Überprüfen Sie Ihren Posteingang oder Spam-Ordner, um Ihr Abonnement zu bestätigen.
Bei meinem Velosturz vom 3. April, über den ich (hier und hier) auch schon berichtet habe, war zwar kein Baum im Weg, sondern ein Randstein. Am 28. Mai war ich zum ersten Mal zur Besichtigung der Sturzstelle am Unfallort. Da meine Erinnerungen völlig ausgelöscht sind, wollte ich mir ein Bild vom Unfallort machen. Ich sprach mit einem Augenzeugen, einem Lehrling in der Obersee-Garage, die sich genau gegenüber dem Ort des Unfalls befindet. Wie ich den Randstein übersehen konnte, ist mir unerklärlich. Ein Mitarbeiter der Garage sagte aber, ich sei nicht der Erste, der genau an diesem Ort gestürzt sei.
Lohnende UnfallversicherungInzwischen sind auch die meisten Rechnungen der involvierten Akteure eingetroffen. Nun ja, wir leben in einem teuren Land. Die Übersicht, möglicherweise noch nicht ganz vollständig, sieht per 30. Mai so aus:
Genau für solche kostspieligen Grossereignisse hat man eine Kranken- und Unfallversicherung. Das Konzept einer Versicherung, die diesen Namen verdient, besteht darin, dass die Kosten seltener, aber sehr teurer Schadensfälle von einer Vielzahl von Prämienzahlern getragen werden und so für jeden Einzelnen nur eine kleine Belastung darstellen. Die grosse Zahl lässt sich über ein Versicherungsobligatorium erreichen, das wir mit der Inkraftsetzung des Krankenversicherungsgesetzes KVG seit 1996 haben. Das ist nicht als Plädoyer für ein Obligatorium zu verstehen, denn ein solches ist mit verschiedenen Zwängen auf Anbieter- und Versichertenseite verbunden. Zudem erfordert es den Aufbau einer staatsnahen Bürokratie und macht auch immer wieder Schlagzeilen mit mühsamen Auseinandersetzungen um das Tarifsystem, Stichwort TARMED.
Ausufernder LeistungskatalogWir leisten uns aber viel mehr als die finanzielle Absicherung gegen die Belastung durch hohe Kosten eher seltener Fälle. Mit dem mittlerweile ausufernden Katalog versicherter Leistungen handelt es sich nicht mehr um eine echte Versicherung, sondern um ein umfassendes Finanzierungssystem, bei dem jeder einmalige Arztbesuch, jeder noch so geringe verschriebene Medikamentenbezug über die Grundversicherung abgerechnet wird. Das resultierende Bürokratiemonster wird zwingend teuer, besonders wenn im „innovativsten Land der Welt“ auch noch die Digitalisierung stockt. Würde man alle Bagatellfälle unter einem bestimmten Betrag aus dem System eliminieren, liessen sich die Prämien sicher deutlich senken. Soziale Härtefälle liessen sich dann viel gezielter abfedern als mit einem Giesskannensystem, das alle begünstigt.
Ein solcher Schritt ist natürlich utopisch, haben sich doch alle Beteiligten an die Segnungen des bestehenden Gesundheitswesens gewöhnt. Und so werden die Kosten des Systems Jahr für Jahr im gewohnten Ausmass weiter steigen. Was dann passieren könnte, macht die neue deutsche Regierung eben gerade vor. Dort sind staatliche Geldspritzen von 16 Milliarden Euro für die Kranken- und Pflegeversicherung in der politischen Pipeline. Im Gespräch sind auch rabiatere Massnahmen wie staatlich verordnete Preis- und Honorarstopps. Eine schweizerische Lösung mag etwas anders ausfallen, ginge aber in die gleiche Richtung, weil strukturelle Reformen, die Opfer verlangen, in Referenden kaum eine Chance haben. Da gibt es nicht nur den üblichen Widerstand von links, sondern dieser verbindet sich oft noch mit Sonderinteressen von Spital- und Ärzteverbänden.
Dagegen steigen die Chancen für staatsinterventionistische Volksinitiativen sowie für „kreative“ Finanzierungsmodelle mit neuen Sondersteuern, zum Beispiel einer irgendwie zweckgebundenen Finanztransaktionssteuer, die allerdings auch schon zur Finanzierung der künftigen AHV-Defizite ins Spiel gebracht wurde. Gerade in Kombination mit dem nationalen Heiligtum AHV erzielt eine solche Steuer in Umfragen bereits hohe Popularitätswerte, ist doch im Publikum das Sensorium für unbeabsichtigte Nebeneffekte von fiskalischen Massnahmen eher unterentwickelt. Das Wissen darum ist ein öffentliches Gut und deshalb nicht marktfähig. So könnte es nur vom Staat angeboten werden, zum Beispiel schon in der Schule. Geschieht aber nicht. Deshalb braucht es den idealistischen Blogger.
(Dieser Beitrag wurde am 30. Mai 2025 im Blog des Autors “Voll daneben” publiziert.)
Dies ist ein Blog von Autoren, deren Meinungen nicht mit denen von CCN übereinstimmen müssen.
Kommentar *
Name *
E-Mail *
Website
Meinen Namen, meine E-Mail-Adresse und meine Website in diesem Browser für die nächste Kommentierung speichern.
Ja, füge mich zu deiner Mailingliste hinzu
Kommentar abschicken
Δ