Was an der ETH los sein könnte

Ergänzende Gedanken zum Beitrag «Was ist an der ETH los?» von Markus Häring

Es gibt heute in der ETH zu viele Schreibtischtäter, Professoren und wissenschaftliche Mitarbeiter, welche in ihrem beruflichen Ausweis keine Erfahrung in industrieller Tätigkeit ausweisen können. Das war nicht immer so, im Gegenteil, zu meiner Zeit an der ETH und noch einige Jahrzehnte danach hatte die grosse Mehrheit der Professoren in den Ingenieurwissenschaften Industrieerfahrung. Die machten die Qualität und den Ruf der ETH aus, noch lange nach ihrer Emeritierung. 

In der industriellen Forschung und Entwicklung gibt es meist klare Zielsetzungen, Produkte und /oder Verfahren zu entwickeln, die erstens einen (Markt-) Bedarf befriedigen und zweitens auch funktionieren. Ein solcher Forscher lernt somit auch, wie Theorien angewendet werden können, wie zielgerichtete Entwicklungen im Forschungslabor strukturiert werden müssen und besonders wichtig, erhält anschliessend auch den Feedback aus der praktischen Anwendung. Dabei ist die Messtechnik bei den Labor- resp. Versuchsstanduntersuchungen das wichtigste Instrument. Erst Messresultate und Beobachtungen liefern die Wahrheit. Die gewonnenen Messresultate als Wahrheit anzuerkennen, nennt sich Erkenntnis und Erfahrung.

Fehlt solche Erfahrung, so verfällt die «Wissenschaft» oft dem Irrtum, die Lösung oder eben die Wahrheit sei mittels Modellierung zu finden. Das ist eine der Krankheiten und Irrtümer, welche in der heutigen ETH grassiert. Das unwissende Publikum, besonders die Medien und damit auch die Politik übernehmen derart gefundene Wahrheiten kritiklos – «es kommt schliesslich von der ETH». Kritische Journalisten sollten ganz im Gegenteil hellhörig werden, wenn aus Wissenschaftskreisen Aussagen kommen, wie «diese oder jene These sei 100% sicher» oder «die grosse Mehrheit der Wissenschaft steht dahinter». Bei näherem Hinschauen besteht diese grosse Mehrheit oft aus Repräsentanten, die von der betreffenden Materie keine Ahnung haben. 

Markus Häring und ich haben anlässlich von «Energy Days» an der ETH erlebt, wie ein Professor des Institutes für Umweltwissenschaften erläutert hat, wie die Energieversorgung einer Netto Null- Schweiz problemlos mittels Windturbinen gesichert werden kann. Dies anhand von «sorgfältig» durchgeführten Modellanalysen. Konfrontiert mit der Auswertung der Messresultate von damals 22’000 Windturbinen im Europäischen Raum (inkl. offshore), die zeigten, dass eine lückenlose Energieversorgung nicht einmal so gewährleistet werden kann, war seine Antwort: Da hat man falsch modelliert und etwas falsch optimiert! 

Jeder, der einmal mit komplexen Simulationsmodellen zu tun hatte weiss, dass Modelle ihre Grenzen haben. Das beginnt zunächst bei den zu treffenden Annahmen (mathematische Routinen wie auch Ausgangswerte) und setzt sich fort bei mehrfacher Kalibrierung des Modells an realen Messwerten. Interpolationen sind mehrheitlich präzise. Extrapolationen werden allerdings brandgefährlich, wenn man sich zu stark von den Erfahrungswerten entfernt. Und sie werden ganz besonders gefährlich, respektive instabil, wenn man versucht über längere Zeithorizonte in die Zukunft zu extrapolieren. 

Facebooktwitterlinkedinmail

4 thoughts on “Was an der ETH los sein könnte”

  1. Es sei daran erinnert, dass die Umweltwissenschaften ein Nachdiplom-Lehrgang waren. Das wurde aufgeblasen, und dann wurden noch Klimagedöns und Energiegpolitikgedöns und Dingsdagedöns dazugeklebt.

    Diese Abteilungen haben nur einen Zweck: Vom Renommée der ETH profitieren für politische Zwecke.

    Langfristig sind diese Abteilungen mit ihren unfähigen Besetzungen eine Gefahr für den Ruf der ETH.

    Leider hat unterdessen auch der Präsident nicht das Format, da für Ordnung zu sorgen und diese Abteilung irgendwo auszulagern, wo sie dem Ruf nicht schaden.

  2. Blamables ex cathedra an der ETHZ:
    ……..wie ein Professor des Institutes für Umweltwissenschaften erläutert hat, wie die Energieversorgung einer Netto Null- Schweiz problemlos mittels Windturbinen gesichert werden kann.

    Als einfacher Stromverbraucher weiss ich, im schweizerisch-europäischen Stromnetz ist die Einhaltung von 50 Hz für die Netzstabilität ein unabdingbare Voraussetzung.
    Da sitzen tausende von Technikern vor den Monitoren um mit Redispatchmassnahmen dafür zu sorgen, dass Stromnachfrage und Stromerzeugung exakt eingehalten werden. Wind-und Sonnenenergie mit ihrem Flatterstrom sind für die exponentiell steigenden Kosten für solche Redispatches verantwortlich. Egal ob zu viel oder zu wenig Strom, die 50 Hz müssen eingehalten werden, da sonst ein Brownout oder ein Blackout droht.

    Zur professoralen Aussage passt, dass man die CO2 freie Regelenergie der KKW vom Netz nimmt und sie in Deutschland durch Kohlekraftwerke ersetzt. Diese kann man schliesslich auch mit KKW abkürzen.

  3. Vielen Dank Herr Höhener für Ihre Ergänzungen zu Herrn Häring. Ich erlaube mir meinem Kommentar zu Herrn Häring hier einzufügen, da in selber Sache Missstände offengelegt werden:
    Mit Recht verweisen Sie auf Fehlentwicklungen an der ETH (Verpolitisierung der Wissenschaft). Wen wunderts, liest man das Interview mit den Herren Mesot und Vetterli in der NZZ vom 01.06.2023! Aus meiner Sicht ein Geschwafel auf kritische Fragen, unter dem Lichte eines „politischen Scheinwerfers“.
    Auf die Schlussfrage des Interviewers hin: “Und was empfehlen Sie beim Klimaschutzgesetz?
    Mesot: Ich kann nur den Bundesrat unterstützen.
    Vetterli: Das sind schliesslich unsere Chefs, und wir opponieren als gute Angestellte natürlich nicht (lacht).”

    Das ist Wissenschaft nach dem Prinzip: „Wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing“. Die Frage nach Verantwortlichen wird zu Recht gestellt!
    Siehe: https://www.nzz.ch/schweiz/wenn-wir-es-schaffen-zum-mond-zu-fliegen-koennen-wir-auch-netto-null-erreichen-ld.1739145

  4. Werbung, Finanzindustrie, Rechsteiner, Gunzinger, Knutti, ETH, Fraunhofer, Politik, GRÜNE, MEDIEN und Co. erklären den „Irrtum“ nicht. Sie unterscheiden GW nicht von GWh. Haben sie nicht gewusst dass Sonne und Wind bis rund 6000 Stunden pro Jahr gar nicht verfügbar sind und kein Strom liefern? Woher kommt dann in jeder Sekunde genügend Strom? Auch Millionen Erneuerbare Anlagen und Speicher ändert das nicht. Der künftige Stromverbrauch kann unmöglich grösser sein als die STROMPRODUKTION für Wärmepumpen, Kühlung, eMobilität, Digitalisierung, Bevölkerungszuwachs auf 12 Mio, speichern von Strom, Wasser und Wasserstoff, ERSATZ von Öl, Kohle, Gas, KKW usw.
    👉👉👉👉 Weil Strom von Sonne und Wind x-tausend Momente pro Jahr gar nicht vorhanden sind, können echte Kraftwerke nicht verschwinden. 8760 Std Strom (GW) pro Jahr kommt auch in Zukunft weltweit nur aus Kraftwerken, wie seit 100 Jahren.
    Gegenteilige Behauptung ist Betrug.
    WO BLEIBT EIN EINZIGER ERFOLGSBEWEIS ZUR ENERGIEWENDE?

Schreiben Sie einen Kommentar

Bitte beachten Sie: Kommentare sind auf 2000 Zeichen begrenzt.