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McKinsey bringt das WEF in Davos zum Nachdenken über die Entkarbonisierung

Auch wenn es Vorbehalte gegenüber McKinsey als globaler Strategieberater gibt, muss doch anerkannt werden, dass er eine reiche Quelle an Informationen und Analysen ist. So spielte er seine Rolle als bedeutender Unterstützer des World Economic Forum (WEF) in Davos und veröffentlichte im vergangenen Sommer einen wichtigen Bericht, der sich endlich den physischen Realitäten der Dekarbonisierung widmet.

Dieser McKinsey-Bericht hat drei Qualitäten: seine Herkunft, seinen Inhalt und seine Tragweite. Niemand wird weder die Elemente noch den Mut haben, seine Kompetenz in Frage zu stellen, und man wird erkennen müssen, dass kein Papiertiger, ob Rede oder Gesetz, irgendeine Dekarbonisierung erreichen wird, weder in Umfang noch in der Zeit. Der Bericht zeigt, dass die zu implementierenden Technologien so komplex und lückenhaft sind, dass die Dekarbonisierung und die Energiewende, wenn sie denn überhaupt erreichbar sind, viel Zeit in Anspruch nehmen werden, ohne dass ihr Resultat vorhersehbar ist.

Es genügt, die Executive Summary dieses Berichts zu lesen, da sie sogar für Menschen mit Behinderungen im Bereich Wissenschaft und Technologie verständlich ist. Bemerkenswert ist, dass darin offen eingeräumt wird, dass die bisherigen Bemühungen nur Kleinigkeiten sind, die aus der Ernte leichter Früchte hervorgegangen sind, und dass es nicht ausreicht, in gängige Technologien zu investieren, um die notwendigen Übergänge zu vollziehen, auch nicht in grossem Umfang und mit hoher Geschwindigkeit. Im Gegenteil, es könnte sich als kontraproduktiv erweisen, wenn der notwendige Fortschritt durch partielle, hinkende und zu schnell obsolete Lösungen vorweggenommen wird.

Das gesamte Problem wird mit der Identifizierung von fünfundzwanzig Herausforderungen angegangen (siehe Abbildung oben), von denen nur drei in der korrekten Einführung etablierter Technologien bestehen, die auf keine grösseren Hindernisse stossen, auch wenn der Umfang dieser Einführung nicht trivial ist (Anzahl der Elektrofahrzeuge und Wärmepumpen). Zehn weitere erfordern nicht nur die Beschleunigung des Einsatzes bekannter Technologien, sondern vor allem die Skalierung der entsprechenden Infrastruktur (z. B. Stromnetz) und die Verfügbarkeit der damit verbundenen Rohstoffe (z. B. Lithium). Und bei den verbleibenden zwölf Herausforderungen weiss heute ehrlich gesagt niemand, welche Konturen sie annehmen werden, weil die derzeitigen Leistungen lückenhaft sind – ein Euphemismus für “überhaupt nicht ausgearbeitet” – und weil sie die Berücksichtigung grosser Interdependenzen erzwingen. In diese Kategorie fallen die industriellen Grundpfeiler unserer modernen Gesellschaft: Stahl, Zement, Kunststoffe und Ammoniak. Dazu gehört auch der Umgang mit den intermittierenden und saisonalen Schwankungen der sogenannten erneuerbaren Stromquellen.

Abgesehen von dieser notwendigen Kategorisierung der Herausforderungen wird beim Lesen dieses Berichts deutlich, dass Ziele wie “Netto-Null bis 2050” oder “nicht mehr als 1,5 °C” oder “keine Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor ab 2035” nur einer schlecht durchdachten Politik dienen, die nur diejenigen verpflichtet, die sie glauben, nicht aber diejenigen, die sie zum Glauben bringen. Der Bericht vermeidet auch eine grosse Klippe, nämlich die der wirtschaftlichen Bewertung. Man kann das bedauern, weil es wichtig ist, aber man muss zugeben, dass diese Übung unmöglich ist, zumindest wenn man sie ehrlich durchführen möchte. Die Billionen und Trillionen, die den Entscheidungsträgern zum Frass vorgeworfen werden, motivieren nicht viele seriöse Investoren: Deshalb werden öffentliche Gelder in Anspruch genommen, die von den Steuerzahlern aufgebracht werden und die nur weit hinter dem Bedarf zurückbleiben können, ohne die erhoffte Hebelwirkung zu erzielen – eine weitere Verschwendung.

Es gibt eine Alternative zu diesem grandiosen Zirkus: Verzicht auf eine Energiewende unter Dringlichkeit und um jeden Preis, Aufgabe des Planungsanspruchs für eine Zukunft, die nicht weniger ungewiss ist als je zuvor, Förderung von Forschung und Entwicklung auf höchstem Niveau ohne Ergebnisvorgaben, während gleichzeitig unbedeutenden Projekten der Geldhahn zugedreht wird, und vor allem Anpassung an die Auswirkungen einer unausweichlichen globalen Erwärmung. Das ist bereits ein umfangreiches Programm, das Nüchternheit seitens der nach traurigem, weil sinnlosem Ruhm dürstenden Führungskräfte voraussetzt. McKinsey verdient Anerkennung für den Mut, mit den Füssen in die Lache zu treten, was sicherlich seine Zuhörerschaft aufspritzen wird, die eher an Bestätigungsbias als an unverblümte Kritik gewöhnt ist.

Was wäre, wenn der “Geist von Davos” in die richtige Richtung wehen würde, nämlich in die der Realitäten?

McKinsey Studie: https://www.mckinsey.com/mgi/our-research/the-hard-stuff-navigating-the-physical-realities-of-the-energy-transition

(Aus dem französischen Original mit Hilfe von Deepl.com übersetzt und danach korrigiert)

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5 thoughts on “McKinsey bringt das WEF in Davos zum Nachdenken über die Entkarbonisierung”

  1. Es ist gut , dass die Kernmessages langsam ankommen. Allerdings wundert mich, dass der Begriff Energiwende (energy transition) auch da verwendet wird. Eine Wende gibt und gab es schlicht nie (ausser in politischen Dogmen). Noch nie hat eine neue Energieressource die vorhergehende abgelöst, das war weder bei der Kohle, Kohlenwasserstoffen und der Kernenergie der Fall. Und wird aus nicht bei den Erneuerbaren sein. Von allen Ressourcen brauchen wir heute, in absoluten Zahlen, soviel wie noch nie zuvor . Der Begriff “Energiediversität” wäre angebrachter!

  2. Aber auch der McKinsey Bericht fokussiert nur auf das eine Thema: Die Reduktion der CO2- Emissionen. Niemand, aber überhaupt niemand mehr überlegt, ob das überhaupt eine sinnvolle Sache und ein sinnvolles Ziel ist.

    CO2 ist die unverzichtbare Grundlage allen Lebens. CO2, auch in doppelter Konzentration ist kein Problem, und höhere Temperaturen (soweit sie überhaupt massgeblich von CO2 gesteuert werden) sind für die Bioversität und das Wohlergehen unseres Planeten kein Problem. Im Gegenteil, die geologische Evidenz zeigt, dass CO2 nie ein massgeblicher Klimatreiber war, und dass es der Biosphäre seit ihrer Existenz in wärmeren Temperaturen als heute immer besser ging.

    Ich wäre dankbar, wenn mir mal jemand ganz unvoreingenommen erklären könnte, ob das ganze Theater nicht nur eine ganz, ganz enge Sichtweise aus der gegenwärtigen vermeintlichen Komfortzone ist.

    1. Endlich traut man sich wieder an den Kern der Sache heran. Natürlich ist nicht CO2 massgebend für das Klima, sondern Wasser / Wasserdampf, welches durch latente Wärme, also Verdampfung und Kondensation, Wolkenbildung usw. die Wärmebilanz an der Erdoberfläche massgeblich prägt. Abgesehen von sehr kalten Polargebieten ist generell viel mehr Wasserdampf in der Troposphäre als CO2. Eine Verdoppelung von CO2 in der Atmosphäre bewirkt ~ 0.7°C Erwärmung, sofern eine gemittelte Temperatur überhaupt Sinn ergibt. Erst wenn man zuerst alle übrigen Einflussfaktoren auf die Temperatur ausschliesst, d.h. als strikt konstant annimmt, dann aber verstärkende Rückkopplungen des CO2 postuliert, kann man überhaupt einen bedeutende Erwärmung durch CO2 herbeischreiben. Wahrscheinlich prägen die – noch nicht gut verstandenen – ozeanischen Strömungen und deren sehr langsame Fluktuationen die viel masse-ärmere Atmosphäre, nicht umgekehrt. Für Menschen und andere höhere Lebewesen sind auch nicht die Temperaturänderungen problematisch, sondern lokaler Mangel / Überfluss an Wasser, also Dürre oder Überflutung.
      Die CO2-Legende wurde massgeblich von Politikern gepusht, die zu diesem Zweck den IPCC schufen und mit dem ‘globalen CO2-Budget’ ihre Träume von zentraler Planwirtschaft und damit Machtausübung in die Tat umsetzten und damit ein riesiges Bürokratiemonster erzeugten, dessen katastrophale Auswirkungen allmählich offensichtlich werden.

    2. Ich sehe einen wesentlichen Grund, die Reduktion der CO2-Emissionen in den Vordergund zu rücken, unabhängig von der Bedeutung fürs Klima: Damit die Kernenergie wieder den Stellenwert im Energiemix bekommt, den sie aufgrund der Stromversorgungsicherheit, der geringen Umweltbelastung und des erzielbaren geringen Strompreises verdient. Die Reduktion der CO2-Emissionen ist das beste Argument in der Diskussion mit Leuten ohne entsprechenden Vorkenntnissen.

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