Vom Umgang mit Unsicherheit in Klimawissenschaft und -politik

Die Klimaforscherin Judith Curry, welche dank ihres Blogs «Climate etc.» einem breiteren Publikum bekannt ist, hat ihre Sicht der Dinge kürzlich unter dem Titel «Climate Uncertainty and Risk: Rethinking our Response» in einem handlichen und gut geschriebenen Buch zusammengestellt. Das Werk ähnelt eher einem kritisch-analytischen Nachschlagewerk zur gängigen Klimapolitik. Es enthält eine Fülle von Informationen, welche nüchtern verfasst sind und fast gänzlich auf Abbildungen und Tabellen verzichten. Das Buch ist für Laien geschrieben. Angesichts der Breite der aufgegriffenen Themen könnte man auch sagen «von Laien für Laien». Dies soll jedoch keineswegs als Kritik an Curry aufgefasst werden. Sie zeigt grossen Mut in dieser Breite klimapolitische Fragen aufzugreifen und erinnert auch mal an ein 1-Frau-Himmelfahrtskommando.

Zentral für Curry ist die Einsicht, dass es sich bei den beobachteten Klimaveränderungen nicht um ein einfaches, zahmes, sondern um ein schwieriges, verrücktes Problem handelt («wicked» in Anlehnung an Prins & Rayner 2007, «The Wrong Trousers»). Sie ist der Auffassung, dass der vom IPCC vertretene Konsens zu kurz greift und wissenschaftliche Unsicherheiten unterbelichtet. Hier plädiert sie für mehr Ehrlichkeit und erhofft sich davon, eine höhere Akzeptanz für klimapolitische Massnahmen. Solche befürwortet sie ohne wenn und aber, allerdings nicht in der heute angestrebten Kadenz. Das Tempo, mit welchem gegenwärtige viele Protagonisten die Netto-Null-Welt anstreben, erachtet sie wiederum als schädlich für die Akzeptanz von klimapolitischen Massnahmen und kontraproduktiv für die globale Bevölkerung und die globale Umwelt.

Alles in allem wirbelt Curry viel Staub auf und sorgt bestimmt für Unruhe in Kreisen des IPCC. Der Staub wird sich dabei nicht so schnell legen. Damit mehr Durch- und Klarsicht aufkommt, bräuchte es ein interdisziplinäres Team, welches den Steilpass von Curry abnimmt und weiterdribbelt.

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