Warum Wissenschaftler sich an Bilanzfälschungen beteiligen

Ein kurzer Abriss der jüngeren Geschichte der Elektromobilität

Der weitaus größte Teil der heutigen Politiker ist drittklassig. Spitzenkräfte arbeiten im Management oder in den Vorständen von Unternehmen. Dort haben sie echte Entscheidungskompetenzen und verdienen ein Vielfaches. Das nagt heftig am Selbstbewusstsein vieler unserer Volksvertreter – Tag für Tag.

Eines Tages bot sich ihnen aber doch die Chance, Großes zu leisten. Drei Faktoren kamen zusammen:

1. Dieselgate zerstörte die Glaubwürdigkeit der Autoindustrie und minderte ihren Einfluss auf die politischen Entscheidungsprozesse.

2. China gab nach Jahrzehnten vergeblicher Anstrengung das Ziel auf, eigenständig State-of-the-art-Verbrennungsmotoren anzustreben. Der Technologieschwenk zum E-Auto bot dem Land einen Weg, dennoch weltweite Hegemonie in der Automobilbranche zu erlangen („Überholen ohne einzuholen“).

3. Postwachstums-Thesen gewannen an Popularität.
Deren Anhänger wollen gar keinen motorisierten Individualverkehr mehr. E-Autos sind ihnen nur als Zwischenlösung im Rahmen einer „Mobilitätswende“ willkommen (die Mobilität der nicht vermeidbaren elektrischen Fahrzeuge wird zunächst durch „netzdienliches Lademanagement“ und zukünftig durch die flächendeckende Einführung von 15-Minuten-Vierteln eingeschränkt werden können).

Auch Politiker von eher mäßiger Begabung entdeckten für sich eine große Aufgabe: die staatliche Erzwingung der E-Mobilität. Endlich konnten ausnahmsweise sie einmal den arroganten Schnöseln der Autoindustrie den Weg weisen. Als Beispiel für diese Geisteshaltung sei Barbara Hendricks zitiert: „Wenn ich die deutschen Automobilmanager auffordere, sich an die Spitze dieser Bewegung zu stellen, dann dient das nicht nur dem Umweltschutz, sondern vor allem dem künftigen Automobilstandort Deutschland und den vielen damit verbundenen Jobs. Manchmal wundere ich mich wirklich darüber, dass ich das denen als Umweltministerin erklären muss. Bei deren Gehalt sollten die eigentlich selbst darauf kommen.“

Welche beruflichen Leistungen und Erfahrungen qualifizieren diese Dame und ihr politisches Umfeld für industriepolitische Weichenstellungen mit derart weitreichenden Folgen?

Eine überzeugende Begründung musste her. Dafür bot sich der Klimawandel an. Das ist der entscheidende Grund, warum die Arbeitsergebnisse des IPCC der Öffentlichkeit so übertrieben alarmistisch präsentiert werden. Indem NGO und Denkfabriken Klimawendeszenarien voller Handlungsanweisungen an die Politik entwarfen, entstanden völlig neue Aufgabenfelder für Wirtschafts-Apparatschiks.

Ein Problem war allerdings noch zu lösen: Alle Experten wissen genau, dass die Verlagerung der Verbrennung fossiler Energieträger vom Auto in die Kraftwerke dem Klima nichts bringt. Fachlich korrekte Lebenszyklusanalysen können keine Treibhausgasminderung durch BEVs nachweisen.
Dennoch behaupten 9 von 10 neueren Studien einen Klimavorteil von E-Autos. Das liegt an einem vorsätzlichen methodischen Fehler dieser Papiere: Die Fahrstromemissionen werden mit den Emissionen des Durchschnittsstroms berechnet. Es wird nicht danach differenziert, welche Kraftwerke tatsächlich den zusätzlichen Strom für zusätzlich hinzukommende Verbraucher liefern. Der Marginalansatz leistet genau dies. Er legt offen, dass Bedarfsschwankungen auf kurze wie auf längere Sicht überwiegend von fossilen Kraftwerken ausgeglichen werden.

Die Folge: „E-Autos sind in Deutschland eine miserable Klimaschutz-Maßnahme. Ich kann gar keine CO2-Vermeidungskosten berechnen, weil bis 2045 kein CO2 vermieden wird.“

Der Marginalansatz ist der E-Auto-Blase aus diesem Grund zutiefst verhasst und löst stets heftige Abwehrreaktionen aus. Nur den wenigsten ist bewusst, dass diese Position argumentativ überhaupt nicht seriös zu vertreten ist. Denn der Durchschnittsansatz entspricht der völlig absurden Annahme, dass die Emissionen der Stromerzeugung lastunabhängig sind. Dazu müssten aber entweder alle Kraftwerke gleich hohe Emissionen haben oder alle Kraftwerke müssten synchron hoch- oder heruntergeregelt werden. Beides ist definitiv nicht der Fall.

Beunruhigend viele Wissenschaftler sind dennoch bereit zu lügen und liefern fleißig Auftragsarbeiten mit politisch erwünschten Inhalten, um Subventionen für Fossilstromautos zu rechtfertigen. Der nachträglich hinzugefügte, grüne Pfeil in der Grafik (aus der oben genannten VDI-Studie) zeigt, wie groß der Anteil der Emissionen der E-Mobilität ist, der auf diese Weise bewusst vertuscht wird:

Die wissenschaftliche Rückendeckung für diesen Elektroauto-Schwindel ermöglicht es den Profiteuren der E-Mobilität, den Staat und die Verbraucher auszurauben. Elektroautos erfordern hohe Investitionen in Ladestationen und Netzausbau. Zudem geht eine Industrie zugrunde. Die Kosten muss die Gesellschaft tragen, ohne dass auch nur ein Gramm CO2 eingespart wird. Dieses Geld kann nicht in ökologisch effiziente Maßnahmen investiert werden. Die E-Mobilität ist daher ein klimaschädlicher Sozialschmarotzer.

Daran wird sich auch in den nächsten Jahrzehnten nichts ändern. Es ist ein Irrglaube, dass E-Autos und E-Lkw durch den Ausbau der EE immer umweltfreundlicher werden und sich darum schließlich doch durchsetzen. Dafür wird es nicht genug Ökostrom geben. De facto werden auch E-Autos mit Energie aus Synfuels versorgt werden.
Das hat einen einfachen Grund: Europa wird nicht energieautark sein, sondern je nach Klimawende-Szenario Mitte des Jahrhunderts zwischen 30 und 65 % der Energie importieren müssen:

Der in Europa erzeugte elektrische Strom wird vollständig für Verbraucher benötigt werden, die auf keine andere Energieform ausweichen können. Dazu gehört auch die verbrauchernahe Erzeugung von Wasserstoff. Eine interkontinentale Transportinfrastruktur für Wasserstoff wäre nämlich unglaublich teuer, und der Bau der dafür notwendigen Schiffe (wenn man sie denn finanzieren wollte) würde viele Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Es ist viel wahrscheinlicher, dass Elektrolyseure entwickelt werden, die auch bei fluktuierender Einspeisung wirtschaftlich betrieben werden können.
Für den interkontinentalen Energieimport kommen daher ausschließlich Synfuels in Frage.
Akkus werden für das Stromnetz nur als Puffer für wenige Stunden diskutiert. Zur jederzeitigen Sicherstellung der Bedarfsdeckung und als Speicher der Zukunft zur Überbrückung von Dunkelflauten wird kein Weg an der Rückverstromung von Synfuels vorbeiführen. Und das bedeutet:

Elektroautos werden in Zukunft de facto Synfuels tanken.

Ein höherer Ladestrombedarf von E-Autos wird die Verbrennung von Synfuels in thermischen Kraftwerken erhöhen. Mehr Fahrten von Autos oder Lkw mit Verbrennungsmotor werden bedeuten, dass mehr Synfuels in Antriebsmotoren verbrannt werden. Da E-Fahrzeuge in einer Gesamtsystembetrachtung die Verluste des Verbrennungsmotors bloß in die Kraftwerke verlagern, verlieren sie damit ihren Tank-to-Wheel-Wirkungsgradvorteil. Es gibt somit auch in Zukunft keinen vernünftigen Grund, Fahrzeuge ihre Antriebsenergie in schweren Speichern geringer Dichte mit sich führen zu lassen.

Fazit:
Jegliche Investitionen in die Elektromobilität leisten auf kurze wie auf lange Sicht keinerlei Beitrag zur Minderung der THG-Emissionen.

Nachtrag: Das enorme Potential der Kernkraft wurde in diesem Beitrag nur wegen der anhaltenden politischen Blockade in den DACH-Ländern nicht berücksichtigt.

Bild: https://en.wikipedia.org/wiki/Electric_car#/media/File:V10084P006.jpg

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11 thoughts on “Warum Wissenschaftler sich an Bilanzfälschungen beteiligen”

  1. Sehr gut, Herr Ruhsert,
    Vielleicht müsste man noch ergänzen: Die rund 400 kg Akku-Geicht pro PW erzeugen ganz klar auch mehr Pneuabrieb, d.h. Kunststoff-Feinstaub.

  2. Vieles ist richtig in diesen Ausführungen, leider blendet der Autor immer wieder aus, dass Diesel- oder Benzin-betriebene Autos massive Schäden durch ihre Emissionen, insbesondere an Gebäuden in Städten verursachen. Das E-Autos löst nicht alle Probleme der stetig steigenden Mobilitätsbedürfnisse unserer Gesellschaft, keine Technologie kann das auch. Ein E-Auto macht aber kaum Lärm, ist viel effizienter als ein Benziner, und verursacht vor Ort kaum Emissionen. Ich fahre seit Jahren ein E-Auto mit einem Range Extender (Notstromaggregat), welcher nur bei leeren Akku einspringen muss, was selten vorkommt. Besser geht nicht, das Fahrzeug ist nicht schwerer als ein Benziner und wird mit Kernenergie in der Nacht geladen. Wieso propagiert das CCN nicht solche Lösungen, anstatt ständig die Energiewende zu kritisieren?

    1. Ich fürchte, Sie liegen in fast allen Punkten falsch, was die angeblichen Vorteile von Elektroautos betrifft. Da Sie schon beim Erscheinen dieses Beitrags unbeirrbar auf der Annahme lastunabhängiger Emissionen der Stromversorgung beharrten und also Argumenten einer fachlich sauberen Ökobilanzierung grundsätzlich nicht zugänglich sind, richtet sich diese Erinnerung nur an andere Leser:
      https://www.c-c-netzwerk.ch/2024/04/02/die-luftqualitaet-in-kalifornien-kann-mit-emissionsarmen-verbrennern-schneller-verbessert-werden-als-mit-elektroautos/?lang=de

    2. Zwischen E-Autos und Benzinern/Dieselautor ist ab Tempo 50 im steady flow state kaum ein Unterschied beim Lärmpegel festzustellen. Die Reifengeräusche dominieren die Dezibels. Nur bei Beschleunigungsvorgängen ist der Elektroantrieb leiser.

    3. Die Behauptung, dass E-Autos viel effizienter seien als Verbrenner, ist aus meiner Sicht falsch, da hier Äpfel mit Birnen verglichen werden. Das wird offensichtlich, sobald man die energetischen Transformationsprozesse betrachtet. Ein Verbrenner fährt mit Primärenergie (chemisch gebundene Energie im Kraftstoff), während das E-Mobil mit Sekundärenergie läuft. Die Umwandlung von Primär- zu Sekundärenergie ist in der Regel mit bedeutenden Verlusten verbunden, während die Umwandlung von Sekundär- zur Tertiärenergie am Rad viel effizienter ist. Will man also die Effizienz beider Antriebsformen vergleichen, so muss man entweder bei der Primärenergie beginnen (Kraftstoff beim Verbrenner bzw. Kohle, Sonne, Wasser oder Wind beim E-Mobil), oder mit der Sekundärenergie (drehende Kurbelwelle beim Verbrenner, Strom beim E-Mobil). Der Elektromotor entspricht also prozessmässig nicht dem Verbrennungsmotor, sondern dem Getriebe des Verbrenners! Ich habe die Rechnung unter Einbezug aller weiteren Verluste nicht gemacht, gehe aber nach einer groben Abschätzung davon aus, dass das E-Mobil bezüglich Effizienz in allen Fällen schlechter abschneidet als der Verbrenner.

  3. Ich finde es positiv, dass ökologische Vergleiche zwischen Elektrofahrzeugen, Benzinfahrzeugen und Dieselfahrzeugen gemacht werden. Die folgenden Punkte sind sehr wichtig:
    1. Ein “Schwarz-Weiss-Sehen” wäre falsch;
    2. Der Leser muss wissen, was eine Gesamt-Ökobilanz ist;
    3. Eine seriöse Ökobilanz muss auch den gesamten Rohstoff-Verbrauch miteinbeziehen;
    4. Wieviel CO2 steckt in der Produktion der verschiedenen Fahrzeuge (Batterien inbegriffen)?
    5. Wieviel CO2 steckt in der Verwendung der Fahrzeuge? Hier ist der Strom-Mix für Elektrofahrzeuge wichtig.
    6. Wieviel CO2 steckt im Unterhalt und in der Entsorgung der verschiedenen Fahrzeuge?
    7. Welches ist das Fahrverhalten? Der Fahrer des Elektrofahrzeugs klimatisiert und heizt? Man vergesse nicht, dass das Klimatisieren und das Heizen den notwendigen Strom von der Batterie beziehen und die Kilometer-Autonomie wesentlich beeinträchtigen können!
    8. Ein seriöser Vergleich muss auch die Anschaffungskosten und die Lebensdauer der Fahrzeuge betrachten.
    9. Eine wahre und seriöse Gesamt-Ökobilanz ist zweifellos eine sehr komplexe Aufgabe mit sehr vielen Variablen!
    10. Der Autor schliesst mit einem Fazit. Kann die Antwort auf diese extrem komplexe Frage wirklich so einfach und eindeutig sein? Gibt es nur eine Antwort? Vorsicht!

    1. Es geht hier nie um schwarz/weiss – bei Ruhsert sowieso nicht -, es geht um Kalkül statt Gefühl! Es ist hinlänglich bekannt und unumstritten, dass batterieelektrische Fahrzeuge mit einem grossen CO2-Rucksack starten im Vergleich zu den Verbrennerfahrzeugen. Selbst mit CO2-freiem Strom müssen sie mehr als 100’000 km zurücklegen, um die Verbrenner einzuholen. Aber, und das ist nun der springende Punkt, diesen CO2-freien Strom gibt es nicht für zusätzliche Verbraucher…. aus der Sicht des Gesamtsystems verursachen sie die Produktion von Fossilstrom (Grenzstrom ist fossil und wird es noch lange bleiben). Die E-Autos können untern den heutigen Umständen nichts zur Dekarbonisierung beitragen – ganz im Gegenteil.

    2. @Arturo Romer: Die VDI-Studie, der die obige Grafik entnommen ist, nimmt die Herausforderung an und versucht eine sehr umfassende Betrachtung mit vielen Sensitivitätsanalysen, z.B. nach dem Herstellungsort der Akkus.
      Und wenn es Sie beruhigt: Ich habe zu dem Thema zwar ein Buch mit dem Titel “Der Elektroauto-Schwindel” verfasst. Tatsächlich findet sich darin aber auch ein Kapitel, das die sinnvolle Anwendungsnische des E-Autos beschreibt. Wer
      * in der Regel so kurze Strecken fährt, dass Verbrenner nicht die Betriebstemperatur erreichen,
      * mit den Einschränkungen der Ladepausen leben kann, wenn er doch mal längere Strecken fahren muss, und
      * darüber hinaus noch eine Lademöglichkeit daheim oder am Arbeitsplatz hat,
      für den kann ein E-Auto sehr gut geeignet sein und dann sogar die THG-Emissionen senken.
      Aber das ist eben nur eine Anwendungsnische und rechtfertigt keinerlei staatliche Markteingriffe.

  4. Die Herren Ruhsert und Saurer haben mich komplett missverstanden oder nicht verstehen wollen. Ich bekämpfe seit Jahrzehnten die zahlreichen Lügen im Energie- und Umweltbereich. Mit meinem obigen Beitrag hatte ich absolut nicht die Absicht, Propaganda für Elektroautos oder andere Autos zu machen. Ich bin Wissenschafter und nicht Verkäufer. Ich wollte dem Leser nur sagen, dass auch Elektroautos CO2-Emissionen haben. Die Vergleiche sind sehr komplex und setzen profunde Fachkenntnisse (inkl. Ökobilanzen) voraus. Die Profiteure und Spekulanten lassen die Käufer/Besitzer von Elektroautos glauben, sie hätten keine CO2-Emissionen. Das ist eine Lüge, ein Betrug!
    Damit schliesse ich diese leider fehlgelaufene Diskussion definitiv!

  5. Wenn ich die Kommentare der obigen 3 Autoren hier richtig lese und verstehe, so habe ich den Eindruck, alle drei sind im Endeffekt auf der fast gleichen Linie.
    Wenn alle Politiker und Medienvertreter auf einem gleich hohen Niveau wie Ruhsert, Romer und Saurer argumentieren und informieren würden, so könnten viele weniger technikaffine Menschen rasch auf ein markant höheres Wissens- und Entscheidungsniveau gebracht werden.

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