Die Energiestrategie 2050 ist gescheitert – wer das sagt, wird vom BFE gelöscht

Mit der Energiestrategie 2050 wollte die Schweiz schrittweise die Kernkraft durch “Neue Erneuerbare Energien” (NEE) ersetzen. Inzwischen ist klar – was in diesem Blog in unzähligen Beiträgen schon immer dargelegt wurde -, dass diese Strategie zum Scheitern verurteilt ist.

Zur Sicherstellung der Stromversorgung des Landes und zur Dekarbonisierung benötigt die Schweiz zwingend eine andere Energiestrategie. Die Rede ist vom Bau von Gaskraftwerken als Übergangslösung und vom Ersatz der alten Kernkraftwerke durch solche neuerer Generationen als dauerhafte Lösung. Ohne den Irrweg Energiestrategie 2050 wären uns zumindest die Gaskraftwerke und sehr viel CO2 erspart geblieben.

Ob und wie weit in der neuen Energiestrategie überhaupt noch Platz oder Bedarf für NEE bestehen wird, muss dringend abgeklärt werden. Bis dahin sollte auf weitere Investitionen in NEE verzichtet werden, weil sich diese sonst später als fehlgeleitet herausstellen könnten. Obwohl in den letzten Jahren schon sehr viele private und öffentliche Mittel in NEE investiert wurden, liegt deren Anteil an der inländischen Stromproduktion noch immer unter 5 Prozent (vgl. Bundesamt für Statistik).

Schon jetzt mit Sicherheit fehlgeleitet ist der grösste Teil der Mittel, die das Bundesamt für Energie (BFE) für externe Forschung zur Akzeptanz und Umsetzung der Energiestrategie 2050 schon eingesetzt hat und noch einsetzen will. Zwischen 2012 und 2020 waren dies 115 Mio. Fr. für Nationale Forschungsprogramme (NFP 70 und 71) und Swiss Competence Centers for Energy Research (SCCER). Dazu sollen 2021 bis 2032 weitere 148 Mio. Fr. für die Programme SWEET und SOUR ausgegeben werden (vgl. hier).

Das BFE forscht aber offensichtlich völlig unbeeinflusst vom Gang der Dinge in der nationalen und internationalen energiewirtschaftlichen und energiepolitischen Praxis weiter auf dem Irrweg der Energiestrategie 2050. Oder – besser gesagt – lässt Externe für die vielen Millionen forschen, während sich die immer zahlreicher werdenden BFE-internen Experten immer stärker auf Kommunikation und Schaffung von Akzeptanz in Politik und Öffentlichkeit konzentrieren.

Regelmässig wird in den schönsten Farben und Formen über die “Forschung” berichtet – so etwa gerade wieder im online Magazin “energeia-plus” mit der Headline: “Viel bewegt, viel gelernt und schon einiges optimiert – SWEET zieht Zwischenbilanz” (Beitrag in “energeia-plus”). Bei näherer Betrachtung des Beitrags zeigt sich, dass dieser praktisch ausschliesslich aus Eigenlob des BFE in Bezug auf Ausschreibungsprozesse besteht.

Mein Kommentar

Ich habe diesen Beitrag im dafür vorgesehenen Feld online wie folgt kommentiert:

“Inzwischen zeichnet sich ab, dass weder die ES 2050 noch die Klimapolitik des UVEK wie geplant realisierbar ist. Diese beiden Strategien oder Politiken müssen in all ihren Teilen unverzüglich gestoppt und neu überdacht werden. Somit muss auch SWEET/SOUR sofort gestoppt werden.”

… wird aber nicht publiziert

Kurze Zeit später erhielt ich die folgende Mail-Nachricht:

Sehr geehrter Herr Saurer,

Sie haben einen Kommentar zu unseren Artikel zum SWEET-Programm auf energeiaplus abgeben. Es handelt sich um reine Kritik ohne konkreten Lösungsvorschlag. Wir werden diesen Kommentar nicht publizieren.

In den letzten Wochen haben Sie unsere Artikel mehrfach in dieser Art kommentiert. Das ist nicht zielführend und bietet den Leserinnen und Lesern des energeia-Blogs auch keinen Mehrwert.

Aus diesem Grund werden wir solche Kommentare von Ihnen auch in Zukunft nicht mehr publizieren.

Wir danken Ihnen für die Kenntnisnahme und freuen uns natürlich, wenn wir Sie weiterhin zu unseren LeserInnen zählen dürfen. Und konstruktive Kommentare publizieren wir natürlich gerne weiterhin.

Freundliche Grüsse

Fabien Lüthi

Fachspezialist Medien und Politik

Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK
Bundesamt für Energie BFE
Medien und Politik

Ich bin der Meinung, dass sowohl meine Kritik als auch mein Lösungsvorschlag vollständig klar ist. Ich kritisiere, dass das BFE einen Pfad erforschen lässt, von dem sich klar abzeichnet, dass er gar nicht beschritten werden kann. Der Lösungsvorschlag ergibt sich daraus zwingend: Das Ganze halt!

Das UVEK und das BFE – in aktueller Zusammensetzung – sowie auch die involvierten “Forscher” werden den “Energiestrategie 2050-Zug” aber nicht stoppen, sondern entgleisen lassen. Mit immer schädlicheren volkswirtschaftlichen Folgen, je länger und schneller wir sie noch fahren lassen. Ich werde mir nun andere Adressaten für Kritik und Lösungsvorschläge suchen müssen. 😉

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24 thoughts on “Die Energiestrategie 2050 ist gescheitert – wer das sagt, wird vom BFE gelöscht”

  1. Es ist klar, dass die Verwaltung die offizielle Politik vertreten muss, so ungeeignet sich diese dann auch herausstellt. Diese Politik ist durch das vom Volk abgesegnete Energiegesetz formal hoch legitimiert, obwohl damals natürlich inhaltlich unsägliche Desinformation betrieben wurde, um dieses Prestigeprojekt von Leuthard durchzubringen.
    Schlimmer als die Linientreue der Verwaltung ist die Leisetreterei der ganzen staatlichen Hochschullandschaft, wo der Opportunismus des ganzen Oberbaus kaum mehr zu überbieten ist – ETHZ an erster Stelle!

    1. Ja, das sehe ich schon auch so. Allerdings müsste doch die Forschung auch ergeben, dass sich die Kernkraftwerke in der Schweiz nicht wie in der ES 2050 vorgesehen ersetzen lassen. Das sagen inzwischen ja selbst offizielle Stellen wie die ElCom.
      Der Schweizer Verwaltungsangestellte hat übrigens eine durchaus starke Stellung – präsentiert er Gegenargumente und Kritiken, kann er auch von den höchsten Chefs nicht einfach aus dem Weg geräumt werden. Mann denke etwa an die seinerzeitige Berner Kässeli-Affäre in der Verwaltung, die durch einen niedringen Angestellten ins Rollen gebracht wurde…. und diesem später sogar ein NR-Mandat eintrug 😉

  2. Erstaunlich, dass die Cancel culture bis in die Bundesverwaltung Eingang gefunden hat. “Energiestrategie 2050 stoppen und neu überdenken” ist ein konkreter Lösungsvorschlag. Ist das BFE eine solch empfindliche Truppe geworden? Oder kommt das davon, dass man seiner Sache doch nicht mehr so sicher ist?
    Lassen wir doch die Unschuldsvermutung gelten. Nicht im juristischen Sinne, sondern im Sinne: Denn sie wissen nicht was sie tun.

  3. Endlich hat Markus seinen Meister getroffen, der ihn gelehrt hat, dass alles, was nicht dem Geist dieses Meisters entspricht, nicht zielführend ist.
    Markus muss ein für alle Mal die Logik des Gehorsams lernen und sich an die bestehende Ordnung halten, die nicht in Ordnung wäre, wenn er sie zerstörte.

  4. Die süss-saure Sauce des BFE kam mir immer chinesisch vor (c’était toujours du chinois). Diese Uebung müsste sogar dann gestoppt werden, wenn es eine Energie”strategie” gäbe, die die Bezeichnung “Strategie” verdiente oder zumindest realisierbar wäre.
    Bekanntlich sagte uns das UVEK, seine Energie- und Klimastrategie – das unbekannte Wesen – sei die kostengüstigste Lösung, auf jeden Fall wesentlich billiger als der Nicht-Ausstieg aus der Kernkraft. Das setzt die Kenntnis der einzelnen Umsetzugnsschritte voraus.
    Deshalb kann es logischerweise keinen Bedarf zur Fahndung nach bis im Jahre 2032 (!) zu präsentierenden Innovationen geben, “die wesentlich zur erfolgreichen Umsetzung der Energiestrategie 2050 und der Erreichung der Schweizer Klimaziele beitragen” (Programm SWEET). Aehnliches kann man von SOUR sagen.
    Brainstorming (um das geht es hier offensichtlich) macht man üblicherweise bevor man ein Projekt aufgleist und die daraus abgeleitete Strategie dem Stimmbürger als beste Lösung. verkauft. Wenn nun das BFE einen Ideenwettbewerb ausschreibt gibt es (und damit das UVEK) implicite zu, dass es nichts Brauchbares in der Hand hat.
    Die Leute dort sind aber angestellt (und bezahlt), um brauchbare Lösungen zu erarbeiten oder dort, wo sie zusätzliches Wissen einkaufen müssen, genau spezifizierte Aufträge zu formulieren. Management by Jekami geht nicht. Die süss-sauren Programme sind eine vollständige Bankrotterklärung!

    1. Ja genau, hart aber treffend. Hast du bei der Energie jemals eine Kosten-/Nutzenbetrachtung etwa der Art gesehen, wie wir sie für die NEAT erstellten? Würde nicht geschlampt in In- und Ausland mit den Folgeprojekten, die auch Bestandteil des Konzeptes wären, hätten wir es im Alptransit mit einer hoch rentablen volkswirtschaftlichen (betrieblich und ökologisch) Investition zu tun. Sie ist so langlebig, dass sie auf jeden Fall rentabilisiert wird. Vermutlich sogar dann, wenn weiterhin geschlampt wird.

      1. Genau! …. und die Verlagerung des Schwerverkehrs von der Strasse auf die Schiene wäre längst vollzogen, ohne dass das Strassentransportgewerbe oder die Bundeskasse mehr gekostet hätte, als das, was wir heute haben.

  5. Ich weiss nicht was diese gut ausgebildeten und prächtig (Steuer-) bezahlten Leute als ihr berufliches Erfolgserlebnis feiern? Womöglich im trauten Heim, schön warm und nie um den Zahltag bangend, unliebsame Meinungen, Fakten canceln?

    Es ist fünf nach 12 endlich mit dieser zig-Milionenverschwendung vom BFE aufzuhören und die Stromversorgungsnotlage anzupacken und mit diesem Geld wenigstens einen kompetenten Krisenstab zu finanzieren.

  6. Herzlichen Dank an Herrn Saurer!
    Bei all diesem Energie-Unsinn ist es doch ein wenig beruhigend, wenn sich immer wieder Leute finden, die es wagen, dagegen zu oponieren.

  7. Ihre Geschichte hat mich nicht besonders überrascht. Ich habe selbst mehrfach Ähnliches erlebt mit grösseren Schweizer Zeitungen, auch mit Beiträgen die sich auf identifizierte, unbedenkliche Daten stützten. Es ist schwierig sich des Gedankens zu erwehren, dass wir von einem Beamtenstaat regiert werden, welcher es fertiggebracht hat, sich mithilfe einer willfährigen Presse total vom Volk abzuschotten. Bin ich nun ein Verschwörungstheoretiker?

    1. Vom Volk abgeschotteter Beamtenstaat? Nein. Nicht Sie sind ein Verschwörungstheoretiker, sondern die rotgrünen Umweltfundis, die sich mit Hilfe ihrer Schutzpatronin im UVEK eingenistet haben.
      Die Presse ist übrigens am Umspuren: redaktionelle Beiträge von Vonplon, Gastbeiträge von Kiener und anderen in der NZZ.
      In den Leserkommentaren im NZZ Briefing habe ich übrigens die Energiestrategie und Sommaruga schon oft im selben Stil wie oben kritisiert. Diese Kommentare wurden nie “redaktionell bearbeitet”.

  8. Traurig was da abgeht. Niemand hat in Deutschland bisher zu erklaeren vermocht, woher der Strom kommen soll, wenn weder Wind weht noch die Sonne scheint. Dasselbe in etwas abgemildeterer Form in Schweden und nun auch bei uns.
    Durch Trump haben wir gelernt was Fake News sind. Man muss sie nur oft genug wiederholen bis eine Mehrheit daran glaubt und das wird mit unserer Bevoelkerung auch versucht. Fuehrende Universitaeten und Fachleute und eine Presse, die das Thema fachlich korreckt weitervermittelt werden notwendig sein, um diese fehlgeleitete Strategie zu korrigieren.

  9. Herr Markus Saurer beweist mit grossem Mut, dass die Energiestrategie 2050 total gescheitert ist. Das Schweigen der Hochschulen ist enttäuschend! Ich hoffe, dass immer mehr sehr kompetente und neutrale Fachleute, Forscher, Wissenschafter und Politiker die Finger auf die heutige katastrophale schweizerische Energie- und Umweltpolitik zeigen werden. Es genügt jedoch nicht, dass diese schlimme Situation nur auf der Plattform “www.c-c-netzwerk.ch” denunziert wird. Der Mann/die Frau auf der Strasse hat keine Ahnung von der Scheiterung und von den Konsequenzen dieser Energiestrategie 2050.

  10. Jeder sich mit Strom befassender Maturand versteht, dass mit NEE keine Zivilisation betrieben werden kann und AKW conditio sine qua non für eine Dekarbonisierung schon nur der Stromwirtschaft sind (noch vor der “Sektorkupplung”), bis allenfalls Kernfusion marktgängig wird. Wir sollten keine Zeit mit dem BfE verschwenden, sie wüssten es aber wollen/können nicht. Nein, das CCN sollte alle Kraft dafür verwenden, die NR/SR der bürgerlichen Mehrheit (neu auch FDP und Mitte) darüber aufzuklären, dass die ES2050 nicht funktionieren kann und auch bei einer Vervielfachung der NEE-Subventionen nicht wird. Einzig mit parlamentarischen Mehrheiten lässt sich die Sackgasse lösen, weil der SVP-Malus der dogmafreien Aufklärung über einfache Gesetzmässigkeiten überwunden werden muss.

    1. Sehe ich ungefähr gleich. Aber wir müssen nun wohl etwas härtere Bandagen anlegen als solche der Aufklärung. Inzwischen weiss die Mehrheit der Parlamentarier sehr wohl, dass die ES 2050 ein No-Go ist. Dies aber öffentlich einzuräumen, würde vielen Mitte- und FDP-Parlamentarierinnen und -Parlamentariern das Gesicht kosten – man denke etwa an selbsterklärte Cracks wie Müller-Altermatt und viele andere. Und hier müssen wir ansetzen, indem wir dafür sorgen, dass sie ihr Gesicht sowieso verlieren bzw. erst recht verlieren, wenn sie nicht unverzüglich zu Vernunft kommen.

      1. Wir machen wir das konkret? Der Einzelabrieb der entsprechenden Parlamentarier wird ja kaum nützen – ergo mehr öffentlich und ad personam als besserer Weg – aber wo und wie genau? Wie kann ich als CCN-Mitglied dabei helfen?

        1. Weiss ich jetzt auch nicht gerade… aber als Grundlage müssten wir erst mal laufend erfassen bzw. aktuell halten, wer gerade was plappert. Wenn ich da z.B. wieder an Müller-Altermatt denke, was der mittels Tweets immer noch von sich gibt… Dem müsste man nun effektiv ad personam entgegenhalten…. und eben… vielen anderen auch noch.

          Ich denke darüber nach.

      2. ” Inzwischen weiss die Mehrheit der Parlamentarier sehr wohl, dass die ES 2050 ein No-Go ist. ”
        Da wäre ich mir nicht so sicher. Ein Parlamentarier ist häufig ein Wesen, das auf allen Hochzeiten tanzen will und deshalb gar keine Zeit hat, sich intensiv mit komplexen Problemen zu befassen. Andern fehlt schlicht das Verständnis für naturwissenschaftliche und wirtschaftliche Zusammenhänge. Noch andere wollen lieber gar nicht wissen, dass ihre Paarteikollegen Mist erzählt haben.

        1. Tja, Hanspeter Vogel, ich weiss natürlich, auf wie viel Praxiserfahrung dein Pessimismus beruht… Man sieht jetzt bei den Diskussionen um die “neue” FDP-Position betr. Kernkraft, wie – pardon – blöd das alles ist bzw. fast alle sind. Alle betonen, dass natürlich die PV sowieso beschleunigt zugebaut und noch stärker gefördert werden müsse. Kein einziger überlegt sich, ob diese Aussage in einer revidierten Strategie noch gültig sein könnte oder eben gerade nicht. Wenn wir ja v.a. im Winter ein Problem haben, dann bringt Solar nur was, wenn sie gewissermassen “wintertauglich” gemacht wird. Das geht aber nur durch Verschandelung der Alpen und zu exorbitanten Kosten – sprich: es geht nicht, wird nicht gehen. Wenn man also auf Gas und später auf Nuklear setzen muss, dann bleibt für die Neuen Erneurbaren eine Nische, für die wir keine Subventionen mehr aufwerfen sollten. Also wie oben gesagt: Erst mal das Ganze halt!

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