“Minergie-Komfortlüftungen”: ökologisch kontraproduktiv

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Radio SRF I, gestern, 08:13 Uhr

Minergie-Häuser – Wird zu viel versprochen?

In der Schweizer Energiepolitik spielen die Gebäude eine wichtige Rolle. Sie sind für rund 40 Prozent des Energieverbrauchs der Schweiz verantwortlich und einen Drittel der CO2-Emissionen. Mit moderner Gebäudetechnik soll die Umweltbelastung reduziert werden.In einer Fall-Studie zu einer neuen Zürcher Wohnsiedlung erhalten nun kontrollierte Wohnraumlüftungen mit Wärmerückgewinnung schlechte Noten. Minergie-zertifizierte Wohnungen werden in der Studie kritisch beurteilt. «Trend» schaut genau hin und konfrontiert den Geschäftsführer von Minergie Schweiz mit der Kritik.

Hören Sie sich die Sendung an:

Lesen Sie die Angaben der Autoren der Fallstudie:

Sustainable System Solutions: Vergleich Lüftungskonzepte der Siedlung Klee, Zürich-Affoltern 2018

Und hier noch die Studie von Sustainable System Solutions:

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Dateiname: Sustainable-System-Solutions_Schlussbericht-Studie-Luftungskonzepte-Siedlung-Klee.pdf
Dateigröße: 1.6 mb

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9 thoughts on ““Minergie-Komfortlüftungen”: ökologisch kontraproduktiv”

  1. Dem Autor des Beitrags, Manuel Rentsch, kann man für seinen Bericht gratulieren!
    Wenn wir schon immer die Medien kritisieren, dann müssen wir auch die guten Beispiele berücksichtigen.

  2. Sehr geehrtre Herr Markus Saurer, selbstverständlich darf man die Journalsiten auch gratulieren, wenn Sie gute Arbeit machen. Ob beim vorliegenden Beitrag dies zutrifft, wage ich zu bezweifeln. So wird zum Beispiel ein sehr wichtiges Them, die Luftqulität gar nicht angesprochen. Werden die Wohnungen ohne kontrollierte Wohnraumlüftung nämlich nicht regelmässig gelüftet, resulteirt sicherlich ein geringerer, allfällig ähnlicher Heizenergiebedarf wie mit einer kontrollierten Lüftung, jedoch mit nachweislich schlechtere Raumluftqualität.. Diese Thema gehört für einen “Vorbildliche investigativen Journalismus” zwingend dazu. Otmar Spescha

  3. So müsste die Überschrift dann lauten. Und Minergie-Häuser müssten in Maxkomfort-Häuser umbenannt werden. Doch dann müssten wir wohl auf solche Häuser im Sinne der Suffizienz verzichten, also schlechtere Raumluftqualität in Kauf nehmen, um die Ziele der Energiestrategie und der Klimapolitik nicht zu gefährden.

    Ich habe übrigens ein schlecht isoliertes altes Haus mit allerdings herausragender Luftqualität (sofern ich nicht zuviel rauche… 😉

  4. Besten Dank für diesen Beitrag. Es ist interessant, dass man nun als zusätzliches Argument die Raumluftqualität hervorhebt, fast schon als Entschuldigung. Ich persönlich finde folgende Situation vor: Nahezu alle Wohnungen (in unserer Minergie-zertifizierten Siedlung) benutzen in den Wintermonaten einen zusätzlichen Luftbefeuchter (je Raum), da die Luft extrem trocken ist und vor allem Kleinkinder darunter leiden. Diese Luftfeuchtigkeit wird leider sofort wieder abgesaugt, weswegen bei der Verwaltung durchgesetzt wurde in der Winterzeit die Komfortlüftung nachts für einige Stunden abzuschalten.

  5. Als langjähriger Mitarbeiter im Unterhalt von Gebäuden und nun ausgebildeter Solarteur kann ich den dargestellten Sachverhalt sehr gut nachvollziehen.
    Es werden Versprechungen gemacht,, die auf Berechnungen basieren. Ist Minergie eingebaut und die Inbetriebnahme hat stattgefunden wird die Anlage vielerorts “vergessen” und auch die nötigen Unterhaltsarbeiten vernachlässigt!
    Ich selbst habe bei meinem eigenen Haus (Bj. 1980) “bewiesen”, dass durch kontinuierliche Optimierung z. B. der Heizkurve, der Pumpendrehzahl und der Einstellung von Nacht- und Tag-Sparzeiten, also ohne grosse bauliche Massnahmen (…ausser neuen Fenster und Türdichtungen) der Energieverbrauch – bei gleichbleibender Innentemperatur – um 30% Prozent
    gesenkt werden konnte. (!) –> Mein Haus verbraucht nur etwa 7 Liter pro Quadratmeter was heute einem Haus mit normalem Baustandard entspricht!
    Minergie-Schweiz sollte sich überlegen, ob eine provisorische Vergabe des Labels mit periodischer Nachprüfung nach z.B. 3-5 Jahren mit Originalbelegen sinnvoller wäre. Also:Minergie auf Zeit!
    PS: Ich selbst habe (kurz( in einem Heim im Technischen Dienst gearbeitet, wo der Unterhalt wie der Filterwechsel in Wohnungen nach ca. 4 Jahren Betrieb noch nie gemacht wurde. Ausserdem hatte die Anlage einen schwerwiegenden Konstruktionsmangel! D. h. die Wärmepumpe läuft jetzt ca. doppelt so lange wie berechnet! = etwa doppelter Energieverbrauch!!!
    Fazit: Kein Geld für Unterhalt und genügend Personal – Energielabel Minergie vorhanden aber nie überprüft!
    Die Hälfte der Klimaziele könnten alleine durch gut eingestellte Anlagen erreicht werden. Dies bedingt aber die Ausbildung und Anstellung entsprechender Mitarbeiter!
    –> Papier und Minergie-Aluschilder sind geduldig! – Viel Geld für nichts!

  6. Die Luftqualität ist sehr wichtig, finde ich und wenn ich die Wahl hätte würde ich lieber in den belüfteten Wohnungen wohen. Aber das ist eine persönliche Sache, so wie ob man hin und wieder eine Tasse Kaffee trinkt oder nicht.. Man kann schon behaupten, dass die Minergie-Leute dies als Entschuldigung brauchen, aber mal Hand aufs Herz: Eine automatische Lüftung ist nur in der Heizsaison ökig! Das ist halt so! Wenn man im Sommer das Ding auch einschaltet um bessere Luft und weniger Dreck in der Wohnung zu haben, dann ist das ein Luxus! Punkt. Im Sommer hat der Öki die Fenster selber zu öffnen und die Lüftung abzustellen. Wenn man zum Beipiel sein Warmwasser mit einer Wärmepumpe erhizt, dann ist das doch gut! Aber wenn man dann hingeht und die Badewanne voller und die Dusche öfters benutzt weil man ein gutes Gewissen hat, dann ist das nicht das Problem der Technologie! Dann könnte man auch sagen, dass die Wärmepumpe schlechter sei als versprochen….
    So wie es aussieht, wurde von den Verantwortlichen auch zuviel Material verwendet. Wenn ich die Liste am Ende des Berichts richtig interpretiert habe, gibts irgendwo ein zentrales WRG für alle Wohnungen und die Luft wird dann über lange Kanäle in die Wohnungen verteilt. Innerhalb der Wohnungen dann mit Flexrohr im Beton (siehe Abb.2=.. Sonst kann ich mir die endlose Liste an verzinkten Stahlblechkanälen nicht erklären. Aber mal ehrlich, wer baut sowas? Kopfschüttel…Da gehört in jede Wohnung ein WRG dass die Leute individuell einstellen (und im Sommer abschalten) können. Dann hätte man auch nicht so eine negative Bilanz!
    Beim Beton ist es auch spannend. Da wird im Bericht erwähnt, dass man die Kanäle nicht unbedingt einbetonieren muss und deshalb “als separate Kategorie” ausgewiesen werden, Aber diese Aufwände werden dann dennoch in jeder Grafik ausgewiesen. Man macht was unnötiges, benutzt es aber immer wieder als Argument gegen Minergie.
    Scheinbar wurden bauseits Fehler gemacht, die nun der Kunde aussitzen muss. Der Journalist hat das nicht erkannt. Er hoffte wahrscheinlich auf die ganz grosse Story. Dieser Bau wäre eher was für den Kassensturz.

  7. Vielen Dank für diese Einsichten oder Ergänzungen. Wie auch immer: jedenfalls muss man alles sorgfältig durchrechnen, um auf dem vermeintichen Ökotrip nicht plötzlich kontraproduktiv unterwegs zu sein. Bei Wärmepumpen ist das auch so eine Sache… die brauchen recht viel Strom… und woher nehmen wir den, sobald die KKW abgestellt werden müssen?

  8. Das mit den KKW abstellen wird wohl ein Fiasko. Wenn alle Heizungen ohne Öl laufen, alle ihre e-Autos einstecken und dann noch ein Bevölkerungswachstum von 500’000 Menschen pro 10 Jahre….viel Glück!

    Die Zukunft wird wohl noch spannender als gedacht! Hmmm…

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