Bernina opfern für (fast) nichts?

NZZ online (Bezahlschranke), 26. August 2023 sowie NZZ paper und e-paper.

Ich habe am 27. August 2023 der NZZ zu nebenstehendem Beitrag den folgenden Leserbrief eingereicht, der leider bis jetzt nicht publiziert wurde:

Solar Projekt «Motta Bianca» der Bernina Solar AG

Offensichtlich haben die potenziellen Profiteure des Subventions-Geldsegens aus Bern keine Skrupel, Landschaften von ausserordentlicher nationaler Bedeutung und Schönheit mit Photovoltaik Paneelen (PV) einzudecken. Und die Politik unterstützt dies mehrheitlich und glaubt wohl, damit die offensichtlich total verfahrene Energiestrategie noch retten zu können. Das ist insbesondere auch darum naiv – wenn nicht höchst schändlich! – weil auch alpine PV-Anlagen die Winterstromlücke nicht beseitigen können. Das ist nämlich eine Leistungslücke in den Morgen- und Abendstunden. Und auch in den Bergen sind die Tage in der kritischen Zeit von Ende November bis Anfangs Februar sehr kurz.

Gemäss Bericht sollen in der zwischen dem Piz Lagalp und der Bernina-Passhöhe gelegenen Gegend «Monte Bianca» 80 Hektaren mit PV verschandelt werden. Dies in einem beliebten Sommer-Wandergebiet, das im Winter sehr schneereich und ausgeprägt für Schneeverwehungen exponiert ist. Nicht umsonst wird die Berninabahn in dieser Gegend durch zahlreiche Galerien geschützt.

80 ha Bodenfläche ergeben rund 57 ha Panelfläche. Daraus resultieren im Jahresmittel 8,5 kWh pro m2 Bodenfläche oder total magere 485 MWh Flatter-Strom pro Jahr, die, um effektiv nutzbar zu werden, zusätzlich zwischengespeichert werden müssen, was zu rund 20% Energie-Verlusten führt. Zum Vergleich: Auf 100 ha Land im Unterland kann man ein 800 MW Kernkraftwerk erstellen, das im Jahr verlässlich rund 6’300’000 MWh Energie produziert.

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20 thoughts on “Bernina opfern für (fast) nichts?”

  1. Im Beitrag der NZZ ist zu lesen die Gemeinde Poschiavo werde einen jährlichen Solarzins von CHF 600’000 erwarten können.
    Dies ist nur der Solarzins. Dazu kommen die Investitions- und Instandhaltungskosten welche auch verzinst und abgeschrieben werden müssen.
    Allein der Solarzins an die Gemeinde beträgt 600’000 CHF / 485’000 kWh = 1.24 CHF/kWh.
    Pro memoria: Die Schweizer Kernkraftwerke liefern seit Jahrzehnten, rund um die Uhr, zu weniger als 0,06 CHF/kWh.
    Wir sprechen von Grössenordnungen!

    1. Das stimmt natürlich nicht, die Produktionskosten einer PV-Anlage liegen um eine Grössenordnung tiefer und etwa so hoch wie von einem neuen KKW! Es stimmt auch nicht, dass der PV-Strom zwingend zwischengespeichert werden muss. Alle zukünftigen E-Autos müssen halt an die Steckdose, wenn die Sonne scheint und ihre Fahrer dann entweder eine längere Mittagspause machen oder produktiv sein, was sie im Auto kaum sind. Eine Million Autos an der Steckdose heisst bei 10 kW Ladeleistung, 10’000 MW, das kann nur die PV liefern, die KKW würden in die Knie gehen. Und wenn die Sonne nicht scheint, fahren wir nicht Auto und sind dann produktiv …

      1. … produktiv ohne Rechenzentren, ohne Maschinenpark der Produktion, mit stillgelegten chemischen Prozessen, in dunklen Gasthäusern mit Salattellern etcetera. Fast könnte man meinen Philippe F. Huber habe noch keine Zeile in unserem Blog zur Kenntnis genommen. Werfen sie doch endlich einen Blick nach Deutschland nach Abschaltung der letzten Kernkraftwerke, wie’s so läuft mit Flatterstrom ohne Speicher.

  2. Höhener irrt um den Faktor 100! Er schreibt zum Jahresertrag: «Daraus resultieren im Jahresmittel 8,5 kWh pro m2 Bodenfläche.» Wer auch nur halbwegs eine Ahnung hat von Solarerträgen weiss, dass diese plus minus 1000 KWh pro m2 betragen. So viel zur hier gepflegten Wissenschaftlichkeit…. Man kann ja mal einen Fehler machen (habe ich auch schon), aber dass all die schlauen C-C-N-Leute das nicht bemerken, lässt tiefer blicken!

    1. da scheint jemand Bodenfläche mit Panelfläche zu verwechseln. Laut dem PV-freundlichen Solar-Ratgeber beträgt der Ertrag in der Schweiz pro m2 Panelfläche ca. 166 kWh. Woher kommen die 1000 KWh pro m2 Bodenfläche?

      1. Ja, woher kommen denn die 8,5 KWh in Höhener’s Text? Zitat Höhener: «Daraus resultieren im Jahresmittel 8,5 kWh pro m2 Bodenfläche»? Und aus dieser absolut falschen Zahl leitet dann Frick auch noch ab, dass der Solarzins 1.24 CHF/kWh beträgt. Man kritisiere zuerst doch bitte mal diese falschen Angaben von Höhener, der sich hier stets als der Ober-Experte aufspielt und jeweils auch mit Beleidigungen nicht geizt!

    2. Auch die 1’000kWh/ Jahr und m2 Bodenfläche stimmen nicht!
      Einstrahlung 1000 W /m2
      Wirkungsgrad über alles, Wechselrechte, Kabel etc. 0.2
      Erntezeit 1’700h
      Bodenfläche zu Panelfläche 57 ha/80 ha
      1’000 x 0.2 x 1’700 x 57/80= 242kWh/a und Bodenfläche (m2)

    3. Guntram Rehsche, Pro Quadratmeter liegt der jährliche Solarertrag an Schweizer Standorten bei etwa 166 kWh. (aus solar-ratgeber.ch) Sie verwechseln wohl kWh und kWp. Sie sagen es richtig, man kann ja mal einen Fehler machen….

      1. In der Dimension liegt mein Fehler, den ich hier nochmals klar zugebe, um ein x-faches tiefer als jener des vermeintlichen Experten Höhener! Und von dem haben wir noch gar nichts gehört bezüglich Rechenfehler…

  3. Leserbriefe werden fast nie veröffentlicht, Kommentare in den Kommentarspalten der Online-Ausgabe hingegen meistens schon, wenn man sich an die Regeln hält. Klar, dort muss man sich kurz fassen, z.B.maximal 1500 Zeichen, aber dennoch kommt man damit wenigstens ans Publikum. Genügt die Limite nicht, dann kann man das Thema in mehreren Kommentaren abhandeln. Also bitte stets parallel über die Kommentarspalten gehen!

  4. «Motta Bianca” gibt uns eine Vorahnung auf viel Schlimmeres und viel Sinnloseres: Was heute punktuell schnelles Geld für Wenige bringt – wird künftig Stromversorgungsnot, Heimat- und Naturzerstörung für uns alle bedeuten. Sinnlos, weil sich solche Projekte innerhalb der als «EnergieStrategie2050» getarnten Illusionen, Utopien und Lügen bei kurzer Bewertung wie Vampire an der Sonne auflösen:
    1. KKW-Strom mit 23TWh/a abschalten – davon ca. 15TWh allein systemrelevanter Winterstrom
    2. 3-Monate-Winterstromproduktions- und vorallem Winter-Stromleistungslücke füllen ( ohne KKW dann)
    3. Bei läppischen 20% Wirkgrad noch zusätzlich «grünen Wasserstoff» für den Schwerlastverkehr produzieren – also aus zusätzlichen PV und Windinstallationen
    4. Bis 2050: 3-4 Mio E-Autos, 2 Mio Wärmepumpen und zusätzliche 1,9 Mio Einwohner (heutige Migration: 70’000/a) plus stetig wachsende IT-Infrastruktur elektrisch versorgen
    5. Fertigstellung der zur Stromspeicherung (für H2 und Winterstrom) nötigen 13 CH-Pumpspeicherwerke à la Grande Dixence, Staumauer 285 m (!!) hoch (vgl. Studie Prof. Züttel)
    6. CH-Klimaneutralität «Netto Null» mit vollständigem Verzicht auf Heiz-& Treibstoffe bis 2050 (noch 27 a) erreichen – mit CH-2000-Watt-«Spar»-Gesellschaft
    JEDER der obigen 6 Punkte für sich ist bereits unmöglich erreichbar. ALLE zusammen sind es erst recht. Mit 4 Grundrechnungsarten, incl. 3-Satzrechnung und einigen Daten und Strom-/Energiefakten aus dem Internet kann jeder halbwegs Vernunftbegabte dies innerhalb einer Stunde so überprüfen. Das Solarprojekt «Motta Bianca» der Bernina Solar AG ist nicht nur ein ökologisches Verbrechen, sondern Trailer und Vorgeschmack auf ein riesiges Stromscheitern mit allen Konsequenzen, welches man heute vom (noch bequemen) Schweizer Logenplatz aus in Deutschland 1:1 bestaunen kann. Inclusive De-Industrialisierung und Sozialabbau. Die CH-Strombranche, die Erneuerbaren-Lobby plus das BfE verkaufen uns für blöd.

  5. Verehrte Leser dieses Blog Beitrags.
    Offensichtlich gibt es eine Verwirrung bezüglich der Berechnung realer Ertragsdaten von PV- Anlagen:
    Gemäss verschiedener Quellen liegt ein guter Jahres-Mittelwert für den effektiven PV- Flächenertrag bei rund 89 kWh/m2, d.h. bei Nominalleistung. Dazu beispielsweise das Elsevier Paper «Return on Energy Invested for solar systems in region of moderate insolation, Elsevier 2016 und 2018, by Ferrucio Ferroni et al. (sowie auch entsprechende Angaben weiterer Quellen). Darin ist auch ein mittlerer Ausfall von Panels, im Schnitt 5% über 20 Jahre enthalten.
    Gemäss Dekra und TÜV muss man mit Leistungsverlusten von 0.5% bis 1.0% p.a. rechnen. In meiner Rechnung habe ich 0.5% über 20 Jahre angenommen.
    Zudem verursachen Panels in der Fläche Schattenwurf, so dass bei 80 ha Bodenfläche noch 57 ha PV-Nutzfläche möglich sind (bei unseren Breitengraden – rund 45 Grd Nord – kann das Verhältnis 1.41 (√2) angenommen werden).
    Der Leistungsfaktor für Alpine PV- Anlagen liegt bei etwa 0.15.
    So erhält man alles zusammengerechnet den im Beitrag erwähnten mittleren Flächenertrag von PV-Anlagen.
    Dazu müssen zusätzlich Speicherverluste von 20% für mindestens 90% der generierten Energie angenommen werden.
    Mit diesen Annahmen kommt man auf die Grössenordungen des effektiven Ertrags einer Anlage wie das Projekt «Bernina Solar».
    Und noch ein Wort zu den üblichen Planungsunterlagen der Solar- wie auch Wind- Branche. Die müssen Schönreden anwenden gegenüber der Politik wie auch gegenüber möglichen Interessenten. Die Realität ist dann leider eine andere. Verschiedentlich haben sich Beiträge wie u. a. die Zeitung des Hauseigentümer Verbandes mit diesem Thema auseinandergesetzt. Deren Angaben für Planungswerte liegen übrigens im Bereich des oben genannten Ertrags-Mittelwertes.

    1. Lieber Emanuel
      Deine Rechnung weist drei Fehler auf.
      1) Bei Deinen Annahmen von 57 ha Panelfläche und 8,5 kWh/m2 ergibt sich ein Stromertrag von 4’845 MWh – da liegst Du um den Faktor 10 zu tief.
      2) Die Annahme von 8,5 kWh/m2 ist aber (wie schon andere angemerkt haben) falsch (ebenso diejenige von Rehsche).
      Ich habe aus der Inst. Leistung aller CH-Solaranlagen und ihrem Stromertrag im Jahr 2021, bei der Annahme von “1kW Inst. Leistung braucht 5 m2” (das habe ich vom BFE), einen Stromertrag von PV-Anlagen von 155 kWh/m2 errechnet (kann Dir die Zahlen gerne schicken). Das deckt sich ziemlich gut mit den 166 kWh/m2, die offenbar der Solar-Ratgeben angibt (siehe oben). Und auch z.B. mit den Zahlen die Andreas Züttel in seiner Studie verwendet.
      Nimmt man also 155 kWh/m2 für die 57 ha Panelfläche, resultiert ein Stromertrag von 88’350 MWh – da liegst Du um den Faktor 180 falsch.
      Und: Das ist ein CH-Durchschnittswert von Solaranlagen. Eine alpine Anlage hat einen noch höheren Wert.
      3) Ich bin sehr erstaunt, dass Du für ein KKW mit 800 MW eine Fläche von 100 ha angibst: Gösgen mit 1’000 MW steht auf einer Fläche von 15 ha. Hier suggerierst Du also eine um den Faktor 8 zu grosse Flächenbeanspruchung eines CH-KKW.

  6. Ich möchte – wie schon öfters in Kommentarspalten, nicht nur hier – darauf hinweisen, dass die Mehrheit des Parlaments mit dem Beschluss für den Solar- und den Windexpress illegal drauf ist, bzw. den parlamentarischen Eid bricht, die öffentlichen Mittel sinnvoll und sparsam einzusetzen. Genau genommen hat das Parlament keinen Schimmer davon, ob diese Expresse in Bezug auf die energie- und klimapolitischen Ziele überhaupt zielführend sind oder auch nur sein könnten. Um dies beurteilen zu können, bräuchte es nämlich drei Preisschilder:

      (1) Was kosten diese Anlagen genau?
      (2) Wieviel Nutzenergie produzieren sie über ihren Lebenszyklus insgesamt?
      (Zudem: wieviel beträgt die energetische Rendite ERoEI oder EROI – vgl. diverse Beiträge in diesem Blog von Ferruccio Ferroni u.a.)
      (3) Wie lautet die CO2-Bilanz der Anlage über ihren Lebenszyklus?
      (Wie hoch ist die “Rendite” in Bezug auf die CO2-Einsparungen? Welches sind die CO2-Reduktionskosten der Anlage im Vergleich zu alternativen Anlagen)?

    Unser Parlament irrt umher und hat soweit seh-, hör- oder lesbar noch nie ernsthaft nach diesen Preisschildern gefragt!

    An den kommenden Wahlen werde ich jeden und jede streichen, der oder die zu diesen Mehrheiten und Verfassungsbrüchen beigetragen hat. Ich bitte alle Leserinnen und Leser, es mir gleichzutun.

  7. Betrachtet man solche Auseinandersetzungen um Daten und Berechnungen von einer polit-ökonomischen Metaebene, dann stellt man Folgendes fest: Wir leben zwar in einer Demokratie mit Meinungsfreiheit, doch wird die öffentliche Meinung von einem links-grünen akademisch gebildeten Energiewende-Meinungskartell von staatlicher Verwaltung, Medien, Wissenschaft und Kultur – dem “neuen Moraladel” (Wolfgang Ulrich) – dominiert. Daraus ergeben sich dann Abstimmungssiege für “mehr Klimaschutz” und “Versorgungssicherheit”. Wer sich mit Fakten und Daten kritisch zur “Energiewende” und zur Klimapolitik äussert, wird marginalisiert oder schlicht ignoriert. Die politischen Machtverhältnisse sind sehr asymmetrisch. Am schlimmsten finde ich das Schweigen oder gar den Aktivismus unserer Hochschulen. Es entstehen jetzt mit den neuen politischen Ansätzen Geschäftsmodelle für die Profiteure, die leider zuerst an der Realität scheitern müssen, damit die Einsicht in den Irrweg reift.

      1. Und da kommentiert einer, der sich nicht einmal mit Namen und Adresse identifizieren lassen will, “shame on you”! Adresse auch darum, CCN wäre sehr gerne bereit, ein Päcken Tempo Taschentücher zuzustellen als Trost für die vergossenen Tränen. Wir wollen nicht, unseren Lesern derart Leid zuzufügen.

        1. Warum wohl folgende Meldung: Meyer Burger kooperiert mit Helion Energy! Der Solar-Modul-Hersteller und die Tochter des Automobilhändlers Amag (!) haben eine strategische Partnerschaft vereinbart. MB-Module sollen für das Geschäftsfeld Energy & Mobility Verwendung finden. Und als P.S.: Vorgängige Zuschrift unter “g” war ich… der Versand geschah aus Versehen schneller als ich wollte, so einfach ist das!

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