Totalversagen der Energiepolitik nun offensichtlich

“Im Februar hat der Bundesrat darum angekündigt, bis 2025 zwei bis drei Gaskraftwerke aufstellen zu wollen, die notfalls einspringen, wenn im Winter die Elektrizität fehlt. Doch wie aus einem internen Schreiben des Bundesamts für Energie (BFE) hervorgeht, sollen die Kraftwerke möglicherweise mit Heizöl statt mit Gas laufen. Zudem sollen sie nicht nur kurzzeitig, sondern bis zu hundert Tage pro Jahr im Einsatz stehen…”

Lesen Sie weiter im Beitrag von Alex Reichmuth im Nebelspalter (Paywall).

Mein Kommentar:

Vor der Havarie von Fukushima (11. März 2011) hatte sich die Schweiz auf die Strategie geeinigt, die bestehenden alten Kernkraftwerke (KKW) mit zwei bis drei neuen KKW zu ersetzen, um das Land weiterhin sicher, wirtschaftlich und umweltschonend mit einem Mix aus hauptsächlich Wasser- und Kernkraft mit Strom versorgen zu können.

Seit dieser Havarie setzen wir angeblich auf den schrittweisen Ersatz der alten KKW durch den Einsatz neuer erneuerbarer Energien (NEE) und einen weiteren Ausbau der Wasserkraft soweit noch möglich. Tatsächlich

  • spielen aber heute die NEE und der Ausbau der Wasserkraft keine nennenswerte Rolle, obwohl der Ausbau der NEE enorme finanzielle und materielle Ressourcen verschlingt und die Landschaft zu verschandeln droht,
  • wurde bislang nur ein KKW ausser Betrieb gesetzt,
  • müssen die Laufzeiten der alten KKW auf unbestimmte Zeit verlängert werden,
  • gehen wir mit grossen Schritten auf einen Mangel in der Stromversorgung zu und
  • können wir die Dekarbonisierung unter diesen Umständen vergessen.

Der Schaden ist also bereits irreversibel angerichtet. Die Notlösung mit fossilen Kraftwerken ist zwar absurd, aber wohl unverzichtbar, um den Schaden so gering wie jetzt noch möglich halten zu können. Der Ukraine-Krieg hat dieses Totalversagen der Energiepolitik nicht verursacht, wie jetzt die Befürworter dieser Politik glauben machen wollen, sondern nur offen und schneller sichtbar werden lassen. Und er hat zur Folge, dass wir nun statt Gas eventuell sogar Öl verbrennen werden. In rauhen Mengen.

Und dies noch nebenbei

Unter den aktuellen energiewirtschaftlichen und energiepolitischen Umständen der Schweiz (und – schlimmer – Deutschlands) sind Dekarbonisierungsmassnahmen in Form des Ersatzes von direkt fossil betriebenen Autos und Heizungen durch E-Autos und Wärmepumpen effektiv Rekarbonisierungsmassnahmen. Dezentrale Verbrennungsprozesse in den Autos und Heizungen werden durch zentrale Verbrennungsprozesse in Kohle-, Öl- und Gaskraftwerken ersetzt. Es ist zu befürchten, dass durch die damit verbundenen, wirkungsverlustträchtigen Umwandlungs- und Transportprozesse die CO2-Belastung steigt.

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30 thoughts on “Totalversagen der Energiepolitik nun offensichtlich”

    1. Das Verbot zum Bau von neuen KKW soll effektiv aufhoben werden, und dann?
      Weder Axpo noch Alpiq und BKW werden die vor 10 Jahren nach Fukushima schubladisierten Vorprojekte mit konkreten Bauprojekten weiterverfolgen wollen. Auch der von der SVP vorgeschlagene Stromgeneral wird es nicht, weil es dafür keine Mehrheiten in der Schweiz gibt.
      Wir leben nicht in China, Russland oder Saudi Arabien, wo Autokraten allein bestimmen können, welche und wieviel Kraftwerke gebaut werden sollen. Nur die PV verfügt in der Schweiz über eine breit genug Akzeptanz, so haben wir eigentlich keine andere Wahl, als sie massiv auszubauen. Dazu viele Batterien, u.a. von E-Autos, und ein paar Gaskraftwerke.

      1. Man muss sich eben auch unverzüglich damit befassen, wie die Rahmenbedingungen verändert werden können, damit es Anreize gibt, KKW bauen zu wollen. Die durch und durch verpolitisierten Stromkonzerne mit ihren Politiker-Verwaltungsräten und -rätinnen richten sich nach dem öffentlichen Wind – aber es könnte sein, dass sie sich noch täuschen, in welche Richtung dieser weht.

        Das grösste Problem ist das Wörtchen “Man”… wer ist man? Es mangelt an energiepolitischen Einsichten und politischem Führungswillen. Noch glauben viele Proponenten der missratenen ES 2050, ihr Gesicht irgendwie wahren oder – vulgo – ihren Arsch noch retten zu können. Das ist aber nicht der Fall. Wir stecken jetzt in der Sackgasse. Etwas vor oder etwas zurück ändert daran nichts – es braucht eine Umkehr! Das Ganze halt! Und neu aufsetzen.

        1. das ist unrealistisch und kontraproduktiv! wir können nicht mehr umkehren, es gibt dafür keine Mehrheiten und die Zeit dafür haben wir auch nicht. Neue KKW können wir vielleicht in 20 Jahren bauen, anstatt die alten PV-Anlagen durch neue zu ersetzen. Falls es günstiger ist, der Markt wird dann entscheiden, wenn das Volk will …

      2. Ich finde es immer wieder interessant, wie Leute lediglich aufgrund des Kakophonie in Medien und Politik überzeugt sein können, die durchschnittliche Meinung der Bevölkerung zu kennen. Hier können Umfragen erstaunliche Erkenntnisse zutage fördern. Civey.com ist eine spannende Website, welche Umfragen von Medien, Institutionen und Firmen zusammenführt. Hier zwei Beispiele:
        Schwäbische Zeitung, 13.6.-28.7.22, 10’029 Teilnehmende. Frage: «Sollte weiterhin Atomkraft zur Stromerzeugung eingesetzt werden, um die Klimaschutzziele der EU zu erreichen?». Resultat: «Ja, auf jeden Fall» und «Eher ja»: 64.8%; «Eher nein» und «Nein, auf keinen Fall»: 28.3%
        Der Spiegel, 27.7.-28.7.22, 2’916 Teilnehmende. Frage: «Wie bewerten Sie es, dass Wirtschaftsminister Robert Habeck und andere führende Grüne einen Weiterbetrieb der verbleibenden Atomkraftwerke über das Jahresende hinaus nicht mehr ausschliessen?». Resultat: «Sehr positiv» und «Eher positiv»: 69.3%; «Eher negativ» und «Sehr negativ»: 21.4%
        Hier zeigt sich für Deutschland eine mehr als doppelt so hohe Zustimmung zur Kernenergie wie Ablehnung. Bei uns dürfte es ähnlich sein.

        1. Genau. Man darf es ruhig auch einmal wagen, die Stimmbürger gültig zu befragen: Abstimmung! Zum Beispiel bei uns: Aufhebung des Technologieverbots im Energiegesetz. Dazu bedarf es aber jetzt einer Verfassungsinitiative.

  1. Mit militanten Anti-AKW-Aktivisten inklusive cellospielenden Kabarettisten auf dem Gelände geplanter AKWs begann der Dämonisierungsprozess der Kernenergie in der Schweiz. Mit dem opportunistischen Begräbnis von “Kaiseraugst” war ein erstes defaitistisches Signal gesetzt. Eine interessante Frage lautet heute: Weshalb konnte die Schweiz auf einem tieferen Wohlstandsniveau vor einigen Jahrzehnten innert kürzerer Frist 5 AKWs bauen und in Betrieb nehmen, wenn wir uns heute nicht einmal mehr ein einzelnes neues leisten können? Drei mögliche Antworten: Erstens haben die volatilen Erneuerbaren den Strommarkt kaputt gemacht, sodass verlässliche Investitionsrechnungen für Anlagen mit Jahrzehnten Lebensdauer nicht mehr möglich sind. Zweitens hat man die notwendigen technischen und wirtschaftlichen Kompetenzen für den Bau eines AKW verloren. Drittens und sehr wichtig: Den Anti-AKW-Aktivisten aller Art ist es gelungen, mit immer höheren Sicherheitsforderungen das Motto “raising enemies’ costs” maximal zur Anwendung zu bringen. Der Widerstand sogenannt bürgerlicher Politiker war inexistent, weil man sich opportunistisch den Strömungen in der Bevölkerung anpasste. Bis heute ist gemäss einer neuen Umfrage des VSE nur eine Minderheit von 43 Prozent der Meinung, man sollte das Neubauverbot im Energiegesetz aufheben! So ist es halt bei uns: Wenn das Volk nicht will, steht alles still.

    1. Ja, man hat Vieles verpasst und die Weichen falsch gestellt. Aber was will denn “das Volk”? Der Volkswille ist durch Angstmacherei, Desinformation und permanente mediale Stimmungsmache, vor allem in den staatsnahen Massenmedien, beeinflusst worden und die Gegenstimmen der Fachleute und standhafter Wissenschafter hat man nicht ernst genug genommen. Vielleicht ist dieser kollektive Wille nicht einfach “Schicksal”, sondern lässt sich unter dem Druck der Not “zur ökonomischen Vernunft rütteln”. Man darf nicht zu früh kapitulieren und möglicherweise finden sich ja trotz Gegenwind Forscher und Unternehmer, die den Mangel nicht einfach akzeptieren, sondern aktiv bewirtschaften. Mangel ist kein Fluch, sondern der Motor der Entwicklung. “Das Volk” besteht auch aus Energiekonsumenten, die unter dem Druck einer Realität eher bereit sind, höhere Preise zu zahlen als Kerzen anzuzünden und Holz zu kaufen. Was knapp ist, wird teuer, diese Grundweisheit kapiert letztlich auch ein Volk, dem man vorgegaukelt hat, es gebe letztlich alles für alle und von allem immer mehr, und der Staat sorge für die sozial- und umweltverträgliche Verteilung und Umverteilung, und “die Reichen” sollen das alles bezahlen. So lautete die verhängnisvolle Botschaft der Etatisten aller Parteien, die untaugliche Plan-Konzepte verkünden und propagieren: Wir, die Funktionäre vom Staat, bringen Euch dem “Volk” die Fülle von allem, richtig dosiert, . Das Volk ist (bzw. wäre) “in seinem dunklen Drange” eher ökonomisch als politisch. Es ist nicht einfach “dumm”, es wurde durch den medial-edukativ-gouvernemental -administrativen Komplex für dumm verkauft und erlebt jetzt in einer realen Welt der Knappheiten ein “böses Erwachen”: “Der Kaiser ist nackt”, Energie ist kein “öffentliches Gut” das politisch produziert, rationiert und “sozial- und umwelt- und politisch korrekt” verteilt werden kann. Sie ist ein Konsumgut, das aus vorhandenen, ebenfalls knappen Rohstoffen produziert und gespeichert wird, und wer sie konsumiert muss sie auch bezahlen. Es gibt keinen “free lunch”.

  2. Je erfolgreicher die Realisierung der Energiestrategie 2050 voranschreitet, um so wilder schlagen deren Gegner um sich. So auch Markus Saurer, der hier wiederholt das Märchen von der Rekarbonisierung auftischt. Dem ist die jüngste Studie von Meteosat entgegen zu halten, die u.a folgende Aussagen macht: «Wenn die Photovoltaik überdimensioniert ausgebaut würde, mit entsprechenden abregelbaren Stromüberschüssen im Sommer, könnte sie zusammen mit der inländischen Wasserkraftproduktion und in einer optimalen Kombination mit Batterien die Stromversorgung der Schweiz übers ganz Jahr sicherstellen. Dies bei Stromproduktionskosten im Schweizer Netz von 6 bis 8 Rappen pro Kilowattstunde. Die Studie wurde im Rahmen des Forschungsprogramms Photovoltaik des Bundesamts für Energie durchgeführt.» Nun steht also Behauptung gegen Behauptung – die Zukunft wird Klarheit bringen – mit dem Voranschreiten der Erneuerbaren Energien in aller Welt und auch in der Schweiz ist meiner Meinung aber klar, wohin die Reise geht.

    1. … und was ich gestern noch vergass: “Überdimensioniert” ist schon sehr unglückliches Adjektiv für ein System, das man als Optimum verkaufen will. Die Ökonomen denken dabei unweigerlich an Duplizierung, Ineffizienz und Kostenexplosion. Kann sein, dass aus diesem Grund die Meteotest-Studie in der Presse kaum Widerhall findet.

    2. Woher kommt die Energie, welche man zum überdimensionalen Ausbau der PV ver(sch)wendet?? Nach wieviel Jahren bzw. nach wieviel Betriebsstunden (Vollsonnenstunden) erfolgt in der sonnenarmen Schweiz die energetische Amortisation dieser Anlagen? Wann erfolgt die ökonomische Amortisation dieser überdimensionierten Anlagen bei einem Strompreis von 8 Rappen pro Kilowattstunde?
      Bitte beantworten Sie meine Fragen nicht mit Energielatein, sondern mit belastbaren Fakten und Zahlen!

    1. Es gibt viele Fragen zu der Studie von Meteotest, aber technisch ist eine Versorgung mit sehr vieler PV, Wasserkraft und Batterien auch ohne Importe im Winter möglich. Die Frage ist wie in allen anderen Bereichen, ob es sinnvoll ist und was es kosten darf. Sicher viel mehr als die 6 bis 8 Rappen pro kWh, weil die Kosten für die Zwischenspeicherung durch Batterien und Stauseen dazu gerechnet werden müssen. Also eher doppelt so viel. Wird es mit neuen KKW wirklich günstiger? Diesen Nachweis soll von den KKW Befürwortern erbracht werden.

      1. Lieber Herr Huber, wenn Sie behaupten, dass technisch eine Energieversorgung der Schweiz mit sehr vieler PV, Wasserkraft und Batterien auch ohne Importe im Winter möglich sei, so verstärken sich bei mir die Zweifel an ihrer Zurechnungsfähigkeit: Sie müssten nicht nur dann, wenn Sie mit Ihrem Notstrom-Hybrid-BMW unterwegs sind, sondern Tag und Nacht einen Rucksack mit sich führen, in welchem sich ein fossilfreies Notstromaggregat befindet.
        Es macht keinen Sinn und ist technisch nicht machbar, auf die Ausbeutung fossiler Energiequellen zu verzichten, bevor diese versiegen. Mit dem letzten Gasfurz, dem letzten Öltropfen und dem letzten Kohlebrocken müssen wir dann Atomkraftwerke bauen, bevor die letzten Lichter erlöschen.

        1. Ja, guter Punkt – sogar sehr gut. Solange jemand in der grossen, weiten Welt einen Preis für Fossile zahlen will, der die Förderkosten eines potenziellen Anbieters übersteigt, wird gefördert, verkauft, verbrannt und CO2 produziert. Europa kann nur etwas gegen die globalen CO2-Emissionen tun, wenn es seine Verbrennprozesse reduziert und die dabei eingesparten Fossilen dem Weltmarkt entzieht.

          Wenn die behaupteten Zusammenhänge zwischen Treibhausgasen und Erdwärme zutreffen, gehen wir wärmeren Zeiten entgegen. Sowieso. Und wenn wir das hier in Europa so tun, wie jetzt grossmaulig in sog. “ambitionierten Zielen” versprochen wird, dann gehen wir dabei vor die Hunde – nicht wegen Hitze, sondern wegen Armut, Mord und Totschlag.

          1. Auch wenn die behaupteten Zusammenhänge zwischen Treibhausgasen und Erdwärme nicht zutreffen, gehen wir wärmeren Zeiten entgegen. Bereits vor fast vier Jahren habe ich unter dem Titel: “Stolpersteine der Energiepolitik” im CCN-Blog geschrieben:
            “Als ETH-Student der Ingenieurwissenschaften habe ich schon vor 57 Jahren in den Thermodynamik-Vorlesungen bei Professor Max Berchthold gelernt, dass man Energie weder erzeugen noch vernichten, sondern lediglich in andere Energieformen umwandeln oder auf andere Energieträger übertragen kann. Daher werde unsere Erde irgendwann zwangsläufig den sogenannten Entropietod (=Hitzetod) erleiden, weil sowohl das Erdinnere als auch die Sonne heute noch wärmer sind als die Erdoberfläche, wodurch die Erdoberfläche sowohl aufgrund der Wärmeleitung innerhalb der Erdkugel als auch aufgrund der Wärmestrahlung von der Sonne auf die Erdoberfläche solange aufgeheizt werde, bis sowohl das Erdinnere als auch die Erdoberfläche gleich warm sind wie die Sonne, welche sich entsprechend abkühlt. Auch die übrigen Himmelskörper mit ihren unterschiedlichen Umlaufbahnen sind an diesem Temperaturausgleich beteiligt, wodurch sich die bisherigen und die zukünftigen Klimaschwankungen erklären lassen.
            (Man weiss ja schon seit langer Zeit, dass Ebbe und Flut durch die Umlaufbahn des Mondes beeinflusst werden, weshalb man Ebbe und Flut genau vorhersagen kann, beim Klima sind wir noch nicht so weit.)
            Die Klimaerwärmung ist also – unabhängig vom CO2- Gehalt unserer Luft – ein langfristiger Trend, welchen die Schweiz auf keine Art und Weise spürbar beeinflussen kann:

    1. Wirklich interessant zu lesen, dass der Bund (wer ?) gesagt haben soll, dass Stromerzeugung aus PV die tragende Säule der Stromversorgung der Schweiz wird. Mal sehen ob diese Säule trägt. Ich lach mich kaputt über diese nicht zu überbietende Naivität.

      1. Ich auch. Für mich ist das ganze Gehabe jetzt eine Art Agonie des ES 2050. Bald wird die Politik einsehen, dass dieser Weg verlassen werden muss. Rehsche kann ja dann bei uns weitermachen… und für Atom schreiben…. 😉

  3. @ Burri und @Saurer: Wer zuletzt lacht, lacht am besten!
    – Schweiz: Das Bundesamt für Energie (BFE) hat den Vorabzug der Schweizerischen Statistik der Erneuerbaren Energien, Ausgabe 2021 veröffentlicht. Sie zeigt, dass 2021 eine Photovoltaik Leistung von 705 Megawatt (MW) verkauft wurde. Das ist ein neuer Jahres-Zubau-Rekord. Insgesamt sind in der Schweiz nun 3’650 MW Leistung installiert. Das entspricht einer Modulfläche von etwa 3’000 Fussballfeldern oder 20 Millionen Quadratmetern. Gegenüber 2019 hat sich der Zubau mehr als verdoppelt und gegenüber 2017 sogar fast verdreifacht. Im laufenden Jahr 2022 scheint sich das starke Wachstum fortzusetzen: Erwartet wird ein Zubau von etwa 900 MW. Die folgende Grafik illustriert den Boom der Photovoltaik in der Schweiz in den letzten Jahren. Insbesondere seit 2020 hat sich der Markt sehr stark beschleunigt.
    – USA: Im Herbst ging die Meldung um die Welt (NZZ 9.9.21), die USA wollten den Anteil von Solarstrom am Gesamtverbrauch von heute deren drei auf 44 Prozent im Jahr 2050 erhöhen
    – Weltweit: Im vergangenen Jahr wurden rekordhohe 138 Gigawatt (GW) Solarleistung installiert, was einem Gesamtwachstum von fast einem Fünftel gleichkam – insgesamt sind es weltweit bereits über deren 700 – mit der Erwartung, dass Ende 2022 dann das erste Terawatt erreicht sein wird (= 1000 GW, = 1 Million Megawatt usw.). Das zweite Terawatt wäre bei diesem horrenden Ausbaufortschritten bereits Ende 2025 zu erwarten.  Die weltweit aktuell installierte Leistung lag per Jahresende bei rund 760 GW, die jährliche Stromproduktion entspricht etwa jener von 115 AKW von der Grösse Gösgens und entsprach 3.7 % des weltweiten Strombedarfs. Im vergangenen Jahr kam alle 20 Tage die Produktionskapazität eines AKW hinzu.

    1. Ok 3.7% des weltweiten Strombedarfs… das wären dann also wohl um 1 Prozent des gesamten Energiebedarfs. Wenn wir in der Welt im Jahr 2050 alles dekarbonisiert/elektrifiziert haben wollen, dann muss ab jetzt der Beitrag (Energie) der nahezu CO2-freien Produktion weltweit jährlich um rund 18% ansteigen. Der Gesamtenergiebedarf sollte dabei allerdings nicht mehr weiter ansteigen. Zu Beginn, 18% von 1%, ist der Zubaubedarf noch relativ leicht zu schaffen.

      Wenn die Welt also heute 1% an CO2-freier Energie hat und im Jahr 2050 auf 100% kommen muss, dann beträgt der Zubaubedarf für von 2022 bis 2023 (nur in diesem Jahr) wie gesagt 0.18 Einheiten, 2032 bis 2033 müssen dann aber schon 0.95 Einheiten zugelegt werden, und in der Zeit von 2042 bis 2043 deren 4.93. Im letzten Zubaujahr 2049 bis 2050 würde ein Zubau von etwas über 15 Einheiten die Lücke schliessen.

      Was heisst “Einheiten” im Sinn von Rehsches Beitrag oben: Wenn die Welt im letzten Jahre mit einem Leistungszubau von 138 GW (“fast einem Fünftel”) auf 1% Solar-Gesamtenergieanteil gekommen ist, wird sie in 10 Jahren bei einem Zubau von jährlich 728 GW, in 20 Jahren bei einem solchen von 3’780 GW und in 28 Jahren sogar bei einem solchen von 11’500 GW stehen müssen, sonst wird das nichts mit dem Schlussgelächter.

      Der Zubau muss also ständig vergrössert werden. Sollte er indessen nur in arithmetischer Progression erfolgen, sagen wir immer 18 Prozent vom heutigen statt vom jeweils aktuellen Stand, also konstante 137 GW, dann wird es weit über 500 Jahre dauern, bis wir bei 100% Versorgungsanteil angelangt sind.

  4. Ok 3.7% des weltweiten Strombedarfs… das erreichen die Atomkraftwerke ja heute im Weltmassstab nicht einmal – also fällt genau diese Technologie als Lösung weg, weil sie niemals die Zuwachsraten der Erneuerbaren und insbesondere nicht der Solartechnologie hat!

  5. Die Kernenergie trägt rund zehn Prozent zur weltweiten Stromproduktion bei (Stand Januar 2021). Von den weltweit 33 Ländern, die Kernkraftwerke betreiben, decken 13 Länder – darunter die Schweiz – mehr als einen Viertel ihres Strombedarfs mit Kernkraftwerken. (vgl. https://www.kernenergie.ch/de/kernenergie-weltweit-_content—1–1071.html#:~:text=Kernenergie%20tr%C3%A4gt%20rund%20zehn%20Prozent,Viertel%20ihres%20Strombedarfs%20mit%20Kernkraftwerken. )

  6. Stimmt, da hat sich ein Fehler eingeschlichen – wobei die Chose für die Atomkraft trotzdem nicht viel besser aussieht, denn wenn gilt: Ok 3.7% des weltweiten Strombedarfs… das wären dann also wohl um 1 Prozent des gesamten Energiebedarfs, dann gilt bei zehn Prozent Atomstrom eine Deckung des Gesamtenergieverbrauchs von 2,5%…..

    1. Ja, ich würde sagen zwischen zwei und drei Prozent. Auch die Kernkraft müsste exorbitant gesteigert werden für eine weltweite Dekarbonisierung. Das Netto-Null-Ziel kann man weltweit mit Sicherheit vergessen – nie und nimmer erreichbar. In fortschrittlichen Industrieländern wäre es ev. machbar mit erheblichen technologischen Fortschritten in allen beteiligten Energietechnologien und sofern die Bevölkerung nicht zu stark zunimmt – etwa durch Immigration. Möglich ist aber auch wirtschaftlicher Niedergang der westlichen Hemisphäre, wenn wir weiterhin “um jeden Preis” handeln wollen. Infolge des Green Paradox (Hans-Werner Sinn) würde das die globale CO2-Fracht eher noch steigern als absenken und würde die mitmachenden Länder in enorme wirtschafliche und gesellschaftliche Probleme bringen.

      Man müsste im Sinne von Nordhaus die THG weltweit und über alle Emittenten/Sektoren gleichermassen besteuern – allenfalls Länder, die nicht mitmachen aus dem Club verweisen – sämtliche anderen THG-Regulierungen abschaffen, sämtliche Energiesubventionen abschaffen… und nur so würde sich bottom-up ein effizientes System entwickeln. Die diversen Energieträger und -technologien würden sich nach ökonomischen und ökologischen komparativen Vorteilen durchsetzen.

      Das wird zu unseren Lebzeiten nicht passieren. Wir werden vielmehr neben dem Totalversagen in der Energiepolitik auch das Totalversagen der Klimapolitik erleben. Der Ukraine-Krieg deckt nur die Fehler auf, die schon lange begangen werden, und verstärkt deren Wirkung. Das kann über kurz oder lang sogar zu einer beschleunigten Fehlerkorrektur führen.

      Was auch immer passiert, die Schweiz wird auf Dauer mit einem Mix aus (hauptsächlich) Wasser- und Nuklearkraft versorgt werden. Wind- und Solarstrom oder auch Synfuels werden wir aus Ländern importieren, die dafür komparative Vorteile aufweisen.

      1. Einheimischer Wasser- und Nuklearstrom sowie Importe von Wind- und Solarstrom werden nicht ausreichen, die Synfuels kann man vergessen:
        Es macht keinen Sinn und ist technisch nicht machbar, auf den Import fossiler Energiequellen zu verzichten, bevor diese weltweit versiegen.

        1. Ja, der letzte Satz von FJSW ist in der Tat absolut richtig. (S. für die Begründung die diversen Referate von Hans-Werner Sinn – sowie zahlreiche Beiträge in diesem Blog, aus denen dieser Satz mehr oder weniger direkt abgeleitet werden kann.)

    2. Herzliche Gratulation, Herr Rehsche: Endlich müssen Sie eingestehen, dass Sie nicht mit belastbaren Fakten und Zahlen, sondern mit Energielatein operieren. Bisher kannte ich nur Anglerlatein und Jägerlatein.

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