Dummköpfe bringen keinen Wasserstoff durch

Der vorherrschende Klima-Alarmismus begrüsst jeden Vorschlag zur Energiewende wie einen neuen Stein der Weisen, so wie die Wasserstoffmanie, die die Staatskanzleien gepackt hat und die Gemüter von Ingenieuren, die ihre Redlichkeit verloren haben, korrumpiert. Ich muss hier einen Glaubensakt entlarven, der sich im Lichte dessen, was Wasserstoff ist und was er nicht ist, als irrational, ja sogar als völlig dumm und sicherlich skandalös erweist.

Er ist keine Primärenergie, die man einfach ernten kann, wie Kohle, Öl, Gas, Sonneneinstrahlung oder Uran. Um ihn zu gewinnen, muss eine andere Form von Energie verbraucht werden, sei es durch die teilweise Verbrennung von Erdgas, die Elektrolyse von Wasser, die elektrischen Strom verbraucht (Energieeffizienz von 60-70%), oder die Thermolyse von Wasser bei hohen Temperaturen, die noch industriell entwickelt werden muss, mit Kernreaktoren oder solarthermischen Kraftwerken, die dafür bestimmt sind.

Während Wasserstoff weder farbig noch primär und auch nicht in grossen Mengen akkumulierbar ist, ist er ein sehr nützliches chemisches Reagenz für die Herstellung von Stickstoffdüngern, in der Petrochemie und in der Feinchemie. Das Dihydrogenmolekül ist ein Gas mit einem weiten Explosionsbereich in der Luft (von 4% bis 75%). Um sie zu erschrecken, haben schlechte Chemielehrer dies ihren Schülern gezeigt, indem sie einen Ballon mit zwei Teilen Wasserstoff und einem Teil Sauerstoff gefüllt haben und diese Mischung dann zur Detonation gebracht haben. Um diese Explosion auszulösen, ist 17 Mal weniger Energie erforderlich als für die Zündung von Erdgas. Wasserstoff, ein besonders flüchtiges und gefährliches Gas, darf niemals in die Hände von Otto-Normalverbrauchern gelangen.

Seine Verbrennungswärme von 120 MJ/kg (oder 33,3 kWh/kg) ist eine der höchsten, aber dieses Kilogramm füllt unter normalen Bedingungen mehr als 11 Kubikmeter, was unpraktisch ist. Es muss auf 700 bar komprimiert werden, um immer noch 24 Liter zu füllen, oder bei -252,87 °C verflüssigt werden, um 14 Liter zu belegen. Zum Vergleich: Die gleiche Energie in Form von Normalbenzin nimmt ein Volumen von 3,5 Litern ein.

H2 mit Erdgas in bestehenden Gasnetzen zu mischen, wird ebenfalls vorgeschlagen, ist aber ein Schwindel mit einem durch Verdünnung verringerten Heizwert, erhöhten Kosten und einem höheren Leckagerisiko.

Wasserstoff herzustellen, um Energie zu speichern, bevor er in Verbrennungsmotoren oder Brennstoffzellen verbrannt wird, ist die schlechteste Art, Energie zu nutzen, aber wohl die beste Art, drei Viertel der verbrauchten Elektrizität an die Umwelt zu verschwenden.

Es ist geradezu idiotisch, auf der Entwicklung einer kostspieligen und gefährlichen «Wasserstoffwirtschaft» zu beharren, wie es die EU-Kommission zu tun vorgibt.

Graphik: Vergleich des Strombedarfs für Fahrzeuge, die von einer Wasserstoff verbrennenden Brennstoffzelle angetrieben werden (Energieeffizienz von 50 %), oder für Elektrofahrzeuge mit Lithiumbatterien.
Je mehr Zwischenschritte es gibt und je ineffizienter diese sind, desto höher sind die Verluste (orange), die im Fall von Wasserstoff bei 75 % und bei Batterien bei 12 % liegen.

Aus der Grafik oben geht hervor, dass für den gleichen mechanischen Fortbewegungsdienst im Fall von Wasserstoff 3,3-mal mehr Strom zur Verfügung stehen müsste als bei einfachen batteriebetriebenen Fahrzeugen.

Darüber hinaus ist die Vorstellung, Wasserstoff durch Wasserelektrolyse aus intermittierenden Stromquellen herzustellen, eine weitere Idee, um möglichst ineffizient zu sein. Elektrolyseure können nur arbeiten, wenn die Quelle aktiv ist. Sie werden daher im Durchschnitt nur zu 11 % ihrer Kapazität genutzt, wenn die Quelle Photovoltaik ist, oder zu 20 % bei Windkraft in der Schweiz.  Dieser Wettlauf um Ineffizienz und übertriebene, schlecht ausgelastete Investitionen ist reiner Wahnsinn.

Wasserstoff hat einen weitaus höheren Wert, wenn er nicht verbrannt wird. Unter anderem gibt es Verfahren zur CO2-Reduktion, mit denen organische Derivate, z. B. synthetische Kraftstoffe (Synfuels), gewonnen werden können. Die Umwandlungsraten und Ausbeuten dieser Verfahren sind zwar derzeit noch viel zu niedrig, um sie wirtschaftlich akzeptabel zu machen. Dennoch ist es den Versuch wert, sie auf industrieller Skala zu entwickeln, da es in der Vergangenheit keine Anreize gab, dies in ausreichenden Umfang zu tun. Es bedarf eines technologischen Durchbruchs, damit synthetische Kraftstoffe in Kombination mit der Thermolyse von Wasser zur Herstellung von viel und kostengünstigem H2 zu einer brauchbaren Lösung für den LKW- und Luftverkehr werden können. Bedeutende Investitionen in F&E sind gerechtfertigt, wenn sie durch Institute von höchstem Exzellenzniveau durchgeführt werden.

Bis dahin ist es ein Skandal, den Karren vor die Pferde zu spannen und vorzeitig riesige Summen zu verschwenden, um in ein gigantisches und absurdes “Gaswerk” zu investieren.

Um das, was hier dargestellt wird, zu widerlegen, sind Argumente erforderlich und ich erlaube mir, jeden herauszufordern, diese zu liefern.


Weitere Informationen finden Sie in Samuel Furfaris Buch “The Hydrogen Illusion“, das auch in französischer Sprache “L’utopie hydrogène” erhältlich ist.
Billet original en français publié sur le blog de l’auteur.
Mit herzlichem Dank an MSa für seine Ratschläge und Korrekturen an der Übersetzung.


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6 thoughts on “Dummköpfe bringen keinen Wasserstoff durch”

  1. Die ganzen grünen Ideen funktionieren nicht. Und das, was funktioniert, wollen die Grünen nicht. Mir kommt das wie meine Patientin von heute morgens vor, die einfach nicht wahrhaben will, dass der Zahn gezogen werden muss. Da kommen die aberwitzigsten Vorschläge. Können Sie nicht..? Nein, der Zahn muss raus. Nein, das will ich nicht. Also verlässt die Patientin die Praxis und wartet, bis es weh tut. Wann tut es endlich genug weh, damit diese Spinnereien aufhören? Kernenergie, Hydro und Fossile. Mehr brauchen wir in diesem Jahrhundert nicht. Man soll doch einfach ergebnisoffen weiter forschen. Da kommt dann schon etwas vernünftiges. Man kann technischen Fortschritt nicht sozialistisch planen. Alles andere auch nicht.

  2. All diese Idiotien werden durchgeboxt, nicht etwa um “das Klima zu retten” (was in sich schon eine Illusion ist), sondern nur um nicht einzugestehen, dass man nur mit Kernenergie von den Fossilen loskommen kann.

  3. Der Bundesrat will sich auch noch zu dieser Frage äussern. Aber erst in einem Jahr. Z’Bärn geit äbe aus gäng a chlei lenger.
    Aus dem Pressecommuniqué vom 15.11.23:
    “L’accélération de l’utilisation de l’hydrogène en Suisse nécessite le concours étroit des milieux économiques, de la Confédération, des cantons, des villes et des communes. La loi fédérale relative à un approvisionnement en électricité sûr reposant sur des énergies renouvelables, la loi fédérale sur le climat et l’innovation, la révision de la loi sur le CO2 ainsi que le projet d’accélération des procédures pour les énergies renouvelables prévoient un éventail d’incitations pour soutenir la constitution d’un marché intérieur.

    Le Conseil fédéral devrait présenter la stratégie nationale en matière d’hydrogène durant le deuxième semestre 2024. Elle implique l’examen d’autres conditions-cadres permettant de soutenir l’établissement d’un marché de l’hydrogène en Suisse, par exemple la garantie d’un raccordement de la Suisse au futur réseau d’hydrogène européen.”

    Alles klar?

    Adresse pour l’envoi de questions
    Marianne Zünd, responsable Médias et politique, Office fédéral de l’énergie (OFEN)

    1. Klar kann man sich das vorstellen. Aber das ändert noch nichts am exorbitanten Material- und Flächenbedarf für Wind- und Solarenergie. Hinzu kommt also dann der Material- und Flächenbedarf für die Batterien. Nicht zu vergessen der Material- und Flächenbedarf für die Netze, der bei dezentraler Produktion massive höher ausfällt als etwa bei zentraler Produktion in leistungsfähigen AKW.

      Das Problem, dass Solar- und Windenergie eine kleine Energiedichte aufweisen, lässt sich nie beseitigen. Das Problem, dass sie zudem geringe Lastfaktoren aufweisen auch nicht.

      Wir werden in wenigen Jahren den Rückbau von Solar- und Windanalgen erleben – jedenfalls in der Schweiz.

    2. Dazu bitte mal schauen, welche Energiemengen erforderlich sind, um im Winter auch nur eine windarme Nacht durchzustehen. Kann man hier finden: https://www.agora-energiewende.de/daten-tools/agorameter/chart/future/2040/future_power_generation/01.11.2023/01.12.2023/hourly (wichtig: auf “Zukunft” und “86% Erneuerbaren Anteil” einstellen. Residuallast 30.11. auf 1.12. zwischen 50 bis 80 GW in einem Zeitraum von 24 Stunden. Bei 65 GW im Durchschnitt wären das bereits 1.560 GWh. Davon existieren aktuell nicht einmal 1 %. Und das nächste Problem: Wenn es mehrere Tage in Folge windstill ist (die Sonne scheint um diese Jahreszeit ja recht zuverlässig nicht), wie werden die Speicher dann wieder aufgeladen? Auf der o.g. Webseite kann man dazu mal andere Zeiträume eingeben, z.B. 20.11.2022 bis 20.12.2022. Vier Wochen, wo die Erneuerbaren nicht genug liefern. Also werden damit auch keine Batterien wieder aufgeladen. Das Batterien Gaskraftwerke ersetzen sieht daher mir schwer nach Wunschdenken aus.

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