Lieber Robert Nel, das ist ja ein interessanter text von ihnen, der am Ende auch zu dem fuer mich richtigen Kern vordringt. Egoismus. Der theoretische gegenpol: Communismus, der Gemeinschaft sich verpflichtend. Das ist jetzt keine moral/ethische Perspektive, sondern eine rationale. Wir als Individuen koennen nur in der Gemeinschaft existieren. Wie gross diese sich geografisch ausbreitet, ist unwesentlich. Ob wir dafuer kopfgeburtige Konstruktionen wie Staatsapparate brauchen, ist erst mal offen. So komme ich dazu, die geschichte der Menschheit als gepraegt von dieser Polaritaet zu begreifen: Egoismus versus Communismus. Das Mein/Mir gegen das Uns/Wir. Und soweit mein Auge reicht, durchzieht es alle Reflektionen und Analysen in unserer Geschichte schriftlicher Dokumente. Herrschaftsstrukturen sind nur darueber erklaerbar, weil dies die Energie ist, die die menschlichen Motoren antreibt. So verliert sich der Unterschied von Feudalismus ueber repraesentative Republik bis zum entfesselten Finanzkapitalismus. Alle diese Formen sind nur aus einer privaten Aneignung gemeinschaftlicher Ressourcen zu erklaeren. Und alle inneren Gewaltapparate nur aus seiner Erhaltungsfunktion dieses legitimierten Raubs an den Gemeinschaften. Aber damit sind wir beim Konstrukt Staat angekommen. Das wichtigste Instrument zur Erhaltung des privaten Raubs an den Gemeinschaften. Geschaffen von den Eliten, fuer die Eliten, gegen die Bevoelkerung. Roemische Staatstheorie, wesentlich zusammengefasst von Cicero. “Für mich selbst basiert die Gesellschaft auf dem Prinzip des freiwilligen Tauschs ..”. Und was soll getauscht werden? Diese Frage fuehrt uns zur basis jeder Gesellschaft. Die Herstellung unserer materiellen Lebensgrundlagen. Ein Tausch ist nur dann notwendig, wenn etwas fehlt, was notwendig ist. Den “Tausch aus Lust und Spass” lassen wir jetzt einfach mal weg. Maekte waren frueher Treffpunkte von Produzenten. Heute sind es Sammelplaetze von Konsumenten, die selbst nie produktiv taetig sind. Wenn wir ueber die Grundlagen menschlicher Gemeinschaften reden, dann sollten wir uns von dem ganzen Unfug abloesen und nur das notwendige betrachten. Dann wird es einfach. Die tragenden Gruppen jeder menschlichen gesellschaft sind: die Bauern, die Handwerker und die Techniker. Al viertes kaemen die Ingenieure. Weil aber Ingenieure Personen sind, die ein tiefes theoretisches Verstaendnis der gesetze der Natur mit tiefer praktischer Erfahrung verbinden, wenden wir es auf diese 3 Gruppen an und die 4. loest sich auf. Bauern, die Landwirte, kuemmern sich um unsere natuerliche Existenzgrundlage. Die Handwerker, vor ort, helfen ihnen. Die Techniker arbeiten in praeparierten Umgebungen, optimiert auf ihre Anforderungen. So, und all die vielen anderen? In der Region Deutschland fast 2/3? in ihrem heutigen Tun sind sie nutzlos, verbrauchen nur, schaffen nichts, existieren parasitaer. Warum? Weil den meisten von ihnen gar nichts anderes uebrig bleibt, wenn sie irgendwie leben wollen. Sie sitzen jeden Tag in ihren Bueros und schauen dumm aus ihrer Waesche. Es gibt einen 8000 jahre alten Satz aus der Lao Tse Schule: Es ist besser, nichts zu tun, als mit viel Aufwand nichts zu schaffen. mit lieben gruessen, willi uebelherr z.zt. Asuncion, Paraguay Reply
Antwort Nef: Urproduktion, Handwerk und Technik sind wichtig, aber wenn alle nur zum Eigengebrauch anbauen, sammeln, jagen, produzieren und erfinden würden, gäbe es weder Arbeitsteilung noch Tausch, und die Handwerker und Techniker müssten einen wesentlichen Teil ihrer Zeit wieder in die Urproduktion investieren. Die Diagnose, dass wir in einer technisierten elektronisch vernetzten hoch arbeitsteiligen Gesellschaft alle zu Händlern und zu voneinander abhängigen gegenseitigen Dienstleistern (im weitesten Sinn) geworden sind, ist zutreffend. Aber alle sind auch irgendwo und irgendwie an der Produktion beteiligt und die Abhängigkeiten sind wenigstens teilweise individuell wählbar und veränderbar. Wichtig bleibt die Wahl und Kündbarkeit der ökonomischen Vernetzungen und deren möglichst kleine Abhängigkeit vom politischen System. Ob der totale Ausstieg aus ökonomischen Vernetzungen und Verstrickungen und die Rückkehr zum eigenständigen Urproduzenten, der weder von Arbeitsteilung noch von Tausch abhängig ist, praktisch noch möglich ist, bezweifle ich. Ihre Folgen wären unabsehbar. Die arbeitsteilige technische Zivilisation befreit uns und versklavt uns gleichzeitig, ein radikaler Ausstieg des ökonomisch völlig eigenständigen Individuums ist ziemlich utopisch. In diesem Sinn sind wir wirklich in einem zivilisationsbedingten «Kommunismus» miteinander verbunden, der aber wenigstens teilweise auf Privateigentum und Tausch beruht und «Inseln der Eigenständigkeit im Meer der Abhängigkeiten» ermöglicht. Das ökonomisch völlig eigenständige und von anderen unabhängige Individuum hat es nie gegeben, und die autonome und autarke Kleingruppe gibt es seit dem Neolithikum nicht mehr. Die not-wendenden kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Vernetzungen brauchen aber nicht auf kollektivem Zwang zu beruhen. Je weniger desto besser. Reply