Leserbriefe zu Rechsteiners “Sichere Versorgung mit Photovoltaik” (NZZ, 6. 6. 2019)

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Photovoltaik – was heisst das genau?

Rudolf Rechsteiner wäre in seinem Gastkommentar über die Versorgungssicherheit durch Photovoltaik (NZZ 6. 6. 19) besser konkret geworden. Im Jahr 2035 müssen Systeme, welche er den Lesern in der Möglichkeitsform vorstellt, in Betrieb sein und den Beitrag zur Sicherstellung der Stromversorgung leisten. Konkret rund um die Uhr und 365 Tage im Jahr – 99,9 Prozent reichen nicht, das würde immer noch einen Ausfall während rund 9 Stunden im Jahr bedeuten. Wie viel Solarfläche von welchem Typ muss installiert werden? Welchen Typ Speicher braucht es für die Tagespufferung, für die Wochenspeicherung und für den saisonalen Ausgleich? Welchen Anteil an Solarleistung/Solarfläche braucht es, um die Speicherverluste zu decken? Falls man Dunkelflauten wie vorgeschlagen mit Power-to-Gas-to-Power (PtoGtoP) überbrücken muss, wie viel zusätzliche Solarleistung/-fläche muss zu deren Verlustdeckung installiert werden?

Konkret, welcher Typ Batterien soll verwendet werden? – Man muss mit deren Spezifikation jetzt beginnen, damit alles 2035 steht. Wie genau sind die schwimmenden PV-Anlagen auf den Stauseen zu gestalten, die im Winter zufrieren, zugeschneit werden und deren Pegel bis über 200 Meter absinkt? Wie rüstet man konkret Lawinenverbauungen mit PV-Paneelen aus? Auch diese sind in der Regel zugeschneit. Lösungen müssen jetzt bekannt sein. Und besonders: Was kostet das alles, die Batterien, andere Speicherverfahren wie Hydro oder besonders der PtoGtoP- Prozess? Noch vor wenigen Jahren hat der Autor der Ostschweizer Landbevölkerung im Lokalfernsehen die Geothermie als Wunder-Energielösung angepriesen. Jedes Dorf müsse nur zwei Löcher, etwa 3000 Meter tief, in die Erde bohren . . . Das ist heute alles vergessen. Womöglich hat die «sichere Versorgung mit Photovoltaik» dieselbe Halbwertszeit.

Emanuel Höhener, Stetten
Präsident Carnot-Cournot-Netzwerk

(Leserbrief erschienen in der NZZ vom 12. Juni 2019; sehen Sie sich auch Höheners Originalfassung an – PDF Download)

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Dateiname: NZZ-Leserbrief-Sichere-Versorgung-mit-Photovoltaik.pdf
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Rechsteiners Träume

Ex SP-Nationalrat Rudolf Rechsteiner schreibt in seinem Gastkommentar «Sichere Versorgung mit Photovoltaik»: «Dank vertikalen PV-Anlagen erübrigen sich teure Saisonspeicher.» Man reibt sich erstaunt die Augen: Hat da jemand das Fundamentalproblem der Sonnenenergie in unseren Breitengraden gelöst, ihre enormen saisonalen Unterschiede, die im Tagesschnitt der bisherigen Produktion bis zum Faktor 300 schwanken? Natürlich nicht. Denn vertikale Anlagen haben grundsätzlich einen geringeren Ertrag (!) als solche mit Neigung und Südausrichtung. Wie eine Studie der ZHAW zeigt, liegt ihr Vorteil bei einer anderen Produktionsverteilung: statt dominierender Mittagsspitzen resultieren Morgen- und Abendmaxima, was einen leicht höheren Eigenverbrauch ermöglicht. Damit ist saisonal aber nichts gewonnen. Erst mit der Installation im Alpenbereich würde der Winterertrag deutlich gesteigert. Aber wo bitte sollen im grossen Massstab solche Anlagen, die noch mehr Platz brauchen als konventionelle, gebaut werden? Denn gerade in den Alpen gibt es natürlich nur wenige Gebiete, die bereits so erschlossen sind, dass PV-Anlagen ohne Verschandelung der Natur installiert werden können. Und selbst dann wären neue Grossleitungen nötig, die den Strom in die Städte leiten: Man stelle sich den (berechtigten) Widerstand der betroffenen Bevölkerung vor. Und die Kosten wären enorm. Ganz im Gegensatz zu den ständigen Beteuerungen Rechsteiners, dass der erneuerbare Pfad der billigste sei. Warum nur haben dann die Dänen und die Deutschen mit ihren am stärksten ausgebauten Wind- und PV-Parks in Europa die höchsten Strom-Konsumentenpreise?

Martin Schlumpf, Würenlingen

(Dieser Leserbrief ist in der NZZ nicht erschienen)

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7 thoughts on “Leserbriefe zu Rechsteiners “Sichere Versorgung mit Photovoltaik” (NZZ, 6. 6. 2019)”

  1. Herr Rechtseiner ist Lehrbeauftragter für Energietechnik an der ETH, im ETH-Zukunftsblog tummeln sich neben Prof. Knutti als Autoren zahllose weitere Polit-Aktivisten, welche irgendwelche Kenntnisse auf dem Gebiet des Klimawandels oder der erneuerbaren Energien durch stramme dogmatische Haltung ersetzen. Nach meiner Erfahrung als Leserbriefschreiber in der NZZ und als Blogger im ETH-Zukunftsblog werden harmlose Beiträge gern veröffentlicht, kritische Blogbeiträge werden jedoch nur zögerlich oder sogar gar nicht veröffentlicht. Die Weltwoche hat das Problem, dass die Leser der Papierausgabe eher Knuttisten sind, was sich zumindest in den veröffentlichten Leserbriefen manifestiert, während im Blog der Weltwoche der Knuttismus eindeutig und teilweise auch fachkundig zerzaust wird. Aber auch im Blog der Weltwoche wird zensuriert, wenn man Köppels ideologischen Impetus hinterfragt. Selbstverständlich habe ich auch den c-c-Netzwerk- Blog ausgetestet: Hier wurde lediglich einer meiner Blödel-Blogs immerhin zunächst veröffentlicht, aber später (zu Recht) gelöscht.

  2. haha…witzig, und ich bin sogar mit dem Inhalt einverstanden. Solange ein Blogbeitrag oder auch ein Kommentar nicht rechtliche Probleme erwarten lässt, würde ich in einem Blog nie was löschen…

    … und ab und zu etwas Blödeln kann nicht schaden, denn die Politik verläuft über weite Bereiche dermassen ärgerlich, dass es unerträglich werden könnte, sie immer ernst nehmen zu wollen.

  3. Gestern, also am 14.06.2019, haben Sie den von Herrn Höhener verfassten Leserbrief veröffentlicht, welcher gemäss Ihren Angaben in der NZZ v. 6.12.2019 erscheinen wird.. Solche Voraussagen schafft nicht einmal der ETH-Zukunftsblog..

  4. Rechsteiner´s Prognosen auf dem Gebiet der “erneuerbaren Energien” haben sich seit Jahren praktisch durchwegs als völlig unzutreffend erwiesen. Dies will etwas heissen, kann man doch seine Veröffentlichungen fast 2 Jahrzehnte zurückverfolgen. Das Perspektivpapier der SP Schweiz zur Zukunft der Stromversorgung ohne Atomkraftwerke “Unterwegs zur Vollversorgung mit erneuerbaren Energien und Energieeffizienz” von 2006 betrachte ich im nachhinein als echten Klassiker von “fake news”. Das paper beginnt mit einer Grafik, welche es wirklich in sich hat und zur besseren Verständlichkeit eine Box mit dem höchst bemerkenswerten Hinweis “2019 Erneuerbare decken Verbrauch zu > 100 %” enthält. Speziell anschauen sollte man auch die Prognose des ehemaligen Vorkämpfers für die einheimische Produktion aus Windkraft für 2020. Mehr neben den Schuhen kann man wahrlich nicht stehen. Ein wirklich höchst bemerkenswertes Pamphlet, auch heute noch zur Lektüre empfohlen.

    http://www.rechsteiner-basel.ch/uploads/media/Studie_RR_Vollversorgung_EE_def.pdf

  5. Als ETH-Absolvent und Vater von 3 ETH-Absolvent(inn)en mache ich mir inzwischen Sorgen um den guten Ruf “meiner” Bildungsstätte. Offenbar gilt hier inzwischen wieder, was schon Aristoteles gesagt haben soll: “Der Gebildete treibt die Genauigkeit nicht weiter als es der Natur der Sache entspricht.” Kann man diese (Ein-) Gebildeten nicht einfach auswildern?

  6. Über Rechsteiners Fake-Geschichte müssten an sich sehr viele Bescheid wissen. Also stellt sich sogleich die höchst kritische Frage, warum “man” den immer wieder weitermachen lässt…. und die Frage: wer ist “man” in diesem Zusammenhang.

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