Jegliche Vorhersage der Zahl der Fälle oder Todesfälle ist zwangsläufig falsch. Darüber hinaus sind dies nur vorzeitige Todesfälle, weil wir alle dazu bestimmt sind, durch den Sensenmann zu gehen. Auch die Schätzung des Wertes einiger Monate der Verkürzung oder Verlängerung der Lebenserwartung wird sinnlos. Debattieren ist gut ausserhalb von Krisenzeiten. Reply
Alles hängt von den Grundannahmen ab. Auf welcher Politik die 4’000 zusätzlichen Sterbefälle basieren, schreibt Professor Zweifel nicht. Das müsste man bei diesem Joel Hay nachfragen, auf den sich Zweifel stützt. Unabhängig von der Korrektheit der zahlenmässigen Schätzungen will aber Zweifel bestimmt auch ins Bewusstsein rufen, dass ein statistisches Leben mit Geld bewertet werden kann und muss, weil unsere Ressourcen knapp sind, obwohl das den Ärzten, die an der Intensivmedizin der letzten Lebenswochen saftig verdienen, nictht passt. Dabei müssen sie immer wieder Entscheidungen über Behandlungsprioritäten fällen. und das geht nicht ohne implizites Werten. Aber auch die meisten Leute finden es unpassend oder gar abstossend, ein Menschenleben in Geld zu bewerten. Das ist so, weil die Leute den Unterschied zwischen einem anonymen statistischen (erhaltenen) Leben und einem individuellen Leben von Frau Schindler oder Herrn Füglistaller nicht checken. Der Arzt oder das Spital hat die schwer kranke Frau Schindler vor sich, nicht den statistischen Patienten. Der statistische Patient hat keinen Namen, er ist eine Rechengrösse, die sich methodisch aus Kostendaten, Befragungen und Daten über den medizinischen Erfolg ergibt. Statt Franken und Dollars zu nehmen, rechnet Professor Zweifel (den Ärzten zuliebe) Sterbefälle durch Corona gegen zusätzliche Sterbefälle wegen Isolation der Alten. Das ist auch eine heikle Rechnung, weil weniger rigorose Massnahmen für weniger Isolation sicher die Sterbefälle durch Corona erhöhen würden. Also geht es um ein Abwägen zwischen zwei Übeln. Und darüber Schätzungen anzustellen, ist sehr schwierig. Für die Politik (und die medizinischen Anbieter) ist die logische und sicherste Strategie, die Sterbefälle durch Corona zu minimieren, weil diese gezählt und täglich publiziert werden. Daran wird der Erfolg der Politik und des medizinischen Einsatzes gemessen. Die Sterbefälle aus Isolation sind nicht im Fokus, niemand geht nachforschen und zählen oder gar veröffentlichen. Das spielt sich in der Anonymität ab und interessiert niemanden. Reply
Ökonomische Aspekte einzubringen ist grundsätzlich immer willkommen. Aber wie auch in anderen Fällen wie z. B. für die Stromversorgung braucht es belastbare Daten und ein tiefes Verständnis der Thematik, insbesondere für die kritischen Situationen. Vom Schreibtisch aus kann man leicht und schnell, wenn auch ungewollt, unbrauchbare Schlussfolgerungen ziehen. Das scheint hier leider der Fall zu sein! Reply