Hat lange gedauert mit dieser Kritik an Nordmann’s Buch «Sonne für den Klimaschutz»! Immerhin ist es schon bald ein Jahr alt – und wurde vielerorts wohlwollend zur Kenntnis genommen. Sogar einer der grossen Stromproduzenten soll es intern ausführlich diskutiert haben – eine Kritik in der Form von Martin Schlumpf wurde kaum laut. Ein paar Behauptungen in seiner Darstellung sind denn auch leicht zu entkräften, so als Beispiele: – AKW sollen gemäss Schlumpf bei gleicher Spitzenleistung das 9fache von Solaranlagen an Strom liefern. Bekanntlich laufen aber auch AKW nicht während des ganzen Jahres, gibt es kleinere und grössere Störfälle und liefert 1KWp Solarleistung im Jahr wegen verbesserter Technologie längst mehr als 1000 KWh pro Jahr, vielmehr rund 1200 im Flachland und bis zu 1500 in den Bergen – der Faktor beträgt also höchsten das 7fache. – Sodann wird der nötige Ausbau der Solarenergie auf den «Faktor 13» gegenüber der heutigen Produktion beziffert, nur schon um den Strom der AKW zu ersetzen. Auch dieser Faktor liegt de facto deutlich tiefer (eingedenk der vorgängig erwähnten Fakten). Zur Beachtung: Solarenergie trägt hierzlande aktuell gegen 4% zur Stromproduktion bei (jährlich per Ende 2020 rund 2,5 TWh). – Wir alle wissen, dass die Sonne in der Nacht nicht scheint – und dennoch baut die ganze Welt auf Photovoltaik für die künftige Stromversorgung (bei weitem und seit Jahren das grösste Investitions- und Zubauvolumen). Ja, warum wohl? Weil dieses Problem eben ein lösbares ist in vielerlei Hinsicht. Der Kürze halber kann ich diesbzüglich nur das Buch von Nordmann selbst empfehlen (Kapitel Stromspeicherung). Dass er einfach alle Nachtausfälle und Tagesschwankungen eliminiert, kann nur behaupten, wer das Buch nicht gelesen hat – oder vielleicht einfach nicht verstehen will. Ein weiteres Ammenmärchen der Schlumpf’schen Kritik ist die Rechnung zu den nötigen Pumpspeicherwerken. – Der Vorwurf einer Verschwendungsmaschinerie durch viele PV-Anlagen wird absurd, wenn man weiss, dass bei AKW 2/3 der erzeugten Energie in Form von Wärme in den allermeisten Fällen verloren gehen (warum braucht es denn Kühltürme für die Abwärme?). – All diese Einwände machen klar: Schlumpf geht es – wie bei C-C üblich – um die Diskreditierung des Potentials der Solarenergie und – wie der letzte Abschnitt dann auch Schwarz auf Weiss belegt – um eine Wiederbelebung der Atomtechnologie. Diese wird betrieben mit dem Verweis auf deren Möglichkeiten, die allesamt aber noch nicht realiserbar sind. So schwach die Analyse von Nordmann’s Vorschlag also ist, noch viel schwächer ist von Schlumpf vorgetragene Alternative. Der Vorschlag «die neuste Generation von AKW zu planen, die physikalisch inhärent sicher sind, auch in kleineren Einheiten gebaut werden können und das Abfallproblem weitgehend gelöst haben.», ist reine Phantasterei – und politisch gemäss der Energiegesetzgebung sowieso nicht zu realisieren. Bei dessen angestrebter Veränderung wünsche ich viel Vergnügen! Reply
Guntram Rehsche ist ein Zürcher Schreiberling (Kommunikationsbranche), der von der Erneuerbarenszene insbes. von der Swisssolar seine Texte in Rohform erhält und diese dann sprachlich “veredelt”. Er selbst hat von der Physik der Energie-/Strombereitstellung eigentlich keine Ahnung. Das erkennt man auch an seinem unbeholfenen Kommentar. Seine 5 Spiegelstriche enthalten keinerlei sachliche, quantitative Widerlegung zu den Inhalten von Herrn Schlumpfs sehr gutem Artikel – sondern allein irrelevante, diffuse ideologische Anti-AKW-Haltungen, die man durch die Pfeiffe rauchen kann. Dass neue AKW wegen eines stumpfsinnigen Gesetzes nicht realisierbar wären, ist ein lächerliches Argument. Das kann man gut an der Coronasituation erkennen, wo innerhalb kürzester Zeit eine Notstandsregelung erlassen wurde – die nun sogar sehr rasch zu einem neuen Coronagesetz führte. Bei einer Strommangelsituation wäre es vermutlich ganz ähnlich. Solar hat keine Chance. Man plant beim BFE in der Hinterhand bereits Gaskraftwerke. Der Gaspreis ist in den letzten 2 Jahren durch US- Shale-LNG-Überangebote dramatisch eingebrochen. Das ist die Chance. Dennoch, Gas ist auch nicht wirklich nachhaltig. Aber Gas wird vermutlich die effektive Übergangsenergie, bevor dereinst Kernspaltung oder Kernfusion übernimmt. An Atomkernstrom kommt die Menschheit langfristig nicht vorbei. Das wird dann der übernächste Schritt. Und jetzt höre ich bereits die Solar-Wasserstoff- Jünger, die mittels Power-to-Gas-to-Power den Atom-Winterstrom gern solar ersetzen möchten. Wohlgemerkt mit einem effektiven Gesamtketten-Wirkungsgrad von 25% (!!). Um ca. 15 TWh CH-AKW-strom des Winter-Halbjahrverbrauchs so zu ersetzen, braucht es also gut 60TWh/Sommerhalbjahr-Speicherstrom (–> Heimatbild ade!) und die entsprechende Speicherkapazität für den anfallenden Wasserstoff. Herr Rehsche (unser Erneuerbaren-Energiespezialist )darf mal zu rechnen beginnen, wieviel Wasserstoffgas aus 60 TWh sommersgesammelten SolarStrom gebildet werden – und vorallem welches Speichervolumen bei einer Kompression auf 10 bar notwendig ist. Viel Spass dabei. (Tip: Man kommt mit den vier Grundrechnungsarten und einer Tabelle zur Gaskompressibilität aus). Rehsche kann dabei spasseshalber mal die 10 bar Gasspeicher von Schlieren mit 40m Durchmesser ansetzen, und rechen, dass jede dieser Kugeln einen Fläche von 50 x 50 m^2 braucht. Jede Kugel fasst ca. 250’000 m^3 H2-Gas bei 10 bar. Um also in einem G&D-GasKW (–>Wirkgrad 50%) im Winter 15 TWh Strom zu produzieren (Ersatz der CH-AKW) braucht man also 40’000 solcher Gasspeicher à la Schlieren. Um die auf einer Fläche von 50x50m^2 aufzustellen braucht es eine Fläche von mind. 100km^2, also ein Feld von 10 km x10 km dicht gestellter Behälter. Machbar? Das sind doch mal Argumente Herr Rehsche. Nicht nur Gedöhns. Reply
G. Rehsches Einwände sind oft derart unsachlich, dass ich einmal darauf eingehe. – AKW liefern 9mal mehr Strom als PV: Nordmann gibt in seinem Buch 44 TWh als Ertrag von 50 GW PV an; ich nehme Gösgen als Modell mit 1 GW Leistung, der Ertrag von Gösgen im 6-Jahresdurchschnitt vor 2019 ist 8.015 TWh, bei 50 GW ergibt das 400.75 TWh; 400 : 44 = 9.1, also Faktor 9 – Rehsches Bemerkungen über “AKW laufen nicht das ganze Jahr” etc ist reines Ablenkungsmanöver, und er geht überhaupt nicht darauf aus, dass dieser Faktor auf einen gewaltigen Nachteil von PV verweist – Der PV-Ausbaufaktor ist auf den Stand von 2017 bezogen, da hat Rehsche recht, vom heutigen Stand aus ist es noch etwa das 11-Fache, aber das ist ohnehin Schätzarbeit; hingegen überschätzt er die heutige PV-Produktion: 2019 war der Ertrag aus PV 2’178 GWh, das sind gemessen an der Landeserzeugung 3%, nicht 4 – Im Kap.8 von Nordmann beschreibt dieser sein Modell, von dem alle Zahlen stammen, Titel “Modellierung auf monatlicher Basis”, darauf gehe ich ein; Rehsche hat offenbar das Buch nicht gelesen, sonst wüsste er, dass ich zu recht von einem Monatsmodell Nordmanns ausgehe – Warum ist meine Rechnung zu den Pumpspeicherwerken ein Ammenmärchen? Da fehlen Rehsche offenbar die Argumente, um einen sachlichen Einwand zu formulieren – Die Verknüpfung meiner Verschwendungsmaschinerie-Kritik (beim geplanten Abregeln der PV-Anlagen im Sommer) mit der nicht optimalen Ausnutzung der Primärenergie in den AKW ist gesucht, diese zwei Dinge haben nichts miteinander zu tun; und inhaltlich bringt er kein gutes Argument für diese “Verschwendung” – Mir geht es nicht um die Diskreditierung der PV-Anlagen, sondern um eine sachliche energiepolitische und Umwelt-Kritik dieser Option – Und ja, ich plädiere, als Resultat dieser Kritik, u.a. für neue AKW; da kennt sich Rehsche offenbar überhaupt nicht aus – und klar, es bleiben immer Unwägbarkeiten für die Zukunft Reply
Der schöne Plan von R. Nordmann, Präsident von Swisssolar, ist ein tolles Marketingcoup. Klar geht der Plan nicht auf, aber darüber kümmert er sich nicht, sondern nur darum, dass die Anreize, sprich Subventionen, für die PV weiter sprudeln. Schon bei 5’000 MW PV Produktion wird Swissgrid dafür sorgen müssen, dass diese Produktion abgeriegelt wird. Das werden die Bilanzgruppen, sprich grossen EVU, umsetzen müssen. Die Investoren in PV-Anlagen werden schreien und klagen. Was für eine schöne Welt bei Sonnenschein. Und im Winter werden wir importieren müssen oder unzählige Batteriespeicher bauen, die bald unbedingt auch Anreize brauchen werden … Reply
Martin, Ich gratuliere zu diesem sehr gut recherchierten und mit nachvollziehbaren Gedanken und Folgerungen versehenen Artikel – sehr interessant. Leider kommt einmal mehr ein vollkommen unqualifizierter Beitrag / Kommentar aus der Feder dieses Guntram Rehsche. Er disqualifiziert sich vollends mit der Anmerkung: “Der Vorwurf einer Verschwendungsmaschinerie durch viele PV-Anlagen wird absurd, wenn man weiss, dass bei AKW 2/3 der erzeugten Energie in Form von Wärme in den allermeisten Fällen verloren gehen (warum braucht es denn Kühltürme für die Abwärme?).” Da hat jemand Fundamentales über die Theorie der Energieströme nicht verstanden – ob es nicht Können oder nicht Wollen, oder eben beides ist – sei dahingestellt. Herr Odermatt stellt Herrn Rehsche mit recht eine konkrete Frage, er sollte dazu einmal sehr spezifisch antworten (die Zusatzfrage wäre noch, ob Herr Rehsche in der Nähe eines solchen H2 (10 bar!) Speichers wohnen möchte?). Ich habe Herrn Rehsche im Anschluss an seine unqualifizierten Kommentare zu meinem Blogbeitrag “Denn sie wissen nicht, was sie tun” (vom 6. April 2020) auch eine konkrete, einfache Rechenaufgabe gestellt, eine Antwort ist bisher ausgeblieben. Herrn Rehsche und seinem Umfeld könnte es allenfalls gelingen, manipulativ (demokratisch) eine Mehrheit dafür zu finden, dass die Gravitationsgesetze nicht gelten sollen. Trotz solcher Mehrheit wäre dies letztlich völlig absurd, die Gravitationsgesetze können so nicht aus der Welt geschaffen werden. Obwohl um einiges komplexer, jedoch genau solches erleben wir zur Zeit in Bezug auf die Energiepolitik. Alle die Argumentationen, welche Rehsche bisher im Rahmen CCN-Blogs gebracht hat, sind keine Kritik im Sinne von ernsthaft, aufbauenden Beiträgen, welche sachlich wohlbegründet andere Sichtweisen zum Thema vertreten, sondern “Bullshit” in Reinkultur. Solches soll er an dieser Stelle in Zukunft unterlassen. Emanuel Höhener Reply
Grüner Wasserstoff – hergestellt mit erneuerbarer Energie aus der Kraft der Sonne und des Windes – ist Lösung des Speicherproblems für die unregelmässig anfallenden Erneuerbaren. Dank deren immer günstigeren Kosten und Tech-Fortschritten sowie deren Skalierbarkeit wird grüner Wasserstoff im Laufe des Jahrzehnts konkurrenzfähig. Klar, es braucht Anschubfinanzierung – nur wer braucht die nicht (Atom!). Reply