Stromapparatschiks: Herrschaften, es reicht!

Die Schweiz leidet unter einem Strommangel, insbesondere im Winter, und hat sich zum Ziel gesetzt, so schnell wie möglich auf kohlenstofffreie Energie umzusteigen. Dies ist jedoch weder in der zur Verfügung stehenden Zeit mit den verfügbaren Instrumenten realisierbar noch wirtschaftlich erschwinglich. Ungeachtet dieser unwiderlegbaren Tatsache versucht der Stromsektor, einer der letzten Überbleibsel des Schweizer Filz, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen und abscheuliche Lösungen zu fördern.

In einem Gastbeitrag im Tagesanzeiger vom 4. Dezember wandte sich Michael Frank, Direktor des Verbands Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE), an das neu konstituierte Parlament, um dessen Mitglieder davon zu überzeugen, dass die Fehlentwicklungen des Sektors absolute Priorität geniessen sollten.

Das ist kleinmütig, beschämend und arrogant.

Wenn es sich um “erneuerbare” Projekte handelt, die 3,4 TWh pro Jahr liefern können, ist dies völlig daneben. Zum einen ist dies die Ansicht eines unverantwortlichen Produzenten, da jeder weiss, dass diese Strommenge den Kunden nicht zur Verfügung steht, weil weder die Sonne noch der Wind ständig ihre Wirkung entfalten. Andererseits ist es lächerlich angesichts der Herausforderung durch das Energiegesetz, das vorgibt, bis zur Jahrhundertwende eine vollständige Dekarbonisierung zu erreichen (siehe beigefügten Kasten).

Es ist auch eine Demonstration der Unterwerfung eines angeblichen “Leaders” unter die Ideologie einer sofortigen Energiewende um jeden Preis. Wenn es sich nicht um Idiotie handelt, ist es schlicht und einfach Gier, die Gier eines Sektors, der zu über 90% in öffentlicher Hand ist und immer noch durch Faulheit und Selbstgefälligkeit korrumpiert bleibt.

Zu dieser Schande kommt noch die Arroganz hinzu, den Parlamentariern vorschreiben zu wollen, welche Prioritäten sie setzen sollten, obwohl ein Gesetz, das gerade in diesem Sinne verabschiedet wurde, Gegenstand eines Referendums ist, über das hoffentlich das Volk in vollem Bewusstsein einer Debatte entscheiden wird, die zwischen der Besetzung von Land und Landschaft durch megalomanische Projekte, die trotz dieser Grösse nicht einmal den Herausforderungen gewachsen sind und gegen den Schutz der betroffenen Gebiete stehen.  

Dieselbe Kritik, ja Empörung, gilt für Christian Petit, Direktor von Romande Énergie, der in einem LinkedIn-Beitrag auf ähnliche Weise argumentiert und hinzufügt, dass jedes Atomprojekt nutzlos sei, da es 25 Jahre dauern würde, bis es realisiert sei. Das ist etwa so dumm, wie zu sagen, dass man keine Kinder mehr zeugen sollte, da es 25 Jahre dauert, einen jungen Erwachsenen auszubilden. 

All dies ist nicht einmal Lobbyismus, denn es sind die Apparatschiks, die aus dem Inneren des staatlichen Strommonopols sprechen. Ihre Rücktritte sind erforderlich!

Anstatt zu jammern, schlagen wir eine Lösung vor, die in allen Punkten besser ist als alle Alternativen: Reform des Kernenergiegesetzes (KEG) durch Streichung von Art. 12a, um das Verbot des Baus neuer Kernkraftwerke aufzuheben, und durch Änderung von Art. 9, der die Wiederaufbereitung von Abfällen verbietet und somit eine Verbesserung dieser Technologie nicht zulässt. Diese Reform wird einem Referendum unterzogen, was endlich eine faire Entscheidung in dieser Frage ermöglichen wird. Auf der COP28 fordert eine Gruppe von Ländern, und zwar nicht wenige, eine Verdreifachung der Kernenergieproduktion, um der klimatischen Herausforderung zu begegnen. Es wäre gut, wenn sich die Schweiz, ein Land mit Kernenergie Exzellenz, diesen Ländern anschliessen würde.


Article original en français sur le blog de l’auteur.
Traduzione italiana qui.
Vielen Dank an Markus Saurer für seine Übersetzungshilfe.


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7 thoughts on “Stromapparatschiks: Herrschaften, es reicht!”

  1. Schweizerinnen und Schweizer unterwerfen sich einem selbst geschaffenen Diktat kollektiver Dummheit, genannt “Energiewende”, nachdem sie über Jahre einer Gehirnwäsche unterzogen wurden, an der die staatliche Bürokratie, die Medien, eine willfährige Hochschulforschung, links-grüne Parteien und NGO sowie opportunistische Wirtschaftsverbände beteiligt waren. Eine meinungsmächtige Elite verfügt über so viel Einfluss auf die politische Kommunikation, dass Volksabstimmungen nur noch beschränkt als demokratische Willensäusserungen verstanden werden können.

  2. Liebe Blogleserinnen und -leser. Der sonderbare Aufruf des VSE/von Michael Frank ist weder in der online-Version des Tagesanzeigers (TA) noch auf der Seite des VSE zu finden. Nach einiger Suche habe ich ihn jedoch in der E-Paper Version des TA gefunden – und zwar ohne Bezahlschranke (wie das für Gastbeiträge durchaus üblich ist). Aus diese Grund darf ich den Beitrag in der Version, wie er in der Zeitung vom 4. 12. abgedruckt war hier zur Verfügung stellen:
    http://industrieoekonomie.ch/wp-content/uploads/2023/12/Seite_2_Tages-Anzeiger_2023-12-04.pdf

  3. Dann möchte ich jetzt noch inhaltlich kommentieren, dass VSE-Direktor Frank die Energiestrategie 2050 in der ersten Zeit nach ihrer Formulierung durch BR Leuthard und ihre Entourage mit Fakten bekämpfte, die ihre Undurchführbarkeit belegten – jawohl: belegten (und ja heute krass bestätigt werden!). Frau Leuthard hat es dann offensichtlich mit Leichtigkeit (und gewissen Zusagen) geschafft, Frank und den VSE hinter die Strategie zu bringen, obwohl an den Fakten nichts geändert hatte. Plötzlich setzte sich der gleiche Frank, der zuvor an einer Tafel im Internet aufzeigte, dass die ES 2050 nicht aufgehen kann, für diese Strategie ein – wenn auch nicht mehr an einer Tafel und nicht mehr mit Fakten, sondern mit gutem Zureden im Sinne von “Wir schaffen das”.

    Aufgrund dieser “Entwicklung” bin ich der Meinung, dass sich der VSE, die gesamte Strombranche und Frank eine extreme Verantwortung – ja Schuld! – aufgeladen haben. Sie sind stark mitverantwortlich an der heutigen Misere, an der Sackgasse, in der wir stecken, in der wir winters jederzeit mit Versorgungsausfällen rechnen müssen und in der wir sommers schon Einschränkungen in Kauf nehmen müssen, um Reserven für den Winter anzulegen. Wir stecken genau genommen in einer Versorgungs-Dauermangellage und werden in dieser noch lange stecken.

    Vor diesem Hintergrund ist es unerträglich, wenn der VSE und seine Exponenten immer noch versuchen, ihr Gesicht zu wahren. Wie mit diesem offenen Brief von Frank….

  4. Die aktuelle sogenannte “cost+” Regulierung ist ein Paradies für die EVU’s.
    Es ist wohl klar, dass der Verbandsdirektor sie behalten wird, das macht er auch sehr klug, wie der Direktor des Bauernverbandes … nach dem Motto, bitte kein Wettbewerb, die Versorgung wird sonst gefährdet!

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