Warme Luft

Kuh-Gorps.pngEin Kuh-Gorps-Preis würde perfekt zu den Wahnvorstellungen der sogenannten Energiewende passen. nach Autor Das Bundesamt für Energie …

Ein Kuh-Gorps-Preis würde perfekt zu den Wahnvorstellungen der sogenannten Energiewende passen.

Das Bundesamt für Energie zeichnet Mitläufer der Energiewende mit Preisen aus. Wohin führt diese Politik?

Ein Plädoyer für einen Kuh-Gorps-Preis ist fällig. Kürzlich fand im Kursaal Bern vor gut einem halben Tausend Zugewandten der Jahresapéro des Bundesamtes für Energie statt, dessen Höhepunkt die Preisverleihung «Watt d’Or 2018» war. Das kostete die Steuerzahler wohl etwa einen Hunderttausender, aber für die Propaganda zugunsten der 2000-Watt-­Gesellschaft ist dieser Preis Gold wert. Ich war nicht selber dort, weil die Eingeladenen praktisch alle Subventionsempfänger oder Energiewende-Ideologen waren. In ökologistischen Planwirtschaften sind Apéros mit Auszeichnungen für die Mitläufer ein wichtiges Lenkungsinstrument.

Ein Preis ging an die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ) und eine private Engineering-Firma für Strassenlampen, die nachts nur dann leuchten, wenn sich etwas bewegt. Das wird die Welt bewegen, obwohl ich in meinem alten Bauernhaus im Sundgau seit mindestens zehn Jahren genau so eine Aussenbeleuchtung habe. Ausgezeichnet wurden auch die Stadtwerke von Genf für ein Serviceangebot, das Liegenschaftseigentümern eine Gesamtoptimierung des Energiehaushaltes ermöglicht – eine Ohrfeige für das private und eigenfinanzierte Gewerbe!

Bilanz des Kuhfladensammelns

Ein weiterer Preis galt einem Verfahren zur direkten Umwandlung von Biomasse in Methan. Der unter Mithilfe des Paul-Scherrer-Instituts (PSI) entwickelte Prozess soll die Umwandlung von Kuhdung (oder anderer Biomasse) durch die Zugabe von reinem Wasserstoff, erzeugt mittels «überschüssigem» Solar- oder Windstrom, um sagenhafte 60 Prozent erhöhen. Moment – Methan, chemisch gleich wie Erdgas, ist doch ein etwa zehnmal schädlicheres Treibhausgas als das sündige CO2! Ist für Energiewender nicht so schlimm, denn das preisgekrönte Methan ist ja eine Umwandlung von Abfällen und überschüssigem und daher überflüssigem Flatterstrom in einen Zwischenspeicher, der dann bei Bedarf in Strom zurückverwandelt wird. Bei einem Wirkungsgrad nahe null bringt ein Plus von 60 Prozent allerdings nur wenig mehr als nichts. Und wenn man den Rohstoff- und Energieaufwand zum Einsammeln der Kuhfladen einberechnet, sieht die Bilanz noch schlechter aus.

Laut einem vertrauenswürdigen Augen- und Ohrenzeugen wurde in Bern aber explizit auf Kuhmist als Energiequelle verwiesen. Eine sozialdemokratische Ständerätin, Jurymitglied ohne theoretische oder praktische Marktkenntnisse, attestierte dieser Innovation Markterfolg. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass ein solches Unternehmen ohne Subventionen dem Konkurs zusteuert so wie eine frühere Preisträgerin mit ihrem Wasserwirbelkraftwerk. Wie viele Millionen Tonnen Kuhmist brauchte es denn, um auch nur ein AKW zu ersetzen? Da könnte man höchstens noch den ganzheitlichen Ansatz ins Feld führen nach dem Motto: «Wenn schon Kuh, dann konsequent!» Die Kühe produzieren ja nicht nur Fäkalien, die aufwendig in Methan umgewandelt werden können, nein, durch ihr Rülpsen liefern sie das Gas auch direkt. Das heisst: Der nächste Goldwattpreis muss unbedingt an den gehen, der ein «Smart-Gorps-Grid» erfindet, das die Kühe dazu bringt, bei Bedarf nicht nur die Melkmaschine aufzusuchen, sondern auch den Rülps-Sauger, so dass man das Methan direkt an der Quelle abfangen kann. Der Kuh-Gorps-Preis würde perfekt zu den Wahnvorstellungen der sogenannten Energiewende passen.

In der wirklichen Welt läuft es anders. Die Energiewende ist in vollem Gang, beruht aber nicht auf Kuhmist, Wasserwirbeln, Schwachwindrädern, CO2-Staubsaugern oder Vollmondsolarzellen, sondern auf dem Schiefergas, das auch ohne politische Propaganda die Welt erobert und als Ersatz für Kohle den CO2-Ausstoss deutlich reduzieren wird. Was nachher kommt, soll die freie Forschung herausfinden, nicht Beamte und Subventionsjäger. Vor über hundert Jahren erkannte die amerikanische Regierung des Potenzial der Fliegerei und beauftragte mit viel Geld den berühmtesten MIT-Professor und Flugforscher mit der Entwicklung eines Flugzeugs. Seine beiden Prototypen versanken buchstäblich im Wasser. Kurz darauf gelang es zwei Velomechanikern mit wenig eigenem Geld, den Gebrüdern Wright, vom Boden abzuheben und wieder zu landen und eine Entwicklung einzuleiten, welche die Welt revolutionierte.

(Dieser Beitrag ist zuerst in der “Weltwoche” Nr. 4.18 vom 25. Januar 2018 erschienen.)

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4 thoughts on “Warme Luft”

  1. Gute Nachrichten für den Klimaschutz: 2017 hat die EU erstmals mehr Strom aus Wind, Sonne und Biomasse produziert als aus Braun- und Steinkohle > Zeit 31.1.18. – Soweit zur Behauptung, die Energiewende beruhe auf Schiefergas….

  2. Fürwahr, Europa ist nicht mehr das Zentrum der Welt – um so mehr gilt, dass die Erneuerbaren gewaltig auf dem Vormarsch sind! ich weiss nicht, woher Sie Ihre Informationen nehmen – die Internationale Energie Agentur IEA spricht aber eine deutliche Sprache – und meldet für die von Ihnen erwähnten Regionen allerorten die grössten Fortschritte für…. die Erneuerbaren Energien! Und das gilt nicht nur für den Strom, aber der ist gerade in Afrika und Asien zentral. Nur so als Beispiel: The Africa Development Bank (AfDB) is planning huge developments in grid-connected and off-grid solar to support countries in electrification and mitigating climate change across the Sahel region by 2020.

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