Klimalüge Holzheizung?

Unsere Reinigungsfachfrau reklamierte kürzlich, als sie wieder einmal die Fenster reinigen sollte.

Sie beschwerte sich, weil diese anscheinend immer häufiger schwarz verschmieren, wenn sie putzt. Die Schuldigen hatte sie auch schon ausgemacht. Die Bewohner in der Umgebung, unsere lieben Nachbarn, wo immer mehr Schlote Volldampf laufen und Feinstaub, Rauch und Russ ausstossen.

Ich versuchte unserer Fachfrau zu erklären, dass das alles nicht schlimm sei, und sie sich freuen sollte, weil klimaschützend und umweltfreundlich noch dazu.

Das Holz, das da verbrannt wird, ist von einem gefällten Baum, einer 80-jährigen Fichte, die lebenslang damit beschäftigt war, mit ihrem genialen natürlichen Umwandlungsapparat das schlimme Treibhausgas CO2 aus der Luft zu binden, um wachsen zu können. Nach all den Jahren viel CO2 speichern, darf sie dafür heute, bei der Verbrennung im Ofen von unserem Nachbarn, dieses Gas wieder freisetzen, also sei das ‘klimaneutral’.

Die Fichte könnte man ja auch verrotten lassen anstatt verbrennen. Da würde sie zwar keinen Rauch, Russ und Feinstaub erzeugen aber leider auch nicht die Wohnung von unserem Nachbarn heizen. Also verbrennen bringt Vorteile.

Unsere Fachfrau schaut mich verwirrt an. Alles gut, sagt sie, aber wenn das so toll ist für die Umwelt und das Klima, warum muss ich dreckige Fenster putzen? Und obendrein schwer husten, die Augen brennen, wenn der Rauch, dieser bläuliche Dunst in der Luft draussen rumschwebt. Das ist alles normal, sage ich, und eben der Preis für den Klimakampf und übrigens sowieso innerhalb von den Toleranzgrenzen unserer Behörden.

Unsere Fachfrau ist gar nicht beeindruckt, schaut mich ungläubig an, wie wenn mit mir etwas nicht ganz in Ordnung wäre. Was erzählen sie da? Was immer diese Fichte angeblich Gutes getan hat in ihrem Leben, im Moment versaut sie unsere Luft, verdreckt die Fenster, ich muss husten und putzen! Feinstaub heisst das? Schön, fein. Dann bitte, schlecken sie den doch ab, den feinen Staub.

Damit endete mein Klimadialog mit unserer Fachfrau. Es schwante mir sowieso Ungutes, ein schleichender Verdacht kam auf, dass wir da etwas nicht ganz zu Ende gedacht haben.

Was geschieht wirklich mit dem CO2 unserer Fichte? Dank verbrennen, ist das sofort wieder in der Luft. Nicht ‘neutral’, sondern mehr reales CO2, das jetzt aus dem Kamin strömt. Und wäre die Fichte stehen geblieben, hätte sie noch jahrelang weiter CO2 absorbiert. Also doppelter Schaden: Alles CO2 von 80 Jahren, jetzt sofort zusätzlich in die Atmosphäre und zudem nichts mehr absorbieren.

Ja aber da wurde doch ein neuer Baum gepflanzt? Vielleicht. Auf jeden Fall kann das junge Pflänzchen den verbrannten CO2 ‘sink’ unserer alten Fichte erst innert 80 Jahren kompensieren. Also schadet das nur, jetzt, wo wir sofort das CO2 reduzieren müssen, sonst ‘tipping point’ und Ende der Welt für einige Klimagläubige.

Fassen wir zusammen. Dreifach schädlich ist hier und jetzt, was unser Nachbar gerade macht – mit Holz heizen:

1) Luftverschmutzung – schlimmer als Öl –, durch Rauch, Russ, Feinstaub;  2) zusätzliches CO2 in die Luft pusten 3) kein CO2 mehr absorbieren, weil der Baum gefällt wurde.

Wir sind nicht gegen Heizen mit Holz nur bitte keine ökologisch-irreführende Schattenspielerei.

Info  https://tinyurl.com/4xx8smub  https://tinyurl.com/1j9f0ljf  https://tinyurl.com/5f7qzwh3 https://tinyurl.com/1c0n1rc7

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7 thoughts on “Klimalüge Holzheizung?”

  1. Relevant sind die geopolitischen Schäden, weil wir bei fossilen Energien von mehr oder weniger schlimmen Schurkenstaaten abhängig sind: Saudi Arabien, Iran, Venezuela, Russland, Libyen, Irak, Nigeria, VAR – you name it!

  2. Nicht alle können leider verstehen, dass unsere Vorfahren keine andere Wahl hatten, als mit Holz zu heizen, und man heute mit Strom (Wärmepumpe) aus KKW viel effizienter und klimafreundlicher heizen kann.

  3. Danke für den schönen Beitrag (und die interessanten links). Wie ist es aber, wenn die liebe alte Fichte nicht aus Nachbars Garten, sondern aus Finnland kommt?
    Seit Jahrzehnten werden allein in Lübeck jährlich über 3000 Eisenbahnwagen mit Holz und Holzhackschnitzeln aus Skandinavien beladen um durch die Schweiz nach Italien befördert zu werden. Weitere 8000 Wagen mit fast ausschliesslich Holzhackschnitzeln rollen ab den Benelux-Häfen via Gotthard-Basistunnel nach Italien, insbesondere in Heizzentralen (Centrali Termiche a cippato di legno) in der Lombardei.
    Man müsste also möglicherweise noch etwas graue Energie und CO2-Ausstoss hinzu zählen, z.B für
    • Das Fällen des Baums
    • Den Transport zum Abgangshafen,
    • Das Handling im Abgangs- und im Ankunftshafen,
    • Den Seetransport (auf der Ostsee heute allerdings nicht mehr mit dem schmutzigsten Schweröl),
    • Den Bahntransport (mit Strom aus den unterschiedlichsten Kraftwerken).
    Selbstverständlich plädiere ich nicht dafür, Importe aus skandinavischen „Holzplantagen“ (oder aus andern Plantagen) aus umweltideologischen Gründen zu verteufeln. Das wird einem normalen Menschen eh nie in den Sinn kommen. Vielmehr geht es mir darum, schwärmerische Aussagen nicht zuletzt der erwähnten Heizzentralen in den richtigen Zusammenhang zu stellen.

  4. Ja, Philipp Huber, und als die Leute mit Holz heizten, waren sie zu etwa 50% mit der Energiebeschaffung beschäftigt… Holz sammeln und zubereiten, Ochsen herumführen und manuell, mit Körperenergie, arbeiten. Verständlicherweise waren sie ziemlich arm. Dann kam die dichte Energie, zuerst Öl, dann Kernenergie, und der Wohlstand explodierte.

    Und nun, oh Wunder, gehen wir wieder zurück zu weniger dichten Energieformen wie Solar und Wind und kurbeln dadurch den Wohlstand sogar noch weiter an – naja, zumindest wenn wir Frau Sommaruga und den Grünen Glauben schenken wollen… 😉

  5. “Und nun, oh Wunder, gehen wir wieder zurück zu weniger dichten Energieformen wie Solar und Wind und kurbeln dadurch den Wohlstand sogar noch weiter an – naja, zumindest wenn wir Frau Sommaruga und den Grünen Glauben schenken wollen”
    Gut gesagt, Markus: nachdem es bis heute noch niemandem gelungen ist, die Erreichbarkeit des von Sommaruga gesetzten Ziels sauber im Detail nachzuweisen, bleibt nur noch der Glaube an ein Wunder. Eigentlich merkwürdig, dass ausgerechnet die Atheistin Sommaruga diesbezüglich so gläubig ist!

    Explosion von Wohlstand und KKWs: mir scheint, der take off des Wohlstand habe mehr als ein Jahrzehnt vor demjenigen der KKWs stattgefunden, nicht zuletzt dank des Inputs der Freiburger Schule (soziale Marktwirtschaft). Möglicherweise wäre es für die Entwicklung neuer Güter und Technologien besser gewesen, wenn man in der Folge nicht davon hätte ausgehen können, Energie stehe praktisch unbeschränkt zur Verfügung.

  6. Ja, vermutlich hat das gewissen Ineffizienzen Vorschub geleistet. Aber wir leben nun mal in einer suboptimalen Welt, weil die beste aller Welten mangels ex ante Wissen nicht zur Verfügung steht. Wir sind zum Fehler verdammt….d.h. heisst aber nicht, dass wir uns Fehler des Leuthard’- und des Sommaruga’schen Ausmasses leisten können.

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