Es ist etwas faul im Energie-Staat Helvetien

Bereits befindet sich die Schweiz im zehnten Jahr nach der Bekanntgabe der Energiestrategie 2050, und noch immer sieht sich die Politik respektive die Bundesadministration veranlasst, die Bevölkerung über diverse Kanäle zur „Akzeptanz“ der Segnungen dieser neuen Energiewelt zu bewegen.

So fand der aufmerksame Zeitungsleser in den vergangenen Wochen wieder eine Periode mit besonders geistreichen Beiträgen über absurde „Innovationen“ – was alles (noch) getan werden kann um die Energiewende noch erfolgreicher zu machen, so, als ob das Ganze bereits eine Erfolgsgeschichte wäre. Man stelle sich einmal vor, Samsung oder Apple veranstalteten eine Mehrjahres-Akzeptanzübung vor der Einführung einer neuen Generation Tablet oder i-Phone? Nein! Ihre Produkte sprechen jeweils für sich selbst, d.h. bringen Mehrwert für Benutzer, den Produzenten, dessen Eigentümer und letztlich für die gesamte Gesellschaft – und dies schneller und unmittelbarer als es jede „Akzeptanzübung“ je bewirken könnte (bis diese stehen würde, wäre das Produkt längst wieder «outdatet»). Das zeigt: Wenn der Staat Innovation verordnet, geht die Sache daneben.

Was haben wir in den vergangenen Jahren im Zusammenhang mit der Energiewende nicht alles an Bockmist aufgetischt erhalten! Um nur einiges zu erwähnen:

  • Vorträge von „Wissenschaftlern“ über kombinierte Energiesysteme mit Wirkungsgraden von weit über 100% (!)noch nie was gehört von Systemgrenzen und den Hauptsätzen der Thermodynamik;
  • im Bodensee stecke die Energie von mehreren Kernkraftwerkenist an und für sich nicht falsch, jedoch nutzlos, da auch hier der 2. und 3. Hauptsatz der Thermodynamik gelten;
  • die Energiewende koste jeden CH Haushalt 40 Franken pro Jahreine blanke Lüge, wie wir wissen;
  • die Liste liesse sich beliebig fortsetzen.

Ein besonderer Höhepunkt der Manipulation wurde wohl erreicht mit der staatlich unterstützten Herausgabe des Buches „Globi und die Energie“. So sollen auch die Jüngsten der Nation – unsere Zukunft notabene – auf die Segnungen der Wende getrimmt werden. Vermutlich unfreiwillig, ist dies insofern noch witzig, steht doch „Globi“ seit unseren Kindheitstagen sinnbildlich für den „Besserwisser“. Die Protagonisten der Wende kommen als ein Konglomerat von Besserwisserei daher!

Wie bereits erwähnt, wurden unzählige absolut absurde technische „Innovationen“ vorgestellt, die offenbar den Erfolg der Energiewende sichern sollen. CCN will nicht nur immer meckern, sondern kann durchaus auch kreativ und innovativ weitere Vorschläge zur alternativen Stromerzeugung und damit Sicherstellung der Mikro-Versorgung beitragen: Beispielsweise könnte man in den Kurorten den Sommerkurgästen Sonnenschirme versehen mit solaraktiver-Beschichtung zur Verfügung stellen, welche in den Stielen oder Ständern Akkumulatoren eingebaut haben. Am Abend nach der Wanderung kann der Strom ins Netz eingespeist werden – Aktivferien und Beitrag zur Wende mit Erlass der Kurtaxe. Ein weiterer Ansatz wäre auch im Zusammenhang mit einem Beitrag zur Eindämmung des Klimawandels zu sehen. Babys zappeln, sehr viel sogar. Dies ist letztlich unnützer Energieverschleiss. Also könnte man Kleinkinder im Alter von 1 Monat bis etwa 1 Jahr mit Arm- und Unterschenkelbändern ausrüsten, die mit Rotoren wie bei mechanischen Automatikuhrwerken versehen sind und ihrerseits Mikro- Generatoren antreiben. Jetzt nur noch die Kinderbetten mit Induktionsschleifen ausrüsten und schon kann der generierte „Babyzappelstrom“ – der insgesamt durchaus Grundlastcharakter haben dürfte, direkt ins Netz eingespeist werden. Babys wären keine Klimakiller mehr, Familien verdienten Geld mit Babystrom. Ein weiterer Rettungsbeitrag zur Energiewende?

Bleiben wir doch mit der Innovation in der Schweiz, bei Energie und bei Nachhaltigkeit. Es müssen nicht immer Beispiele aus dem Silicon Valley oder aus der Konsumgüter-Branche beigezogen werden, um zu zeigen, dass echte Innovation für sich selbst spricht, nachhaltig ist und langfristig Mehrwert für alle Beteiligten bringt – und, dies besonders, ohne staatlichen Segen oder Anschubhilfe:

Im Jahr 1905 wurde einem Herrn Alfred Büchi aus Winterthur das Deutsche Reichs-Patent Nr. 204630 erteilt für die Erfindung eines Abgasturboladers. So lief folglich auch der erste Turbo-aufgeladene Dieselmotor der Welt im Jahre 1911 in Winterthur. Seit den 1950-er Jahren ist diese Technik Standard für alle grossen Schiffsmotoren und in der Neuzeit sind die hocheffizienten Nutzfahrzeug- und PW-Dieselmotoren ohne Turboaufladetechnik undenkbar. Dasselbe gilt, wenn auch mit Einschränkungen, für Motoren, die nach dem ottomotorischen Verfahren arbeiten (umgangssprachlich „Benzinmotoren“). Was ist letztlich die Kernsubstanz der Turboaufladung: Eine gewaltige Erhöhung der Energiedichte einer thermischen Maschine, gemessen in Leistung pro Masseneinheit [kW/kg] oder Leistung pro Volumeneinheit [kW/m3], womit auch Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit einer derart ausgerüsteten und weiterentwickelten Maschine zunehmen.

Womit wir wieder beim Thema Energiewende wären. Wie bereits Herr Büchi vor über 100 Jahren erkannt hat, so gilt auch heute und in die Zukunft: Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit lassen sich nur gepaart mit Energiedichte erzielen. Der Weg zurück zu „low density“ Energiesystemen – wie Solar und/oder Wind – führt ins Abseits. Die „Energy Return on Energy Invested“-Überlegungen (ERoEI) wollen bei den Wende-Päpsten schlicht und einfach nicht in die Köpfe rein.

Unser Kollege Silvio Borner hat dies einmal bildlich sehr eindrücklich und drastisch erläutert: Man könnte beispielsweise 10 Millionen Franken in 5-Franken-Stücken in der Sahara verstreuen. Der Aufwand zum Einsammeln wäre höher als die Summe der Münzwerte. Dies die Bedeutung von ERoEI – sehr anschaulich dargestellt.

Doch gehen wir nochmals zurück zur ursprünglichen Verkündung der Energiewende und wie im Titel schon zu einer Interpretation von Hamlet:

„O Schurke! Lächelnder verdammter Schurke!
Schreibtafel her, ich muss mir’s niederschreiben,

Dass einer lächeln kann und immer lächeln.

Und doch ein Schurke sein; zum Wenigsten.

Weiss ich gewiss, in Helvetien kann es so sein.“

Eines dürfte uns allen inzwischen klar sei: der Zug für das Gelingen des eingeschlagenen Weges der Energiestrategie 2050 wird entgleisen. Und eine „Contingency“-Planung gibt es nicht, man vertraut auf Importe. Wie vertrauenswürdig unsere Nachbarn dazu in einer Notsituation mitspielen werden/würden, zeigt aktuell die Corona-Virus Krise.

Heil Dir, Energie Helvetia!

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8 thoughts on “Es ist etwas faul im Energie-Staat Helvetien”

  1. Hochschulabsolventen und vor allem Absolventinnen (überwiegend mit Abschlüssen in “weichen” geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern) haben gemäss VOTO-Analyse dem Energiegesetz am deutlichesten von allen Bildungsschichten zugestimmt, nämlich mit 70% JA-Stimmen. Jetzt versucht diese Elite, die in der Bildung, in der Verwaltung, in den Medien und in Institutionen der Kultur an den meinungsmachenden Hebeln sitzt, dem Volk diese “Energiewende” schmackhaft zu machen.
    Das Grundproblem in der Schweiz ist die staatliche Dominanz in all diesen Institutionen. Es läuft eine staatlich organisierte Gehirnwäsche, die in der Schule mit entsprechenden Lehrmitteln (auch von Umwelt-NGO wie Greenpeace geliefert) und einer überwiegend links-grünen Lehrerschaft beginnt. Die meiner Meinung nach skandalöseste Rolle spielt dabei unsere grosszügig vom Steuerzahler finanzierte Vorzeige-Hochschule ETH, die bei diesem ganzen Desinformationszirkus mitmacht, statt kritische Analysen zu liefern. Wie sagte doch Fritz Schiesser, der frühere Präsident des ETH-Rats einmal in entlarvender Offenheit sinngemäss: Die ETH ist eine Institution des Bundes. Sie kann nicht gegen die offizielle Politik handeln. Wer das Zitat genauer nachlesen will, findet es in einem früheren NZZaS-Artikel von Andreas Hirstein zur Klimaforschung mit dem Titel: Wie das Geld die Forschung lenkt.

  2. Wie so oft kann nur ein grösserer Störfall zu einem Umdenken führen. Und unsere nördlichen Nachbarn sind auf dem besten Weg ihn spätestens in 5 Jahren zu erleben. Und die Schweiz, oder mindestens ein grosser Teil davon, wird mit grosser Wahrscheinlichkeit miteinbezogen, weil die Nordschweiz netztechnisch sehr stark mit Süddeutschland verbunden ist. Und dann wird hoffentlich die Politik, wie in Italien nach dem Blackout 2003, aufwachen. Aber voraussichtlich leider erst dann …

  3. Danke für den Humor, lieber Emanuel. Dieser wird sogar unfreiwillig, weil es in meinem Beispiel nicht um 10 Millionen Franken über die Shara verteilt in Fünlibern sondern Fünfräpplern geht. Aber Fünfliber sind auch noch richtig!

  4. Von wegen: «Systemgrenzen und den Hauptsätzen der Thermodynamik». Schon mal davon gehört, dass dem System Erde durch die Sonne von aussen Energie zugefügt wird?

    1. Das ist richtig Herr Rehsche, jedoch gelten auch für das System “Erde” die 3 Hauptsätze der Thermodynamik. Danach bleibt im System Erde die Summe der Energien konstant, d.h. das System Erde strahlt genau so viel Energie ab, wie es Einstrahlung aufnimmt.

      1. Demnach wäre es auch nicht möglich, dass Atomkraft dem System Erde Energie hinzufügt! Ihre Aussagen zur Thermodynamik und dem Erdsystem (als Beweis für die Unergiebigkeit der Erneuerbaren Energien) sind schlicht und einfach Hokuspokus!

        1. Herr Rehsche, mit dem besten Willen weiss ich nicht was hier an meiner Erklärung Hokuspokus sein soll.
          Ein terristisches Nuklearwerk (wie übrigens auch irgend ein anderer Typ von terristischer Stromerzeugung) ist ein innerer Energie- Umwandlungs Vorgang im “System” Erde und ändert deren Energiebilanz nicht. Das Nuklearwerk “Sonne” strahlt auf die Erde ein, die Erde nimmt diese Radiationsenergie auf, strahlt jedoch auch wieder dieselbe Energiemenge ab. Das ist die Aussage der universellen Energiegesetze.

          Zudem, ich rede nicht von der Unergiebigkeit der “erneuerbaren” Energien, sondern davon, dass in unseren Breitengraden der Nutzernergie- Ertrag aus solchen Anlagen über deren Lebenszyklus geringer ist, als der Energieaufwand zu deren Erstellung (inkl. Systemkomponenten) und Wartung.

  5. Der Bund verfasste die letzte nationale Gefährdungsanalyse für die Bevölkerung im Jahre 2015 (https://www.babs.admin.ch/de/aufgabenbabs/gefaehrdrisiken/natgefaehrdanalyse.html). Darin erscheinen Pandemie und Strom-Mangellage als grösste Katastrophen-Gefahren.
    Die eine dieser Gefahrenlagen ist nun leider in vollem Masse eingetreten. In der aktuellen Situation zeigt sich nun, wie Politik, ganze Bundesverwaltung und Kantone diese Gefahrenanalyse offenbar völlig ignoriert haben, wenn selbst nach wenigen Tagen nach Eintreffen einer solchen Pandemie simple Desinfektionsmittel ausgehen oder nach einer Woche einfachen Atemmasken knapp werden und (auf Knochen heruntergefahrene) Armee nun zu Suche nach Notvorräten gerufen werden muss.
    Bei der ebenso hoch klassifizierten Gefahr einer Strom-Mangellage scheint der Umgang damit noch verantwortungsloser zu sein. Wohlwissend eines kontinuierlich steigenden Stromverbrauchs beschliesst Politik nicht nur Jahrzehnte bewährte Kraftwerke herunterzufahren und weiter solche ausser Betrieb zu nehmen, sie verbietet faktisch sogar noch die Planung von Ersatz dafür oder behindert mit unsinnigen Umweltauflagen den Ausbau der Wasserkraft. Man redet sich ein, mit sprichwörtlich «Schönwettertechnologien» könne man Ersatz schaffen, und glaubt in noch realitätsfremder Gutgläubigkeit, Strom werde dann schon irgendwo aus dem Ausland geliefert. Um noch eins draufzusetzen, propagiert die gleiche Politik sogar noch mit viel Subventionen Technologien wie e-Mobility und alternative Heizsysteme, die unweigerlich zu einem wesentlichen noch beschleunigten Anstieg des Strombedarfs schon führt und noch mehr führen wird.
    Gleichzeitig erfindet dieselbe Politik aber noch «Klima-Notstände» und ruft solche aus (was immer die sein mögen), Notstände, die in dieser Risiko-Analyse konkret so nicht mal aufscheinen.
    Mir schwant Böses für die Zukunft ob solch geballter Ignoranz in unserer Politik und öffentlicher Verwaltung.

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