Antonio Guterres: “Auf dem direkten Weg ins Klimadesaster”

Zur Publikation des dritten Teils des Weltklimaberichts 2022: «Eindämmung des Klimawandels»

zuerst erschienen in der Weltwoche online am 8.4.22

Am 4. April war es wieder einmal so weit. Antonio Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen durfte den dritten Teil des Weltklimaberichts 2022 vorstellen. Natürlich mit Worten wie: «Jetzt oder nie…» und «Es ist ein Bericht der Schande», und «Wir sind auf dem direkten Weg ins Klimadesaster». Man kennt die Floskeln. 

Wie alle Klimaberichte besteht er aus einem Hauptbericht, in welchem auf rund 2900 Seiten über 18’000 wissenschaftliche Arbeiten der Klimaforschung ausgewertet wurden. Dort findet man Aufzeichnungen ausgezeichneter wissenschaftlicher Erkenntnisse. Da ist Substanz drin. Abweisend ist bloss, dass auf jeder Seite diagonal ein Wasserzeichen «Akzeptierte Version – Vorbehältlich abschliessender Überarbeitung» prangert.

Wer das nicht alles lesen will, kann sich das «Technical Summary» zu Gemüte führen, das immer noch 142 Seiten umfasst. Auch hier herrscht weitgehend wissenschaftliche Nüchternheit vor. 

Problematisch, wie immer, ist das «Summary for Policymakers», die Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger. Dieses wird von ausgewählten Wissenschaftlern geschrieben, das Sagen haben auch Vertreter von Regierungen (z.B. Malediven) und schwierig verortbarer Organisationen (z.B. Germanwatch). Nur diese Zusammenfassungen gelten als «approved», als genehmigt. Es ist schwer vorstellbar, dass sich Politiker durch die 63 Seiten Text mit völlig überladenen Graphiken durchquälen. Die meisten werden sich wohl auf die 28 Folien der Medienkonferenz beziehen. Doch dort überwiegt die politische Agenda: So werden zum Beispiel als technische Lösungen spezifisch nur Photovoltaik, Windkraft und Batterien für Elektroautos hervorgehoben. Da spricht nicht die unvoreingenommene Wissenschaft.

Die Forderungen bleiben natürlich die gleichen: Halbierung der Emissionen bis 2030, Netto-Null Emissionen bis 2050. Insgesamt nichts Neues.

Man mag es dem Bericht verzeihen, dass er nicht darauf eingeht, wie sehr die Menschheit seit Beginn der Industrialisierung unter der Erwärmung bisherigen um ein Grad gelitten oder vielleicht sogar profitiert hat. Darauf hätte nämlich der zweite Bericht mit dem Thema «Auswirkungen, Anpassung und Anfälligkeit» Bezug nehmen müssen. Denn das macht es nicht plausibel, dass – gemäss Antonio Guterres – eine Erwärmung um ein weiteres Grad im Desaster enden muss.

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2 thoughts on “Antonio Guterres: “Auf dem direkten Weg ins Klimadesaster””

  1. Mit dem “Club of Rome” hatte die Welt noch 25 Jahre Zeit, bevor sie zugrunde ging.
    Mit Al Gore waren es nur noch knapp zehn Jahre, bis New York unter Wasser stand.
    Mit Guterres & Co. sind es lediglich noch drei Jahre, bis nichts mehr unternommen werden kann.
    Ab 2025 können wir also eine Trendwende erleben, durch welche die schlechten Zeiten endgültig hinter uns liegen werden.
    Die Zukunft liegt endlich vor uns. Danke für die Nachricht!

    1. Die Zukunft liegt per Definition vor uns …
      Und bei jeder Veränderung gibt es Gewinner und Verlierer.
      Wer auf der Sonnenseite steht, ist selten bereit den Platz zu tauschen.
      Die Befürworter der Kernenergie scheinen kaum mehr Gehör zu finden, was machen sie falsch?

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