Knuttis Reaktion überrascht nicht. Sie entspricht seinem Persönlichkeitsprofil. Wenn Skepsis nicht passt, schlägt man mit ad hominem Verleumdungen zu und empört sich über die Frechheit, die Glaubwürdigkeit der unfehlbaren Wissenschaftler in Frage zu stellen. Eine Überheblichkeit, wie man sie eigentlich nur von Religionsführern kennt. Ich korrespondiere schon lange nicht mehr mit ihm. Ich streite mich nur noch mit Wissenschaftlern für welche Skepsis die Grundlage wissenschaftlichen Fortschritts ist. Reply
Ideologische Ziele zu verfolgen, heisst doch meistens, Fakten – wissenschaftliche und wirtschaftliche – auszuschliessen, zumindest nicht zu berücksichtigen. Das geht aber nur so lange, bis die Realität, d.h. messbare Resultate solcher Entwicklungen allgemein erlebt und (vielleicht) verstanden werden. Gib nicht auf Hans, die Entwicklung in der realen Welt gibt Dir recht! Reply
Reto Knutti muss man als Wissenschaftlicher ablehnen, er ist nicht fähig geophysikalische Tatsachen, die seine Ideologie stören, zu akzeptieren. Das Klima tut was es immer tat, es ändert sich, momentan zu einer Warmzeit und das mit oder ohne menschlichen Einfluss oder Eingriff. An der ETH sollte man den jungen Leuten beibringen, wie sie die daraus resultierenden Konsequenzen in den Griff bekommen können und keine ideologischen Utopien vermitteln. Tatsachen: 1. Es ist für uns besser, die Gletscher schmelzen anstatt zu wachsen. 2. In klaren Nächten ist es kalt, die Erde kühlt ab trotzdem das angeblich an allem schuldige CO2 in der Luft bleibt. Bei bedecktem Himmel bleibt die Wärme erhalten. Ergo ist der Wasserdampf das einzige Treibhausgas. Ist das zu hohe Schulweisheit für sie, Herr Knutti? Reply
Gut geschriebener Beitrag, danke Hans. Reto Knutti ist Klimaforscher und Wanderprediger zugleich. Weil dies jedoch nicht funktionieren kann, bewirkt Knutti einzig Kollateralschäden und leistet der Klimaforschung einen Bärendienst. Gleiches gilt für Stocker, Seneviratne and andere Schweizer Klimacracks. Eigentlich alles gute Klimaforscher, aber letztlich unglaubwürdig. Sie engagieren sich politisch auf eine Art und Weise, die sie wissenschaftlich unglaubwürdig macht. Erstens lassen sich gewisse gesellschaftliche Aufgaben und Rollen einfach nicht glaubwürdig kombinieren. Zweitens sprechen sie über die Dinge, die sie entweder nicht verstehen oder die niemand wissen kann. Wirtschaft und Zukunft sind zwei Beispiele. Und wenn sie sich drittens noch gegen die Kernenergie aussprechen, dann machen sie sich vollends unglaubwürdig. Reply
Prima Beitrag. Ich habe zwei Bemerkungen: (1) Das „wir“ in Knuttis Forderung, wir müssten jetzt rasch und griffig handeln, kann sich nur auf die Weltbevölkerung beziehen. Das weiss auch Knutti. Aber nach der Veröffentlichung einer neuen ETH-Studie, nach der sich das Klima in der Schweiz überdurchschnittlich erwärmen soll, forderte er am SRF-TV, dass WIR nun rasch oder rascher handeln müssten. Er suggerierte dabei, dass WIR SCHWEIZER es sind, die handeln müssen, weil wir sozusagen unser helvetisches Klima abkühlen müssen. Das ist eine absichtliche Täuschung, eine Lüge. (2) Eine rabiate Energiewende muss auch politisch durchführbar sein. Genau. Schon 2014 sagten wir in unserer Studie “Energiestrategie 2050: Eine institutionelle und ökonomische Analyse”, eine Wende à la Energiestrategie 2050 sei zwar eventuell technisch machbar, doch ökonomisch exorbitant teuer und werde deshalb früher oder später sowieso im direktdemokratischen Prozess scheitern. Diese Studie wurde am 27. November 2014 in Bern in einer Medienkonferenz von Silvio Borner, Bernd Schips u.a. vorgestellt und im Januar 2015 veröffentlicht. Sie kann unter dem folgenden Link bezogen werden: (https://www.c-c-netzwerk.ch/wp-content/uploads/2022/04/IWSB_Energiestrategie_2050.pdf). Reply
Wie sagte John Clauser so schön? Die Klimawissenschaft ist eine schockjournalistische Pseudowissenschaft und da kann ich ihm nur Recht geben. Jeder Ingenieur weiss doch, dass Systeme mit insgesamt positiver Rückkopplung instabil sind. Aber nur mit positiven Rückkopplungen kommen Klimamodellierer wie Knutti auf ihre hohen Klimasensitivitäten. Dabei merken sie nicht einmal, dass es sich nicht um CO2-Rückkopplungen handelt, sondern um Temperaturrückkopplungen. Etc. Jedenfalls müssen die Rückkopplungen insgesamt negativ sein, was von Messungen bestätigt wird. CO2 ist damit kein Problem, im Gegenteil: Dass die Trockengebiete der Erde fast alle grüner geworden sind, ist dem höheren CO2-Anteil zu verdanken. Reply
Danke, Hans, das ist exzellent – nur nicht dein Vermächtnis in der Schweizer Klima- und Energiepolitik, weil du hoffentlich noch viel mehr zu sagen hast und hoffentlich ein paar Leute mehr auf dich hören 🙂 Es gäbe dazu ganz viel zu sagen, allerdings nur schwer auf deinem Niveau an Expertise und Reflexion. Ich fange darum mal mit zwei persönlichen, aber doch zentralen Anmerkungen an: * Am Anfang der Verdankung in meiner Masterarbeit zur Schweizer Klimapolitik steht der Satz: “Diese Arbeit zu schreiben dauerte sechzehn Jahre.” Mein Interesse für die Klimapolitik weckte eine Tagung zum Alarmismus, die Avenir Suisse 2007 durchführte. Thomas Held lud dazu Björn Lomborg und US-“Klimaleugner” ein, Thomas Stocker sagte deshalb ab. (Das war ja der Anlass für deinen NZZ-Artikel.) Und mit Recherchen fing ich 2009 bei der SonntagsZeitung an – Klimakonferenz Kopenhagen, Climategate! Die “Kollegen” in der Wissen-Redaktion wollten die Publikation eines Gesprächs mit Lomborg verhindern und auch ein kritisches Interview mit Stocker hintertreiben. In einer Sitzung sagte ich, in der Klimaforschung/-politik seien alle Fragen auf allen Ebenen noch offen – ein Wissen-Redaktor unterbrach mich bei jedem Satz, und als ich ihn deshalb entnervt anfuhr, dekretierte der stv. Chefredaktor, hier werde nicht herumgebrüllt. Alle Fragen, die ich meinte, hast du, Hans, in deinem Schema in unübertrefflicher Klarheit dargelegt. Reply
Und hier – von wegen erzwungener Portionierung – die zweite persönliche Anmerkung: * Mit meiner Masterarbeit wollte ich ursprünglich den “Kampf um den Konsens” aufarbeiten, also aufzeigen, wie die Klimaforscher bis zum 3. IPCC-Report von 2001 auf Kurs gezwungen wurden (“The science is settled”). Ich fand aber von Anfang an auf dodis.ch überraschende Dokumente zur Schweizer Klimapolitik seit 1987, die den Fokus verschoben: Sie führten mich zu meiner kontrafaktischen These, dass es ohne Flavio Cotti das Pariser Abkommen wohl nicht gäbe. Der Bundesrat forderte 1989 eine weltweite CO2-Steuer, und er setzte die erste interdepartementale Arbeitsgruppe ein, um dies wissenschaftlich zu unterlegen. Diese kam nach einem Jahr Arbeit zum Schluss: “Das Fehlen von präzisen Fakten betreffend die Schäden, zu denen die Klimaveränderungen führten könnten, macht eine Kosten-Nutzen-Rechnung von politischen Massnahmen unmöglich.” Der Bundesrat führte seine ambitionierte Klimapolitik dennoch fort – ohne wissenschaftliche Grundlage. Die Erkenntnis der Arbeitsgruppe aber gilt noch heute, das war der Anlass zu meinem Mailwechsel mit Reto Knutti. Reply
“ohne wissenschaftliche Grundlage. ” Wo fängt bei Ihnen die Wissenschaft an? Sind für Sie die Erdkugel, der Strahlungstransport, das Schwarzschild-Kriterium, die Adiabatengleichung, Einsteins Quantenhypothese und der Energieerhaltungssatz nur „angebliches Wissen“, das Sie in Frage stellen? Dann erübrigt sich jede Diskussion. Reply
Gemach. Ich habe hier – wie in meiner Masterarbeit – nur geschrieben, dass der Bundesrat eine wissenschaftliche Grundlage für seine ambitionierte Klimapolitik forderte. Diese gab es nicht, aber Bundesrat Flavio Cotti machte trotzdem weiter. Das führte 1992 in Rio zur Klimakonvention, 1997 in Kyoto zum Protokoll mit Emissionszielen und letztlich 2015 zum Pariser Abkommen. Derweil versuchte der IPCC die wissenschaftliche Grundlage nachzuliefern. In meiner Masterarbeit zeige ich auf, dass Hans Oeschger – Gründungsmitglied des IPCC – seit den 1970er-Jahren davor warnte, dass der Ausstoss von Treibhausgasen zu einer katastrophalen Erderwärmung führen könnte: “Weiter kam der Physiker mit seiner Forschung nicht: Mit den Daten aus den Eisbohrkernen liess sich keine Kausalität nachweisen, dass die Zunahme des CO2 zum Anstieg der Temperatur führt, mit den Modellen des Kohlestoffkreislaufs auf der Erde die grundlegende Frage der Klimasensitivität nicht beantworten: Wie stark erhöht sich die Temperatur bei einer Verdoppelung des CO2-Anteils in der Atmosphäre? Möglicherweise stiess da der «kanonische physikalische Ansatz», den Thomas Stocker bei Hans Oeschger rühmt, an seine Grenzen: «Bei jeder Frage von den fundamentalen Gleichungen der Physik auszugehen oder sie auf diese zurückzuführen.» Denn dafür reichte das Verständnis der realen Prozesse in der Welt, vor allem in der Atmosphäre und in den Ozeanen, bei weitem nicht aus. Ein Vierteljahrhundert nach dem Tod von Hans Oeschger ist der IPCC bei diesen Fragen nicht entscheidend weitergekommen – obwohl Forschungsfabriken die Einzelkämpfer abgelöst haben und die Rechnerleistung explodiert ist. Die Wissenschafter schaffen es nicht, die Risiken aufgrund der Klimaerwärmung zu beziffern, also nachvollziehbare Kosten-Nutzen-Rechnungen für die Klimapolitik zu entwickeln. Oder sie wollen die Ergebnisse nicht wahrhaben, so etwa wenn ihnen Björn Lomborg vorrechnet, dass die teuren Massnahmen gemäss Pariser Abkommen nichts brächten.” Reply
“Denn dafür reichte das Verständnis der realen Prozesse in der Welt,” Bei den vielen komplizierten Zusammenhängen ist fast jede Rechnung im einzelnen sinnlos. Jeder Zusammenstoß von Gasmolekülen ist berechenbar – wenn alle Orte, Richtungen und Geschwindigkeiten bekannt sind. Da die Rechnungen sinnlos sind, benutzt man die Beobachtungen und führt pragmatisch die Gasgleichungen ein (obwohl Zusammenstöße schon viel älter als Klimafragen sind). Analog kann man aus den Messungen von CO2-Konzentration und Durchschnittstemperatur die Klimasensitivität bestimmen – fast genau 1 K Temperaturzuwachs bei Anstieg der CO2-Konzentration um 100 ppm (und das schon über 170 Jahren). Reply
Sie sollten sich als Ehrenmitglied des IPCC bewerben, um ihm mit Ihren Rechenkünsten zu mehr Präzision zu verhelfen. Er schätzte die Klimasensitivität im ersten Bericht von 1990 auf 1,5 bis 4,5 Grad. Und er schätzt sie im sechsten Bericht von 2023 – nach 35 Jahren Forschung zu dieser zentralen Frage – auf 1,5 bis 4,5 Grad. Reply
Von dieser “pragmatischen” Alternative zu Modellschätzungen der Klimasensitivität habe ich auch schon gelesen. Was mir allerdings nie klar war: Wie bereinigt man die Schätzung/Rechnung um natürliche Temperaturschwankungen, die ja irgendwie in der Temperaturentwicklung versteckt sind? Reply
Für das Klima-Dossier des Schweizer Monat habe ich dazu geschrieben: Reto Knutti berechnet für das Pariser Abkommen von 2015, wie viel CO2 die Welt, ja jedes einzelne Land noch ausstossen darf, damit die Erwärmung gegenüber der vorindustriellen Zeit 2 Grad nicht überschreitet. Dabei fehlen immer noch sichere Grundlagen für seine Berechnungen. Einerseits schätzt das IPCC die Klimasensitivität auf 1,5 bis 4,5 Grad – so vage wie ein Vierteljahrhundert zuvor. Anderseits fasst der führende Klimahistoriker Ulf Büntgen den Forschungsstand in seinem Fach zusammen: «Die vorindustrielle globale Durchschnittstemperatur ist leider immer noch nicht gut bekannt, und wir haben nach wie vor Probleme, den Anteil der anthropogenen Erwärmung von der natürlichen Variabilität im Klimasystem zu unterscheiden.» https://schweizermonat.ch/die-eidgenossen-retten-die-welt/# Reply
Wenn selbst nach 35 Jahren aufwendigster Forschung der postulierte Effekt immer noch nicht genauer quantifiziert werden kann als zu Beginn, dann käme in jeder seriösen Wissenschaft die Frage auf, ob der Effekt überhaupt existiert oder ob nicht vielleicht die Starthypothese falsch war. Das IPCC hatte aber von Anfang an den politischen Auftrag, die These ‘mehr CO2 bewirkt signifikante Erderwärmung’ zu beweisen, und nicht etwa, das Thema objektiv zu untersuchen. Darum durfte eine CO2-Sensitivität im Bereich unter 1.5 Grad gar nicht in Betracht gezogen werden, obwohl es dafür gute Argumente gibt. Reply