Windkraftanlagen

Bisher wurde im CCN Blog dem Thema Windkraftanlagen eher eine untergeordnete Bedeutung zugemessen. Das hat wohl auch damit zu tun, dass die Energiewende schweizerischer Prägung schwergewichtig auf die Entwicklung der Solarenergie setzte. Auch war es „common sense“, dass die Schweiz eigentlich kein „Windland“ ist. So wurden bisher nur wenige einzelne Windturbinen oder Windparks gebaut – kein Vergleich zu einigen Nachbarländern, zu Deutschland besonders.

In der Ostschweiz, zumal in den Kantonen Thurgau, Schaffhausen und Zürich, scheint aber inzwischen eine (politische) Windparkeuphorie ausgebrochen zu sein. Deren Regierungen wollen das Erstellen von Windparks forcieren. Dabei scheinen sie nicht von einem „Durchboxen“ mit demokratisch fragwürdigen Massnahmen zurückzuschrecken.

Anlass genug, der Sache „Windkraft“ einmal vertieft nachzugehen, um ein besseres Verständnis darüber zu gewinnen, was dafür- und was dagegenspricht.

In meiner kleinen Studie (klicken Sie auf die Miniaturtitelseite rechts) werden Aspekte wie Bau- und Energieaufwand, Nachhaltigkeit, theoretische und praktische (effektive) Leistungsausbeute, Kostenfrage, sowie Betrieb und Wirkungsgrad untersucht. Dabei wurden Berichte und Statistiken, welche besonders aus Deutschland vorliegen, ausgewertet. Dort waren per Ende September 2023 in der Tat rund 30‘600 Windturbinen in Betrieb (on- und offshore) – also eine sehr grosse Basis um daraus statistisch relevante und belastbare Aussagen abzuleiten. Zudem weist der deutsche Süden (u.a. Schwarzwald, Schwäbische Alb, Allgäu, Fränkischer Wald, Erzgebirge) ähnliche topographische Verhältnisse auf wie das schweizerische Mittelland und die Jura-Gegenden. Somit können einige der Erwartungen für die Windkraft in der Schweiz aus den vorliegenden deutschen Erfahrungen abgeleitet bzw. an diesen gemessen werden.

Einige wichtige Fakten und Daten vorweg

  • Der oft behauptete Sommer-Winter Ausgleich der Windkraft- zur Photovoltaik (PV)-Produktion kann durchaus nachgewiesen werden.  Während in unseren Breitengraden die PV zwei Drittel ihrer Jahresproduktion im Sommerhalbjahr liefert, produzieren Windkraftanlagen im Fünfjahres-Mittel in der Tat 63.5 Prozent ihrer Energie im Winterhalbjahr.
  • Jedoch kennt auch die Windkraft Flauten – und dies eben auch im Winter. Die Leser dieses Blogs haben sicherlich auch mitbekommen, dass in den ersten Novemberwochen in Deutschland wetterbedingt weder Wind- noch Solarenergie produziert werden konnte (Dunkelflaute).
  • Weiter muss sich wie PV auch die Windkraft auf aufwendige Subsysteme wie Speicher oder wie in Deutschland rotierende thermische Reserven abstützen können, um überhaupt etwas zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit beitragen zu können. In der Schweiz wären dies primär zusätzliche Pumpspeicherwerke. Deren Betrieb konsumiert 20 Prozent der Energie, welche umgewälzt werden soll. Dieser Energieverlust muss durch die Installation von zusätzlicher Windkraftleistung kompensiert werden
  • Jedenfalls ist Windkraft ähnlich kostspielig wie PV. Während man für moderne Kernkraftanlagen mit Gestehungsstückkosten zwischen 6 bis 8 Rp. pro kWh rechnen kann, muss für Windenergie mit demselben Nettoertrag mit 29 bis 38 Rp. pro kWh gerechnet werden. Dabei sind Kosten für Hydro-Speicher eingerechnet, nicht jedoch die (sehr hohen) Kosten für windkraftbedingten zusätzlichen Leitungsausbau.

Für weitere Details verweise ich auf meine Studie und die dortigen Zugaben und Verlinkungen. Über Ihre Lektüre, liebe Blogleserinnen und Blogleser, würde ich mich sehr freuen. Ebenso über ihre Kommentare oder andere Rückmeldungen, die sie am besten gleich hier platzieren.


Lesen Sie bei dieser Gelegenheit auch den Kommentar von Hans Rentsch zum jüngsten ablehnenden Windenergie-Entscheid im Thurgau:
Thundorf, Thurgau – 544 Neinstimmen bremsen den Wind- und Solar-Express noch ein wenig mehr


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11 thoughts on “Windkraftanlagen”

  1. In Thundorf, Kanton TG, hat die Bevölkerung der Gemeinde am letztn Wochenende mit 63 % Neinstimmen die Errichtung von drei Windkraftanlagen durch das EKT, in Zusammenarbeit mit den EKZ, abgelehnt.

    1. Ja. Ich bin über all diese als Verhinderer geschimpften Bürgerinnen und Bürger sehr froh, denn sie verhindern weder einen Beitrag zum Klimaschutz noch einen solchen zur sicheren Stromversorgung unseres Landes, sondern sie verhindern eine ökologische und ökonomische Fehlinvestition. Das zeigt die Studie von Emanuel Höhener oder lässt es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vermuten.

      Vielen Dank an die Windenergie-Neinsager!

  2. Noch schlimmer ist der Kanton Luzern, da wurden am 24.11.2024 im Rahmen eines Referendums der SVP die demokratischen Rechte der Gemeinden völlig ausgehebelt. Der Kanton entscheidet mit einem Plangenehmigungsverfahren über die WIND-INDUSTRIEANLAGEN! Einsprachen sind nur noch gerichtlich mit entsprechend hohen Kosten möglich.

  3. ich würde es aus praktischen Gründen schätzen, wenn man diese aufschlussreiche Studie inkl. Anhängen auch im pdf-Format herunterladen könnte

  4. Danke für diese ausgezeichnete Studie!
    Wie kann man erreichen, dass diese Studie und andere seriöse Berichte, publiziert von namhaften Sachverständigen in Energiefragen, von Entscheidungsträgern beim Bund und in den Kantonen endlich zur Kenntnis genommen werden?
    PS. Im letzten Abschnitt “Schlussfolgerungen” sollte die Berechnung wie folgt korrigiert werden:
    Gesamthöhe = Nabenhöhe + halber Rotordurchmesser.

    1. Herr Sager,
      Ich danke für Ihren Kommentar. Sie haben natürlich recht mit Ihrem Berechnungs-Ansatz. Weiter oben im Text, wo ich den Bau der Monster-Turbine in der Lausitz erwähne, habe ich die Gesamthöhe korrekt angegeben.
      Es gibt offensichtlich Momente, wo man von Betriebsblindheit überfallen wird und derartige Details übersieht, dies auch trotz wie üblich durchgeführtem “check and balance”.

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