Der unbequeme Michael Moore

He did it again. Man kann von Dokumentarfilmer Michael Moore halten was man will, aber so richtig provozieren, das kann er. Mit seinem neusten Werk «Planet of the humans» zeigt er auf seine Sichtweise, wie die Erfolge der grünen Bewegung schon längst nichts mehr mit ihren Idealen zu tun haben. Das Tragische ist, dass viele Grüne es erst mit diesem Film merken und nicht wahrhaben wollen. Wirklich bedenklich sind diejenigen, welche versuchen den Film zu verunglimpfen, zu zensieren oder sogar zu verbieten. 

Planet of the Humans von Michael Moore

Doch zurück zu Michael Moores Film. Logisch, es ist einiges in seiner bekannten Art überzeichnet und sogar falsch, aber so wirklich Neues bringt er gar nicht. So streicht er zum Beispiel mit einer Vielzahl von Interviews heraus, dass mit Wind und Sonne keine Bandlast produziert werden kann. Das ist nichts Neues. Die Grünen kennen das Problem natürlich und versuchen deshalb immer wieder, weis zu machen, dass Bandlast in Zukunft gar nicht mehr nötig sei. Dabei zeigt gerade die expandierende Digitalisierung, dass eine zuverlässige Bandlast rund um die Uhr, also 24/7, keine einzige Sekunde absacken darf und dass das immer wichtiger wird- ja, systemrelevant und unverzichtbar ist.

Der Film geht aber leider gar nicht darauf ein, wie es dazu kommen konnte, dass Wind- und Solarkraft heute als alleinige klima- und weltrettende Technologien gehandelt werden. Da ist die Schuld bei der Politik zu suchen, die meint, sich über physikalische und ökonomische Grundregeln hinwegsetzen zu können. Solange die Wirtschaft so richtig rund läuft, kann man leicht Rahmenbedingungen schaffen, sprich Projekte mit Subventionen und Abnahmegarantien versehen, so dass jede Windmühle und jedes Solardach für Investoren attraktiv werden, wo immer sie stehen.

Vorzeichen, dass solche Marktverzerrungen nicht nachhaltig sein können, gibt es zuhauf, aber man will sie nicht wahrhaben. Blendendes Beispiel dafür ist Warren Buffets Aussage anlässlich einer Rede in Omaha, Nebraska, dass es für ihn der einzige Grund sei, in Windanlagen zu investieren, weil er dafür eine Steuergutschrift erhalte. Ansonsten Windanlagen überhaupt keinen Sinn machen würden. («On wind energy, we get a tax credit if we build a lot of wind farms. That’s the only reason to build them. They don’t make sense without the tax credit.”)

Ein zweites Beispiel aus der näheren Umgebung sind die Investitionen der Elektra Baselland und der IWB in das Solarkraftwerk Calasparra in Südspanien. Mit der Abnahmegarantie und Steuergutschrift des spanischen Staates schien sich die Investition gut zu rechnen. Doch bereits wenige Jahre später kürzte der spanische Staat diese, weil er sie sich einfach nicht mehr leisten konnte. EBL wird wohl noch länger gegen die spanische Regierung klagen müssen…

Und ein drittes Beispiel, wie blauäugig Erneuerbare nicht nur als Klimaretter, sondern gar  als Wirtschaftsmotorenverkauft werden, gibt Anton Gunzinger in seinem Buch «Kraftwerk Schweiz» zum Besten. Damit sein Modell einer Solar- und Wind-betriebenen Schweiz erfolgreich ist, müsse halt einfach der Benzinpreis auf zehn Franken erhöht werden. Jetzt haben wir aber gerade Anschauungsunterricht erhalten, wie sich der Ölpreis verhält, wenn die Nachfrage wegfällt. Fossile werden noch billiger und die Preisdifferenz zwischen erneuerbarer und fossiler Energie erhöht sich noch mehr. Soviel subventionieren geht dann nicht mehr. Und wenn die Wirtschaft auch nicht mehr läuft, geht das überhaupt nicht mehr. 

In dieser Beziehung sollte nicht nur der Film von Michael Moore für die Grünen ein heilsamer Schock sein, sondern auch die Coronakrise, die mit ihren Folgen marktverzerrende Planwirtschaft kaum mehr zulassen wird. 

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3 thoughts on “Der unbequeme Michael Moore”

  1. Guter Kommentar Markus!
    Wir sollten jedoch nicht vergessen, dass im Hintergrund dieses Films die Idee steht, dass die Demographie das eigentliche Problem wäre, welche erheblich reduziert werden müsste.
    Wie mit diesem Problem umzugehen ist, wird nicht dargestellt.Das ist zu heikel, auch für ein Provokateur.
    Ja, Energiewenden sind a) nutzlos und b) werden von Opportunisten und als Moralisten getarnten Parasiten ausgenutzt.
    Nein, das Ende der Welt ist noch nicht einmal nahe.

  2. “Das Tragische ist, dass viele Grüne es …………….. nicht wahrhaben wollen.”
    Grünen-Präsidentin Regula Rytz, Wahlsiegerin 2019, will es auch nicht wahrhaben. An einem Bilanz-Pressetalk sagte sie, wenn man den Rückstand der Schweiz in Sachen erneuerbare Energien selbst erfahren wolle, müsse man nur über die nördliche Landesgrenze fahren. Dort können man staunen, auf wie vielen deutschen Hausdächern schon PV-Anlagen installiert seien. Ich erwähnte dann in der Diskussion korrigierend den massiv unterschiedlichen Strommix (CO2-Last) der beiden Länder, um nur auf eine der Ungereimtheiten in Rytz’ schiefer Aussage aufmerksam zu machen.
    Das Problem ist, dass viele Leute an den grünen Schwachsinn von totaler Umstellung auf Erneuerbare ohne Kernenergie glauben (die Grünen als Wahlsieger 2019). Doch an Wahlen das gute Gewissen zu demonstrieren und die praktischen Folgen grüner Politik am eigenen Leib zu spüren, das sind zwei ganz unterschiedliche Erfahrungen. Deshalb kann man getrost damit rechnen, dass der “backlash” gegen grüne Politik spätestens dann kommt, wenn es für jeden Einzelnen konkret wird.

  3. Auf Wikipedia (https://en.wikipedia.org/wiki/Planet_of_the_Humans) kann man ausführlich die Kritik am Film nachlesen. Die Ausführlichkeit der Beschreibung der Kritik und Kontroversen zeigt auch zweierlei: Erstens: Wikipedia ist bei politischen Themen keine neutrale Quelle, sondern “links-liberal” oder Mainstream-infiziert. Klimaskeptiker sind dort notorische Rechte. Zweitens: Die grüne Aktivisten-Community ist sofort massiv zur Stelle, wenn es darum geht, unliebsame Stimmen möglichst zum Schweigen zu bringen – besonders diejenigen von Abweichlern aus den eigenen Reihen (Verrat an der höheren Sache!).

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