Von Simon AegerterEs schlägt Dreizehn! Soso, die frequenzgesteuerten Uhren gehen 6 Minuten nach? Lustig! Man sagt das komme von der unregelmässigen …
Von Simon Aegerter
Es schlägt Dreizehn! Soso, die frequenzgesteuerten Uhren gehen 6 Minuten nach? Lustig! Man sagt das komme von der unregelmässigen Frequenz des Netzstroms. Kein Problem! Bald gehen die Uhren sechs Minuten vor.Wirklich?
Die Frequenz ist die Steuergrösse des Netzes. Wenn mehr Verbraucher Strom nachfragen, sind die Generatoren, die alle mit 3’000 Umdrehungen pro Minute drehen – also 50 Mal pro Sekunde – überfordert und drehen ein Bisschen langsamer. Das löst eine Korrektur aus: Man leitet mehr Wasser auf die Turbinen, oder mehr Dampf. Bis die gewünschten 50 Mal pro Sekunde wieder erreicht sind.
Man hat das mit einem Tempomat verglichen. Wenn er auf 120 eingestellt ist, arbeitet der Motor so, dass die 120 km/h stets eingehalten werden. Wenn eine Steigung kommt, braucht es mehr. Der Tempomat gibt mehr Gas. Was würden Sie empfinden, wenn der Motor nicht mehr als 115 km/h halten könnte? Da stimmt etwas nicht! Der Motor muss überholt werden.
Genau das passierte in den letzten Wochen mit dem europäischen Netz. Der Motor, sprich die Kraftwerke, konnten offenbar die Nachfrage nur knapp decken. Die Frequenz verharrte offenbar über Wochen knapp unterhalb 50 Hertz. So lange, bis 6 Minuten fehlten.
Das ist nicht lustig. Das ist beunruhigend. Offenbar läuft das europäische Versorgungsnetz auf dem letzten Zahn. Man kann von Glück reden, dass der Frühling vor der Türe steht. Der Heizbedarf geht zurück und die Wasserkraft nutzt die Schneeschmelze. Uff! – es ist noch mal gut gegangen.
Wie wird es nächsten Winter aussehen? Und übernächsten? Die Nachfrage wird steigen und das Angebot wird zurückgehen. 2019 geht Mühleberg vom Netz, ebenso Philipsburg 2 in Deutschland. Gehen die Uhren dann 20 Minuten nach? Das ist kaum tolerierbar. Da werden Lastabwürfe nötig sein, wie man in der Branche sagt. Im Volksmund heisst das Blackout.
Aber hat Doris Leuthard nicht verkündet, dass die Stromversorgung bis 2025 gesichert sei? Ja, falls die Vorgaben des Energiegesetzes eingehalten werden, die Sparziele erfüllt und Importe möglich sind.Zu diesen „Falls” gehört auch, dass die Leitung von Bassecourt nach Mühleberg vor der Ausserbetriebnahme des Kernkraftwerks auf 380 kV ausgebaut sein muss. Gegen diese Pläne gibt es zur Zeit 70 Einsprachen. Der Zeitplan hängt in der Luft und damit die Versorgungssicherheit.
Diese Probleme werden sich im Winter 2019/2020 auswirken. An den Winter 2022/2023 wagt man gar nicht zu denken. Dann werden alle deutschen Kernkraftwerke fehlen und bei Dunkelflaute wird das europäische Net verhungern.
Wer wird die Verantwortung übernehmen?
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