Entsorgung von Kohlendioxid

Der replizierte Beitrag ist im NZZ-Newsletter “Planet A” bereits am 25. April 2024 erschienen.
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Replik zum NZZ Artikel 29.4.24: Abscheidung von CO2 im grossen Stil

Die Entsorgung von CO2 wird in diesem NZZ Beitrag beinahe enthusiastisch als zukünftiges Geschäftsfeld vorgestellt. Dieses technische Verfahren ist jedoch ein Paradebeispiel zur Befriedigung einer politischen Forderung und nicht einer wirtschaftlichen Notwendigkeit. Es werden Lösungen angeboten, ohne diese einer sorgfältigen Wirkungsanalyse zu unterziehen. Das Carnot-Cournot-Netzwerk hinterfragt solche politisch geforderten und geförderten Lösungen und prüft deren effektive Wirkung.

Zunächst möchte ich festhalten, dass die Einlagerung von CO2 im Untergrund technisch möglich ist. Als Geologe, der sich in seiner ganzen beruflichen Karriere mit der Aufsuchung, Beschaffung und Bewirtschaftung flüssiger und gasförmiger Ressourcen im Untergrund auseinandergesetzt hat, traue ich mir diese Beurteilung zu. Jeder Eingriff in das Ökosystem des Erdreichs ist mit Nebenwirkungen verbunden. Es ist die vornehmliche Aufgabe eines Geologen, die Umweltverträglichkeit eines Eingriffes zu prüfen, eventuelle Risiken abzuklären und ggf. negative Auswirkungen zu minimieren. Ich setze voraus, dass dies bei den erwähnten Einlagerungsprojekten gemacht wurde. Soweit zu den technischen Aspekten.

Wie bei jedem technisch machbaren Verfahren kommt man allerdings auch bei der CO2-Sequestrierung nicht um die Kosten-Nutzen-Frage herum. Diese wurde aus meiner Sicht nie gestellt oder zumindest nie umfassend untersucht.

Heute gilt die vermeintlich alternativlose Forderung: Netto-Null bis 2050. Das ist ein politisch vorgegebenes Ziel. Ob es sinnvoll ist, darf in der gewollt aufgeregten «Klimakrisen» Stimmung nicht mehr in Frage gestellt werden.  Wer das trotzdem tut, wird gleich in die Klimaleugner- oder andere möglichst unappetitliche Ecken verbannt. Aus Furcht vor diesem Bannstrahl findet die sachliche Hinterfragung nicht mehr statt. Und hier liegt der Hund begraben. 

Jeder sorgfältige Planer macht bei einer Investition eine Kosten-Nutzen-Analyse. Für die menschverursachte Veränderung der CO2-Konzentration in der Atmosphäre, ist eine solche Analyse umfassend auszulegen –eben auch als Kosten-Schaden Analyse. Wissenschaftlich hat das William Nordhaus unter anderem in seiner Arbeit «policies, projections, and the social cost of carbon: Results from the DICE.2023 model» gemacht. Nordhaus hat dies als Ökonom gemacht. 

Aus ökologischer Sicht fehlt eine solch ganzheitliche Analyse. Das IPCC sieht eine Zunahme der CO2-Konzentration a priori als schädlich und ihre Verringerung a priori als nützlich. Die Politik hat diese Sicht übernommen. Doch sie ist fragwürdig.  Ich teile sie auf jeden Fall nicht vorbehaltlos. Siehe dazu meine Fussnote[1]

Prinzipiell kann jeder Eingriff in die Natur als Schaden angesehen werden. Das Fördern und Verbrennen von Öl und Erdgas, der Abbau von Kohle und Erzen, die Nutzung sämtlicher nicht nachwachsender Rohstoffe. Da spielt es keine Rolle, wofür sie genutzt werden. Zum Treiben von Dieselmotoren, zum Bau von Schiffen, Fahrzeugen, Häusern, Brücken, Wasserleitungen, Strommasten, Kabeln, Windrädern, Solarpanelen, Batterien und und und. Wann merken die vermeintlich Grünen endlich, dass unsere ganze Zivilisation auf der Nutzung nicht nachwachsender Rohstoffe aufbaut? Dass man mit nicht nachwachsenden Rohstoffen sorgfältig und sparsam umzugehen hat, also diese nach Möglichkeit auch rezykliert, erachte ich als selbstverständlich. Das nennt sich ökonomisches Verhalten.

Die Herstellung sämtlicher genannter Güter benötigt Energie. Und die Beschaffung der Energie benötigt Energie. Hier kommen die Gesetze der Thermodynamik zum Tragen, völlig unabhängig davon, um welche Form der Energiebeschaffung es sich handelt, unabhängig auch von der Methode der Energieumwandlung. Entscheidend ist der Wirkungsgrad, vielmehr die Multiplikation (nicht die Summierung!) der Wirkungsgrade der einzelnen Umwandlungsprozesse vom Rohstoff bis zur Nutzung. Und wenn dieser Gesamtwirkungsgrad selbst bei der Nutzung einer unerschöpflichen Energiequelle (z.B. Sonne und Wind) schlecht ist, kann der Schaden an der Umwelt grösser werden als der Nutzen. Gefragt sind praktisch unerschöpfliche Rohstoffquellen, die man niemandem «wegnimmt», einen möglichst hohen Gesamtwirkungsgrad aufweisen und möglichst geringe Umweltveränderungen verursachen. Dass es sich dabei um radioaktive Grundstoffe handelt, liegt wohl auf der Hand, doch das brauche ich hier nicht weiter aufzuführen.

Kehren wir zurück zur CO2-Entsorgung. Es handelt sich um eine hundertprozentige Energievernichtung. Um einen Energieverbrauch ohne messbaren Nutzen. Ein betriebswirtschaftlich rentables Geschäftsmodell ist nur unter Vorgabe künstlicher, politisch beschlossener Rahmenbedingungen möglich. Volkswirtschaftlich bleibt es ein vollständiger Verlust, der vom Staat, respektive dem Steuerzahler getragen werden muss. 

Weshalb kein messbarer Nutzen? Zunächst ist die CO2-Entsorgung nicht in einem Masse skalierbar, dass dies je zu einer messbaren Veränderung der atmosphärischen CO2-Konzentration führen würde. Doch das reicht nicht aus. Es ist nicht nur eine Energieverschleuderung, sondern erzeugt einen zusätzlichen Bedarf an wertvollen Rohstoffen. (Nur ein kleines, nebensächliches Beispiel: CO2 ist korrosiv. Zum Verpressen im Untergrund können nicht übliche Stahlrohre verwendet werden, sondern nur solche aus Edelstahl.) 

Die für mich entscheidende Frage geht noch weiter: Wo verursacht CO2 insgesamt den geringeren Schaden? Im Untergrund oder in der Atmosphäre? Die Antwort können Sie selbst finden, wenn es Ihnen gelingt, die Sache ein bisschen gesamtheitlicher zu betrachten. 


[1] Für eine menschenleere Natur wäre ein höhere CO2-Konzentration keineswegs negativ, im Gegenteil. Höhere CO2-Konzentrationen und ein wärmeres Klima wirken sich auf die Artenvielfalt positiv aus. Die negative Beurteilung einer Klimaerwärmung ist eine rein anthropozentrische Sicht. Wir stellen uns in den Mittelpunkt. Der Unterschied zur übrigen belebten Natur ist nur, dass wir alles werten. Wenn wir eine Klimaerwärmung als schlecht werten, mag das aus menschlicher Sicht so sein, aber bleibt eine egoistische Sicht. 

Die Natur hingegen stellt nie eine Forderung. Jeder einzelne lebende Organismus versucht sein Überleben zu sichern. Dabei gibt es Gewinner und Verlierer. Das hat zur Folge, dass sich die belebte Natur an alles, an Eiszeiten, an Warmzeiten und selbst an den Homo sapiens anpasst. Die unbelebte Natur passt sich sowieso allen Rahmenbedingungen an. 

Es sind wir, die glauben zu erkennen, dass wir mit unserem Gebaren an Grenzen stossen, die für unseren Fortbestand ungünstig sind. Nun ist es ja nicht verboten sich für Überlebensstrategien einzusetzen.  Das tun alle, sogar die Klimaseniorinnen.

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8 thoughts on “Entsorgung von Kohlendioxid”

  1. Gut analysiert und dargelegt. Die Utopie mit der CO2-Sequestrierung ist eine Manifestation des “CO2 ist klimaschädlich”-Unsinns. Letztlich basiert dies auf einem groben Bilanzbetrug, denn das meiste CO2 auf der Erdoberfläche ist von der Natur schon lange als Kalkgestein (CaCO3 = CaO + CO2) gebunden und permanent eingelagert worden. Gut 80-90 % dieses Gesteins sind von lebenden Organismen (Korallen, kalkbildenden Algen, Krebsen, Muscheln etc.) aus dem biologischen Kreislauf heraus gebunden und seit Millionen und teils sogar Milliarden von Jahren permanent eingelagert worden. Allein das Korallenwachstum in den Ozeanen bindet auch heute noch jährlich mindestens eine Gigatonne Kohlenstoff. Die ganzen “Sequestrations”-Projekte sind nichts anderes als Dummenfang. Würde das CO2 aus den Gesteinen der Erdkruste wieder freigesetzt, hätten wir eine Atmosphäre aus fast reinem CO2 mit einem Druck von ca. 50 bar. Man gehe in den Jura und mach sich klar, wo diese riesigen Gesteinsformationen herkommen.

  2. Eine hervorragende, nüchterne Beurteilung des Nutzens und Schadens durch politisch motivierte CO2 Sequestrierung.

  3. Wenn die progressiven Eliten es fertig bringen, dem Volk ein absolutes Ziel wie “netto null 2050” schmackhaft zu machen, so dass dieses dann in einem Gesetz festgeschrieben wird, dann wird dadurch jede Massnahme, die einen Beitrag zur CO2-Reduktion in der Atmosphäre leistet, begründbar, egal wie teuer. Dann kommt es zum geschäftigen bzw. geschäftlichen Suchen und Greifen nach jedem Strohhalm, und unsere staatlichen Hochschulen machen bei diesem lukrativen Geschäft tapfer mit. Das Grundproblem ist die Idiotie “netto null 2050”.

  4. ‘Die negative Beurteilung einer Klimaerwärmung ist eine rein anthropozentrische Sicht.’ Nicht nur. Da sowieso das Anthropozän herrscht, angemessen. Auch menschliche Habitate sind an’s Klima angepasst, mit extrem hohen baulichen Investitionen von bis zu 1 Million Fr. pro Kopf. Verändert sich das Klima, werden diese historischen Investitionen teilweise nutzlos, müssen noch einmal (an anderer Stelle oder anders konzipiert) errichtet werden, was viel teurer ist als direkte Massnahmen wobei der individuelle Beitrag fast nichts zählt, nur der global kollektive.

    1. Wie wahr.
      Wir befinden uns (relativ gesehen) am Ende einer warmen Zwischeneiszeit. Wenn die Gletscher wiederkommen, muss die Schweiz evakuiert werden. Skandinavien, Kanada und der Norden der USA auch. Da nützen dann weder direkte noch indirekte Massnahmen. Schauen Sie doch mal interessehalber nach, wie weit der Rhone-Gletscher noch vor 15.000-20.000 Jahren ins Mittelland hineinreichte.

        1. Herzlichen Dank,
          Hr. Nöggerath. Erstaunlich, was bei angeblich weitgehend konstantem CO2-Gehalt in der Atmosphäre klimatisch so alles im Detail passieren kann.

  5. Bravo Fred F. Mueller. Volle Zustimmung. Es ist noch nicht lange her, da forderten einige Fanatiker „Null Covid“. „Netto Zero CO2“ geht in die gleiche Richtung.

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