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Energiewenden scheitern sowieso – wegen fehlender Fachkräfte

Auf «spiegel.de» bin ich auf einen interessanten Artikel gestossen (klicken Sie auf das Bild):

Konkret wird die Zahl von 560’000 Arbeitskräften genannt, die heute zur weiteren Realisierung der Energiewende benötigt würden. Obwohl nicht explizite erwähnt, ist anzunehmen, dass diese sofort bereitstehen sollten, um das Ausbauziel 2035 zu erreichen.

In der Schweiz, deren Bevölkerung etwa 10% derjenigen Deutschlands beträgt, würden demnach also etwa 56’000 Arbeitskräfte fehlen, um mit Deutschland vergleichbare Ausbauziele im selben Zeithorizont erreichen zu können. Diese zusätzlichen Arbeitskräfte müssten nicht im Verlauf von ein paar Jahren nach und nach zur Verfügung stehen, sondern hier und jetzt – sofort!

In meinem Blogbeitrag vom 21. Dezember 2023,

«Wasserstoff – Heilmittel zur Sicherung der Schweizerischen Energieversorgung» bin ich auch schon auf dieses Thema eingegangen, unter anderem mit folgender Aussage:

«Der Umbau des Energiesystems im festgelegten Zeitrahmen ist überhaupt nicht möglich.  Der limitierende Faktor ist Arbeitskräfte und auch Material- Verfügbarkeit wird sehr kritisch sein».

Einmal mehr kann man fast nicht genügend betonen, dass die Energiewende zusammen mit einer «Netto Null»-Dekarbonisierung gemäss den Planungen der Behörden nicht nur aus technisch- ökonomischen Erwägungen, sondern auch schon allein wegen der blossen Ressourcennichtverfügbarkeit ein Unding ist: Absolut nicht so machbar!

Dies scheinen nun inzwischen (endlich!) auch führende Persönlichkeiten aus der Energiebranche zu realisieren:

«Es drohen Engpässe ab den 2040-er Jahren, weil der Strombedarf stetig wächst und auch die anderen Schweizer Atomkraftwerke vom Netz gehen werden.»
(Christoph Brand, CEO der Axpo, in den Schaffhauser Nachrichten vom 9. Dezember 2024 und gleich oder ähnlich in vielen weiteren Medien.)

Als «Treffsicher teuerste Lösung»
(kritisiert Georg Stamatelopoulos, CEO der EnBW, die deutsche Energiewende in «focus.de» vom 5. Dezember 2024.

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11 thoughts on “Energiewenden scheitern sowieso – wegen fehlender Fachkräfte”

  1. Absolut richtige Betrachtungsweise. Es wird noch schlimmer kommen, da alle Zeichen darauf hindeuten, dass China und die USA sich in den nächsten 10 Jahren gegenseitig einen erbitterten Lieferketten- und Lieferwegekrieg liefern werden. Die USA werden alles daran setzen, China von Erdöltransporten aus dem mittleren Osten abzuschneiden, und die Chinesen werden Europa als wichtigsten Alliierten der USA von wichtigen Produkten. Halbzeugen und Rohstoffen abschneiden. Gobalisierung ist jedenfalls erst mal vorbei. Dementsprechend werden auch wichtige Materialien und Produkte etc. In KEINSTER Weise im NOTWENDIGEN Ausmass zur Verfügung stehen. Sowohl Energiewende als auch NettoNull werden auf halbem Weg sterben.

  2. Diese hochschwappende Welle des Protektionismus wird nicht so lange andauern, weil dies sonst bei allen Beteiligten (und auch bei den Verursachern) exorbitante Wohlstandseinbussen geben würde.

      1. Ja, relativ kleine Volkswirtschaften, in denen der Aussenhandel viel mehr am Volkseinkommen ausmacht als in grossen Volkswirtschaften wie USA und China, leiden an einer Stockenden Globalisierung mit einem Rückgang des Handels.
        Grosse Länder können hingegen – einem Cournot-Monopolisten ähnlich – sogar Optimalzölle verhängen und in extremis davon über die Veränderung der Terms of Trade sogar profitieren. Somit hattes du auch nicht unrecht. Aber à la longe muss die Globalisierung wieder weitermarschieren, sonst wird es für viele sehr grosse Probleme geben.

        Europa hat noch ein anderes Problem… die viele Europäer sind auch ohne strategische Zollkriege der Grossen nicht mehr konkurrenzfähig. Weil sie ihre Wirtschaft und Gesellschaft zu Tode reguliert haben… naja: fast…

  3. Tieferer Erntefaktor und tiefere Energiedichte bedeuten mehr Material und eben mehr Arbeit. Das war schon vor der Energiewende bekannt.

    1. Genau, ich habe hier schon x-mal darauf hingewiesen – und auch in der FuW und in zahlreichen Kommentaren zu anderen Beiträgen in Medien -, dass das Problem der exorbitanten Kosten nicht in CHF, € oder $, sondern im damit verbundenen Ressourcenverzehr besteht.
      Seit Corona wissen die Leute und die Politiker nicht mehr, was Kosten sind. Sie denken an Geldscheine, die vom Staat gedruckt werden können…

    2. Herr Hüsler,
      sehen Sie dazu Abbildung 2 in meiner Studie zum Thema Windkraft im CCN Blog vom 26. Nov. 2024. Die von Ihnen erwähnten Zusammenhänge habe ich darin graphisch, qualitativ dargestellt.

    1. braucht’s auch nicht. Je höher die Energiedichte, desto geringer der Aufwand an personellen und materiellen Ressourcen pro MWh erzeugtem Strom, grosso modo.

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