Schwitzen im Warenhaus

Unter diesem Titel, versehen mit einer Kurznotiz und dem Verweis auf einen ausführlichen Beitrag weiter hinten in der Ausgabe, verweist die NZZ am Sonntag vom 23. April 2023 auf eine Empfehlung des Schweizerischen Detailhandelsverband «Swiss Retail», Sommer Energie-Sparmassnahmen betreffend. Empfohlen wird, dass die Temperatur in Läden nicht unter 25 bis 26 Grad C gekühlt werden soll. Begründet wird dies mit Stromsparen im Hinblick auf eine mögliche Winterstromlücke und um eine «Signalwirkung» zu erzeugen. 
Also sind die Umerziehungsmechanismen der Rot- Grünen Energiewende Fraktion bereits beim einen – so würde man meinen – privatwirtschaftlichem Dachverband angelangt. Mitmachen bei Orwell’schen Ansätzen der totalen Kontrolle ist angesagt, kritiklos. 
Und da stellt sich auch die Frage, was solches in einer Schweiz mit nahezu CO2 freier Stromerzeugung soll. Schweizer Sommerstrom kommt ausschliesslich aus den Kernkraftwerken und besonders aus den Laufwasser- Kraftwerken und ist in der Regel im Überfluss vorhanden. Die Kernkraftwerke unterliegen in der Sommerperiode den geplanten Jahresrevisionen und sind so jeweils für rund 3 bis 4 Wochen ausser Betrieb. Wie schon der Begriff «Laufwasserkraftwerke» aussagt, laufen solche Kraftwerke immer, solange das Wasser im Fluss ablaufen muss. Will man solche Anlagen ausser Betrieb nehmen, so muss das Wasser ungenutzt über Schleusen ablaufen, was einer Energieverschwendung gleichkommt. Zudem sind im Sommer die Wasserstände in den Flüssen hoch, Laufwasserwerke produzieren im Sommerhalbjahr deutlich mehr als im Winter. Man kann den Abfluss der Flüsse nicht auf den Winter verschieben, also sparen an Sommer-Stromerzeugung durch Laufkraftwerke geht nicht.

Die saisonalen Wasserspeicher in den Alpen produzieren in der Regel im Sommerhalbjahr nichts, allfällige vorhandene Pumpspeicherstufen schon. Dies ist jedoch keine netto Stromproduktion, sondern eine mit physikalischen Verlusten verbundene Qualitätsveredelung.   

Zudem ist es so, dass es nur sehr wenige sinnvolle, direkte Solarstrom-Anwendung (PV) gibt, d.h. ohne Zwischenschaltung von Systemkomponenten wie Speicher und / oder Rückspeisung ins Netz. PV- Produktion fällt immer dann an, wenn die Sonne scheint, d. h. auch die Temperaturen hoch sind. Der Zyklus von Bedarf an Raumkühlung läuft synchron, die Aussentemperaturen sind dann hoch, wenn die Sonne scheint. Im Sommerhalbjahr wird der europäische Strommarkt bei Schönwetterlagen von billigem PV- Strom überschwemmt. Dies besonders dank der Vorreiterrolle von Deutschland bezüglich deren bereits massiven Ausbau, PV- Anlagen. Als Vorbild kann Deutschland diesbezüglich nicht gelten. Die jeweils am Markt verschleuderte, billige Überschussenergie lässt sich mangels saisonaler Speicherkapazitäten nicht in das Winterhalbjahr transferieren, sondern muss unverzüglich verbraucht werden, ideal für «Air-Conditioning» von Warenhäusern.

Grossen Zweifel ist auch angebracht bezüglich des Argumentes «Kosteneinsparung». Dem gegenüber steht, dass die Kunden nicht mehr kommen, weil das Wohlfühlklima fehlt. Einmal mehr eine Stromspar-Empfehlung welche physikalisch nicht bringt, was eigentlich erreicht werden sollte. So bleibt der Ansatz der Umerziehung, da sollte man sich dann offen dazu äussern, was man damit bezweckt und nicht mit «Signalwirkung» schönreden.

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7 thoughts on “Schwitzen im Warenhaus”

  1. Ausser mit Klimaanlagen bringt man den idiotischen PV-Peak-Sommerstrom gar nicht weg. Das gilt für den Privat-PV-Besitzer genauso wie für das KMU. Für den Winter lässt sich da Null Komma Nichts sparen. Und das “Signal- oder Zeichensetzen” ist allmählich auch zur abgedroschenen Phrase der Wokies verkommen. Ausserdem, jeder der eine PV-Anlage auf dem Dach hat, wird alles tun, um so viel wie möglich Strom für seine eigenen Zwecke zu verknallen. Sparen ist doch komplett out. Und dazu ist die Klimaanlage hervorragend geeignet. Je grösser – desto besser. Insbesondere wenn ein Geschäft mit PV am Dach mittels Klimaanlage die Kunden an heissen Tagen zum Verweilen im eigenen Verkaufslokal einladen kann. Es ist alles nur Nudging, Gängelung und Umerziehung durch die Klimaschutzapostel, die mit der Erneuerbarenlobby unter einer Decke küngeln. Wenn sie nicht so verlogen wären, so würden sie auf weitere Kernkraft setzen und müssten nicht über eine Winterstromlücke heulen.

    1. An schönen Tagen in der Warmzeit (Sommer), vor allem wenn dazu auch noch Wind bläst, wandelt sich der Strom oft vom Gut zum Bad (zum Un-Gut). Genau das sagen die negativen Strom-Börsenpreise zu diesen Zeiten aus. Man stelle sich einmal die exorbitante Überproduktion im Sommer ein einem Land vor, dass so viel Leistung an Flatterstrom installiert, um den gesamten Jahresbedarf mit Flatterstrom decken zu können. Und man stelle sich vor, was dies für die Speicherung und v.a. auch für die Netzbelastung bedeutet. Die Kosten explodieren!

  2. Diese Geschichte zeigt einmal mehr, dass das einfachste Wissen über PV-Stromerzeugung und -konsum bei den meisten Solarturbos und Solarturbinen schlicht und ergreifend nicht vorhanden ist. Das wäre an sich noch nicht so schlimm, wenn derartige “Empfehlungen” vom grössten Teil der Bevölkerung hinterfragt würden. Das geschieht aber nicht. Niemand rechnet nach, weil “die andern” es sicher richtig machen. Im Gegenteil: diejenigen, die ihr Gehirn einschalten, werden oft als Querulanten. als ewige Stänkerer bezeichnet, die die heile Solarenergiewelt kaputt machen wollen, als Besserwisser, die sogar das in Frage stellen wollen, das uns vom Bundesrat und von allen SRG-Kanälen jahrelang eingetrichtert worden ist.
    Das ist das Bedenkliche.

  3. Die “Signalwirkung” ist für den Eigengebrauch bestimmt. Dieser Verband will der Öffentlichkeit signalisieren, dass er auch mit der richtigen Energiewende-Gesinnung unterwegs ist.
    Es bräuchte eine Sammlung solcher Unsinnigkeiten, um daraus ein Buch zu machen oder in Podcasts zu verbreiten. Einzelne Blog-Beiträge auf der CCN-Webseite haben kaum Wirkung, weil es die falschen Leute lesen. Die muss man nicht mehr überzeugen.

    1. Das Buch liest auch keiner (naja, fast keiner). Wir haben immer noch die Hoffnung, dass sich doch wenigstens der eine Journalist oder die andere Journalistin auf unsere CCN-Seite verirrt, um dann in der Publikumspresse über solche Unsinnigkeiten zu Berichten…. das hätte dann auch zur Folge, dass die Grünwäscherei der Marketingleute verschwinden würde.

  4. Noch so eine klimatische Netto-Null: weniger Elektrisch dafür mehr Food Waste?

    Nehme an die Energiespärelis bei Swiss Retail haben die höhere Umgebungstemperatur und Feuchtigkeit mit stärkerer Kühlung in den Auslagen mit empfindlichen Lebensmitteln kompensiert um Bakterien und Schimmelpilz Ausbreitung zu vermindern? Oder Nullsummenspiel: weniger Elektrisch dafür mehr Food Waste?

    Für ungekühlte Frischware nehme auch an Swiss Retail wissen dass 25 Grad feuchte Luft ideal ist für tolle Ausbreitung von Keimen. Also werden wir dann schwitztropfig jedes Brötli und Öbschtli umdrehen und gut untersuchen bevor in den Korb legen – oder schön hygienisch angetatscht zurück ins Regal …

    Immerhin bedeutet das alles mehr Arbeit für Lebensmittelinspektoren und Labors

    Der Autor Werner Plüss hat dem CCN noch folgende Zeilen nachgeliefert:

    Furchtbar was da alles an kontraproduktivem, ja Menschenleben verachtendem Unsinn schon dem Volk aufgezwungen wurde. Der ÖV, die Teslas mit Aircondition werden gefördert, subventioniert, aber die Senioren in den meisten Altersheimen werden auf dem Altar der Klimakirche geopfert, müssen auf Kühlung verzichten.
    Ein paar hundert Franken für ein mobiles Aggregat, das privat im Schlafzimmer für angenehme Temperatur sorgt, würden das Hitzeleiden unserer Seniorinnen besser mindern als eine nutzlose Anklage beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.

    Nur zur Info siehe Kommentar mit Links https://www.nebelspalter.ch/die-erderwaermung-hilft-der-gesundheit-der-klimaseniorinnen

  5. Diese Kritik wurde auch dem Verband “Swiss Retail” mit Begleitbrief zugestellt, welcher von M. Häring und E. Höhener gezeichnet wurde.
    Zudem Hans Rentsch kann ich seit etwa einem Jahr feststellen, dass wir von CCN inzwischen doch von einigen Kantons- wie auch Bundes- Politikern wahrgenommen werden.

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