Glyphosat: Fakten vs. Emotionen

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Glyphosat ist ein Pflanzenschutzmittel welches Nutzpflanzen gegen Unkräuter schützt. Seit Spuren von Glyphosat im Bier nachgewiesen werden konnten und zudem behauptet wird, dass dieses Mittel krebserregend sein könnte, ist Glyphosat Ziel einer Kampagne, welche ein Verbot der Substanz anstrebt.

Dieser Blog Beitrag soll erklären, warum ein Verbot von Glyphosat eine Dummheit wäre.

Was sind die Fakten?

Was ist Glyphosat?

Glyphosat ist ein Herbizid mit welchem Bauern ihre Nutzpflanzen gegen Unkräuter schützen. Glyphosat wird über die Blätter der Unkräuter aufgenommen. Es bindet sich fest an die Enzymbindungsstelle von EPSPS (Enolpyruvylshikimat-3-Phosphat-Synthase im Shikimisäure Stoffwechselweg) und blockiert damit die Produktion von aromatischen Aminosäuren (werden für den Aufbau von Proteinen benötigt), so dass die behandelte Pflanze schlussendlich „verdurstet und verhungert”. Glyphosat ist für Menschen nicht toxisch, weil der EPSPS Stoffwechselweg im menschlichen Stoffwechsel nicht vorkommt.

Die Aufwandmenge pro Hektar ist mit 3.6 kg Glyphosat sehr gering. Gelangt Glyphosat beim spritzen in den Boden wird es zunächst gebunden und dann schnell, im Durchschnitt in 17 Tagen, von Boden-Mikroorganismen vollständig über mehrere Schritte zu den uns bekannten Substanzen Kohlendioxid (CO2) und Phosphat abgebaut.

Glyphosat gibt es seit 1974. Es wird in über 150 Ländern verwendet. Mit über 200 Studien zu Glyphosat ist es eines der am besten untersuchten Herbizide, das von Zulassungsbehörden regelmässig geprüft wird. Glyphosat wurde nie beanstandet.

Für Bauern ist Glyphosat wichtig, weil es ihnen ermöglicht, Unkräuter einfach zu kontrollieren. Insbesondere die mechanische Unkrautbekämpfung durch Pflügen oder Hacken kann mit Glyphosat stark reduziert oder ganz eliminiert werden. Dieser „pfluglose” Anbau schont den Boden. Ich habe selbst über 100 Studien im Bereich Bodenschutz / Humusaufbau analysiert und kann aus eigener Erfahrung bestätigen, dass pflugloser Anbau sehr oft die besten Bodenschutz Resultate erzielt hat.

Wenn man über einen Verzicht von Glyphosat nachdenkt, muss man, wie bei allen andern Verzichten, auch immer darüber nachdenken, was denn die Alternative bedeuten würde.

Ein Beispiel aus der Medizin: Würde die Geburtenkontrolle durch die Pille gestrichen (weil die Pille Nebeneffekte hat), würde die Alternative „keine Verhütung” bedeuten, dass es wesentlich mehr Schwangerschaften gäbe, welche ein beträchtliches gesundheitliches Risiko für Mutter und Kind darstellen.

Bevor man etwas verbietet, muss man sich also über die Konsequenzen im Klaren sein. Bei Glyphosat würde ein Verbot diese Folgen nach sich ziehen:

  1. Ernteeinbussen, die gemäss Studien zwischen 5 – 40% betragen würden.
  2. Höhere Nahrungsmittelpreise aufgrund der Ernteeinbussen und höherer Kosten für mechanische Unkrautregulierung.
  3. Verlust von Konkurrenzfähigkeit europäischer Bauern aufgrund der höheren Preise und Auflagen (Handel)
  4. Ökologische Nachteile, weil Böden wieder vermehrt gepflügt werden müssten, was weder bodenschonend noch energieschonend ist. Wenn weniger spezifische und weniger wirksame Ersatzherbizide verwendet werden, stellen sich weitere ökologische Nachteile ein, weil mehr Spritzungen und allenfalls höhere Aufwandmengen nötig werden.

Diese negativen Konsequenzen müssen dem möglichen Gewinn an Sicherheit gegenübergestellt werden. Wie gross und wichtig ist aber dieser „Gewinn an Sicherheit”. Diese Frage wird am Schluss der Ausführungen beantwortet.

Tatsachen: Nachweis vs. Gefährlichkeit einer Substanz

Im Gegensatz zu früher kann die chemische Analytik heute allerkleinste Mengen von Substanzen nachweisen. Wir sprechen von 0.000 000 000 000 001 g (ein Billiardstelgramm) Das bedeutet, man kann praktisch alles überall und immer nachweisen. Ein wenig plakativ dargestellt, können Sie in der Schweiz in den Rhein spucken und das in Rotterdam nachweisen. Nur, was bedeutet der reine Nachweis einer Substanz für ihre Gefährlichkeit? Nichts – gar nichts !

Der Nachweis einer Substanz ohne Angabe der für Menschen gefährlichen Dosis ist nichts wert; es ist eine Leerformel. Wir können das täglich zum Beispiel mit Alkohol und Salz erleben. Beide Substanzen lassen sich in Atemtests oder im Blut einfach nachweisen. Dieser Nachweis wird aber erst aussagekräftig, wenn man folgende Informationen dazu angibt:

Alkohol ist ab einer Menge von 250 g (c.a. eine Flasche Schnaps, schnell getrunken) tödlich. In Form eines Glases Rotwein, ist Alkohol aber ein beliebtes Genussmittel. Das gute alte, lebensnotwendige Kochsalz kann ab Mengen von 1 bis 3 g pro kg Körpergewicht tödlich sein. Das wären bei einem 80 kg schweren Mann 80g bis 240 g Salz. Ist deshalb jeder, der in seiner Küche eine Packung Salz stehen hat, ein potentieller Giftmörder?

Schon Paracelsus vor 500 Jahren wusste, dass alle Substanzen giftig sind, wenn die Dosis hoch genug ist – oder umgekehrt: das Stoffe ungefährlich sind, wenn sie in unschädlichen Mengen konsumiert werden.

Bei Glyphosat liegt die LD 50 (das Mass der Toxizität für Warmblüter wie die Menschen) zwischen 3.5 g und 5.0 g pro kg Körpergewicht. D.h. ein 80 kg schwerer Mann müsste zwischen 280 und 400 g reines Glyphosat zu sich nehmen, um mit 50% Wahrscheinlichkeit zu sterben. Kochsalz ist doppelt so toxisch. Der Grenzwert für Glyphosat im Trinkwasser liegt bei 0.0003 g. Wenn nun in einem Liter Bier 0.000’029 g / lt nachgewiesen wurden, müsste eine Person 1000 l Bier pro Tag trinken, um nur auf den Grenzwert zu kommen. Das bedeutet aber nicht, das dadurch auch ein Schaden entsteht. Zudem wäre der Trinker schon lange zuvor dem Alkohol und dem Wasser (auch das ist toxisch ab etwa 15 l) im Bier erlegen. Also: der Nachweis von Glyphosat in Bier in niedrigsten Mengen bedeutet nichts – gar nichts!

Tatsachen: „Wahrscheinlich Krebserregend”:

Was ist mit der Aussage Glyphosat sei bereits in winzigsten Mengen „wahrscheinlich krebserregend”? Auch diese Aussage bedeutet nichts – gar nichts!

„Wahrscheinlich krebserregend” sind viele Substanzen und Zustände. Ein krebserregender Zustand ist zum Beispiel das Alter. Je älter Menschen werden, umso eher ist unser Immunsystem nicht mehr in der Lage, die fortwährend in uns selbst entstehenden Krebszellen zu eliminieren – was es sonst von Kindheit an sehr zuverlässig getan hat. Krebs ist eine Krankheit des Alters, denn im Alter bilden sich die Tumore. Die Auslöser dafür sind sehr vielfältig, so etwa UV Strahlung beim Sonnenbaden, radioaktive Strahlen im Flugzeug oder im Keller (Radon), Sauerstoff den wir einatmen, Alkohol und natürlich der immer noch beliebte Tabakrauch. Obwohl die Entstehung von Krebs im Vergleich zu einer Vergiftung viel komplexer ist, kann auch hier gelten: Die Dosis trägt zur Wirkung bei. Wer viel raucht hat ein höheres Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken – aber es kommt nicht zwingend bei allen Menschen zum Ausbruch der Krankheit. Es ist ein statistisch errechnetes Risiko.

Substanzen sind unterschiedlich stark krebserregend. Deshalb werden in aufwendigen Versuchen und Risikoanalysen Werte festgelegt, die für jede Substanz angeben, wie viel man täglich davon gefahrlos aufnehmen kann. Das sind die sogenannten Grenzwerte, die zur Sicherheit nochmals wesentlich tiefer angesetzt werden, als die Dosis, bei der wirklich Schäden festgestellt werden konnten.

In der EU werden Wirkstoffe regelmässig neu auf ihre Risiken untersucht und Grenzwerte, wenn nötig, angepasst. Bei Glyphosat war das turnusgemäss im Jahr 2015 der Fall. Die Substanzen werden dabei jeweils einem verantwortlichen Land – dem Berichterstatter – zugeordnet, welcher die Risikoabwägung zuhanden der EU vornimmt. Im Fall von Glyphosat ist das Deutschland. Das Bundesinstitut für Risikobewertungen kommt nach dem Studium von über Tausend wissenschaftlichen Studien, den Originalzulassungsstudien Dokumenten und Veröffentlichungen (davon allein 92 zu Krebs) zum Schluss, dass von Glyphosat „bei sachgerechter Anwendung kein krebserregendes Risiko für den Menschen zu erwarten ist”. Auch die WHO/FAO Arbeitsgruppe „Joint Meeting on Pesticede Residues” findet kein Krebsrisiko. Es gibt weltweit lediglich eine Organisation (IARC der WHO), welche ein Krebsrisiko auszumachen glaubt. Auf dieser einzigen Aussage beruht der ganze Sturm gegen Glyphosat. Der IARC Aussage wird vorgeworfen, von Personen beeinflusst zu sein, die mit dem IARC aber auch mit der der Anti-Pestizid NGOs „Environmental Defence Fund” zusammenarbeiten. Die WHO prüft, warum die IARC eine abweichende Meinung vertritt.

Der Grenzwert für die tägliche Aufnahme von Glyphosat (ADI – Acceptable Daily Intake) liegt bei 0.001 g pro Tag. Wer sich also nicht gerade täglich seinen Glyphosat Cocktail mixt, wird den Grenzwert – wie schon beim Bier festgestellt – immer weit unterschreiten.

Deshalb kann man die Aussage „wahrscheinlich krebserregend” nicht ernst nehmen. Es ist eine Angstmacherei Behauptung. Sie bedeutet nichts – gar nichts! 

Verlieren würden wir viel. Nahrungsmittel würden teurer und rarer, wir würden unsere Wirtschaft schwächen und würden uns irrationalen Ängsten und irrationalen Entscheidungen unterwerfen. Was, schlussendlich – wenn man über Glyphosat hinaus sieht – zu einer Pervertierung unseres gesellschaftlichen Daseins führt. Man kann das auch Dekadenz nennen – der Anfang des Endes. Wir würden mit einer zeitlichen Verzögerung von einigen Jahren in Europa mit wirklich realen Problem wie sozialer Unrast konfrontiert (wie das z.B. heute schon in Frankreich manifest wird) und hätten real in einer wesentlich unsichereren Welt zu leben. Das ist genau das Gegenteil, dessen was die Menschen heute mit Verboten beabsichtigen.

Vergessen wir nicht, dass die Landwirtschaft ihre Erträge seit 1900 danke Züchtung, Düngung und Pflanzenschutz um das fünffache (lassen sie sich das mal auf der Zunge zergehen, fünf Mal mehr) gesteigert hat, so dass heute 7 Milliarden Menschen ernährt werden können. Noch vor 150 Jahren konnte die Erde nicht einmal eine Milliarde Menschen ernähren. Wenn wir immer mehr landwirtschaftliche Hilfsmittel verbieten, bewegen wir uns wieder in die Richtung der Landwirtschaft von 1850 mit ihren unsicheren und tiefen Erträgen. Es kommt nicht von ungefähr, dass Asien oder Afrika unsere Sorgen betreffend Glyphosat nicht teilen. Diese Kontinente benötigen günstige und gesunde Nahrungsmittel für ihre Bevölkerung. Sie haben unsere Luxussorgen nicht.

Das Pendel hat nun 20 Jahre in Richtung einer übertriebenen Vorsorge ausgeschlagen. Es wird höchste Zeit, sein Richtung zu kehren, damit wir uns nicht unsere Zukunft mit irrationalen Ängsten verbauen.

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