Danke. Sehr interessanter Buchtip. Werde ich mir beschaffen. Es ist eben wichtig, auch die Wachstums- und die Übergangsdynamiken einzelner Energiesysteme im historischen Zusammenhang zu kennen. So vermeidet man unrealistische Erwartungen und versteht die Problematik und Langsamkeit der Ablöseprozesse besser. Ich hatte Ende der 1980er Jahre einiges genau zu diesem Thema in einer Vorlesung bei Prof. Walter Seifritz am PSI gehört. “Nichtlineares Wachstum, Rückkoppelungen und Absterbeprozesse bei Energiesystemen über die Jahrhunderte “. Reply
“…zeigt er, dass Holz, Kohle und Öl häufig gleichzeitig und in wachsenden Mengen genutzt wurden. Die Idee, dass eine Energiequelle durch eine andere ersetzt wird, sei weniger eine historische Realität als eine narrative Konstruktion, die politische und wirtschaftliche Interessen bedient.” Das ist die alte Slutzky-Zerlegung einer Nachfrageveränderung bei Änderung der relativen Preise. Die dichteren Energietechnologien bis hin zum AKW liessen die Energie relativ günstiger werden. Es gab einen (netto) Substitutionseffekt hin zu den dichteren Energien (mit denen weniger dichte Energien teilweise substituiert wurden), aber auch einen Einkommenseffekt, der zu einer höheren Gesamtenergienachfrage führte, die (brutto) auch die Nachfrage nach Energieholz und anderen weniger dichten Energieformen ansteigen liess. Energie aus Holzverbrennung und solche aus Kernkraftwerken sind zwar Nettosubstitute, aber auch Bruttokomplemente. Oder besser gesagt, waren dies in der Vergangenheit auf globalem Niveau. Eine Politik, die von den fossilen wegführen soll, ist nur erfolgreich, wenn sie deren Preise relativ erhöht und gleichzeitig den Einkommenseffekt neutralisiert oder zumindest stark vermindert, dass CO2-trächtige Energien und CO2-freie Energien nicht nur Nettosubstitute, sondern auch Bruttosubstitute werden. Reply
Dazu sollten die Blogleser unbedingt den Beitrag von Prof. Hans-Werner Sinn lesen: https://www.iwp.swiss/wir-geisterfahrer/ Reply
Ein interessanter Hinweis. Fressoz ist in erster Linie beschreibend. Er stellt keine Theorien auf, um seine Beobachtungen zu erklären. Die Nutzung von Holz oder Öl ergibt sich ja auch nicht nur aus der Energienachfrage. Mir scheint, dass die ökonomischen Erklärungen noch dürftig sind. Hier kann man darüber nachdenken, zum Beispiel auch über den Zusammenhang mit «Environmental Kuznet Curves» (Grossman and Krueger 1993). Reply
Wie auch immer, Veränderungen sind möglich – und das sogar in Deutschland dank der hier viel geschähten Energiewende! Siehe dazu folgende Meldung: Die öffentliche Nettostromerzeugung in Deutschland hat 2024 einen Rekordanteil erneuerbarer Energien von 62,7 Prozent erreicht. Bei der Solarstrom-Erzeugung wurde 2024 ein neuer Bestwert von 72,2 Terawattstunden (TWh) erzielt, auch der Ausbau der Photovoltaik liegt weiterhin über den Zielen der Bundesregierung. Da auch die Erzeugung aus Braunkohle (-8,4 Prozent) und Steinkohle (-27,6 Prozent) weiterhin stark zurück ging, war der deutsche Strommix so CO2- arm wie nie zuvor. Der Importsaldo stieg auf ca. 24,9 TWh. Das geht aus einer Auswertung hervor, die das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE vorgelegt hat. Quelle der Daten ist die Plattform energy-charts.info Reply
Und hier gleich noch die passende Spiegel-Meldung dazu: Energiewende in Deutschland Kohlestrom auf Rekordtief, Boom bei Photovoltaik – Der Ausbau der Erneuerbaren hat 2024 Fahrt aufgenommen. Im Gegenzug verstromte Deutschland so wenig Kohle wie seit den Fünfzigerjahren nicht mehr. Dazu haben auch Stromimporte aus dem Ausland beigetragen https://www.spiegel.de/wirtschaft/energiewende-in-deutschland-kohlestrom-auf-rekordtief-boom-bei-photovoltaik-a-f6257bf3-f062-40bb-ad5b-655f5df280ee?context=issue Reply
Dazu saugen die Deutschen in den Nachbarländern den Atomstrom ab, dass dann andere auf mehr Gas- und Kohlestrom zurückgreifen müssen. Rehsche dürfte kaum so naiv sein, um nicht im seinem Innersten zu wissen, dass ihn den Fortgang der Energiegeschichte herb enttäuschen wird. Weil es energietechnisch und energiewirtschaftlich gar nicht anders sein kann. Eigentlich wird er jetzt schon enttäuscht, da ja klar ersichtlich ist, dass Deutschland seine Industrie nicht zu konkurrenzfähigen Bedingungen versorgen kann. Reply
Und noch dies: Wenn der “Spiegel” ehrfürchtig sozusagen als wissenschaftliche Referenz zitiert wird, dann sehe ich auch grundsätzliche kognitive Probleme am Horizont. Reply
Nicht der Spiegel, sondern das Fraunhofer-Institut wird hier ehrfürchtig zitiert! Und über kognitive Probleme bei wem auch immer lässt sich ja füglich streiten! Reply