Stolpersteine der Energiepolitik

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Solange unser Strommix noch fossile Energie enthält, ist die Förderung der Elektromobilität für den anvisierten Klimaschutz unsinnig, weil Elektroautos mit “Grenzstrom” fahren: Je weniger Elektromobile unterwegs sind, desto mehr Kohlekraftwerke kann man abstellen.

F.-J. Schulte-Wermeling

Gastbeitrag
von Franz-J. Schulte-Wermeling, Kilchberg, Dipl.masch. ing. ETH

Als ETH-Student der Ingenieurwissenschaften habe ich schon vor 57 Jahren in den Thermodynamik-Vorlesungen bei Professor Max Berchthold gelernt, dass man Energie weder erzeugen noch vernichten, sondern lediglich in andere Energieformen umwandeln oder auf andere Energieträger übertragen kann. Daher werde unsere Erde irgendwann zwangsläufig den sogenannten Entropietod (=Hitzetod) erleiden, weil sowohl das Erdinnere als auch die Sonne heute noch wärmer sind als die Erdoberfläche, wodurch die Erdoberfläche sowohl aufgrund der Wärmeleitung innerhalb der Erdkugel als auch aufgrund der Wärmestrahlung von der Sonne auf die Erdoberfläche solange aufgeheizt werde, bis sowohl das Erdinnere als auch die Erdoberfläche gleich warm sind wie die Sonne, welche sich entsprechend abkühlt. Auch die übrigen Himmelskörper mit ihren unterschiedlichen Umlaufbahnen sind an diesem Temperaturausgleich beteiligt, wodurch sich die bisherigen und die zukünftigen Klimaschwankungen erklären lassen.

(Man weiss ja schon seit langer Zeit, dass Ebbe und Flut durch die Umlaufbahn des Mondes beeinflusst werden, weshalb man Ebbe und Flut genau vorhersagen kann, beim Klima sind wir noch nicht so weit.)

Die Klimaerwärmung ist also – unabhängig vom CO2– Gehalt unserer Luft – ein langfristiger Trend, welchen die Schweiz auf keine Art und Weise spürbar beeinflussen kann:

Der Anteil der Schweiz am weltweiten anthropogenen CO2 – Ausstoss beträgt etwa 0,1%. Somit dürfte sich die Klimaerwärmungin den nächsten 20 Jahren um lediglich etwa 0.1%, das wäre um 7.3 Tage, verzögern, falls die Schweiz ab sofort ihren CO2 -Ausstoss vollständig einstellen würde. Um den nahezu gleichen Effekt bei viel tieferen Kosten zu erzielen, müsste die fachkundige Energieministerin lediglich alle vier Jahre den Schalttag (29.Februar) ausfallen lassen!

Fotovoltaik ist keine “Energieerzeugungstechnologie”, sondern eine Energieumwandlungstechnologie, welche die teilweise Zwischennutzung von Sonnenenergie zur Stromerzeugung ermöglicht, bevor auch die so “erzeugte” elektrische Energie nach der Nutzung wieder als Wärmeenergie zur Erderwärmung beiträgt. Die Kosten der Fotovoltaik bestehen nur zu einem kleinen Teil aus Amortisation, Betrieb und Unterhalt der Solarzellen, weil die durch Fotovoltaik in Elektrizität umgewandelteSonnenergie überwiegend zur falschen Zeit und am falschen Ort zur Verfügung steht: Es braucht zusätzliche Stromverteilungsnetze, deren Amortisation, Betrieb und Unterhalt den Kosten des Solarstroms zugerechnet werden müssen, sowie Speicherkapazitäten, deren Technologien entweder unrentabel, utopisch oder bereits vollständig ausgelastet sind:

Strom aus Wasserkraft besteht bereits heute nur zu einem kleinen Teil aus Laufstrom und zu einem grossen Teil aus Speicherstrom, welcher teilweise aus Pumpspeicherkraftwerken stammt. Die Pumpen dieser Speicher müssten inskünftig durch zusätzlichen Solarstrom betrieben werden, weshalb die zu installierende Solarzellen-Leistung, welche während nur ca. 800 Stunden pro Jahr den jährlichen Speichervorrat hinaufpumpen müsste, ein Mehrfaches des Netto-Strombedarfs betragen müsste!

Die Pufferkapazität der hydraulischen Speicherkraftwerke ist schon wegen der vorgeschriebenen Restwassermengen voll ausgelastet. Selbst wenn man sämtliche Schweizer Bergtäler zwecks Erzeugung von Pumpspeicherstrom fluten würde, wären immer noch zu wenig Speicher zur Kompensation von saisonalen Stromlücken im internationalen Stromhandel verfügbar, weil insbesondere die grossen Industrieländer in Europa schon aus topografischen Gründen nur über geradezu mickrige hydraulische Stromspeicherkapazitäten verfügen. Sobald man die Kosten der saisonalen Stromspeicherung dem Solarstrom anlastet, wird dieser also unbezahlbar.

Einzig fossile Energie ist beim heutigen und auf lange Sicht absehbaren Stand der Technik zu tragbaren Konditionen und Kosten saisonal lagerfähig. Weil sich flüssige fossile Energieträger auch gut dezentral lagern lassen, eignen sich diese besonders gut für die dezentralen Wärme-Kraft-Kopplungstechniken, deren Gesamt-Wirkungsgrad im Vergleich der Technologien am höchsten ist.

Wir sind also noch auf lange Zeit zur Schliessung von Stromlücken auf fossile Energieträger angewiesen. Weil diese eines Tages zur Neige gehen werden, können wir es uns nicht leisten, bereits erschlossene Vorräte nicht abzubauen, weil sie angeblich das Klima stärker erwärmen als andere Energieträger. Das haben nicht nur die Chinesen erkannt, welche nach wie vor Kohlekraftwerke bauen.

Und solange unser Strommix noch fossile Energie enthält, ist die Förderung der Elektromobilität für den anvisierten Klimaschutz unsinnig, weil Elektroautos mit “Grenzstrom” fahren: Je weniger Elektromobile unterwegs sind, desto mehr Kohlekraftwerke kann man abstellen.

Bei vielen Elektromobilen scheint das kleinste Systemteilchen das Hirn ihres Besitzers zu sein.

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2 thoughts on “Stolpersteine der Energiepolitik”

  1. Bevor dieser Beitrag im Blog erschien, hatte ich am 17.09.2018 eine gekürzte Version als Leserbrief an die NZZ geschickt. Dieser Leserbrief blieb unveröffentlicht, jedoch erschienen am 28.09.2018 in der NZZ drei Leserbriefe von Befürwortern des anthropogenen Klimawandels und der Speicherung von Solarstrom als Ersatz für fossile Brennstoffe. Schon vor Jahrzehnten war ich von der NZZ als “Gallileo Gallilei aus Westfalen” verspottet worden, nachdem ich die Kompetenz helvetischer Rechtspflegeorgane angezweifelt hatte. In der Folge habe ich die Verurteilung eines NZZ-Redaktors wegen Verleumdung durch die Presse erwirkt.

  2. Heute, am 03.10.2018, bringt die NZZ abermals vier Leserbriefe, deren Autoren auf Solarstrom setzen und diesen in Zukunft in Wasserkraftwerken speichern wollen. Weiter hinten bringt die heutige NZZ einen Artikel, aus welchem hervorgeht, dass die Betreiber von Wasserkraftwerken schon heute Produktionseinbussen wegen restriktiver Restwasserstandards befürchten!!
    In diesen Leserbriefen wird übersehen, dass das Jahr ca. 8’800 Stunden, aber in der Schweiz höchstens 1’000 Sonnenstunden hat: Bei einem Speicherwirkungsgrad von höchstens ca. 80% muss man also ca. die zwölffache Solarzellenleistung installieren, um aus solarem Flatterstrom Laufstrom zu machen. Damit steigen schon die Kosten für Amortisation, Betrieb und Unterhalt um das Elffache, hinzu kämen die zusätzlichen Verteil – und Speicherkosten.
    Bekanntlich steht den Printmedien wegen der Konkurrenz des Internets das Wasser bis zum Hals. Leider lässt sich daraus kein Strom erzeugen.

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