‘Since prehistoric times, the strong ruled over the weak. The social product was modest, …’ Was ist mir ‘stark’ und ‘schwach’ gemeint? Individuen, Gruppen, Stämme, Länder, ‘Staaten’, Imperien? Es gibt keine direkte Beziehung zwischen der Stärke des Individuums und seiner Gruppierung. Vielleicht waren die alten Israeliten stark zumindest moralisch, und die sie in Leibeigenschaft oder Sklaverei haltenden Aegypter schwach. Der Begriff ‘Sozialprodukt’ wurde abgeschafft, weil unzutreffend, und ersetzt durch Nationaleinkommen. ‘The church supported the rich – “Render unto Caesar the things that are Caesar’s, and unto God the things that are God’s” (Matthew 22:21). The norm of the society was a merciless despotism.’ Zunächst muss man ‘Kirche’ unterscheiden von Religion. Was hat ein Jesus-Satz zu tun mit einer Organisation? Jesus meinte mit Cäsar nicht die Reichen, die Oberen Zehntausend, sondern den weltlichen Teil der Gesellschaft, die Regierung, den Staat. Streng hierarchische Gesellschaften werden mehr steinerne und andere Zeugnisse hinterlassen haben, aber dass Despotie die Norm war, ist nicht haltbar zumindest für Nord- und Westeuropa. Reply
Selbstverständlich kann ich in einem Kurzessay, eher schon einer Glosse, nicht haarscharf wissenschaftlich argumentieren, mit allen Vorbehalten … Aber die Tatsache, dass reiche Produktionsmittel Voraussetzung des Wohlstands sind, und Wohlstand eine Voraussetzung für dessen Verteilung ist, die so gestaltet werden kann, dass eine breite Mittelschicht entsteht, welche wiederum die Voraussetzung für eine Demokratie ist – diese Kausalkette erscheint mir gegeben. Mangel kann man nicht “gerecht” verteilen, die “Verteileradministration” sitzt stets an den Hebeln der Selbstbereicherung. Jedenfalls konnte eine Demokratie in unserem Sinne des Wortes erst entstehen, als die Voraussetzungen für die Abschaffung der Sklaverei resp. der Leibeigenschaft durch das Vorhandensein reichlich mechanischer Energie da waren. Auch in einer Rousseau’schen Welt der “edlen Wilden”, wo die subtropische Natur durch ihren Überfluss an Früchten einen kleinen Stamm ernähren konnte, entwicklungsmässig nicht weit weg von unseren biologischen Affen-Vorfahren, auch dort gab es eine “Silberrücken-Häuptlings-Autokratie”. Mir geht es nicht um allzu professionelle Geschichtsschreibung, sondern um die Diskussion des Zusammenhangs “Energie -> materieller Wohlstand -> bessere Voraussetzungen für eine (in unserem demokratischen Verständnis) gerechtere Gesellschaft”. Danke für Ihr Kommentar, der mir die Gelegenheit für diese Entgegnung gab! Reply
Sehr geehrter Herr Kowalski Als etwa gleichalter Berner Universitätsabsolvent könnte ich Sie als Kommilitone ansprechen und habe wie Sie Berner Luft mit CO2 eingeatmet. Ich finde auch, dass die Menschheit nicht auf die Atomkraftenergie verzichten kann. Ihre kurze Geschichte der Beziehungen und Entwicklungen der Energie und Demokratie zeigt über die Jahrtausende, dass die Gesellschaft bzw. die Menschheit von diesen beiden Entwicklungen profitieren kann, sondern auch noch wachsen kann. Mit dem Wachstum hat m. E. auch die Vielfalt in vielen Beziehungen zugenommen. Nach meinem Empfinden hat jedoch die Entwicklung der Demokratie sich nicht immer mit derjenigen der Energie parallel entfaltet. Deshalb wird seit einigen Jahrzehnten infolge der falschen Theorie des Treibhauseffektes im Zusammenhang mit dem Klimawandel die positive Entwicklung der Menschheit rückgängig gemacht. Dies wäre eine kleine und kurze Kritik zu Ihrer kurzen Geschichte. An einem Seminar vor meinen Abschlussprüfungen fragte ein Student den Professor, was er ihm für seinen Eintritt ins Berufsleben raten könne. Er meinte: Wenden Sie den gesunden Menschenverstand an. Ich hoffe, diesen auch heute noch anzuwenden. Reply
Lieber Herr Walte, es gibt ja den Unterschied zwischen einer notwendigen und einer ausreichenden Bedingung. Das Verfügen über nichtbiotische Energie ist m.E. eine wohl notwendige, beileibe aber nicht ausreichende Bedingung für eine in unserem Sinne des Wortes demokratische Gesellschaft (China oder Uganda verfügen wie unsere moderne Welt über die Fähigkeit, mechanische Energie einzusetzen – liberal-demokratisch sind sie nicht). Das wäre der eine Punkt. Der zweite Punkt ist das Wachstum. Es gibt kein Wachstum ohne Grenzen, darüber muss man nicht diskutieren. Aber einen rein ideologisch, aufgrund irgendwelcher Dogmen definierten Endzustand der Entwicklung, mit einem “Wachtumsstopp”, gibt es nicht. Ein solcher wäre nicht demokratisch, sondern dirigistisch. Wachstum endet, wo die Bevölkerung den erreichten Zustand als nicht mehr gut findet, z.B. wenn es so viel Autos gibt, dass man lieber ein Velo nimmt, als mit dem Auto zur Arbeit zu fahren. Seit Malthus haben wir schon viele “Grenzen des Wohlstands” erlebt, die sich als nicht so zwingend erwiesen haben. Ihr Betonung des gesunden Menschenverstands (als Unterschied zu irgendeiner Gesinnung, füge ich bei) ist hier absolut richtig. Wohlstandsbeschränkungen behördlich zu erzwingen kann ausserordentlich gefährlich sein, weil wir Menschen keine Asketen sondern eher Hedonisten sind, und auf Einschränkungen durch soziale Unrast reagieren. Wie Frankreich mit gilets jaunes oder Deutschland mit dem Habeck’schen Heizgesetz demonstrieren. Und solche Unrast gefährdet unser zartes Pflänzchen, die liberale Demokratie. Auf diese Zusammenhänge will ich mit meinen Bemerkungen hinweisen. Danke für Ihren Kommentar dazu! Reply
Danke für Ihre positive Antwort. Bei einer parallelen Beziehung von zwei verschiedenen Phänomen sehe ich einen gesetzesmässigen gleichmässigen Verlauf. Aufgrund Ihrer Beispiele China oder Uganda nehme ich an, dass Sie auch meinen, dass keine Parallelität zwischen Energie und Demokratie existiert. Wachstum der Energieverwendung und Wachstum der Bevölkerung und Wohlstand haben wohl eine Beziehung zueinander. Wäre vielleicht ein Forschungsgegenstand. Gilets jaunes und Widerstand gegen unerwünschtes Bevölkerungswachstum bzw. Wohlstandsverlust wegen dirigistischem Heizgesetz versetzen Energiegewinnung wie auch Demokratie in mittelalterliche Verhältnisse. Eine gewisse Parallelität zwischen Energieentwicklung und Demokratieentwicklung ist da sicher vorhanden. Reply