Sehr geehrter Herr Borner, Herr Schips Mit Freude lese ich jeweils Ihre Beiträge in den Medien und in meinem Bücherregal müsste sicher noch ein Buch von Ihnen rumstehen, welches Meinungsbildend für mich war. Bei der Photovoltaik bin ich aber nicht ganz so pessimistisch wie sie es in ihrem Bericht darstellen. Vielleicht liegt es daran, dass ich mal Elektrotechnik studiert habe. Trotzdem möchte ich mich nicht als einen Idealisten bezeichnen und sehe ein, dass jeder Franken nur einmal ausgegeben werden kann. Die Photovoltaik ist mir perse aber schon mal sympathisch, da sie dezentral ist. Da sollte doch jedem Liberalen warm um Herz werden. Na gut zuerst vielleicht ein bisschen mehr ums Herz und nicht ums Portmonee. Aber wenn die Photovoltaikpreise noch weiter sinken und vor allem auch die Preise der Akkus, wird das in ein paar Jahren auch ohne Subventionen gehen. Die Akkus werden dann zuerst einmal dafür sorgen, dass es in den sonnenreichen Monaten auch in der Nacht mit Photovoltaik geht. Zudem können die Akkus vernetzt für Stabilität sorgen. Anstelle, dass mir der Boiler am Mittag abgeschaltet wird, darf das EW mir dann Strom aus dem Akku ziehen. Von der Problematik der Netzstabilität sind wir aber in der Schweiz noch weit entfernt. Bis wir bei 20% Photovoltaik sind, ich habe nun mal die Hälfte der von Ihnen als sehr problematischen 40% genommen, werden noch einige Jahre, wenn nicht Jahrzehnte vergehen. Wenn wir jetzt schon diesen grossen Anteil an Photovoltaikstrom hätten, wäre das sicherlich ein gravierendes Problem und unsere EW’s würden lautstark nach Subventionen für den Flatterstrom-Ausgleich schreien. Wobei dieser Flatterstrom auch nicht ganz unplanbar ist. Immerhin ist die Wettervorhersage nicht mehr ganz ein Kristallkugel lesen. Bezüglich Winterstromlücke könnten uns vielleicht in 2 Jahrzehnenten ebenfalls Akkus über die Runden helfen. Dank der Autoindustrie. Soeben wurde verkündet, dass die kWh bis Ende Jahr unter 100 $ zu beziehen ist. Angenommen die Kosten sind in 10 Jahren bei 20 $ pro kWh. Damit wäre ein 500kWh Akku für 10’000 $ zu haben. Ein 1 Personenhaushalt braucht 2000 kWh. Dies würde uns mit ein paar Solarzellen durch den Winter bringen. Problem solved… ? Reply
Lieber Herr Schnyder Sollten Ihre optimistischen Annahmen zutreffen, dann wäre die aktuelle Energiepolitik ebenso falsch, wie wenn sie nicht oder nicht ganz zutreffen. Es gibt bei genauer Betrachtung in keinem Fall einen Grund, die Stromproduktion aus neuen erneuerbaren Quellen (v.a. PV und Wind) mit Subventionen und Einspeise-Priorität zu fördern. Zurzeit ist ja diese Stromproduktion nicht nur höchst defizitär (volkswirtschaftlich betrachtet, denn Subventionen sind natürlich auch Kosten – nicht Erträge), sondern dazu auch höchst unnötig. Bei guten Wind- und Sonnenverhältnissen trägt der hoch subventionierte Strom nur zur allgemeinen Überproduktion (v.a. aus Deutschland) bei und fördert die Tendenz zu negativen Preisen. Zur mikroökonomischen Erinnerung: Ein “Gut” mit einem negativen Preis ist in Tat und Wahrheit ein “Bad”. Krass ausgedrückt: Bei schlechten Wind- und Sonnenverhältnissen, produzieren die subventionierten Anlage gar nichts. Bei guten Verhältnissen produzieren sie ein Bad, ein Nicht-Gut! Ob die Schweiz nun neue Erneuerbare fördert oder nicht, spielt für deren Entwicklung weltweit betrachtet sicher keine Rolle. Die entsprechenden Technologien sollen dort entwickelt werden, wo der Wind stärker blässt und die Sonne häufiger Scheint als in der Schweiz! Die aktuelle Förderung der neuen Erneuerbaren in der Schweiz ist reine Ressourcenverschwendung. Will man etwas staatliches für die Energiezukunft tun, etwas Sinnvolles, dann sollte man vorläufig nur Mittel in die Forschung investieren. Sonst gar nichts. Reply
Ich bin kein Freund von Subventionen. Die gehören rasch abgeschafft. Wobei noch zu definieren wäre, ob der Steuerabzug für Private auch dazugehört. Es ist natürlich ein Unding, dass man ohne eine Eigenverbrauchsquote beliebig subventionierte Solarpanels installieren kann und konnte, inklusive Abnahmegarantie durch ein EW. Besonders in Deutschland muss das nun die Bevölkerung ausbaden. Deutschland ist aber nicht die Schweiz. Es ist eben nicht nur sinnvoll dort Sonne in Strom umzuwandeln, wo die Sonne oft scheint, denn die Transportkosten sind ebenfalls zu berücksichtigen und die machen ja mittlerweile fast die Hälfte der Kosten aus. Eine PV Anlage welche schon beim Bau einer CH-Liegenschaft installiert wird oder geplant wurde, ist heute praktisch schon ohne Subventionen wirtschaftlich zu haben. Je nachdem wie die Amortisationszeit gesetzt wird und die Anlage nicht komplett überdimensioniert wurde. Angenommen sie haben ein Mehrfamilienhaus mit 4 Wohnungen und stellen aufs Flachdach eine 10kW Anlage, dann kostet sie das um die 17k CHF (ohne Subventionen, aber mit Steuerabzug). Da die Eigenverbrauchsquote des Mehrfamilienhauses eher hoch sein wird, nehmen wir mal an 60%, können da jährlich 6000kWh zu 22 Rappen erwirtschaftet werden – Total 1320 CHF. Für die restlichen 4000kWh, welche sehr wahrscheinlich als «Bad» produziert werden, können sie meinetwegen zum Spass eine Sauna aufheizen, oder verkaufen es an der Strombörse für 2 Rappen. In 5 Jahren wird man zusätzlich noch einen Akku installieren und die restlichen «gratis» 4000kWh noch in der Nacht verwenden. Ich gebe Ihnen recht, dass viele Installationen rein ökonomisch nicht sinnvoll sind. Auf der anderen Seite bin ich überzeugt, dass es bereits Situation gibt, wo Photovoltaik rentable und ohne Subventionen einsetzbar sind. Reply
Es ist kein Problem, Ihnen weitgehend recht zu geben. Das individuelle Kalkül kann so sein. Nichtsdestotrotz ist es ökonomisch Nonsense, und zwar egal, wer zahlt, bei Wind und Sonne wertlose Überschüsse zu produzieren. So kommt es aber heraus, so lange Strom nicht in grosser Menge zu tragbaren Kosten gespeichert werden kann. Die Netze, das ganze System müssen/muss auf Spitzenbelastungen bei maximaler Solar- und Windenergieproduktion ausgebaut werden. Eine klare volkswirtschaftliche Duplizierung der Kosten. Und ich rufe in Erinnerung, was Kosten sind: Ressourcenverzehr! Geldwerte sind nur das Übertragungsmittel. Reply
Wie gesagt, ich möchte keine “Deutsche” Zustände. Es wird Dank Skaleneffekten im Akkubereich und technologischen Weiterentwicklungen in den nächsten Jahren zu noch mehr rein ökologischen sinnvollen PV Installationen kommen. Eines muss man aber auch noch beachten. Die konventionelle Stromerzeugung ist nicht ganz nachfrage-orientiert, oder wieso läuft meine Wärmepumpe manchmal nicht? Je nach EW werden mehr oder weniger Sperrzeiten für grosse Verbraucher geschalten. Da könnte man auch argumentieren, dass da am Markt vorbei produziert wird. Das Problem mit dem Überschuss hatten wir zudem in der Vergangeheit auch. Okay, nahezu völlig berechenbar mit zu viel Nachtstrom. Aber auch damals musste eine Lösung gefunden werden. AKWs runterfahren war nicht wirtschaftlich. Also hat man mehr Verbraucher dazu genommen (Elektrospeicherheizungen). Interessant wäre es, wenn man in die Bücher der EW’s schauen könnte und Einsicht in ihre Kauf- und Verkausaktivitäten an den Strombörsen haben dürfte. Ich meine was haben EW für ein Interesse, dass Private und Firmen selber PV’s installieren? Reply
Das Jahr hat ca. 8’800 Stunden, aber nur ca. 800 Sonnenstunden. Wer ein Jahr lang rund um die Uhr 1 KW Solarstrom konsumieren will, muss also eine Solarzellenleistung von 11 KW installieren, um diesen Strom innerhalb von 800 Stunden zu “erzeugen”, Das sollte auch studierten Elektrotechnikern einleuchten. Reply
Das wäre der Fall, wenn der Strom verlustfrei gespeichert werden könnte. Das ist aber nicht der Fall…. also muss noch viel mehr Solarleistung installiert werden. Die beste Speichertechnologie ist Hydro (Pumpspeicher). Da betragen die Verluste rund 20%. Reply
Wie kommen Sie auf 800 Sonnenstunden pro Jahr? Im Allgemeinen nimmt man für solche Berechnungen folgenden Satz: 1kWp installierter Leistung erzeugt ca.. 1000 kWh im Jahr. Also müsste man um bei ihrem Beispiel zu bleiben 8.8kW installieren und wie Herr Saurer richtig erkannt hat, verlustfrei speichern können. Aber das ist im Prinzip gar nicht der Punkt, oder dann verstehe ich die Aussage ihres Dreisatzes nicht. Ich habe ja schliesslich nie behauptet man kann durch das ganze Jahr nur von «wirtschaftlichem» Solarstrom leben. Viel mehr ging es mir darum, aufzuzeigen, dass es jetzt schon Situationen gibt, bei welchen die Photovoltaik wirtschaftlich eingesetzt werden kann. Mit fallenden Akkupreisen wird es in den nächsten 5 Jahren von April bis September mit nur der PV Anlage gehen. Und wie erwähnt, dank den Autoherstellern werden die Akkupreise in 20 Jahren so tief sein, dass man vielleicht noch im Januar die Hydrospeicherkraftwerke zur Hilfe ziehen muss. Wie gesagt, ich bin gegen Subventionen, sehe aber nicht ein wieso wir Gaskraftwerke bauen sollen die über 30 Jahre abgeschrieben werden müssen. Reply
Herr Schnyder, überlegen Sie sich bitte, ob Ihre Aussage, dass PV in gewissen Situation wirtschaftlich eingesetzt werden kann – heute schon -, auch in volkswirtschaftlicher Hinsicht zutrifft: Selbstverständlich nicht, denn ohne Einspeisevorrang würde niemand den Solarstrom abnehmen wollen. Die Solarproduzenten müssten bei schönem Wetter mit marginalen Erträgen, teilweise gar mit negativen Preisen rechnen – je mehr PV auf dem Markt ist, umso gravierender wäre das Problem. Mit anderen Worten PV wäre ohne staatliche Beihilfen und Einspeisevorrang nicht überlebensfähig. Reply
Es ist irrelevant, wieviel Sonnenstunden das Jahr hat und wie hoch der Wirkungsgrad einer Speichertechnologie ist: Das Speichern von Solarstrom ist sinnlos! Der Einsatz von Solarstrom in grossen Mengen kann nur sinnvoll sein, wenn er fossilen Strom zeitnah aus dem Netz verdrängt. Diese virtuelle Speicherung des Solarstroms in Form von fossilen Brennstoffen hat den bestmöglichen Wirkungsgrad und eine praktisch unbegrenzte Speicherkapazität fast zum Nulltarif. Dafür brauchte es aber eine völlig andere Strommarktregulierung, welche den fossilen Strom nicht entbehrlich macht, aber verteuert. Reply
Eine 10kW Anlage bei einem Mehrfamilienhaus ist heute schon wirtschaftlich. Die einzige Voraussetzung ist der 100% Eigenverbrauch. Dann benötigen sie nicht einmal Subventionen und können pro kW mit ungefähr 22 Rappen rechnen. Macht dann 2200 Franken pro Jahr. Klar ist eine 10kW Anlage bei einem Einfamilienhaus wirtschaftlich nicht rentabel. Ich will ja nur aufzeigen, dass es viele Fälle gibt, bei denen ein PV-Anlage schon heute wirtschaftlich einsetzbar ist und wir dieses Potential nützen sollten. Reply
Könnten SIe uns eventuell noch ihr Argument dazu liefern wieso ein Akku gaga ist? Klar wäre die Einsparung fossiler Brennstoffe die beste Lösung. Im Moment gibt es aber noch keine wirtschaftliche Lösung die sektorübergreifend ist und zudem gibt es in der Schweiz nahezu keinen fossilen Strom. Eine Akku für Nachtstrom ist aber in absehbarer Zeit wirtschaftlich. Reply