Ergänzung zu Peter Morf, Nebelspalter: Störfaktor Realität

Beat Jans, Regierungsratspräsident BS

Bitte lesen Sie den Beitrag von Peter Morf im Nebelspalter online von heute: “Störfaktor Realität” (Bezahlschranke).

Der Autor mockiert sich über den eventuellen Bersetnachfolgekandidaten Beat Jans, der sich an einer Demo in Basel populistisch-opportunistisch mit der “Klimaschutzheiligen” Greta Thunberg getroffen und dieser zugesichert hat, ihre «End fossil finance» Aktion unterstützen zu wollen. Nach dieser Aktion dürften die Banken keine klimaschädlichen Projekte der Oel-, Gas- und Kohleindustrie mehr finanzieren.

Greta Thunberg an der Demo in Basel / “End fossil finance”

Morf weist darauf hin, dass nach wie vor über 80 Prozent der weltweiten Energieversorgung auf fossilen Energieträgern beruhen, und deren Anteil kaum sinke, sondern stabil sei. Wenn sich nun die entsprechenden Unternehmen nicht mehr an den Finanzmärkten finanzieren könnten, so komme die Förderung fossiler Brennstoffe früher oder später zum Erliegen oder werde zumindest massiv beeinträchtigt. Die Energiepreise würden markant steigen und die mittleren und niedrigen Einkommen am stärksten getroffen. Hand in Hand mit den steigenden Preisen drohten Versorgungsengpässe, die kurzfristig kaum zu kompensieren wären und enorme Schäden anrichten würden.

Dieser Realität verweigern sich nach Peter Morf nicht nur Greta Thunberg sowie ihre Aktivisten und Beat Jans, sondern auch das Energy Science Center der ETH (!) und das vom Stimmbürger kürzlich angenommene Klimaschutzgesetz. In der Tat beauftragt das KlG den Bundesrat, die Finanzbranche in Richtung Nachhaltigkeit zu regulieren, was aber in der Diskussion vor der Abstimmung fast gänzlich unbeachtet geblieben ist.

Meine Ergänzung:

“End fossil finance” bremst auch die Dekarbonisierung und den Klimaschutz aus!

Natürlich hat Peter Morf diesen wichtigen Punkt nicht vergessen, sondern ihn einfach in seinem Artikel nicht auch noch untergebracht. Das Argument, obwohl fast trivial, geht aber immer wieder vollständig vergessen:

  • Um die Stromversorgung zu dekarbonisieren – konkret zum Ersatz von fossil-thermischen Kraftwerken – benötigen wir zuerst CO2-emissionsarme Stromerzeugungsanlagen, also mehr Kernkraft- und mehr Wasserkraft (mit Verlaub: der grösste Teil der Photovoltaik- und der Windenergie wird sich in der Schweiz auf Dauer als unnütze, aber exorbitant teure Beilage herausstellen, als Energiesenke, als “stranded investment”). Die Dekarbonisierung der Stromproduktion benötigt aber in jedem Fall enorme Mengen von fossiler Energie.
  • Und um die gesamte Wirtschaft und Gesellschaft zu dekarbonisieren, müssen wir sämtliche Energieverbraucher in den Haushalten und Unternehmen sowie im Verkehr und in anderen Verbrauchsbereichen direkt oder indirekt elektrifizieren und mit dem CO2-armen Strom betreiben.
  • Diese Elektrifizierung des Verbrauchs sollte an sich nur im Gleichschritt mit der zusätzlichen Verfügbarkeit dekarbonisierten Stroms vorangetrieben werden, da sie sonst faktisch zur Rekarbonisierung verkommt.
  • Zurzeit findet aber eine solche optimierte Koordination nirgends in erheblichem Ausmass statt. Vielmehr benötigen sowohl die Dekarbonisierung der Stromproduktion als auch die Elektrizifizierung der Verbraucher enorme Mengen von fossiler Energie. Wind- und Photovoltaikanlagen, KKW, E-Autos (Batterien !), Wärmepumpen, Elektrolyseure und jede Menge weiterer Systemkomponenten werden weltweit gesehen mit einem Energiemix produziert und betrieben, der eben nach wie vor zu über 80% aus Fossilen besteht.

Wie dem aber auch sei, benötigt die Dekarbonisierung, zumal wenn sie innert nützlicher Frist erfolgen soll, zuerst einmal hohe Menge an zusätzlicher fossiler Energie. “End fossil finance” bremst also über die Wirkungen, wie sie auch Peter Morf beschreibt, die Dekarbonisierung aus.


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2 thoughts on “Ergänzung zu Peter Morf, Nebelspalter: Störfaktor Realität”

  1. Bei der ganzen Energiewenderei wird konsequent der zweite oder dritte Schritt vor dem ersten gemacht. Wärmepumpen bzw. Elektroheizungen machen erst Sinn, wenn man günstigen Strom in grossen Mengen erzeugt. Dasselbe gilt für die allmähliche Umstellung in der Industrie auf umweltfreundliche Produktion mittels grösserem, oft sehr grossen Stromverbrauch. E-Moblität, Digitalisierung, Roboter..wir brauchen mehr nicht weniger Strom um den Lebensstandard nicht nur bei uns sondern in der Welt zu verbessern UND die Umwelt weniger zu belasten. Die einzige praktisch unbegrenzte Möglichkeit dafür ist Kernenergie. Es gab einmal den Traum, dass diese „to cheap to meter“ sein werde. Vielleicht wird der Traum wahr.

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