Ernüchternde Zahlen für die Schweizer Windstromproduktion

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Schweizer Windstromproduktion 2018:

  • 121 GWh, das sind 8 Prozent weniger als im Vorjahr
  • Anteil am gesamten Stromverbrauch 0.2%
  • Durchschnittliche Auslastung 18%, Windpark Gries sogar nur 6%
  • Energiestrategie-Ziel von 660 GWh bis 2020 wird weit verfehlt

Der von Schweizer Grosswindkraftanlagen im Jahre 2018 produzierte Strom betrug 121 Gigawattstunden (GWh), um 7.97 Prozent weniger als 2017 (132 GWh). Der Anteil am gesamten Schweizer Stromverbrauch von 61’900 GWh beträgt 0.196%. Um die Grössenordnung zu verdeutlichen: Alle Anlagen zusammen haben weniger Strom produziert als z. B. die Abfallverwertung Renergia LU (155 GWh/Jahr).

Der Kapazitätsfaktor (Vollaststunden pro Jahr, Auslastung) lag 2018 bei durchschnittlich 18.4 Prozent (Vorjahr 19.2%) pro Windpark. Am unteren Ende der Skala präsentiert sich wie schon im Vorjahr der Windpark Gries auf dem Nufenenpass, der höchstgelegene Windpark Europas. Er hatte eine Auslastung von sensationell niedrigen 6.4 Prozent (Vorjahr 9.5%). Wie die Medien jüngst berichteten, ist der Windpark in „finanzieller Schieflage” (siehe hier). Die Betreiber hatten 13-14 GWh pro Jahr geplant, die Produktion 2018 liegt mit 5.3 GWh bei weniger als 40% des Plans. Noch schlechter als Gries waren nur die Windkraftanlagen Feldmoos/Rengg im Entlebuch mit einer Auslastung von 5.5 Prozent (Vorjahr 7.6%).

Am besten schnitten wie in den Vorjahren die Windkraftanlagen im unteren Wallis ab, wo sich durch die Verengung des Tales eine Turbowirkung ergibt, die überdurchschnittlich gute Windverhältnisse zur Folge hat: Martigny 28.7%, Collonges 27.8% und Charrat 25.5%. Diese Anlagen sind jedoch Ausnahmen, keine anderer Windpark schaffte es sonst deutlich über 20% Auslastung. Ohne die drei Anlagen im Wallis ergibt sich eine durchschnittliche Auslastung von nur 15.1 Prozent.

Ein Kapazitätsfaktor um die 20 Prozent oder darunter liegt weit unterhalb der Grenze, die für eine effiziente und wirtschaftliche Nutzung der Windenergie erforderlich ist. Die Daten bestätigen wieder einmal, dass das Binnenland Schweiz nur Schwachwindverhältnisse aufweist, die sich nicht für Windstromproduktion eignen. Das Potential der Windenergie in der Schweiz ist insgesamt gering, realistische Schätzungen gehen von weniger als 2% der Stromproduktion aus. Windenergie kann damit keinen substantiellen Beitrag zur Stromversorgung leisten. Die Beeinträchtigungen von Landschaft, Mensch und Natur dagegen sind unverhältnismässig gross.

Der Ausbau der Windenergie in der Schweiz liegt weit hinter dem Plan. Gemäss Energiestrategie 2050 sollten 660 GWh bis zum Jahr 2020 produziert werden. Dieses Ziel wird weit verfehlt.

Die Auswertung erfolgte auf Basis der Produktionszahlen auf wind-data.ch, einem im Auftrag des BFE betriebenen Portal zur Windenergie. Es wurden alle Anlagen in Windparks mit einer installierten Gesamtleistung von über einem Megawatt berücksichtigt (36 Anlagen, keine Änderung zum Vorjahr).

Quelle: Verband Freie Landschaft Schweiz, Medienmitteilung 21. Juni 2019

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7 thoughts on “Ernüchternde Zahlen für die Schweizer Windstromproduktion”

  1. Die Mittlere Auslastung in der Schweiz ohne die drei Standorte mit >25% liegt nicht bei 15.1% sondern bei 17.5%.
    Sie können nicht einfach die Prozentzahlen mitteln. Man muss die erzeugte Energie durch die installierte Leistung dividieren. Schliesslich haben nicht alle Standorte genau gleich viel Leistung installiert.

    Von den 121 GWh wurden 104 GWh von den den Standorten mit weniger als 25% Auslastung erzeugt.
    Dort sind insgesamt 68 MW installiert. Damit ergeben sich 1530 Volllaststunden das macht 17.5%.
    Auf dem Griespass gibt es Probleme mit den Anlagen (Enteisung) und die Stromleitung viel aus.
    Die restlichen Standorte ohne Griess haben 59 MW und produzierten 99 GWh das macht dann 1680 Volllaststunden bzw. 19.1 %.

    In Deutschland ist die mittlere Auslastung bei ca. 25% wobei dort die Offshore-Anlagen mit einberechnet wurden welche ca. 50% auslastung haben. Die Restlichen Anlagen liegen auch bei ca. 20%. In Deutschland kann man Anlagen bauen die für ca. 5 cent/kWh Strom produzieren. Was schwerlich ein “Mehrfaches” vom Strompreis von aktuell 4 cent/kWh ist.

  2. Mit Ihrer Rechnung liegen Sie wohl richtig, Tom. Die KWh-Kosten von 5 €Cent können allerdings nicht einfach mit dem Strompreis von 4 €Cent verglichen werden. Der Windstrom ist für die Nutzer weit weniger wert, weil er ihre Versorgung nicht sicherstellen kann. Stellen Sie sich vor, eine Fabrik wollte sich ausschliesslich mit einem Windrad versorgen…

  3. Danke für den Kommentar, den ich gerne erwidere.

    1. Ihre Kritik an der Durchschnittsberechnung muss ich zurückweisen. Man kann den Kapazitätsfaktor (KF) pro Windpark, pro Turbine oder für alle Windparks und Turbinen der Schweiz zusammen berechnen. Die Vollaststunden von wind-data.ch sind auf Ebene Windpark angegeben. Selbstverständlich ist es auch korrekt, aus den KFs der einzelnen Windparks den Durchschnitt zu berechnen, die Bezugsgrösse „Windpark“ ist im Text explizit angegeben. Das ist sinnvoll und legitim, denn mit dem Kapazitätsfaktor kann man unterschiedliche Standorte vergleichen. Vgl. die Definition im wind-lexikon.de: “Der Kapazitätsfaktor wurde eingeführt, um verschiedene Standorte schnell einordnen zu können. So liegt der Kapazitätsfaktor an den windreichsten Standorten um 30 % und an windärmeren Standorten bei ca. 18 %.”

    2. Der Kapazitätsfaktor berechnet über alle Windparks zusammen ergibt für 2018 einen Wert von 18.51% (vs. 18.47% als Durchschnitt der Windparks). Für alle Vollaststunden ohne die Walliser Anlagen, wie Sie das machen, beträgt der KF 17.63% (vs. 15.13% als Durchschnitt der Windparks). Ihre Zahl ist also ungefähr richtig, aber das macht meine Durchschnittswerte nicht falsch.

    3. Ergänzend sei noch angemerkt: In der Schweiz liegen die Gestehungskosten für Windstrom bei neu gebauten Anlagen zwischen 13-21 Rp./kWh (BFE, Potenziale, Kosten und Umweltauswirkungen, 2017).

  4. 1.) Das ist etwas irrefüehrend, weil das sonst niemand so macht, zumindest ich hätte das so noch nicht gesehen.

    Aber dann sollte man vielleicht auf berücksichtigen wieso auf dem Griespass der Volllastfaktor so tief ist. Es ist ja schon etwas bequem die besten Anlagen herauszulöschen, aber die schlechtesten nicht.
    Auf dem Griespass gab es letztes Jahr technische Probleme, die dem Hersteller der Anlagen eine Millionenklage beschert haben. Dieses Jahr sollte de Vollastfaktor dort wohl eher bei 15% liegen.

    Also wenn Sie schon Standorte und keine Durchschnittswerte bei der effektiven Produktion wollen, löschen sie doch die höchsten und tiefsten drei Standort.

    3.) Warum der Strom in der Schweiz ca. 2-3 mal teuer sein soll als in DE erklärt sich wohl am besten mit den vielen Einsprachen und der praktisch nicht vorhandenen Erfahrung im Bau von Anlagen.
    Die Auslastung ist schliesslich nicht 2-3 mal schlechter (im Schnitt eher gleich). Das höhere Lohnniveau kann auch keine so gross Unterschiede erklären. Die Anlagen werden ja nicht hier gebaut, sondern nur aufgestellt.

    In der Schweiz hat es weniger Potential für Windkraft, aber das heisst nicht das die Standorte die genutzt werden schlechter sind als in DE. Es heisst nur das in der Schweiz nur 5-10% der Stromversorgung aus Windkraft machbar ist. Während in Deutschland aktuell schon 20% aus Windkraft kommt. Und da geht noch einiges mehr.

  5. Der durchschnittliche Kapazitätsfaktor von Windenergieanlagen in der Schweiz 2018 von 18% ist unbestritten, über statistische Details kann man diskutieren. Wer aber herummäkelt, sollte zuerst einmal würdigen, dass der Verband Freie Landschaft Schweiz diese Zahlen erstmals einer grösseren Öffentlichkeit bekannt gemacht hat.

    Die 18% durchschnittliche Auslastung ist vergleichsweise wenig. In den USA hatte die Windkraft onshore bei Neuanlagen 2014 einen Kapazitätsfaktor von 41% (Wikipedia zu „Vollaststunde“ mit Quellenangabe). Deutsche onshore-Anlagen seit 2013 haben eine Auslastung von 24.5% (Quelle ditto). Für in Deutschland 2017 neu errichtete WEA werden 2‘738 Vollaststunden und damit ein [b]Kapazitätsfaktor von 31% erwartet[/b] (Fraunhofer Wind-Monitor, http://windmonitor.iee.fraunhofer.de/windmonitor_de/3_Onshore/5_betriebsergebnisse/1_volllaststunden/).

    Das Potential der Windenergie in der Schweiz ist gering. Die ES2050 wünscht sich 7% Anteil am Stromverbrauch, der Leiter Unternehmensentwicklung der Axpo schätzt 3.5% (und sagt dazu, dass das nicht gesichert ist), und die UBS Investment-Abteilung prognostizierte 2016 1.4%. Realistisch ist wahrscheinlich ein Potential von weniger als 2% des gesamten Stromverbrauches.

    Südtirol und die österreichischen Bundesländer Vorarlberg, Tirol und Salzburg haben keine Windkraftanlagen. Die Schweiz mit vergleichbarer Geographie sollte sich daran ein Beispiel nehmen.

  6. Monika Loacker den 20.02.2024
    Deutschland besitzt rund 30`000 Windräder. Hinter jedem dieser Windräder bilden sich Wirbelschleppen, die je nach Lage, kilometerweit Bestand haben. Die vertikale Durchmischung der Luft bewirkt einen Transport der feuchten Luft aus den bodennahen Schichten in höhere. Die Onshore-Folgen sind Trockenheit und letztlich Erderwärmung. Dazu kommen 30`000 konventionell hergestellte Stahlröhren ( weiss lackiert), 90`000 Rotorblätter, die nicht recyclefähig sind, 30`000 Generatoren mit Edelmetallen und zT hoch giftigem Neodym
    (je nach Getriebeart von 25 bis über 200kg je MW) und last but not least CO2-intensiven Stahlbeton-Fundamenten auf (zT gerodeten) Flächen. Bei einer Laufzeit von 10 Jahren. Der Ex- und Import dieser Anlagenteile findet per Schiffsdiesel statt. Je nach Auftragslage von oder nach China etc. In den Motoren/Schaltanlagen dieser Windkrafträder befindet sich als Isolierung ein Treibhausgas namens SF6… welches gefährlicher als alle anderen Treibhausgase ist und dazu 22`800 mal so stark wie Kohlendioxid… es dauert 3000 Jahre bis SF6in der Atmosphäre abgebaut wird… aber wie war das mit den Positiven Bewertungen von Windrädern. Es würde mich als Leihen Interessieren ob das Tatsachen sind, werden wir wieder nur verarscht.

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