Erst wenn man sich den alten Milton Friedman wieder mal zu Gemüte führt, realisiert man, in welch ausweglose Sackgassen wir uns mit Regulierungen und überforderten Regulierungsbehörden manövriert haben. Die solide und vernünftige Energiepolitik der Schweiz wurde, infiziert von einer Klima- und Atomangst-Hysterie, völlig aus dem Ruder gebracht. Nun werkelt man nur noch an einer Schadenbegrenzung, statt an einer kompletten Umorientierung und einer Rückkehr zur alten, erfolgreichen Energiewirtschaft, die wir mit Wasserkraft und Kernenergie hatten: Sicher, bezahlbar und umweltfreundlich. Reply
Bei uns gilt Milton Friedman nichts. Bei uns bestimmt der Souverän, und der hat noch nie von Milton Friedman gehört. Der Souverän hat im Mai 2017 dem Energiegesetz zugestimmt, wo im Anhang das Neubauverbot für AKW steht. Da bei uns die Energiewirtschaft und die Hochschulen staatlich sind, fahren alle auf dem Leuthard-Simonetta-Gleis weiter. Die Verwaltung, zu der die ElCom auch gehört, muss dieselbe Linie vertreten. Während in anderen Ländern eine neue (oder alte) Regierung unter neuen Umständen eine rasche Kehrtwende machen kann, braucht es bei uns 10 oder mehr Jahre, bis eine Fehlentscheidung revidiert werden kann. Immer hängt das Damoklersschwert von Initiativen und Referenden über der Arbeit des Gesetzgebers. Volksentscheide haben eine derart hohe Legitimation, dass Politiker nur ungern wagen, daran zu rütteln. Das EMG wurde 2002 mit 52,5% Nein abgelehnt (Parlament 91% Ja). Bis heute wagt niemand den zweiten Schritt der Liberalisierung! Urs Meister, ElCom-Chef, war früher bei Avenir Suisse und ist ein sehr kompetenter Ökonom. Der kennt Milton Friedman. Aber er agiert im Korsett dessen, was möglich ist. An der kürzlichen Energy Week der ETH referierte er und forderte mehr Preis-Flexibilität, damit relative Knappheiten zu den richtigen Anreizen führen. Das Referat ist online beim Energy Science Center der ETH abrufbar. Reply
1. Regulierungen bringen nicht das gewünschte Ergebnis und führen darum immer zu weiteren Regulierungen, welche nicht das gewünschte Ergebnis bringen und darum zu weiteren Regulierungen führen, welche nicht das gewünschte Ergebnis bringen und für diese gilt 1. Reply
Schon mal davon gehört, dass Regulierungen erst wegen Marktversagen überhaupt nötig werden? Jüngstes Beispiel die Privatisierung des Wassermarktes in England, die zu völligem Chaos führte (dem Schottland nicht folgte und deshalb heute wesentlich besser da steht – billiger, sauberer, verfügbarer!). Und der Energiemarkt war bekanntlich nie ein völlig freier Markt – auch in der Schweiz mit Wasser- und Atomstrom nicht! Reply
Lieber Herr Rehsche, Sie haben von Regulierungsökonomie offensichtlich keinen blassen Schimmer. Nur ganz wenige Regulierungen sind nötig, um Marktversagen zu korrigieren, weil wir leider fast nirgendwo noch freie Märkte und freien Wettbewerb haben. Die meisten Eingriffe des Staats erfolgen zum Schutz von irgend etwas oder von irgend einer Gruppe – und dabei ist Regulierungs- und Staatsversagen aus politökonomischen Gründen (s. z.B. The Logic of Collective Action von Mancur Olson u.v.a.) auch in demokratischen Entscheiden systemimmanent. Überwinden Sie sich jetzt endlich einmal und tun Sie etwas für ihre (echte) Bildung: Lesen Sie: Bader, Roland (2020, ursprünglich 2002), Totgedacht: Warum Intellektuelle unsere Welt zerstören, Lichtschlag Edition Klassiker, 2020. Sie werden sich da fast auf jeder Seite selber erkennen… 😉 Reply
Lieber Herr Saurer So recht haben Sie wieder. Es sind die Ingenieure und Techniker, welche unsere Stromversorgung sicherstellen und nicht die Intellektuelle, und darunter zähle ich die Ökonomen. In der heutigen Strommarktordnung verdienen die Händler das grosse Geld, siehe Axpo und co. Nun finden sogar liberale Politiker das unverschämt, und wollen die Boni der Geschäftsleitung beschränken. Und die SVP ruft nach einem Stromgeneral, was schlagen Sie nun vor, glauben Sie wirklich, dass eine vollständige Liberalisierung zum Bau von neuen KKW führen wird? Wohl kaum, alle Akteure haben verstanden, dass man nun mit Flexibilität viel Geld verdienen kann, und KKW diese Fähigkeit kaum besitzen. Reply
Lieber Herr Huber Man sollte den Strommarkt – oder sagen wir: den Bereich der Stromversorgung eines Landes – besser nicht ohne Ökonomen organisieren wollen… heute haben wir den Salat, den vorwiegend Politiker und eine willfährige Branche angerichtet haben. Der Handel spielt eine sehr wichtige Rolle. Es ist in Ordnung, wenn damit auch Geld verdient werden kann. Mit den Boni hat das für sich noch nichts zu tun. Die Besitzer der Werke sind selber schuld, wenn sie ihre Manager vergolden. Aber daran krankt die Energieversorgung nicht. Eher daran, dass in den Verwaltungsräten ev. verdiente Politiker sitzen, die aber von der Branche keine Ahnung haben. Das alles hat jedenfalls mit Marktwirtschaft rein nichts zu tun. Die SVP ruft schon lange nicht mehr nach einem Stromgeneral – sie hat ja BR Albert Rösti an den Schalthebeln. Dieser agiert geschickt, hat aber seinen Augiasstall in der Verwaltung noch nicht ausgemistet. Ich denke da v.a. an die esoterische “Forschung”, die Millionen verschlingt, um uns eine schlechte Lösung akzeptabel erscheinen zu lassen. (Das habe ich in diesem Blog schon x-mal erklärt und belegt.) Man kann sich privatwirtschaftlichere oder etatistischer Versorgungslösungen vorstellen. AKW braucht die Schweiz auf Dauer sowieso in jeder Lösung. Der Verzicht auf AKW kostet die Schweiz exorbitante (Opportunitäts-) Kosten. Ihr Punkt mit der Flexibilität ist zu kompliziert, um hier in einer Zeile abgehandelt zu werden. Die Ursache von astronomischen Spitzenpreisen (z.B. eben für Regelstrom) liegt jedenfalls im Flatterstrom – und wird mit weiteren Zubauten immer schlimmer.
Lieber Herr Maurer, pardon Saurer! Schön, dass wenigstens einer wie Sie den Durchblick hat, gratuliere! Und vielen Dank auch für Ihre Literaturtipps – aber es gibt in dieser Welt Schlaueres zu lesen, zum Beispiel Rutger Bregman «Im Grunde gut». In diesem Sinn Danke für Nichts! Reply
Ja, Sie können sich die Ironie sparen, ich habe in der Tat den Durchblick in theoretischer und angewandter Regulierungsökonomik. Seit meinem Studium, in dem ich schon eine Arbeit über die Regulierung des Güterfernverkehrs verfasst habe, bearbeite ich Fragen der Regulierung – und zwar in erster Linie in Netzsektoren. Meine Tätigkeit in Netzsektoren habe ich nur für 5 Jahre unterbrochen, in denen ich Leiter Produktemärkte im Sekretariat der Weko war. Es würde mich schon interessieren, was Sie zum Crack in Energiefragen und in – noch schwieriger – Energie-Regulierungsfragen gemacht hat. Die Lektüre von Bregman gehört vermutlich nicht dazu.
Wir sind effektiv in einer verfahrenen Situation und das seit der Annahme des StromVG! Mit dem neuen Stromgesetz gibt es Zielvorgaben für neue Erneuerbare, die alles nur noch viel teurer machen werden, weil dadurch die Stromnetze verstärkt werden müssen und noch mehr Flexibilität benötigt wird. Wir bräuchten eigentlich einen totalen Reset in der Organisation der Stromversorgung. Das ist politisch undenkbar. Axpo und BKW werden nur neue KKW bauen, wenn die Eigentümerkantone sie dazu zwingen. Sie sind aber nicht mehr direkt vertreten in den VR dieser Gesellschaften. Diese Kantone müssten wie früher wieder langfristig denken und nicht vor allem mit Dividenden für die nächsten 5 Jahren rechnen. Solange die Schweiz genug Strom vom Ausland im Winter importieren kann und die Kosten dafür nicht massiv steigen, wird der Mindset in der Politik und Gesellschaft sich kaum verändern. BR Rösti wird leider wie Don Quijote gegen Windmühlen kämpfen und für KKW erfolglos werben … Reply
Sehe ich genauso. Variable Einspeiser wie PV und Windkraft verursachen erfahrungsgemäss sehr hohe Kosten für die Netzintegration, sobald ihr Anteil an der Stromversorgung eine gewisse Grenze überschreitet. Es gibt eine Faustregel, wonach diese Grenze ungefähr dem Kapazitätsfaktor des betreffenden Erzeugers entspricht (1). Für PV liegt der Kapazitätsfaktor in der Schweiz bei durchschnittlich ca. 11 % (2), für Windkraft bei ca. 19 % (3). Es ergibt also keinen Sinn, den Anteil an PV und Windkraft über diese Grenzen hinaus treiben zu wollen. (1) R. Partanen, J.M. Korhonen: Climate Gamble, 2017 Edition, Seite 83 (2) https://www.bfh.ch/dam/jcr:6c4037bd-a708-4941-b509-e6d06b0c4c4b/sweet-edge-discussion-paper.pdf (3) https://www.c-c-netzwerk.ch/2019/06/24/schweiz-windenergie-stromproduktion-2018/ Reply
Mein Kommentar enthält gemäss WORD 1715 Zeichen ohne Leerstellen bzw. 1993 Zeichen mit Leerstellen. Weshalb wird er mit Verweis auf die Limite 2000 Zeichen zurückgewiesen? Reply
Es muss etwas elektronisch schief gegangen sein – ich sehe Ihren Kommentar auch nirgends…. bitte noch einmal eingeben. Merci. Gruss, M.S. Reply
Geht immer noch nicht. WordPress>Fehler: “Kommentar ist zu lang. Bitte halten Sie Ihren Kommentar unter 2000 Zeichen. Kehren Sie zur Blog-Seite zurück” Max Fischer hat den folgenden Text per Mail eingereicht: Replik zum Kommentar M. Saurer, 26.12.2024, 17:17 Markt kann je nach Fall unproblematisch sein oder grossen Schaden anrichten. Leider müssen meine Erläuterungen der 2000-Zeichen-Limite zum Opfer fallen. Unser Stromversorgungssystem ist ein Spezialfall. Es ist ein lückenlos zusammenhängendes technisches System, eine einzige Maschine, die zu jedem Zeitpunkt auf hundertstel Sekunden genau exakt überall so viel Strom liefern muss, wie von den Verbrauchern abgezogen wird, und zwar auch dann, wenn das Ausland keinen Strom liefert. Es ist absurd, eine solch hoch komplexe und systemkritische Maschine in unserem kleinen Land auf viele wirtschaftlich selbständige Unternehmen (Axpo, BKW, Swissgrid, Stauseebetreiber etc. etc.) ohne gemeinsame Führung aufzuteilen, wobei bei den hoch subventionierten und meist stillstehenden Windkraft- und PV-Anlagen die Subventionen bei der einen Organisation und ein Grossteil der Kosten bei einer anderen anfallen. Das schadet der Schweiz. Wir haben es eben erlebt. Weil die BKW die 220 Mio. CHF für die Nachrüstung von Mühleberg einsparen wollte und erst noch das systemkritische AKW unnötigerweise zerstören liess, schlug die ElCom Alarm, worauf der Bund für ca. 470 Mio. CHF das fossil betriebene Notkraftwerk Birr bauen und für 4 Jahre mieten musste, sowie sich für diesen Zeitraum mit ca. 430 Mio. CHF in Wasserkraftreserven und Notstromgruppen einmieten musste (vgl. Bericht Kiener). Das alles, um möglicherweise keine einzige kWh an Strom zu produzieren, sofern D und F noch genügend liefern. Eine absolute Katastrophe, und alles nur, weil die Maschine «Stromversorgung» keine gemeinsame operative Führung besitzt, welche die Stilllegung von Mühleberg hätte verhindern können. Der Bundesrat kann diese operative Führung nicht übernehmen, da er nicht über die nötige Fachkompetenz und Eingreifmöglichkeiten verfügt. Deshalb ist die vollständige Initiative «Blackout stoppen» so wichtig. Es genügt bei weitem nicht, bloss das KKW-Neubauverbot aufzuheben. Reply
Was Sie da beschreiben, ist allerdings pures Staatsversagen – hat also mit Markt und Marktversagen so gut wie nichts zu tun. Ich sage übrigens nicht, dass wir die Stromversorgung am besten dem Markt überlassen sollten. Das ist ev. gut, ev. auch nicht gut. Reply