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Grenz- und Opportunitätsstromansatz im Praxistest

Kommentar zum nachfolgenden Beitrag von Martin Schlumpf

In diesem Blog weisen wir ständig auf die Grenzstromproblematik hin: Beim aktuellen Stand der Dekarbonisierung der Stromproduktion kann zusätzlicher Bedarf im Verbrauch grösstenteils nur durch zusätzlichen Fossilstrom (Gas, Kohle) befriedigt werden. Zusätzlicher Bedarf stammt zur Zeit vor allem von zusätzlichen E-Autos und zusätzlichen Wärmepumpen. Werden diese aus dem Stromnetz gespiesen, dann muss mehr Fossilstrom produziert werden. Durch diese Umwegproduktion (Fossile werden in Kraftwerken verbrannt und in Strom umgewandelt statt bei den Verbrauchern in Verbrennerautos sowie Öl- und Gasheizungen) ergeben sich Umwandlungs- und andere Wirkungsverluste, dass letztlich die CO2-Belastung durch den Einsatz von E-Autos und Wärmepumpen nicht sinkt, sondern bestenfalls etwa gleich bleibt oder sogar steigt. Ich habe das ggf. “Re-Karbonisierung” genannt.

Es nützt in diesem Zusammenhang auch nichts, wenn wir in der Schweiz mit Hydro- und Nuklearstrom praktisch CO2-freie Stromquellen haben. Denn schliesslich exportieren und importieren wir Strom, und wird unsere eigene Produktion zunehmend im Inland durch zusätzliche E-Autos und Wärmepumpen verbraucht, dann müssen einfach andere Verbraucher im In- und Ausland (im europäischen Netzverbund) auf den fossilen Grenzstrom ausweichen (Opportunitätsprinzip).

Interessant am nun folgenden Beitrag von Martin Schlumpf ist die Tatsache, dass daran im Prinzip nichts ändert, wenn Prosumer auftreten, die ihre E-Autos und ihre Wärmepumpen mit Photovoltaikanlagen ab ihrem Hausdach speisen wollen. Diese Anlagen produzieren grösstenteils zu Zeiten Strom, in denen dieser sowieso schon in zu grossen Mengen im Netz verfügbar ist. Ist Strom hingegen knapp, produzieren sie grösstenteils nichts (darum ist er eben knapp). Diese Prosumers treiben damit auch die Verbrauchsspitzen hoch und haben zur Folge, dass wiederum fossiler Grenzstrom geliefert werden muss. Eine stark ansteigende Zahl Prosumers wird zu immer grösseren Problemen führen. Batterien für den Hausgebrauch sind zu wenig leistungsfähig, um dieses Problem spürbar zu entschärfen (die dafür nötige Anzahl Batterien würde sich kein Verbraucher leisten können oder wollen).


Herr und Frau Muster killen das Stromsystem

von Martin Schlumpf

(Dieser Beitrag ist erschienen in „Weltwoche“ Nr. 20/24 vom 16. Mai 2024.)

Wenn sich alle Schweizer Haushalte an die energiepolitischen Empfehlungen der Politik halten, kommt es zum Systemkollaps.

Welche Folgen hat es, wenn sich Schweizer Bürger so verhalten, wie es die Energiestrategie 2050 fordert? Das zeigt sich exemplarisch am Beispiel eines Bekannten, der mir Einblick in die Energiebilanzen seines Haushalts gewährt hat. Da er anonym bleiben möchte, nennen ich ihn hier Herr Muster. Dieser Name ist passend, weil er als Hausbesitzer alle Massnahmen umgesetzt hat, die zur Erreichung der Ziele unserer Energiestrategie im privaten Bereich gefordert sind.

Lesen Sie weiter in der “Weltwoche” oder im Blog des Autors.

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1 thought on “Grenz- und Opportunitätsstromansatz im Praxistest”

  1. Es ist leider nicht so einfach, wie es hier dargestellt wird. Man kann genau das Gegenteil behaupten und das würde nicht weniger stimmen. Natürlich verursachen PV-Anlagen Produktionsspitzen bei Sonnenschein, die das lokale elektrische Netz überlasten können, wenn es keine Abnehmer dafür gibt. Die EVU’s werden diese im Sommer abriegeln müssen, wenn zu wenig E-Autos, Klimaanlagen oder sonstige Verbraucher dann nicht an der Steckdose sind. Im Winter produzieren dann die PV-Anlagen sowieso zu wenig, um die Stromnetze zu überlasten. Auch die Aussage, dass Kohle- und Gaskraftwerke dann hochgefahren werden müssen, stimmt nur, wenn andere Kraftwerke wie Wind-, Wasser und Kernkraftwerke den Bedarf nicht decken können. Der Grenzstromansatz ist nicht korrekter als andere Ansätze, er ist genau so falsch und unbrauchbar wie andere, insbesondere für die Schweiz.

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