Bernina opfern für (fast) nichts? – eine Korrektur

Ich habe am 5. September einen Blogbeitrag veröffentlicht, der einige Leserreaktionen ausgelöst hat. Ich wurde auch darauf aufmerksam gemacht, dass sich da wohl auch Rechenfehler eingeschlichen hätten. Also bin nochmals «über die Bücher» gegangen und musste feststellen, dass dies tatsächlich der Fall war.

So ist mir ein Fehler mit der Definition des in Physik und Technik unüblichen Masses ha (Hektare) unterlaufen. Gerechnet habe ich in Quadratmetern, dabei aber ein Durcheinander mit Hektaren gemacht.

Auch kritisiert wurde meine Annahme betreffend den effektiven Flächenertrag von Solarpanels in unseren Breitengraden. Mit Referenz auf diverse Quellen wurden verschiedene – z. T. sehr hohe Werte – zur Diskussion gestellt. Ich habe diesen Aspekt nochmals sehr gründlich mit Freunden diskutiert, welche diesem Thema seit Jahren vertieft nachgehen und – besonders wichtig – nicht durch äussere Zwänge vorbelastet sind. In dieser Diskussion hat sich gezeigt, dass meine ursprünglichen Annahmen in der Tat zu vorsichtig waren. Besonders hatte ich einen Korrekturfaktor mit einbezogen, der im ursprünglichen Ausgangswert bereits berücksichtigt war (für weitere Informationen zum Thema siehe [1]). Dazu muss darauf hingewiesen werden, dass Stellen wie Swissolar, Solar-Ratgeber, BFE u.a. deutlich höhere Werte zum PV-Flächenertrag angeben. Die Gründe hierfür liegen wohl im (politischen) Eigeninteresse und auch darin, dass sie die Angaben auf Paneelen im Neuzustand beziehen. In der praktischen Anwendung über beispielsweise 25 Jahre gibt es jedoch jährliche Auszeiten für Reinigung und Reparatur. Zudem nimmt die Effizienz der Paneele wegen Oberflächenverunreinigungen und Veränderungen in der Oberflächenbeschaffenheit (u.a. Abrieb, Aufrauhung) jährlich um rund 1% ab.

Es folgt nun der ursprüngliche Blogtext, in dem der letzte Absatz entsprechend dieser Einleitung korrigiert bzw. neu verfasst wurde (blau hinterlegt).

Mit bestem Dank an die Blogleser!

E.H.


Solar Projekt «Motta Bianca» der Bernina Solar AG
NZZ online (Bezahlschranke), 26. August 2023 sowie NZZ paper und e-paper.

Offensichtlich haben die potenziellen Profiteure des Subventions-Geldsegens aus Bern keine Skrupel, Landschaften von ausserordentlicher nationaler Bedeutung und Schönheit mit Photovoltaik Paneelen (PV) einzudecken. Und die Politik unterstützt dies mehrheitlich und glaubt wohl, damit die offensichtlich total verfahrene Energiestrategie noch retten zu können. Das ist insbesondere auch darum naiv – wenn nicht höchst schändlich! – weil auch alpine PV-Anlagen die Winterstromlücke nicht beseitigen können. Das ist nämlich eine Leistungslücke in den Morgen- und Abendstunden. Und auch in den Bergen sind die Tage in der kritischen Zeit von Ende November bis Anfangs Februar sehr kurz.

Gemäss Bericht sollen in der zwischen dem Piz Lagalp und der Bernina-Passhöhe gelegenen Gegend «Monte Bianca» 80 Hektaren mit PV verschandelt werden. Dies in einem beliebten Sommer-Wandergebiet, das im Winter sehr schneereich und ausgeprägt für Schneeverwehungen exponiert ist. Nicht umsonst wird die Berninabahn in dieser Gegend durch zahlreiche Galerien vor Flugschnee geschützt.

80 ha Bodenfläche ergeben rund 57 ha Panelfläche. Daraus resultieren im Jahresmittel über 25 Jahre gerechnet 51.6 kWh pro m2 Bodenfläche (72.2 kWh/m2 auf Panelfläche bezogen, Speicherverluste eingerechnet) oder total magere 41.3 GWh durch Pumpspeicherung veredeltem Flatter-Strom pro Jahr (Qualität damit direkt vergleichbar mit Strom aus Kernkraftwerk). Zum Vergleich: Auf 10 ha Land im Unterland kann man ein 800 MW Kernkraftwerk erstellen, das im Jahr verlässlich rund 6’300 GWh Energie produziert, was 630’000 kWh pro m2 Bodenfläche entspricht.


[1] Energy Return on Energy Invested /ERoEI) for photovoltaik systems in regions of moderate insolation. ELSEVIER, by Ferruccio Ferroni and Robert J. Hopkirk


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9 thoughts on “Bernina opfern für (fast) nichts? – eine Korrektur”

  1. Solche Fehler können jedem unterlaufen. Die umgehende Korrektur und Richtigstellung durch den Autor spricht für seine Seriosität, seine Professionalität und sein Verantwortungsbewusstsein. Bei der Umrechnung und Differenzierungen von Dimensionen wie km^2, ha, kWh, TWh und kW und GW können sich schon einmal Fehler einschleichen. Solch einen Umgang mit erkannten Fehlern wünscht man sich indes auch von den einschlägigen Politikern, z.B. wie Grossen, Nordmann, Müller-Altermatt, Glättli und Trede und all die anderen “Experten” etc., die nachweislich ebensolche Fehler aber auch wohlweisslich fehlinterpretierbare bis falsche Informationen zum Thema in den grössten Medien verbreiten und dies auch innerhalb ihres politischen Programms verkaufen. Dass sie dabei teilweise selbst mit eigenen Firmen, Beraterverträgen, etc. von der Energiestrategie 2050 profitieren, verschweigen sie gewissentlich. Unterm Strich bleiben Emanuel Höheners Resultate und Schlussfolgerungen in der Sache jedoch vollkommen richtig.

    1. Der Reaktorunfall in Fukushima hat uns leider die (Rest)Risiken der Kernenergie vor Augen geführt. Es wird sehr schwierig sein eine Mehrheit der Bevölkerung zu überzeugen, dass ein solcher Unfall in der Schweiz unmöglich ist. Das ist der Fluch der Kernenergie, wenn der Staat nicht bereit diese Restrisiken zu tragen ist, wird kein Investor bzw. Energieunternehmen sie in einem liberalisierten Markt bereit bzw. fähig zu tragen sein. Die Zukunft wird voraussichtlich beweisen, dass der Bau von neuen KKW die mit Abstand günstigere Lösung wäre, vorausgesetzt ein Unfall wie in Fukushima ausgeschlossen werden kann. Ich persönlich bezweifle aber, dass es in den nächsten 10 Jahren gelingen wird der Souverain (bzw. das Volk) zu überzeugen, dass dieses Restrisiko geringer ist, wenn neue KKW gebaut werden, anstatt die älteren weiter laufen lassen müssen, damit unsere Stromversorgung im Winter weiterhin gewährleistet werden kann.
      Die grosse Frage bleibt unabhängig davon, ob der Staat bereit und fähig ist, die Geschädigten bei einem grösseren Reaktorunfall moralisch und finanziell zu entschädigen.

      1. Es wird sehr schwierig sein eine Mehrheit der Bevölkerung zu überzeugen, dass ein solcher Unfall in der Schweiz unmöglich ist.

        Warum sollte die Bevölkerung der Schweiz weniger lernfähig sein als die deutsche?

        Im April 2023 sind laut Forsa:
        68% der Deutschen für Atomkraft
        28% der Deutschen gegen Atomkraft
        4% der Deutschen ohne Meinung

        Quelle: https://www.tech-for-future.de/atomkraft-umfrage/

      2. “… wenn der Staat nicht bereit diese Restrisiken zu tragen ist, wird kein Investor bzw. Energieunternehmen sie in einem liberalisierten Markt bereit bzw. fähig zu tragen sein.”

        Die Legende von den nicht versicherbaren Kernenergierisiken ist ein Ergebnis erfolgreicher Lobbyarbeit. Sie beruht auf einer vom deutschen Bundesverband Erneuerbare Energien erstellten Papier:
        „Die Studie der Versicherungsforen Leipzig GmbH arbeitet mit willkürlichen Annahmen, unangemessenen Methoden und irrealen Spekulationen. Nur so kann sie ihr offenkundiges Ziel erreichen, völlig überhöhte Versicherungsprämien für Kernkraftwerke zu »errechnen« und Kernkraftwerke als »unversicherbar« zu brandmarken. Letztlich repliziert sie nur veraltete Arbeiten deutscher Ökonomen Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre. … Die geschätzten Strahlendosen und die geschätzte Anzahl der Todesfälle entbehren jeder empirischen Grundlage. Die Eintrittswahrscheinlichkeit für einen Super-GAU ist unlogisch. Die statistischen Berechnungen beruhen ausschließlich auf fiktiven Daten und liefern keinen Mehrwert. Je nach Parametern lässt sich unabhängig vom Risiko jede beliebige Jahresprämie ausrechnen. Die einseitige und isolierte Betrachtung des hypothetischen Maximalschadens ist nicht risikoadäquat.“

        Quelle: https://nuklearia.de/2022/04/30/widerlegt-deutschlands-bekannteste-studie-zur-versicherbarkeit-von-kernkraftwerken/

  2. Alex Reichmuth fühlt NR Jürg Grossen mit einiem rigorosen Faktencheck auf den Zahn: https://www.nebelspalter.ch/so-fuehrt-glp-chef-juerg-grossen-die-offentlichkeit-hinters-licht.

    Grosse Zahnfäule bei Grossen!!!

    Ich habe dazu im Nebelspalter noch wie folgt kommentiert bzw. ergänzt:

    “Absolut seriöse und überzeugende Arbeit – vielen Dank!
    Die Meinung vieler, der Wirkungsgrad von Power to X (und zurück zu Power) sei zwar gering, doch spiele das keine Rolle, weil man ja als Input überschüssigen Flatterstrom verwende, der gratis sei, ist ökonomisch absolut falsch! Wir müssen ja Milliarden investieren, um überhaupt erst zu “überschüssigem” Flatterstrom in relevanten Mengen zu kommen. Zu betrachten ist die Versorgung mit Flatterstrom und Speicherung (P2X2P) – und das ergibt ein exorbitant teures System. Ein System mit Wasser- und Atomstrom, wie wir es bisher hatten und immer noch grösstenteils haben, kommt um Grössenordnungen günstiger.

    1. Und nach dieser erfreulichen Lektüre von Reichmuth, habe ich mir die ARENA angetan. Ausser dem SVP-NR/SG Mike Egger und der FDP-NR/SG Susanne Vincenz-Stauffacher (diese allerdings etwas zögerlich im Auftreten) wären bei Reichmuths Faktencheck alle durchgefallen:
      – Nadine Masshardt, Nationalrätin SP/BE;
      – Stefan Müller-Altermatt, Nationalrat Die Mitte/SO;
      – Florence Brenzikofer, Nationalrätin Grüne/BL; und
      – Martin Bäumle, Nationalrat Grünliberale/ZH.

      Diese NR bitte am 22. Oktober streichen!

      Moderator Brotz ergriff klar Partei gegen Egger und Vincenz-Stauffacher. Brotz ist einfach nicht mehr tragbar. Grossniklaus muss übernehmen.
      Übezeugen Sie sich selber: https://www.srf.ch/play/tv/arena/video/wahl-arena-zur-klima–und-energiepolitik?urn=urn:srf:video:e14f3b7b-4b7a-4bce-90e5-d3dbea0cf8b4

  3. In der Tat: auf unsern Fernsehsendern gibt es je länger desto mehr Diskussionsrunden mit Leuten, die vom zu diskutierenden Thema keine Ahnung haben. Am häufigsten in der Arena, aber auch im Züri Talk oder im Infrarouge.
    Hinzu kommt, dass Brotz seinen Gästen immer genau dann das Wort abschneidet, wenn sie etwas wirklich wichtiges sagen wollen.

  4. Lieber Emanuel
    Gut, dass Du Deine Fehler hier korrigierst. Du tust dies aber offensichtlich erst auf meinen Kommentar vom 13.9. hin, denn vorher hast Du Deine falschen Zahlen verteidigt.
    Nun steigt Deine errechnete Zahl des Stromertrags aus Solaranlagen, der mit KKW-Strom vergleichbar ist, von 0,485 GWh auf 41,3 GWh (dieser Wert ist von den Grössenordnungen her wohl möglich, auch wenn Du nicht zeigst, wie Du darauf kommst). Du bist also in Deinem ursprünglichen Beitrag um den Faktor 85 (!) danebengelegen.
    Und dies, weil Du nicht gewusst hast, wie viele m2 eine Hektare hat (Faktor 10 daneben), und weil Du noch einen systematischen Fehler gemacht hast (Faktor 8,5 daneben).
    Dass bei Deinen Zahlen etwas nicht stimmt, wurde in den Kommentaren bis am 8. September zwar vereinzelt gesagt, aber Du hast alles bis dann zurückgewiesen. Erst zwei Tage nach meinem Kommentar vom 13. September, in dem ich Dir konkret vorrechne, was an Deinen Rechnungen falsch ist (insbesondere auf den Hektar-Fehler hinweise), bringst Du Deine korrigierte Version – ohne mich zu erwähnen.

    1. Nun, Martin, mit der Chronologie könntest du dich täuschen. Soweit ich mich entsinne, sprach Emanuel schon vor deinem Post von einer korrigierten Version – die er aber dann erst mal entwerfen musste. Zudem musste er auf den Operateur, auf mich, ausnahmsweise etwas warten…
      Guntram Rehsche und Andy Trüssel, der eine ein treuer Gegner der andere ein treuer Freund von CCN, haben auch auf Fehler hingewiesen.
      Und jeder Leser kann die Kommentare ja verfolgen.
      Doch sind wir hier so liberal, dass wir auch Kommentare stehen lassen, die den einzigen Zweck haben, eigenes Lob auszusprechen.

      Dieser Kommentar ist übrigens eher als Witz oder Satire zu nehmen. Aber vielleicht bin ich halt in Witzen und Satire gleichermassen untalentiert wie diese Meret Schneider, ähm oder wie heisst sie schon?

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