Man kann es nur begrüssen, wenn alle technologischen Möglichkeiten zur Deckung des enormen Energiebedarfs unserer Gesellschaften herangezogen werden. Aber dann müssen die vielen Protagonisten nicht nur die Vorteile einer Technologie, sondern auch die Risiken und Nachteile, offen und ehrlich bekanntgeben. Das geschieht höchstselten, weil partikulare Interessen meistens im Spiel sind. In China ist es viel einfacher, die kommunistische Partei gibt die Strategie vor, und sie gilt dann und wird umgesetzt. Andere Meinungen werden nicht toleriert. In Europa und in der Schweiz braucht es Mehrheiten und das ist viel langwieriger, wollen wir aber darauf verzichten? Kernenergie ist nur eine Technologie unter vielen anderen, mit vielen Vorteilen, aber mit Risiken, die nur von einem Staat getragen werden können. Das geht problemlos in China oder in Russland weil die Gesellschaft dazu nichts zu sagen hat. In Frankreich auch, weil der Präsident der Sonnenkönig ist und das Land eine Atommacht bleiben will. Aber in der Schweiz? Axpo, BKW und Alpiq können oder wollen diese Risiken nur solange tragen das ENSI die bestehenden KKW laufen lässt. Die finanziellen Risiken beim Bau von neuen KKW sind hingegen viel zu hoch, oder müssten von der öffentlichen Hand getragen werden. Nicht nur die Energiestrategie 2050 wäre mit einem Verzicht auf technologischen Verboten zu korrigieren, sondern auch die Rolle und Verantwortung der öffentlichen Hand bei der Energieversorgung. Im heutigen teilliberalisierten Strommarkt gibt es keine Marktakteure, die bereit sind in neue KKW zu investieren. Auch beim Ausbau der PV geht es nur mit Subventionen. Muss nicht zuerst der Marktdesign grundlegend korrigiert werden? Reply
Wenn es ohne Kernkraftwerke zu Mangellagen und selbst Blackouts zu kommen droht, dann kann es gar nicht unrentabel sein, solche Werke zu Bauen und zu betreiben. Die Zahlungswilligkeit der Kunden wird längstens genügend hoch sein. Wenn die Kernkraft effektiv so teuer ist, wie behauptet aber nie belegt wird, dann ist dies klar auf das regulatorische Umfeld zurückzuführen. Mit diesem Punkt müssen wir uns noch intensiver befassen. Reply
Da sind wir ja mal gespannt wie das ist mit der privaten Investitionsbereitschaft angesichts der doch so rentablen Atomkraft. Bevor Sie allerdings einen müden Franken investieren, erinnern Sie sich doch bitte an die Kosten der drei einzigen im Bau befindlichen AKW in Europa – deren Kosten sich auf über 10, knapp 20 oder über 30 Milliarden belaufen. Und nebenbei – Ihre Fertigstellung kostet nicht nur ein x-faches der ursprünglich veranschlagten Summe, sondern dauert auch bis zu dreimal so lange (18 statt 6 Jahre). Wenn jetzt noch Gasanlagen als Überbrückungstechnologie für lange dauernde Atomprojekte ins Spiel kommen, dann schlägt das dem Fass den Boden raus – wurde Gas doch als Überbrückung für die Erneuerbaren in Grund und Boden geschrieben! Reply
Diese europäischen Projekte können keineswegs als Referenz dienen. Sie haben vermutlich bemerkt, dass in Klammern chinesische Projekte angedeutet sind. Auch wenn man einen 33% “Swiss-Finish Zuschlag” zu diesen realisierten Projekten addiert, bleibt es in klaren wettbewerbsfähigen Bereichen. Reply