Kalküle statt Gefühle

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In der schweizerischen Klima- und Energiepolitik wird viel gefürchtet, geglaubt und gehofft. Dagegen werden Kosten und Nutzen zu wenig analysiert und evaluiert. Das muss sich ändern.

Viele Menschen in der Schweiz sind für die gleichzeitige Dekarbonisierung und Denuklearisierung von Wirtschaft und Gesellschaft. Sie glauben, dass Kohle-, Gas- und Kernkraftwerke durch Solar- und Windkraftwerke, dass Verbrennungsmotoren sowie Ölund Gasheizungen durch elektrische Systeme ersetzt werden können. Sie glauben auch, dass die Vermeidung Kohlenstoffdioxid (CO2) emittierender Verbrennungsprozesse zwingend sei, um die Temperatur der Atmosphäre nicht in lebensbedrohliche Bereiche steigen zu lassen. Dies würde zwar nicht den Abbau, sondern den Ausbau der nahezu CO2-freien Kernkraft nahelegen, doch seit Fukushima glauben viele Schweizerinnen und Schweizer angeblich, dass diese zu gefährlich sei. Kernkraftwerke sind seit Jahrzehnten in vielen Ländern im Einsatz und kommen heute weltweit auf einen Stromversorgungsanteil von etwa 13% (in der Schweiz auf rund 33%, in Frankreich auf über 80%). Sie verursachen im Verhältnis zum erzeugten Strom von allen Energietechnologien am wenigsten CO2 und fordern am wenigsten Verletzte und Tote. Diese positiven Fakten will aber in vielen EU-Ländern und in der Schweiz niemand hören; es grenzt an Ketzerei, sie zu erwähnen. In der übrigen Welt und in den internationalen Energie- und Umweltbehörden wird die Kernkraft dagegen als beste verfügbare Technologie zur Dekarbonisierung anerkannt. Auch die Schweiz dürfte – rascher, als man heute noch denken mag – auf diese rationale Position zurückfinden. Es zeichnet sich immer klarer ab, dass die Kernkraft in der Schweiz nie in ausreichendem Mass durch Solar- undWindenergie und andere Energien ersetzt werden kann.

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10 thoughts on “Kalküle statt Gefühle”

  1. Dass Markus Saurer unverdrossen die Atomenergie weiterhin als Lösung aller Energieprobleme propagiert, sei ihm unbenommen. Dass er aber Unwahrheit über Atom- wie Alternativenergien verbreitet, bedarf der Korrektur. So behauptet er «Kernkraftwerke sind seit Jahrzehnten in vielen Ländern im Einsatz». Dabei verfügen bislang nur rund 160 Staaten von deren 200 überhaupt über Atomanlagen. Die vermeintlich positive Bilanz der rund 440 AKW (von denen weniger als 400 effektiv Strom produzieren) wird wohl durch Tschernobyl und Fukushima ein klein wenig eingetrübt (jeweils Schäden von mehreren hundert Milliarden $). CO2 ist nicht der einzige Schadstoff, der bilanziert werden darf – Stichwort Atommüll. Und dass die Solarenergie – wie im FuW-Artikel behauptet – einen negativen Energieerntefaktor hat, ist längst widerlegt. Warum nur klammern sich Atombefürworter unverdrossen an Unwahrheiten? Weil die Wahrheit eben ihre Standpunkte widerlegt!

  2. Lieber Herr Rehsche

    Ich freue mich über jedes Feedback… das schafft Leben.

    Ich finde , dass über 160 Staaten oder über 100 oder sogar über 50 doch “viele” sind.

    Im Artikel spreche ich von Co2 und von Verletzten und Toten je produzierte Energieeinheit. Es ist nun einmal ein Fakt, dass hier die Nuklearenergie trotz aller Havarien um Grössenordnungen besser abschneidet als alle anderen Energiequellen.

    Von negativen Erntefaktoren ist nicht die Rede, das wären ja dann Stromverbraucher. Aber in der Tat ist schon eine Anlage mit ERoEI zwischen 0 und 1 ein Nettoenergieverbraucher.

    Aber das spielt auch alles gar keine Rolle, denn der Artikel fordert nur, dass endlich gerechnet wird.

    Beste Grüsse, M..S

  3. Lieber Hr. Rehsche,
    als augescheinlichen Befürworter der Solar- und Windenergie bitte ich Sie um Bekanntgabe, wie man denn in Winternächten ohne Kohle- und Kernkraft über die Runden kommen soll. Zu Ihrer Information: Das Erneuerbaren-Wunderland Norwegen verfügt wegen Wassermangels derzeit nur noch deshalb über ausreichend Strom, weil die schwedischen Kernkraftwerke auf voller Leistung laufen und so Nachbarschaftshilfe leisten.
    Könnne Sie sich überhaupt vorstellen, was in unseren schönen europäischen Ländern los sein würde, wenn hier mal die Stromversorgung zusammenbricht, weil es weder Kohle- noch Kernkraftstrom gibt und wir zwei Wochen Dunkelflaute am Stück haben? Ich persönlich möchte das nicht erleben müssen. (Auch ja, fast vergessen: Im Winter ist bekanntlich wenig Wasser in den Stauseen und Flüssen, wegen des Frostes in hohen Lagen.)

  4. Woher dieser Technik-Pesssmismus? Sie alle sind doch sonst so optimistisch, was die Möglichkeit künftiger Entwicklungen betrifft! Sie können sicher sein, dass moderne Technik das Speicherproblem lösen wird – auf jeden Fall vor den unendlichen Bemühungen um neue Reaktoren für die nächste Generation von Atomrkraftwerken…..

  5. Natürlich wird es weiterhin disruptive technologische Erneuerungen geben, sonst wäre die Menschheit schon gestorben. Aber das ist doch kein Grund, heute mit massiven Subventionen nicht-zielkonforme Massnahmen zu treffen. Zurzeit macht es keinen Sinn E-Autos zu fördern, da sollten wir uns einig sein. Ebensowenig macht es Sinn, PV und Wind weiter auszubauen, wenn diese erstens netto noch kaum Energie hervorbringen und zweitens brutto dann Strom liefern – und zwar viel zu viel – wenn dieser gar nicht benötigt wird. Anders kann die Häufung negativer Preise ja nicht erklärt werden.

    Da passt einfach nichts zusammen, gar nichts. Darum mein Aufruf, erst richtig zu rechnen.

  6. Sie nehmen es selbst mit den Fakten ja gar nicht genau. Es ist kein Fall bekannt, in dem in der Schweiz wegen zu viel PV-Strom die Strompreise ins Negative kippten – oder nennen Sie bitte auch nur ein Beispiel! Zudem kann Solarstrom angesichts zunehmender Kühlungsbedürfnisse genau in den heissesten Zeiten erwünschtermassen Strom bereit stellen. Wenn wir den PV-Anteil nicht erhöhen, sind wir eben nie bereit, wegfallenden Atomstrom zu ersetzen – und wenn dann die Sonne nicht scheint, kommen die neuen Speichertechnologien zum Einsatz.

  7. Mein Beitrag ruft dazu auf, Fakten zu generieren. Das würde ich nicht tun, wenn ich alle Fakten kennen würde… also lesen Sie doch erst, was es heisst.

    Die negativen Preise und ihre Häufung im europäischen Netzverbund/Stromhandel sind allerdings eine Tatsache. Strom wird dann vom “Gut” zum “Bad” – und da ist schon enthalten, dass vielleicht einer eine Kühlung betreibt.

  8. KKW liefern Strom rund um die Uhr, PV-Anlagen nur wenn die Sonne scheint, das weiss in der Zwischenzeit wohl jeder. Die benötigten Kapazitäten zur Speicherung von PV-Strom, um die Schweizer-KKW zu ersetzen, wären gewaltig (es sind mehrere Milliarden von kWh).. Leider haben viele keine Ahnung über die Grössenordnungen und die Kosten, die im Spiel sind.. Deshalb wären Berechnungen der anfallenden Kosten zu begrüssen, um die Diskussion zu versachlichen. Nur um Grössenordnungen zu liefern (reichen ein paar Milliarden oder reden wir von hunderten von Milliarden), das würde sicher vielen die Augen öffnen. Was spricht dagegen?

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