Deutschland dürfte noch lange (zu) hohe Stromkosten haben

Wirtschaftsweise warnt vor langfristig hohen Stromkosten

Klick auf das Bild lädt Studie.

“Wind und Sonne schicken keine Rechnung? Vorsicht, sagt Ökonomin Veronika Grimm. Sie widerlegt das Argument von Erneuerbaren-Befürwortern, dass Ökostrom besonders günstig sei. Die Kosten für die Industrie bleiben wohl hoch.”

So Titel und Headline eines kurzen Berichts in der “Wirtschaftswoche” zur einer neuen Kostenstudie in Deutschland.

Lesen sie hier den WiWo-Bericht (ohne Bezahlschranke) und werfen Sie einen Blick auf die Studie.

Diese Kostenstudie bestätigt einmal mehr, worauf das CCN seit Fukushima ständig hinweist, nämlich dass die systemischen Zusatzkosten zur bedarfsgerechten Glättung des Erneuerbaren-Flatterstroms dessen sinkende Gestehungskosten (levelized costs) überkompensieren. Diese Zusatzkosten steigen überproportional zum Anstieg des Anteils an Flatterstrom im Strom-Produktionsmix.

Wir sollten zudem die Deutschen nicht etwa schadenfreudig belächeln.

Mit unserer Energiestrategie 2050, heute erweitert zu den Energieperspektiven 2050 plus und jetzt vom Volk zu “zementieren” mit dem Mantelerlass/Stromgesetz, beschreiten wir den gleichen Irrweg wie sie. Dabei wollen wir sogar alpine Flatteranalagen bauen, bei denen nicht mit sinkenden, sondern mit steigenden Gestehungskosten zu rechnen ist – bzw. zu rechnen wäre, nur tut dies wohl niemand.

Im Gegenteil: Koste es, was es wolle, will unsere Politik schon mal bis zu 60% der Investitionskosten à fonds perdu einschiessen. Also vermögen diese Anlagen nicht einmal ihre direkten Kosten zu decken. Und niemand hat eine Ahnung, wie hoch die systemischen Zusatzkosten zur Erschliessung dieser Anlagen und zur Glättung ihres Stroms ausfallen werden. Auch die Nutzenseite ist unbekannt: Vermögen diese Anlage über ihre Lebensdauer überhaupt die investierte Energie zu decken und dazu netto Energie zu produzieren oder haben wir es insgesamt sogar mit Energiesenken zu tun?

Und tragen sie überhaupt etwas zur CO2-Reduktion bei oder sind es gar CO2-Schleudern (man denke an die Tonnen an Metall und Beton, an Tausende Helikopterflüge, an Bau-Seibahnen, Erschliessungsstrassen, Leitungsbauten …)?

Nur mit einem Nein zum Stromgesetz am 9. Juni haben wir noch die Chance, jemals Antworten auf solche Fragen zu erhalten. Diese unreflektierte Hektik muss gestoppt werden.


Lesen Sie hier die französische Version dieses Beitrags, übersetzt von Christophe de Reyff, clubenergie2051.ch


Facebooktwitterlinkedinmail

10 thoughts on “Deutschland dürfte noch lange (zu) hohe Stromkosten haben”

  1. Wenn immer gesagt wird, niemand investiere heute in neue Kernkraftwerke, ist das kein Wunder, ist doch der Markt durch die Erneuerbaren Wind und Sonne aus den Fugen, sodass langfristige Investitionsrechnungen gar nicht mehr funktionieren. Zudem würden Investitionen in Kernenergie auch attraktiver, wenn der Staat so viele Subventionen in Aussicht stellen würde wie für Solar- und Windanlagen. Dort wären sie ökonomisch sogar noch besser begründbar, sind doch AKW für die Versorgungssicherheit – ein öffentliches Gut – klar geeigneter als Sonne und Wind.

    1. Vielleicht dürfte der immer so rein wissenschaftlich argumentierende Hans Rentsch endlich auch mal zur Kenntnis nehmen, dass der Energiemarkt vor allem verzerrt wird durch die Subventionierung des fossilen Sektors. Die Schätzungen renomierter Energieinstitutionen reichen dabei von jährlich 500 bis 5000 Milliarden $! Wenn diese beseitigt sind, können wir gern wieder reden über die Elimination der Subventionen für die Erneuerbaren…

        1. Doch kann man! Sie begründen sich wie folgt: Gemäss Energy Policy Tracker: Weltweit betrugen Subventionen 2022 für fossile Brennstoffe laut dem Bericht des Internationalen Währungsfonds (!) 7 Billionen Dollar. 2020 waren es noch deren 5,9.
          Diverse Quellen, u.a. https://www.srf.ch/news/wirtschaft/sieben-billionen-dollar-rekordhohe-subventionen-weltweit-fuer-fossile-energien

          Schon Jahre früher konnte man sich kundig machen, wenn man denn wollte: Gemäss Schätzungen belaufen sich die Subventionen für fossile Brennstoffe auf weltweit 300- 500 Milliarden [1] bis zu 5,3 Billionen [2] USD pro Jahr. Solche Zahlen lassen aufhorchen, vor allem, wenn man ihnen die geschätzte Unterstützung für kohlenstoffarme Technologien (etwa 120 Milliarden USD) oder die Mittel des Green Climate Fund (bis zu 100 Mrd. USD) gegenüberstellt. Sie zeigen aber nicht, wie komplex Reformen dieser Subventionen sind.
          Quelle: https://ethz.ch/de/news-und-veranstaltungen/eth-news/news/2017/10/fossile-subventionen.html

          Die grosse Spannweite ergibt sich also aus Differenz zwischen direkten Subventionen (eben auch mindestens deren 500 Mrd $) und indirekten (Anrechnung diverser nicht offensichtlicher Kosten). Doch bleiben wir bei den 500 Milliarden – auch das ist weit mehr, als für Erneuerbare ausgegeben wird!

      1. Bitte nachweisen
        wo,
        in welcher Höhe
        und wie
        der Fossilsektor in der ganzen Welt subventioniert wird.
        Erst dann kann ein Diskurs über die Bevorzugung dieses Sektors im Vergleich zu anderen entwickelt werden.

          1. In dieser Antwort fehlt für meinen Geschmack jeglicher Bezug zu irgend etwas… Zudem müsste man dem Leser oder der Leserin wohl noch ganz kurz mal sagen, was denn aus diesen Daten folgt. Hier ist doch das Thema – wie schon immer in diesem Blog -, dass bei intermittierenden Stromquellen viele ihrer Gewinnung nachgelagerte Anlagen gebaut und betrieben werden müssen, bis dieser Strom eben gebrauchsfähig ist. Und diese System-Zusatzkosten lassen die Kosten des aus intermittierenden Quellen gewonnenen Stroms explodieren. Das hat doch nichts damit zu tun, ob andere mehr oder weniger subventioniert werden. Es ist nur eine absolute Widerlegung der Behauptung, dass Flatterstrom immer billiger werde.

          2. Als ich mich das letzte Mal mit diesem Thema befasste, stellte ich fest, dass die Epigonen des IWF und der OECD die Tatsache, dass eine Sache nicht oder nur geringfügig besteuert wird, als “Subvention” zugunsten dieser Sache bezeichneten.
            So die grösste Sünder Venezuela, Saudi-Arabien, Russland und andere Öl produzierende Länder “subventionieren”, weil das daraus gewonnene Benzin zu einem niedrigen Preis in disesen Ländern verkauft wird, ohne oder fast ohne Steuern. Agrardiesel wird in Frankreich oder Spanien niedriger besteuert als Benzin und Diesel für den Strassenverkehr. Warum gab es kürzlich Unruhen mit Landwirten? Dies hat doch mit einer Begunstigung zu tun, aber nicht zuzgunsten von Kraftstoffen.
            Die Gesamtsteuerlast in Frankreich liegt bei 48,0% des BIP, in der Schweiz bei 35,4%. Nach dieser Definition würde die Schweiz ihre Bevölkerung mit den 13,4%, die sie nicht abführt, subventionieren!?
            In der Schweiz werden Kapitalgewinne von natürlichen Personen nicht besteuert, ist es eine Subvention für das Kapital?
            Diese “Policy Trackers” sind die nützlichen Idioten eines abgedroschenen Marxismus, der jetzt als Klima-Ökologismus rezikliert wurde.

        1. Auch noch interessant, wie die OECD das Thema sieht: Laut neuen Daten von OECD und IEA hat sich die staatliche Förderung fossiler Energieträger 2021 fast verdoppelt, als die weltweite Konjunkturerholung die Energiepreise steigen ließ: Bezogen auf 51 Länder in aller Welt belief sie sich auf insgesamt 697,2 Milliarden US-Dollar, gegenüber 362,4 Milliarden im Jahr 2020. Zudem dürften sich die Verbrauchssubventionen 2022 aufgrund höherer Energiepreise und eines gestiegenen Energieverbrauchs noch weiter nach oben orientieren.

          Quelle: https://www.oecd.org/berlin/presse/die-foerderung-fossiler-energietraeger-hat-sich-2021-laut-neusten-zahlen-von-oecd-und-iea-fast-verdoppelt-und-bremst-so-die-fortschritte-bei-den-internationalen-klimazielen.htm

          1. Fortschritte in Sachen Klima werden mit Dekarbonisierung assoziiert – zur Recht oder zu Unrecht spielt für mein Argument hier keine Rolle. Dekarbonisierung bedingt zunächst einmal ein Switch aller Energieerzeugungsanlagen auf CO2-freie Anlagen und parallel dazu ein Switch aller Energieverbraucher auf CO2-freie Verbraucher.

            Diese Switches bedingen zuallererst aber eine enorme Mehrproduktion, die nur mit ebenso enormen Mehreinsatz an Energie zu haben ist. Und da wir am Anfang der Dekarbonisierung stehen (über 80% der Weltenergie ist fossil), kann es sich dabei nur um einen enormen Mehreinsatz an fossiler Energie handeln.

            Insofern beschleunigt eine künstliche Verbilligung der fossilen Energie die Dekarbonisierung sogar. Die sofortige Verteuerung der Fossilen bewirkt das Gegenteil.

            Es ist auch eine absolute Schnapsidee, die Finanzierung der Fossilen abstellen zu wollen – wurde trotzdem in Paris so vorgesehen. Da sieht man einmal, mit wie viel Blödheit wir es hier zu tun haben. Wohl kein einziger Mikroökonom dabei …

            Für Rehsche gilt wie ich jeweils für Huber sagen: Erst einmal ruhig zurücklehnen und alles langsam überdenken.

Schreiben Sie einen Kommentar

Bitte beachten Sie: Kommentare sind auf 2000 Zeichen begrenzt.