Wachstum und Energie

Wachstum.pngAm letzten Samstag des Monats März haben wir nicht nur die Uhren eine Stunde vorgestellt, sondern auch in vielen Städten das Licht abgestellt, um dem …

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Am letzten Samstag des Monats März haben wir nicht nur die Uhren eine Stunde vorgestellt, sondern auch in vielen Städten das Licht abgestellt, um dem Klimawandel zu gedenken. Die Idee dahinter ist ebenso einfach wie falsch. Der Energieverbrauch führt zu Emissionen, insbesondere zu CO2-Ausstoss, der nach vorherrschender Meinung für die Erwärmung unseres Planeten hauptverantwortlich ist und diesen auf eine Katastrophe hin steuert. Also müssen wir den Energieverbrauch massiv drosseln – notfalls durch staatlichen Zwang.

Doch was sind die Tatsachen und nicht die Ideologien?

Das Wirtschaftswachstum ist weltweit und langfristig an steigenden Energieverbrauch gekoppelt, wobei die Kausalität von Energie zu Wachstum verläuft. Nur dank mehr verfügbarer und billiger werdender Energie war unser Wirtschaftswachstum möglich. Und die Flucht aus der Armut in weitesten Teilen der Welt wird nur mit mehr bezahlbarer fossiler Energie realisierbar werden. Doch die Welt muss deshalb nicht untergehen, weil nicht der Energieverbrauch das Problem ist, sondern die damit einhergehenden Verschmutzungen der Luft und Atmosphäre.

Die gute Nachricht ist jetzt hier, dass in den letzten paar Jahren Wirtschaftswachstum und Luftverschmutzung entkoppelt werden konnten. Wie wurde das möglich?

Verantwortlich für diese positive Entwicklung sind vor allem die beiden schlimmsten CO2-Sünder USA und China. Diese beiden senkten nämlich ihren Ausstoss, während er in Europa konstant blieb und im Rest der Welt weiter zunahm. Wie schon Europa zeigt, ist für diese Entkopplung nicht die in Europa forcierte staatliche Förderung der Neuen Erneuerbaren verantwortlich, sondern marktwirtschaftlich getriebener technischer Fortschritt. In den USA ist es die Umstellung von Kohle auf Gas, das dank dem gegen politische Widerstände entwickelten Fracking so viel billiger geworden ist und pro Kilowattstunde (kWh) viel weniger CO2 emittiert als Kohle. Der Strompreis beträgt daher in den USA noch etwa ein Drittel des auf das Doppelte gestiegenen in Deutschland. In China war es bei knapp 7-prozentigem Wirtschaftswachstum die Forcierung der Nuklearindustrie, die im letzten Jahr fünf neue Reaktoren ans Netz brachte und die Nuklearkapazität um einen Viertel vergrösserte.

Die Entkoppelung läuft also zwischen Wirtschafts-Wachstum und Emissionen und beruht auf dem Ersatz von Kohle durch Gas zum einen und dem Zubau von Kernkraftwerken zum anderen. In Europa führt die extreme Förderung vor allem in Deutschland und Dänemark von Solar und Wind paradoxerweise zu einer Zunahme der besonders schädlichen Kohleverstromung, weil mit steigendem Flatterstrom die Reservekapazitäten vor allem durch billigen Kohlestrom im Gleichschritt steigen (müssen). Grotesk ist dabei, dass die USA dafür Kohle nach Deutschland exportieren, weil sie selber immer weniger Kohle verbrennen. Was ist die Moral von der Geschichte?

Wir müssen nicht Energie sparen, sondern die Emissionen reduzieren. Und dazu hat die Substitution von Kohle durch Gas für die nächsten Jahrzehnte das grösste Potenzial, die Nuklearindustrie das zweitgrösste und die staatliche Förderung von Sonne und Wind das kleinste, weil das ohne flexible und planbare Fossil-Reserve-Kapazitäten nicht funktionieren kann.

publiziert in der Basler Zeitung vom Freitag, 28. April 2017

Mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.

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