Fake-Regionaljournal Bern Freiburg Wallis

Im “SRF-Regionaljournal Bern Freiburg Wallis” vom letzten Donnerstag, 14. März 2024 wird aufgezeigt, dass Elektroautos im Kanton Freiburg (FR) als Folge massiver steuerlicher Rabatte von bis zu 60% bei den Neuzulassungen markant zugelegt haben und weiter zulegen. Inzwischen sei schon eines von zwei neuen Autos in FR hybrid oder vollelektrisch, gibt ein Kantonsvertreter nicht ohne Stolz an (wenn auch nicht ohne leisen Moll-Ton, dass die damit verbundenen Steuerausfälle freilich nicht auf Dauer in Kauf genommen werden könnten).

Hören Sie selbst
(Tonkopie aus der Sendung und Headline im Programm)

(Aus dem SRF-Regionaljournal vom 14. März 2024, 17:30)

Freiburg erlebt Elektroauto-Boom

Je mehr Leistung, desto höhere Autosteuern: Seit rund einem Jahr bestraft der Kanton Freiburg umweltschädliche Fahrzeuge. Vor allem belohnt er klimafreundlichere Autos. Entsprechend beliebt sind E-Fahrzeuge: Nun wurden 60 Prozent mehr Elektro- und Hybridautos eingelöst als im Vorjahr. 

https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-bern-freiburg-wallis/freiburg-erlebt-elektroauto-boom?id=12159534
Was ist an dieser scheinbar harmlosen Meldung nicht in Ordnung?

Es ist die unerträgliche Selbstverständlichkeit, mit der in der Sendung von allen Beteiligten behauptet oder zumindest angenommen wird, durch die Rabatte würden klimafreundlichere (sprich: CO2-ärmere) Autos belohnt. Die Leserinnen und Leser dieses Blogs (besonders der Beiträge von Kai Ruhsert) wissen, dass dem nicht so ist und dass dem auch noch über Jahre bis Jahrzehnte nicht so sein wird. Es gilt das Grenzstromprinzip: Zusätzliche Stromverbraucher wie E-Autos und Wärmepumpen können direkt oder indirekt (im europäischen Netzverbund) nur mit zusätzlichem Fossilstrom bedient werden. Die Dekarbonisierung bei den Verbrauchern, also der Ersatz von Verbrennungsprozessen in Industrie, Haushalten und Verkehr durch elektrische Prozesse, bringt aber nur soweit eine global-klimarelevante Netto-Dekarbonisierung soweit dafür “dekarbonisierter Strom” zur Verfügung gestellt werden kann.

Daran ändert sich auch nichts, wenn die Autos und andere Verbraucher direkt mit Solarstrom vom Dach oder mit CO2-ärmeren Strommixes aus Frankreich oder aus der Schweiz bedient werden. Denn hier kommt das Opportunitätsstromprinzip zur Geltung: Wird CO2-ärmerer Strom für zusätzliche Verbraucher eingesetzt, dann steht dieser nicht mehr für die bisherigen Verbraucher zur Verfügung – also sind diese dann auf den sowieso fossilen Grenzstrom angewiesen.

Die Berner, sonst fast um keinen steuerlichen Blödsinn verlegen, haben also energie- und klimapolitisch wohl eher zufällig richtigerweise auf eine steuerliche Bevorzugung der E-Autos verzichtet – und werden dafür am Anfang der Sendung getadelt. Die Freiburger hingegen werden natürlich gelobt. Verkehrte Welt!

Dabei wissen wir auch, dass E-Autos mit fossilem (Grenz-) Strom insgesamt sogar mehr CO2 ausstossen als Benzin- und Dieselautos. Die E-Autos sind zudem relativ schwerer, haben dadurch einen weit höheren umweltbelastenden Reifenabrieb und belasten die Verkehrsinfrastruktur stärker als Letztere.

Von einem SRF-Regionaljournal muss erwartet werden können, dass es die technisch-ökonomischen Hintergründe beleuchtet, bevor es Loblieder wie die hier kritisierte Sendung anstimmt. Diese scheinbar recht harm- und belanglose Sendung ist zumindest grobfahrlässiger Fake! Die Hörerinnen und Hörer werden mit dieser Art Fake von SRF dauerberieselt – ich könnte jede Menge solcher Blogbeträge schreiben – und dies hat auf Dauer verheerende Wirkungen.


Lesen Sie dazu auch den neuen, ebenso hervorragenden wie bedenklichen Beitrag im Blog von Kai Ruhsert: Der schon wieder: Dudenhöffer – Der Schwindel mit den Kohlestromern.

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5 thoughts on “Fake-Regionaljournal Bern Freiburg Wallis”

  1. Den SRF interessieren keine komplexeren, technische Überlegungen. Grenzstromprinzip und Opporunitätsstromprinzip kommen in der Welt der SRF Journalisten nicht vor, weil sie so etwas schlicht überfordert. Von Politikern ganz zu schweigen. SRF macht Propaganda, aber nicht absichtlich. Die glauben an den Quatsch wirklich. Das nennt man „group thinking“.

    1. Ja, das sehe ich auch so. Und wir haben schon in unserer Studie zur Energiestrategie 2050 (Borner: “Jahrhundertfehler”) auf die Problematik des Group Thinkings hingewiesen. Die Journis sind nicht investigativ, sondern faul. Sie glauben sich das aber leisten zu können, weil sie sich moralisch sowieso auf der richtigen Seite wähnen.

      Diese ständige Berieselung aus allen medialen Sprachrohren ist ein enormes Problem. Da kann man auch nicht mehr auf die Weisheit des Volkes bauen.

  2. Klar, E-Autos führen zu einem erhöhtem Strombedarf, aber wenn wir in Zukunft weniger Erdöl verbrennen wollen, gibt es kaum andere Alternativen. Dazu werden die Emissionen (Lärm, Abgas, …) lokal massiv reduziert, was in Stadtgebieten grosse Vorteile hat.
    Die Verteufelung von E-Autos greift daher zu kurz, auch wenn für deren Ladung vor allem Nachtstrom benötigt, was KKW am besten liefern können.

    1. Sie scheinen unsere E-Autobeiträge nicht zu lesen. Wenn wir in Zukunft weniger Fossile verbrennen und so zu CO2 und zu anderen unerwünschten Stoffen umwandeln wollen, müssen wir die fossilen Energiequellen durch Strom oder CO2- und auch sonst schadstofffreie Brenn- und Treibstoffe ersetzen. Wenn wir aber Letzere wie auch Strom hauptsächlich noch durch die Verbrennung von Fossilen erzeugen, dann gewinnen wir nicht nur nichts, sondern die CO2-Belastung und die Belastung mit weiteren Verbrennungsschadstoffen nimmt sogar zu! Wir können Verbrauchprozesse nur soweit echt dekarbonisieren als dekarbonisierter Strom und andere dekarbonisierte Energieträger zur Verfügung stehen. Andernfalls dekarbonisieren wir nicht, sondern wir rekarbonisieren.

      Wer beim CCN eine “Verteufelung” von irgend etwas sieht, der liest – ob gewollt oder ungewollt – nicht, was wir schreiben! Also, lieber Herr Huber, lehnen Sie sich zurück und lesen Sie noch einmal ganz genau, was hier steht.

  3. Es sind nicht nur die Regionaljournale, sondern auch die Wissenschaftsredaktionen und die in Téléjournals und andern Pseudo-Info-Gefässen von unsern zwangsabgabenfinanzierten Radio- und Fernsehsendern beigezogenen “Wissenschafter” und “Experten”, die teils krasse Lügen, aber häufiger Halbwahrheiten und einseitige (linksgrüne) “Kommentare” verbreiten. Auch ich gehe davon aus, dass diese Leute den Quatsch, den sie erzählen, tatsächlich glauben. Was beweist, dass sie in ihrem Beruf masslos überfordert sind, resp. den falschen Beruf gewählt haben.

    Die tröstliche Nachricht: die jüngern Mitbüger informieren sich kaum mehr über Radio und Fernsehen.

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