Energie: Schindluderei mit physikalischen Wirkungsgraden

Ich erinnere mich besonders an einen Vortrag von vor ein paar Jahren irgendwo im schweizerischen Mittelland, in welchem der vortragende Politiker mit grossem Enthusiasmus über den Gesamtwirkungsgrad berichtete, der dank den «neuen, intelligent kombinierten Energiesystemen» möglich sei. Ein damals dargestelltes, derartig kombiniertes Energie- System wurde mit einem Gesamtwirkungsgrad von – so ich mich erinnere – rund 160% vorgestellt. Solches kann man nur kommentieren mit “irgend etwas läuft da gründlich schief”.

Anklicken für Wiki-Beitrag zum Wirkungsgrad.

Im Zusammenhang mit der politisch neu erfundenen “neuen Energiewelt” wurden dem unbedarften Bürger Energiesysteme vorgestellt, deren Wirkungsgrad, wie bereits erwähnt, weit über 100% lag! Solches ist selbstverständlich mit dem Verständnis, wie ein Wirkungsgrad definiert ist, völliger Unsinn. Die Gesetzmässigkeiten des ersten und des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik würden verletzt.

In letzter Zeit wurde auch wieder vermehrt über die Wärme-Kraft-Kopplung (WKK) als Alternative zu konventionellen Heizsystemen berichtet und solche auch propagiert. Auch dazu wird aktuell ebenfalls über phänomenale Wirkungsgrade berichtet.
           
Besonders im Zusammenhang mit WKK-Anlagen wurden und werden noch immer Äpfel mit Birnen verglichen. Anders als bei kombinierten Gas-Dampfturbinen Anlagen (CCGT), bei denen die beiden Anlageteile dieselbe Qualität Nutzenergie produzieren und damit ein sinnvoller und physikalisch korrekter Wirkungsgrad durch die Addition der Gesamtleistung der Anlagekomponenten bestimmt werden kann, geht dies im Zusammenhang mit WKK oder ähnlichen Anlage-Konfigurationen nicht. Denn WKK-Anlagen liefern Nutzenergie völlig unterschiedlicher Qualität – elektrischen Strom und Wärme – die beiden Energieströme müssen deshalb auch gesondert behandelt werden.

Unter CCN-Wiki findet der interessierte Leser Informationen über die in der Anwendungs- Praxis gebräuchliche Definition des Wirkungsgrades (streng thermodynamisch gibt es dazu noch zusätzliche Komplexe Darlegungen). Besonders wird auch auf die Wirkungsgrad- Bestimmung bei komplexen kombinierten Anlage- Konfigurationen eingegangen.

Facebooktwitterlinkedinmail

2 thoughts on “Energie: Schindluderei mit physikalischen Wirkungsgraden”

  1. Die öffentliche Diskussion um den Sinn oder Unsinn alternaiver Energien lebt davon, dass die Solar-und Windstrom-Förderer als Apostel der Volksverdummung bei ihren Voten regelmässig-sei es arglistig oder aus Dummheit- die Begriffe Wirkungsgrad, Energieeffizienz und Erntefaktor durcheinanderbringen. Dabei kommt ihnen die mangelnde Bildungsfähigkeit von Volk, Ständen und Regierung zur Hilfe, welche ausserstande sind, die Zusammenhänge zu durchschauen, welche als Entscheidungsgrundlage dienen sollten. Während der Begriff. “Wirkungsgrad” aufgrund der Gesetze der Thermodynamik genau definiert und daher mit Formeln berechenbar ist, sind die Begriffe Energieeffizienz und Erntefaktor auslegungsbedürftig wie die Bibel oder der Koran.

  2. Guten Tag Herr Höhener,

    Ihre Erfahrung mit der Auslegung des Wirkungsgrades hat mir gefallen.
    Ich habe Ähnliches erlebt mit unserem Ständerat Damian Müller.
    Er rechnete mir vor, wie extrem tief der Wirkungsgrad von Erdöl ist,
    beginnend bei der Suche, beim Bohren, dem Transport, der Raffination usw.
    Dass die Fabrikation der Photovoltaik-Anlagen auch Energie braucht, hat bei ihm keine Rolle gespielt.
    Ich hab’ ihm dann geantwortet, er soll sich doch einmal mit der Definition des Wirkungsgrades befassen,
    ich hätte dies schon im ersten Semester an der ETH erlebt.

    Die CO2-Problematik gehört ins gleiche Kapitel.
    Für mich ist diese Entwicklung völlig unglaublich, bis jetzt habe ich den gesunden Menschenverstand unserer Politiker höher eingeschätzt.

    Freundliche Grüsse
    Hans Koller


    Hans Koller, Dipl. Masch.-Ing. ETH

Schreiben Sie einen Kommentar

Bitte beachten Sie: Kommentare sind auf 2000 Zeichen begrenzt.