Öffentlichkeit und Politiker müssen darüber vermehrt informiert werden, dass moderne Atomkraftwerke sicher sind, das Abfallproblem gelöst ist und durch ihren Einsatz keine CO2-Emissionen produziert. Glaubwürdige Organisationen wie die ETH und die EMPA müssen mit entsprechender Veröffentlichung ihrer Studien in den Medien auftreten. Reply
Eine Vorbemerkung: Die ganze Welt investiert in Solaranlagen, das jährliche Investitionsvolumen beträgt über 100 Mrd. $, selbst nördlicher als die Schweiz gelegene Staaten sind dieser bei PV-Installationen weit voraus (Niederlande, Dänemark, Belgien und natürlich Deutschland). Ja spinnen die denn alle? Schlumpf’s Argumente sind aber auch sachlich in vielerlei Hinsicht falsch. Zuerst einmal, weil die ökonomische Seite interessanterweise in den Ausführungen von Schlumpf gar nicht vorkommt. Aber: Offenbar hat die Ökonomie bereits entschieden – zugunsten der Solarenergie, deshalb bleibt sie wohl unerwähnt. Bester Beleg sind die Investitionen von Warren Buffet in Grossanlagen, aber auch die immer häufigeren förderfreien in Europa. Doch nun zu den anderen, energetischen Argumenten: Häufig überschüssiger Strom ist demnach wertlos – nur: bis jetzt gibt es in der Schweiz überhaupt keinen überschüssigen Strom – und das wird auch noch auf lange Zeit hinaus so sein – mindestens bis zu einem Solarstromanteil von 10-20% (heute 3%) an der gesamten Stromerzeugung. Also noch viel Luft für den Ausbau von Solaranlagen. Stauseen sind gemäss Schlumpf auf natürliche Zuflüsse angewiesen und können keinen überschüssigen Strom speichern. Und Pumpspeicherwerke sind nicht für die langfristig saisonale Speicherung ausgelegt, sondern für den kurzfristigen Ausgleich im Netz. Jedoch: Auch Speichern ist aktuell kein Problem, dieses wird gelöst sein, bevor neue AKW gebaut sind Und da sind wir beim interessantesten Punkt: Wiedermal müssen AKW als Alternativen herhalten – doch diese neuen Wunderwerke gibt es bislang nirgends im rein kommerziellen Betrieb. Für sie gilt das absolute Todschlagargument: Zu teuer, zu spät – und immer noch zu gefährlich und den Beweis der verschwindenden Abfälle schuldig. Der konkrete Gegenbeweis steht aus. Schliesslich zur CO2-Intensität in Gramm CO2 pro Kilowattstunde. Diese sind für AKW 12g, PV-Anlagen 50g und Importstrom 443g. EMPA-Untersuchung kommt zu ganz anderen Resultaten – wenn aber im Rahmen der Sektorenkoppelung fossile Energien in den Bereichen Verkehr und Wärme durch Solarstrom ersetzt werden (und damit extrem viel CO2 eingespart wird), fällt das CO2 aus neuen Solaranlagen nicht ins Gewicht für die Gesamtbelastung. Der Studien gibt es ja viele – ich verweise u.a. auf jene des Instituts für Solare Energieforschung ISE, das eineindeutig festhält: Klimaschutzziele sind durch Energiewende erreichbar! (https://www.ise.fraunhofer.de/content/dam/ise/de/documents/presseinformationen/2020/0320_ISE_d_PI_Wege_zum_klimaneutralen_Energiesystem.pdf). Reply
Vielen Dank, Herr Rehsche. Ich beschränke meine Replik auf drei Punkte, obwohl ich alle replizieren könnte. Erstens wird in NEE investiert, weil hier in der Regel dank priorisierter Einspeisung und Subventionen risikolose Erträge generiert werden können. Sobald die staatlichen Beihilfen gekürzt werden oder ganz wegfallen, nehmen die Investitionen drastisch ab. Dies gilt insbesondere für Solar- und noch fast mehr für Windenergie (onshore). Die Investoren spinnen in der Tat keineswegs, das übernehmen die Energiepolitiker. Zweitens müssen bei der Stromproduktion die Angebotsverhältnisse im europäischen Netzverbund betrachtet werden – nicht nur die Schweiz. Leider sind die Besonnungsverhältnisse in Europa so, dass es bei schönem Wetter in diesem Netzverbund immer wieder zu grosser Überproduktion kommt, die sich in negativen Preisen an den Strombörsen niederschlägt. Zu diesen Zeiten ist Strom kein Gut mehr, sondern ein Bad (ein negatives Gut sozusagen, für das man den Abnehmer bezahlen muss). Je höher der Anteil der intermittierenden NEE im europ. Netzverbund wird – egal woher die Produktion kommt -, desto gravierender wird dieses Problem. Drittens weiss Herr Rehsche immerhin, dass auch die Speicherproblematik immer schlimmer werden könnte, er setzt aber hier auf das Prinzip Hoffnung. Doch abgesehen von exorbitanten Wirkungsgradverlusten, verbunden mit ebenso exorbitanten Kosten, haben wir hier ein unlösbarer Problem der Grössenordnungen. Es ist überhaupt nicht möglich, die Speicher für hohe Anteile an intermittierendem NEE-Strom zeitgerecht und in ausreichender Leistung zu erstellen. Reply
Schön, dass Sie mir das Stichwort liefern, Herr Rehsche. Ja, die nördlichen Länder spinnen, aber nicht alle. Sicher die Deutschen und die Dänen, aber nicht die Schweden und die Finnen. Woher diese Unterschiede im denken kommen ist mir aber seit Jahren nicht klar. In der Geschichte hat es sicher immer wieder mal Fälle gegeben, wo praktisch die Bevölkerung ganzer Länder während langer Zeit an irgendwelche Dinge geglaubt hat, welche sich schliesslich als völlig falsch bzw. untauglich erwiesen haben. Für mich ist dies einfach nur seit Jahren (gesteuerte) Massenhysterie, die aus verschiedenen Gründen Erfolg hat, Ignoranz, Geldgier, und einigen mehr. Dies müssten Psychologen genauer zu erklären versuchen. Die Strompreise in D und DK sind nicht ohne Grund praktisch die höchsten in der EU. Die Dänen sind ganz speziell. Sie sind zwar pro Kopf Weltmeister beim Windstrom, setzen aber daneben immer noch rechte Mengen an Kohle bei ihrer Stromversorgung ein. Das wird ganz sicher nicht an die grosse Glocke gehängt. Die neuen erneuerbaren PV und Wind weisen, auch ohne Tagesspeicher, durchwegs miserable ERoEI-Werte auf, eine einigermassen saisonale Speicherung wird noch sehr lange auf sich warten lassen, oder sie wird wegen extremer Kosten und fehlendem Platzbedarf möglicherweise überhaupt nie kommen. Die angestrebte und eigentlich sinnvolle Sektorkopplung dürfte die Prozesse schliesslich so kompliziert machen, dass sie mit Sicherheit nicht mehr gesteuert werden können, auch nicht bei der Stromversorgung, wo man ja bekanntlich versucht mittels digitalen Lösungen die Produktion so weit wie möglich zu glätten und dabei erst noch die notwendige Netzfrequenz absolut stabil zu halten. Auf die Digitaltechnik ist meines Erachtens eigentlich wenig Verlass, wie wir mit schöner Regelmässigkeit schmerzhaft feststellen müssen, wenn wieder einmal ein grosses und teures Projekt in der Wirtschaft, aber auch in der Verwaltung scheitert. Reply
Den Erneuerbaren Energien ihre (noch) teilweise – aber immerhin stets abnehmende – Fördernotwendigkeit vorzuhalten und als Alternative die Atomkraft welcher Art auch immer anzuführen, ist schlicht und einfach lächerlich. Denn die Atomkraft ist genau jene Energieform, die nie ohne Förderung auskam und auch in Zukunft nicht auskommen wird. Und wo ist sie denn, diese «neuste Generation von AKW, die physikalisch inhärent sicher sein sollen und auch in kleineren Einheiten gebaut werden können und auch das Abfallproblem weitgehend gelöst haben»? Wären die wirtschaftlich, müssten sie ja längst gebaut sein – aber sie sind eben sowohl unwirtschaftlich wie auch technisch unzureichend. Reply
Lieber Herr Rehsche, Sie lenken vom Hauptproblem ab: Mit der PV-Strategie anstelle von AKW manövrieren wir uns in ein riesiges Winterstromloch. Allein für diese Substitution errechnet die Empa-Studie ein Winter-Defizit von 13 TWh, und die angestrebte teilweise Elektrifizierung der Gebäude und des Verkehrs erhöht dieses auf 23 TWh – das ist mehr als fünfmal mehr als heute! Diese saisonale Problematik wird aber meist verschwiegen oder bagatellisiert oder wie bei Ihnen wird auf das Prinzip Hoffnung gesetzt. Das halte ich für fahrlässig, zumal die Schweiz im Gegensatz zu Deutschland weder auf einen namhafte Windstromanteil (der etwas “glätten” würde) noch auf konventionelle Backup-Kraftwerke abstellen kann. Reply
Wie schon oben erwähnt – das Prinzip Hoffnung gilt ja nun ganz speziell für die Atomkraft bzw. für neue zu erstellende AKW…. Reply