„Geld bleibt hier“ zum zweiten

Die Illusion einer möglichst autarken Energieversorgung mit erneuerbaren Energien

Vor gut zehn Jahren war ich in den Medien als Kritiker der politisierten IPCC-nahen Klimaforschung aufgefallen. Dank diesem Ruf schaffte ich es in Zürich auf ein Podium mit dem prominenten Klimaforscher und IPCC-Hauptautor Thomas Stocker (Universität Bern). Im Verlauf der kontroversen Diskussion setzte Stocker zu einer euphorischen Prognose über die wirtschaftlichen Chancen der „Energiewende“ und die leuchtende Zukunft der hiesigen Solarindustrie an und phantasierte über die vielen neuen Arbeitsplätze.

Darauf reagierte ich mit einer Gegenprognose und stellte Stocker Folgendes in Aussicht: In wenigen Jahren können wir all die Solarzellen und -panels und was technologisch so dazugehört von den Chinesen zum halben Preis oder noch günstiger kaufen. Es dauerte dann keine drei Jahre, bis in der europäischen Solarindustrie wegen der Konkurrenz aus China angesichts grosser Überkapazitäten der Katzenjammer ausbrach. Als die Krise mit hohen Verlusten und Firmenkonkursen so manifest wurde, dass sie auch von Professor Stocker kaum ignoriert werden konnte, meldete ich mich bei ihm und rief ihm eine bekannte Volksweisheit in Erinnerung: Schuster bleib bei deinen Leisten!


Offizielle Abstimmungspropaganda – Gehirnwäsche für das Publikum

Einheimische Energie?

„Geld bleibt hier“ – so lautete eine der wichtigsten offiziellen behördlichen Propaganda-Botschaften zur Volksabstimmung über das Energiegesetz im Mai 2017, das Prestigeprojekt der damaligen Energieministerin Doris Leuthard. Ihre Nachfolgerin Simonetta Sommaruga übernahm das „Geld bleibt hier“-Argument gerne, indem sie auf die Geldströme verwies, die für fossile Energie in die ölproduzierenden Länder fliesst. Das leuchtet natürlich jedem ein, der nicht weiter denkt als bis hier, und das sind offenbar viele.

Dabei war die Leuthard-Energiewende seit Beginn eine nur halbwegs versteckte Importstrategie. Nicht nur baute man hoffnungsvoll auf ein Stromabkommen mit der EU für die notwendigen Stromimporte im Winter. Auch all die Produkte der sogenannt neuen Erneuerbaren Photovoltaik und Wind sowie Batterien müssen von ausländischen, inzwischen überwiegend chinesischen Produzenten gekauft werden. Was ist an einer solchen Energie denn noch einheimisch?

Ausgerechnet die FDP platzierte den Slogan „Geld bleibt hier“, dieses schwachsinnigste aller Argumente für eine Energiewende hin zu einem kernenergiefreien System nur mit sogenannt Erneuerbaren, prominent auf einem Flyer, mit dem die Partei für Leuthards Energiegesetz warb. Der Bevölkerung wurde ein weniger auslandsabhängiges, ja weitgehend autarkes Energiesystem vorgegaukelt. Das wirkte, denn im Volk sind Autarkieträume verbreitet.

Mein Fazit gleich vorweg

Grüne Energie bedeutet nicht Autonomie – ganz im Gegenteil. Dazu hatte ich meine Argumente bereits vor rund drei Jahren in einem Artikel in der Weltwoche dargelegt:

Oft muss ich feststellen, dass ich zu den wichtigen wirtschafts- und sozialpolitischen Themen das aus meiner Sicht Notwendige bereits irgendwann irgendwo irgendwie gesagt oder geschrieben habe. Im Grunde widerstrebt es mir, meine früheren Artikel zu rezyklieren. Deshalb zitiere ich nachstehend lieber noch Ausschnitte aus neusten Beiträgen von den unabhängigen Online-Newsletters „Doomberg“ und „The Brawl Street Journal“. Beide haben die wackelige strategische Position der USA und Europas in der Energieversorgung gegenüber dem technologischen Hegemon China im Blick und nehmen kein Blatt vor den Mund.

Doomberg

In einem Online Post schreibt Doomberg unter dem Titel „How China hijacked climate fears to achieve global supremacy“. Auf deutsch gemäss Google Übersetzer: „Wie China die Klimaängste missbrauchte, um die globale Vorherrschaft zu erlangen.“ Die Förderung von Klimaängsten gehört bekanntlich zu den bevorzugten Mobilisierungsstrategien links-grüner Kreise in westlichen Demokratien. Hier zwei Abschnitte aus Doombergs Artikel (übersetzt mit dem Google-Übersetzer):

„…es ist unstrittig, welches Land am meisten von der klimabedingten Selbstzerstörung des Westens profitiert hat. Während China die für die westlichen Energieambitionen entscheidenden Lieferketten kontrolliert, hat es gleichzeitig in atemberaubendem Ausmass Kohle verbraucht – den mit Abstand schmutzigsten und kohlenstoffintensivsten Kohlenwasserstoff. Zum Zeitpunkt der ersten COP-Konferenz der Vereinten Nationen im Jahr 1995 lag der weltweite Kohleverbrauch bei 93,6 Exajoule. Bis 2024 hatte China allein diesen Wert mit 92,2 Exajoule fast erreicht. China verbraucht nun 56 % der Weltproduktion.

Während der Westen darüber streitet, wie viele Solarmodule und Windturbinen er in seine eigenen, quietschenden Netze einspeisen soll (und das alles aus chinesischer Produktion), baut die Chinesische Kommunistische Partei ihre Produktions- und Militärmacht aus und übertrifft damit alles, was man sich zu Beginn der Klimahysterie vor 30 Jahren hätte vorstellen können.

The Brawl Street Journal

Hier liegt die Betonung auf der Abhängigkeit westlicher „Energiewenden“ von Seltenen Erden. „The Brawl Street Journal“ schreibt (übersetzt mit dem Google-Übersetzer):
Europas Träume im Bereich der grünen Technologie basieren auf den Seltenen Erden Chinas. Die Sektoren, die den Druck am stärksten spüren, sind Elektrofahrzeuge (Batterien) und Windturbinen. Offshore- und Onshore-Windturbinen der nächsten Generation sind nach wie vor stark von Seltenen Erden abhängig, und die Nachfrage allein im Windsektor wird sich bis 2030 voraussichtlich verfünffachen.

Seltene Erden machen nur 1 % des Gewichts einer Windturbine aus, sind aber laut der Columbia Business School für 25 % der Kosten verantwortlich. Steigen die Preise für Seltene Erden also rasant, sind die Auswirkungen drastisch. Das stellt ein massives Problem für die Turbinenhersteller dar. Selbst in den Boomjahren zwischen 2016 und 2020 operierten die meisten europäischen Hersteller mit einstelligen Gewinnmargen. Laut dem Global Wind Energy Council verzeichnete mehr als die Hälfte der westlichen Turbinenlieferanten im Jahr 2024 ein negatives Gewinnwachstum im Vergleich zum Vorjahr. Der spanisch-deutsche Windturbinenhersteller Siemens Gamesa erlitt in diesem Jahr sogar einen Jahresverlust von 1,7 Milliarden Euro.

Die meisten dieser Unternehmen werden ihre Turbinenproduktion einstellen oder ganz schliessen. Das Vakuum werden chinesische Firmen füllen, genau wie es bei Solar- und Batteriesystemen der Fall war. Europas Abhängigkeit wird sich vergrössern. Anstatt bei den Rohstoffen auf China angewiesen zu sein, wird es dies bei den Endprodukten. Und da Windturbinen, Solarmodule und Batterien alle eine Haltbarkeit von etwa 20 Jahren haben, handelt es sich um eine dauerhafte Abhängigkeit. Chinas Beschränkungen für Seltene Erden sind nur der Vorbote dieses zunehmenden Drucks.

Und weiter liest man auf „The Braw Street Journal“: Entweder bleibe Europa dabei, „so zu tun, als sei die Abhängigkeit von grünen Technologien etwas anderes als die von fossilen Brennstoffen, oder es kann aus der Vergangenheit lernen und strategische Entscheidungen treffen, die heute zwar weh tun, sich aber über Jahrzehnte hinweg auszahlen.

Über 2050 hinaus denken

Eine strategische Entscheidung, die vielen engagierten „Energiewendern“ weh tut, weil sie das Eingeständnis eines grossen Irrtums erfordert, ist die Rückkehr zur Kernenergie. Diese hat nicht für jedes Land die gleiche Bedeutung im Energiemix. Aber für die Schweiz – weder ein Sonnen- noch ein Windland, dazu mit beschränkten Ausbaumöglichkeiten der Wasserkraft – ist die frühere Kombination Wasserkraft plus Kernenergie die optimale langfristige Lösung bis weit jenseits von 2050. Und mit Korea gibt es bei modernen Kernenergieanlagen immerhin eine echte Lieferalternative zu China.

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