Das Ende des Ioniq – verdrängt von Stadtgeländewagen

Die weltweite Einstellung des Ioniq stellt eine seit langem geplante Entscheidung von Hyundai dar, um den sich ändernden Verbraucheranforderungen im Automobilsektor gerecht zu werden“, teilt der Hersteller mit.

Der Hyuandai Ioniq ist eine kompakte Limousine mit aerodynamischem Fließheck. Der Verbrauch ist auffallend niedrig (alle Werte von Spritmonitor.de in kWh/100 km):

Hyuandai Ioniq14,3
VW e-Up14,4
BMW i316,0
Hyuandai Kona16,2
Opel Corsa e18,0
Opel mokka e18,7
VW ID.319,5
Peugeot e-20819,3
Ioniq522,0
VW ID.421,7
Tesla Y21,8
Tesla X25,0

Einen direkten Nachfolger wird es nicht geben. Damit verschwindet das m.E. einzige halbwegs sinnvolle, da abseits von Langstrecken praxistaugliche und sparsame Elektroauto vom Markt.

Die Gründe sind schnell aufgezählt:

  • Unmündigkeit von Konsumenten
  • Ideologische Borniertheit von Politikern und
  • Unwissenheit von Abgeordneten in den Parlamenten

– Konsumenten

kaufen freiwillig schlechtere Autos. Gemeint sind SUV, die für die meisten Zwecke bei objektiver Betrachtung deutlich weniger gut taugen als konventionelle Autos. Solche aufgebockten Kombis fahren sich infolge des hohen Schwerpunkts grundsätzlich unkomfortabler und vor allem unsicherer (mit etwa verdoppelter Überschlagwahrscheinlichkeit). Aufgrund höheren Luftwiderstands und Gewichts ist der Verbrauch höher. Für andere Verkehrsteilnehmer sind sie im Falle eines Zusammenstoßes eine große Gefahr (mehr dazu z.B. in kurzer Form hier oder etwas länger, aber absolut lesenswert, dort).

Wer einen Stadtgeländewagen kauft, beweist damit in der Regel seine Unmündigkeit als Konsument.

(Auch der Wunsch nach einem bequemen Einstieg ist übrigens keine Rechtfertigung, die hochbeinigen Oldtimer in modern wirkendem Gewand neu erstehen zu lassen. Technisch wäre es ohne weiteres möglich, mit einer Luftfederung oder einer Hydropneumatik Autos bei Stillstand anzuheben und in Fahrt wieder abzusenken.)

– Politiker

haben niemals, zu keinem Zeitpunkt, ernsthaft das Ziel geringerer Verbräuche und Treibhausgasemissionen verfolgt. Dabei wäre dies ein Leichtes gewesen. Vorschläge für eine am Ressourcenverbrauch orientierte Kfz-Steuer existieren. Der Verbrauch hätte so längst um den Faktor 2 bis 3 verringert werden können.*
Stattdessen übertrugen auf die Elektromobilität fixierte Politiker den mittelalterlichen Ablasshandel in die Neuzeit. Sie erklärten Elektroautos trotz der Emissionen bei der Stromerzeugung zu Nullemissionsfahrzeugen und erfanden die „Supercredits“. Auf Basis dieser dreisten Manipulation dürfen Autohersteller für jedes E-Auto mehrere Verbrenner verkaufen, auch wenn deren Treibhausgasemissionen aufgrund großer Motoren weit über den Grenzwerten liegen und eigentlich Strafzahlungen fällig wären. Damit werden auf die Hersteller genau die falschen Anreize ausgeübt. Denn diese konzentrieren sich natürlich immer auf die profitabelsten Fahrzeuge. Unter den obigen, von der Politik willkürlich gesetzten Umständen sind dies – Super Unnecessary Vehicles.

– Regierungen und Parlamente

ließen sich von Kampagnenorganisationen täuschen. Sie übersahen, dass die Verlagerung der Treibhausgasemissionen vom Auspuff in die Schornsteine von Kraftwerken keine Verringerung derselben bedeutet. So konnte eine vollkommen unsinnige Gesetzgebung zustandekommen, als deren Konsequenz sparsame Klein- und Kompaktwagen aussterben und durch fette Elektro-SUV ersetzt werden.

Der Boom der SUV und das Produktionsende des Hyuandai Ioniq stehen sinnbildlich für die Idiotie der europäischen Energie- und Verkehrspolitik.


(Dieser Beitrag ist auch auf dem Blog des Autors erschienen.)

* Darf der Staat an dieser Stelle lenkend eingreifen? Wenn die Gesellschaft sich einig ist, dass die Emissionen des Verkehrssektors sinken sollen, dann gewiss. Autos ohne Sicherheitsgurte, Katalysator, ABS und ESP dürfen aus guten Gründen schon lange überhaupt nicht mehr verkauft werden. Fahrzeuge mit unnötig hohen Emissionen spürbar höher zu besteuern, stellt verglichen damit einen schwachen Eingriff in die Wahlfreiheit des Konsumenten dar.

Bilder:
1. https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=48180088 – By Pablo Montoya – Own work, CC BY-SA 4.0,
2. https://www.pexels.com/de-de/foto/auto-fahrzeug-luxus-mercedes-11396006/, von Czapp Árpád

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15 thoughts on “Das Ende des Ioniq – verdrängt von Stadtgeländewagen”

  1. Als Nichttechniker habe ich mich schon gefragt, ob diese sehr offenkundige Ineffizienz (von der grotesken gestalterischen Seite mal abgesehen) wirklich ingenieurseitig ohne Kommentar bleibt. Danke für diesen klaren Beitrag, der mir aus dem Herzen spricht. Von mir aus könnte man sofort und auf der Stelle ein Limit von 80 kW/800 kg für PW in Kraft setzen (sans rechargeables, en cas..). Niemand würde etwas verlieren und wir könnten unsere Ölrechnung nach dem derzeitigen Stand der Technik vermutlich glatt halbieren. Sogar mit Kuriositäten wie V8 mit 1000 rpm Nenndrehzahl oder Taumelkolbenmotor : )
    Aber die sozialpsychologischen und die betriebswirtschaftlichen Komponenten sind immer noch gleichermassen kurzsichtig wie übermächtig.

    1. Es handelt sich hier nicht um eine “offenkundige Ineffizienz”, sondern um eine “offenkundige Absurdizität”, welche ingenieursseitig nicht erst heute, sondern schon seit Jahren kommentiert und lächerlich gemacht wird. Trotzdem konsumiert unsere Gesellschaft weiterhin vorzugsweise Geltungsnutzfahrzeuge mit eingebauten Ellenbogen. Ihr Vorschlag eines Limit von 80 KW/800 kg für PW ist ebenfalls absurd: Ein mit 80 KW (=109 PS) motorisierter strömungsgünstiger PW erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von fast 200 km/h, erlaubt sind 130 km/h.

  2. Na ja, teure SUV, ob elektrisch oder Diesel betrieben, können sich sowieso nur die obere Schicht leisten. Und diese möchten damit prahlen können. Ich fahre seit 3 Jahren einen BMW i3 mit Range Extender (Notstromaggregat). Ein besseres Konzept gibt es kaum, ich fahre fast immer rein elektrisch mit einem relativ leichten Fahrzeug, und ausnahmsweise mit Benzin, um die Batterie unterwegs zu laden. BMW gibt aber das Konzept auf und bringt nun grosse elektrische SUV, rein elektrisch (mit schwerer Batterie) oder hybrid (mit schwerem Benzin Motor) auf den Markt, weil sie lieber weiterhin grosse Motoren und teure Fahrzeuge verkaufen wollen. Ist der Staat dafür verantwortlich, oder die gut betuchte Kundschaft?

    1. Sie fahren also fast immer mit Kohlestrom und ausnahmsweise mit Benzin für den Notfall und behaupten, ein besseres Konzept gäbe es kaum. Offensichtlich übersehen Sie, dass Notstromaggregate, insbesondere Benziner, sich energetisch nur amortisieren lassen, wenn sie dauernd in Betrieb sind. BMW hat also dieses Konzept zu Recht aufgegeben.
      Das beste derzeit mögliche Konzept wäre es, die Herstellung und den Verkauf von Neuwagen zu verbieten, bis der heutige Bestand an fahrtüchtigen Autos aufgebraucht wäre: Die Autoverkäufer müssten dann ihre Krawatten abziehen und könnten sich mit Instandhaltungsarbeiten nützlich machen.

      1. Die Aussage, dass ich mit Kohlenstrom fahre ist total unsinnig, aber egal, Sie werden nicht eingestehen, dass Ihre Schlussfolgerungen einer seriösen Prüfung nicht standhalten werden.
        Sie müssten zuerst beginnen zu lernen, wie die Strommärkte funktionieren.

        1. Am 18.9.2018, also vor fast 4 Jahren, wurden meine Schlussfolgerungen, dass Elektroautos mit Fossilstrom fahren, solange unser Stromnetz noch Fossilstrom enthält, im CCN-Blog erstmals veröffentlicht. Bis heute sind Sie meines Wissens der erste, welcher behauptet, dass diese Schlussfolgerungen einer seriösen Prüfung nicht standhalten werden. Bitte nennen Sie mir einen seriösen Prüfer, welcher bereit ist, meine Schlussfolgerungen zu widerlegen. Ihre Behauptung, ich würde allfällige Fehler nicht eingestehen, halte ich für einen Bumerang.

          1. Ich bleibe dabei, es gibt unzählige Studien, die diese Behauptung widerlegen. Es mag für Deutschland teilweise stimmen, weil die KKW dort stillgelegt werden und die in der Folge fehlende Stromproduktion nicht allein durch Wind und PV kompensiert werden kann. Für die Schweiz ist sie Unsinn, das versteht sogar ein Primarschüler. Wir haben keine Kohlekraftwerke in der Schweiz!

          2. Lieber Herr Huber, vielleicht stammen die unzählige Studien, die meine Behauptung widerlegen, ebenfalls von Primarschülern mit Eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ). Wenn meine Behauptungen für Deutschland teilweise stimmen, weil die KKW dort stillgelegt werden und die in der Folge fehlende Stromproduktion nicht allein durch Wind und PV kompensiert werden kann, so gilt dies für die Schweiz ebenfalls.
            Ich rate Ihnen, selbst eine weitere Studie zu machen: Laden Sie Ihr Elektro-Notstromhybridauto mit einem (durchsichtigen) Glasfaserkabel, dann sehen Sie, ob der Ladestrom schwarz, rot oder goldgelb (=die deutschen Nationalfarben) ist: Schwarz bedeutet Kohlestrom, gelb bedeutet Dieselstrom, rot bedeutet Gasstrom von Putin. Ich bleibe dabei: Genügend Grünstrom (Wind und PV) wird es nie geben.

          3. Die Frage nach der Herkunft des Ladestroms verführt zu Denkfehlern. Vor zwei Jahren hatte Österreich das letzte Kohlekraftwerk abgeschaltet:
            “Produziert ein in Passau aufgeladenes Elektroauto mehr Kohlendioxid als eines, das zum Aufladen über die Grenze nach Österreich fährt? Nein, das ist absurd, da Österreich und Deutschland ein gemeinsames Stromnetz und einen eng verbundenen Strommarkt haben. Trotzdem wird das Unmögliche auch von scheinbar seriösen Quellen behauptet.”
            https://sedl.at/Umweltirrtuemer/Elektroauto/Kohlendioxid

  3. Die Konsumentenpräferenzen sind halt (scheinbar) irrational. Doch ob rational oder nicht – eine Politik, die sie nicht adäquat in Rechnung zieht, wird immer mit unerwünschten Folgen konfrontiert sein.

    Ist aber schön zu sehen, dass Kai Ruhsert trotz grosser Hitze mit ausgezeichneten Beiträgen im Blog am Ball bleibt. Vielen Dank! (Dank auch an die Diskutanten, die dem Blog mehr Leben einhauchen.)

  4. Herr Ruhsert,
    Ich kommentiere hier als völlig unmündiger Konsument. Aus rationaler Sicht stimme ich Ihnen mit Einschränkungen zu. Wenn Sie mehrmals im Winter in Rgionen fahren, die auf rund 1’800 mūM liegen und dahin gelangen über Pässe von rund 2’300 müM, dann wissen sie die Vorteile eines guten SUV sehr zu schätzen.
    Es gibt jedoch auch andere durchaus beachtenswert Argumente. Niemand auf dieser Welt braucht zwingend Schokolade (braucht viel Energie zur Herstellung) oder beispielsweise Champagner, oder ähnliches. Sind es alles unmündige Konsumenten, die sich solchen Genüssen hingeben?
    Ein Elend unserer heutigen medialen Kultur ist doch der Drang zur Umerziehung zum was auch immer besseren Menschen. Sich etwas Freude zu gönnen, ist gemäß diesem Ansatz schlecht. Emotionen beim Kauf eines fahrbaren Untersatzes ist total schlecht.
    Es ist doch sehr zu begrüssen, dass es immer noch sehr viele unmündige Konsumenten gibt, welche sich solchen Mainstream Bevormundungen entziehen. Es sind in der Regel diese Kreise, welche die Welt vorwärts bringen und sicher nicht die, welche ausschliesslich in Verbots Ansätzen denken und handeln.

    1. ‘Wenn Sie mehrmals im Winter in Rgionen fahren, die auf rund 1’800 mūM liegen und dahin gelangen über Pässe von rund 2’300 müM, dann wissen sie die Vorteile eines guten SUV sehr zu schätzen.’ Kann ja sein, aber grundsätzlich geht es um einen Transport in ein klimatisch und strassentechnisch schwieriges Gebiet. Frage 1: ist das nötig? Muss man ganz Grönland, Island und die Antarktis besiedeln, ergo auch befahren? Frage 2: gibt es keinen öV dort oben vorzugsweise in Form von Seilbahnen? Frage 3: Muss man ein Gefährt besitzen, das für alles geeignet ist, z. B. auch um damit Sibirien inkl. die Wolga und die Sahara zu durchqueren? Könnte man nicht für Spezialzwecke ein entsprechendes Fahrzeug mieten? Ich habe mich bspw. entschieden, kein Elektro-MTB anzuschaffen, sondern für die wenigen Tage im Jahr eines zu mieten.

  5. Vielen Dank für Ihren Kommentar. Dieser eignet sich gut, um die Denkweisen nachzuvollziehen, die zu solchen Kaufentscheidungen führen.
    Mit den Vorteilen auf hohen Pässen meinen Sie gewiss den guten Grip auf Glätte.
    Haben Sie die verlinkten Erläuterungen zu SUV gelesen? Es sieht nicht danach aus. Darin wird beschrieben, dass für den guten Vortrieb auf rutschigem Grund nicht die Bauform SUV verantwortlich ist, sondern der Vierradantrieb. Den gibt’s aber auch ohne höheren Schwerpunkt und doppelte Überschlaghäufigkeit zu kaufen, d.h. er wird auf Wunsch auch in vielen konventionellen Autos verbaut.
    Oder fahren Sie tatsächlich über so hohes Geröll, dass Sie eine besonders große Bodenfreiheit benötigen? Dann allerdings könnte auf Sie die Ausnahme zutreffen, die in dieser Aussage aus dem kritisierten Text inkludiert ist: „Wer einen Stadtgeländewagen kauft, beweist damit in der Regel seine Unmündigkeit als Konsument.“
    In der Regel! Also nicht immer. Wer z.B. häufig Anhänger mit mehr als zwei Tonnen Gewicht ziehen muss, ist mit einem SUV gut bedient. Das trifft jedoch nur für einen verschwindend kleinen Anteil zu. In allen anderen Fällen sind konventionelle Autos die bessere Wahl.
    Beim Verweis auf die Genüsse des Lebens handelt es sich um ein Strohmann-Argument, denn mein Verdikt trifft nur auf SUV zu. Sportwagen etwa können auch große Freude bereiten – so wie gute Schokolade beim Verzehr. Diese Autos sind zum schnellen Fahren geschaffen und eignen sich dafür richtig gut. SUV hingegen können, von den obigen Ausnahmen abgesehen, nichts besser als andere Autos. Es sind zur Modeerscheinung gewordene, objektiv schlechtere Autos. Über die Besteuerung lenkend einzugreifen, um auf diese Weise der Vernunft zu einem größeren Einfluss auf die Kaufentscheidung zu verhelfen, erscheint mir absolut angebracht.
    Gegen Ende suggerieren Sie leider, ich würde „ausschliesslich in Verbots Ansätzen denken und handeln“. Schade, denn das fällt auf Sie zurück. Von Verboten ist im Text keine Rede.

    1. Der grösste Unsinn ist effektiv, dass schwere Hybridautos als Fahrzeuge der Klasse A betreffend Umweltbelastung deklariert werden. Da hat das Lobby der Autoindustrie gut gearbeitet und die Beamten beim BFE bewiesen, dass sie wenig von Energiebilanzen verstehen. Aber diese Einteilung basiert darauf, dass wir im Durchschnitt nur 40 km pro Tag fahren und die Batterie immer voll geladen ist, was total praxisfremd ist.

    2. Ich habe seit 1957 den Fahrausweis für schwere Lastwagen und hatte noch nie einen 4WD-PKW. Hingegen fahre ich ich seit 1967 Spikesräder, welche ich damals auf meinen MGB Roadster montiert habe, um auf vereister Autobahn voranzukommen. Diese Räder erlaubten damals noch 180 km/h auf trockener Fahrbahn.
      Später, als wir 4 Kinder hatten, habe ich 4 Spikesräder für meinen Quattroporte gekauft, als die Tempolimiten kamen, kamen 4 Spikesräder für die gängigen Citroen / Peugeot- Modelle und weitere 4 Spikesräder für den Daewoo Matiz dazu. Mein derzeitiges Freizeitauto ist ein “Sportwagen” mit nur 136 PS . Wenn ich das automatische Blechdach auf einem Parkplatz öffne und schliesse, sehen die Besitzer der ringsum parkierten SUV’s alt aus….

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