoss.
  • NetZero 2050 ist nicht erreichbar: Das Klimaziel NetZero 2050 bleibt für die CH (oder in D, wie gewohnt besonders ambitiös bis 2045) eine Illusion. Im Gegenteil werden wir in der Schweiz in Zukunft dringend Erdgaskraftwerke brauchen, um die grösser werdende Winterstromlücke (ohne ausreichende Kernenergie) verlässlich zu überbrücken. Die schweizerische CO2-Bilanz wird dadurch mittelfristig also schlechter werden.Aus globaler Perspektive betrachtet, ist dieses Klimaziel noch wesentlich schlechter erreichbar und auch nicht notwendig. Die inzwischen magische NetZero-Grenze 2050 gibt es nur noch bei den Behörden, der Klima-& Neue Erneuerbaren Energie (NEE)-Lobby und den NGOs inclusive der UNO. Doch niemand mit naturwissenschaftlich gesundem Menschen Verstand kann mehr von der Erreichbarkeit dieses politisch gesetzten Klimaziels ausgehen. Man hat es still und leise bereits aufgegeben und beerdigt. Auch die Kernenergie täte gut daran, der Realität möglichst rasch Rechnung zu tragen – und sich davon zu lösen.
  • 97% der Klimaalarmisten sind KKW-Gegner: Ihre Beteuerung zum effektiven Support der Klimaanstrengungen nutzt der Kernenergie nichts: Die wahren Klimabewegten wählen das grüne Original – und setzen ausschliesslich auf NEE. Kaum jemand, der nicht bereits vorher für Kernenergie war, lässt sich aufgrund des Klimaargumentes heute noch für die Kernenergie überzeugen.
  • Die unheilige Allianz aus Klima- & NEE-Politik vernichtet Industrieressourcen: Industrie und Volkswirtschaften werden in Europa offensichtlich durch Klima- & Energiewende getriebene Strompreise, direkte und indirekte CO2-Steuerabgaben und über die entsprechende Klima-ESG-Bürokratie systematisch ruiniert. Als Resultat wird dem Einzelnen und der Gesellschaft ein an autokratische Systeme erinnernder klima-moralisierender Verhaltenskodex bereits heute abgefordert. Die Kernenergie darf sich nicht durch Befeuerung der allseits verselbständigten Klimapanik zum zusätzlichen Komplizen dieser schändlichen und schädlichen Entwicklungen machen. Wir, als vorwärts gerichtete Kernenergiebranche sind auf eine langfristig gesunde Industrie & freiheitlich agierende Wirtschaft in der Zukunft angewiesen.
  • Klima-& NEE-Politik verarmen die Gesellschaft: Durch die unersättliche Klimaabzocke mit einer immer weiter eskalierenden CO2-Steuerspirale (die auf jedes Gut und jede Dienstleistung durchschlägt), ihren kostentreibenden Zwangsgesetzen und ihrer intransparenten CO2-Zertifikatswirtschaft werden Steuerzahler-, Stromkunden – und sonstige Konsumenten mehr und mehr zur Kasse gebeten. Für nichts. Denn es gibt auch nach 30 COPs (seit 1991, Rio) weltweit noch kein einziges gemessenes Resultat, das auf eine erfolgreiche CO2-Absenkung hinweist. Keines. Und das heute nach global ca. 3’700 GW (install.) Zubau an NEE! Die Kernenergie hatte stets für vernünftige, bezahlbare Stromkosten für Bürger und Unternehmen in der Vergangenheit gesorgt und sollte deshalb auch heute keinesfalls mit diesem klimaschutz-gestützten Raubzug gegen die Gesellschaft kooperieren.
  • Klima-& NEE-Subventionen verhindern neue KKW: Die völlig aus dem Ruder gelaufenen Kosten (vgl. den EU New Green Deal mit 1 Billion €) für nutzlose Klimapolitik mit einer erwiesenermassen unzuverlässigen NEE-Wende vernichten zunehmend unsere industrielle und finanzielle Basis um europäische Kernenergieprojekte zu realiseren. Vorallem aber konkurrenzieren die staatlichen Megaaufwendungen für das ruinöse Kombi-Konstrukt “Klimaschutz & NEE” auf die lange Dauer die wichtige Notwendigkeit staatlicher Anschubfinanzierungen künftiger Kernenergieprojekte. Eine zunehmend geschwächte Volkswirtschaft, unter Umständen morgen auf Schulden basierend, wird dieses national wichtige und langfristige Infrastrukturvorhaben kaum mehr stemmen können. Jeder Franken kann bekanntlich nur einmal ausgegeben werden.
  • Miteinander von Kernenergie, Klimawokismus & NEE rechtfertigt falsche Politik: Die Kernenergie macht sich durch ihre woke Klimabesorgtheit ungewollt zum Komplizen und Unterstützer einer ausufernden NEE-Branche, der das Pseudo-Klimaschutzargument allmählich als fast einziges und letztes Existenz-Rechtfertigungsinstrument verbleibt.  

Fazit:

Während der letzten 2 Jahrzehnte hat eine sinn-, substanz- und ergebnislose Klimaschutzpropaganda ausschliesslich einem zügellos wuchernden subventionierten NEE-Aufbau genutzt. Leider aber in keiner Weise der Kernenergie oder gar dem Klima. Trotz langjähriger Klimasteuer-Abzocke und einer halben Billion € schweren EEG-Subventionen liess sich im Erneuerbaren-Pilotland Deutschland kein Durchbruch zur NEE-Rentabilität (sprich Subventionsfreiheit) erreichen. Abartig teure Import-/Export-E-Markt-Preisexzesse nach oben und nach unten bestimmen die Tagesordnung. Zudem hat in diesem Jahr der Iberoblackout die kontinuierlich wachsende Anfälligkeit und Schwächung unseres Stromnetzes durch zu hohe NEE-Anteile demonstriert (siehe: https://www.c-c-netzwerk.ch/2025/05/11/iberoblackout-instabilisiertes-netz-aufgrund-zuviel-erneuerbarenstroms/) . Trotzdem reisst ein hysterisch anmutender europäischer Klimafanatismus mittels ungebremstem NEE-Ausbau weiterhin Wirtschaft und Industrie gnadenlos in den Abgrund.

Aufgrund der verschiedenen marktwirtschaftlichen Interessenslagen, die gegensätzlicher nicht sein können, kann es kein Miteinander von Kernenergie und den klimaschutz-gepamperten NEE geben. Aus marktwirtschaftlicher Perspektive der NEE war und ist die Kernenergie (neben Kohle) seit 2 Jahrzehnten der Feind Nr. 1. Die subventionsabhängigen, mit Klimaangst und Subventionseuphorie operierenden NEE haben keinerlei Interesse an einer – für sie ewig existenzbedrohenden – Marktaufteilung mit der mittel- und langfristig stets rentablen Kernenergie. Aus diesem Grund wird es auch keine Kombination aus grossen Anteilen NEE und Kernenergie geben. Never. Deshalb ist die Kernenergie gut beraten, ihren NEE-fördernden inklusiven Klima-wokismus so rasch wie möglich aufzugeben – und auch kein «Miteinander» oder Appeasement mit den NEE anzustreben. Ganz im Gegenteil: Im Interesse der nationalen Volkswirtschaften ist Ablehnung des sinnlosen Weiterso bei fortschreitender Klima- und NEE-Kostenlawine die einzig richtige Antwort. Das hat nichts mit Enstirnigkeit, Bunkerdenken oder Respektlosigkeit zu tun. Sondern allein mit dem Schutz unserer wirtschaftlichen Basis für die Zukunft.

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10 thoughts on “Die Kernenergie sollte das Klimaschutzargument hinten anstellen und eine Anbiederung bei den Neuen Erneuerbaren sein lassen”

  1. Der Bevölkerung ist nicht bekannt was modernste Kernkraftwerke leisten, und sie hält die NEE Energiequellen für die optimale Lösung. Ebenso wenig ist bekannt, dass die Klimaerwärmung von vielen Faktoren abhängt, die menschliche Aktivität allein ist daran nicht zu 100% schuldig. Die heutigen Klimamodelle sind immer noch unvollständig (Wolkenbildung, höhere Sonneneinstrahlung, 60 jährige Erwartungszyklen im Nordatlantik und Nordpazifik, maritime Vulkanausbrüche etc.). Die Bevölkerung wird durch die Massenmedien stark beeinflusst und diese sind ihrerseits zu wenig genau, zu wenig kritisch informiert. Fossile Brennstoffe schrittweise ersetzen ist okay, aber dazu braucht es mindestens ein ganzes Jahrhundert.

  2. Johannis Nöggeraths aktueller Beitrag ist etwas vom Besten zu den Themata Energie, Klima und Politik.
    Im übrigen bin ich der Meinung, dass Maestro Nöggerath den IPCC- Vorsitz übernehmen sollte.

    1. Danke Helmut für dein Vertrauen….
      Einige Leute würden allerdings annehmen, man würde damit den “Bock zum Gärtner” machen.

  3. Kernenergie und Neue Erneuerbare – die Definition einer „one sided love affair“ – je eher die KE-Befürworter und die Branche den Kuschelkurs und ihre Miteinander-Illusion aufgeben, desto grösser die Chance, dass sich die Debatte um die künftige Stromversorgung an sachlichen Kriterien, wie Pragmatismus, Machbarkeit und Finanzierbarkeit und nicht an ideologisch gefärbten „Werten“ orientiert. Stop chasing rainbows!

  4. Vielleicht sollten rechtsbürgerliche Politiker (falls es noch solche gibt) auf Eidg. Ebene mal die Frage stellen, wieviel Geld Bund, Kantone und Gemeinden, Unis, Hochschulen und Fachhochschulen und die Wirtschaft schon für die sog. Energiewende ausgegeben haben. Das führt schnell zum Schluss, dass die wirtschaftliche und ökologische Komponente der Nachhaltigkeit nicht erfüllt sind.
    Die JuSo Initiative, die Geld von den Reichen für den Klimaschutz verteilen/abzocken will, wird zeigen, wie die Bevölkerung über den Klimaschutz denkt. Und: Es gibt noch Kreise, die das EU-Schweiz-Paket befürworten, weil die Schweiz damit den Green Deal übernehmen ‘darf’ bzw. muss.

  5. Der NEE-Hype ist in der Schweiz schon nach dem Zenit, die Bevölkerung erkennt ihre Limiten und die Politiker werden folgen. Das grösste Problem für grössere Projekte jeder Art in der Schweiz ist die juristische Selbstlähmung: mit Einsprachen und Gerichtsverfahren kann auch jedes kleinere Projekt, egal ob Stausee, Strasse, Stadion, Wohnüberbauung durch unendliche Verzögerung praktisch verhindert werden, egal, wieviele Volksabstimmungen dafür waren. Das muss aufhören.
    Für Kernenergie kommt noch das wirtschaftliche Klumpenrisiko hinzu, selbst koreanische Reaktoren wie in den VAE würden jetzt rund 5 Mia. CHF pro GW installierte Leistung kosten und eine lange Amortisationszeit benötigen. Schwierig für die opportunistischen Eigentümer (Kantonsregierungen) von Axpo, Alpiq und BKW und deren Manager, die zur Zeit lieber Strom importieren und punkto Versorgungssicherheit nutzlose Schein-Investitionen in ausländische Wind- und PV-Parks tätigen.

    1. Herr Strauman, danke für Ihren Kommentar. 5 Mia/ GW(e) sind eigentlich nicht besonders hoch. Das wäre gut stemmbar und bei den heutigen Marktpreisen auch in vernünftiger Zeit amortisierbar.
      Aber was wären Ihre Vorgehensschritte in dieser verfahrenen Situation, um die Verzögerungen zu verhindern – ohne die Volksrechte zu beschneiden?

      1. Sie haben Recht, der erzeugte Strom wäre dank der enormen Menge sehr günstig, wie auch Prof. Manera schon vorgerechnet hat. Aber 7 Mrd. im Voraus für einen 1450 MW el Reaktor sind halt ein grosser Happen. Da müssen die Axpo / BKW / Alpiq ein Konsortium bilden. Ch. Brand (Axpo) hat mal in einem Interview gesagt, die Axpo würde doch nicht (allein) in ein KKW investieren, um den Strom auch ausserhalb ihrer Eigentümerkantone günstiger zu machen!
        Also braucht es ein Bekenntnis und ggf. eine gesetzliche Vorgabe, dass Strom eine strategische Ressource ist und zwecks Versorgungssicherheit zum grössten Teil stetig und steuerbar im Inland erzeugt werden muss. Eidg. Energiegesetz, Art 2, Abs 1 und 3 entsprechend anpassen, die 35 TWh aus NEE bis 2035 (gem. Abs.1) werden ohnehin nicht erreicht. Richtwert für Winterimport (Abs. 3) gegen 0 absenken (anstatt aktuell 5 TWh). Planwirtschaftliche Verbrauchsreduktionsziele (Art. 3) streichen, sonst wars das mit KI und neuen Rechenzentren.
        Lieber regelmässig, und dank Speicherseen mit Profit, Stromüberschüsse ins europ. Netz exportieren als ständig von dessen Funktion für Importe abhängig sein.

      2. Gerichtsverfahren: 1. Beschleunigen, es kann nicht sein, dass eine Zweitinstanz allein zwei Jahre braucht bis sie entscheidet (Bsp. Stadion ZH). Alle Kommunikation per Papier und Post und Antwortfrist 30 Tage für jeden Verfahrens-Schritt ist obsolet.
        2. Kreis der Einspracheberechtigten einschränken, v.a. von Verbänden.
        3. Beschwerdeverlierer sollen mehr zahlen müssen als nur die Verfahrenskosten, wenn sie das Verfahren in die Länge gezogen haben, d.h. auch Einsprecher sollen ein Interesse an schnellen Verfahren haben.

  6. Sehr guter und treffender Beitrag. Teile die Position von Johannis N.. Im Zusammenhang mit NetZero bzw. Dekarbonisierung vom “Klimaziel” zu sprechen, ist an sich gar nicht zulässig – so schlecht wie der Zusammenhang von anthropogenem CO2 und Erdwärme inzwischen bekannt ist (bzw. eben nicht). Aber diesen Neusprech bringen wir wohl nicht mehr weg, jedenfalls noch nicht in wenigen Jahren.

    Und mit dieser Bemerkung melde ich mich aus den Ferien zurück!

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