Wir tun was!

LassdenSprudelinder-Flasche.pngKürzlich wurde in den Medien die Inbetriebnahme des staatlich geförderten CO2-Fängers in Hinwil gefeiert. Mit dem Gerät soll Kohlendioxid aus der Luft…

Kürzlich wurde in den Medien die Inbetriebnahme des staatlich geförderten CO2-Fängers in Hinwil gefeiert. Mit dem Gerät soll Kohlendioxid aus der Luft gefiltert werden. Welchem normal denkenden Menschen käme es in den Sinn, einen Lufttrockner einzusetzen, wenn sein Keller unter Wasser steht? Genau das wird in Hinwil gemacht, vom Bund sogar noch als Leuchtturmprojekt dargestellt und von bekannten Klimaforschern als Vorbild im Kampf gegen den Klimawandel eingesegnet.

Jetzt wollen ETH-Forscher aus Lausanne auch noch herausgefunden haben, dass sich der Klimawandel auf die CO2-Bilanz von Bergbächen auswirke. Mit dem beunruhigenden Fazit, dass sie durch die Erwärmung weniger CO2 aufnehmen und unter dem Strich sogar mehr abgeben. Das ist natürlich kompletter Humbug. Der CO2-Gehalt von Gewässern wird in erster Linie durch die Niederschläge bestimmt und ein Austausch mit der Luft ändert an der Gesamtbilanz nicht das Geringste. Wenn die Qualität der Wissenschaft zur Klimarettung so weitergeht, feiern wir bald einen Erfinder, der die Abwärme von Schneekanonen nutzt.

Das sind alles grobe Fehlentwicklungen. Sie haben ihren Ursprung im Gefühl «man muss doch etwas tun» oder «wir müssen mit gutem Vorbild vorangehen». Dabei aber vergisst man, die Frage zu stellen, ob das auch Sinn mache.

Bevor wir nur schon daran denken, nochmals korrigierend in den CO2-Haushalt der Atmosphäre einzugreifen, müssen wir uns über Folgendes bewusst werden:

Die seit Beginn der Industrialisierung um 43 Prozent erhöhte CO2-Konzentration in der Atmosphäre hat eine verstärkende Wirkung auf den Treibhauseffekt. Die Konzentrationserhöhung ist zu zwei Dritteln das Resultat der Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas. Das dritte Drittel kommt von Land- und Forstwirtschaft und anderen industriellen Prozessen. CO2 ist aber im Gegensatz zu Russ, Plastik und Schwermetallen kein Schadstoff. Es ist die Lebensgrundlage aller Pflanzen. Eine Rückkehr zu einer vorindustriellen Luftzusammensetzung ist illusorisch und nicht zielführend. CO2 ist eine, aber nicht die grosse Steuerschraube, mit welcher sich die Erdtemperatur regeln lässt. Klimawandel ist ein Stück komplizierter.

Die Verbrennung fossiler Ressourcen ist nicht nachhaltig. Man darf einfach nicht vergessen, dass unsere Zivilisation im heutigen Umfang erst damit möglich wurde. Dekarbonisierung, eine geordnete Abkehr von den Fossilen, macht Sinn, ist aber ein globales Vorhaben, dessen Komplexität und Grössenordnung massiv unterschätzt wird. Will man in weniger als einem Jahrhundert, bei noch stets wachsender Bevölkerung und steigenden Ansprüchen, aus den Fossilen aussteigen, ist das eine Herausforderung gigantischen Ausmasses. Mit Windrädern und Solarpanelen alleine ist das nicht zu schaffen. Wer das meint, ist naiv.

Das Schweizer Volk hat beschlossen, die Atomkraftwerke auslaufen zu lassen und zukünftige zu verbieten. Es stimmt, dass Atomstrom im heutigen Umfeld ein Verlustgeschäft ist. Die Angst vor Reaktorunfällen, Angst vor Strahlung, die langlebigen Abfälle, hohe Investitionen und eine komplexe Technologie machen Kernenergie unattraktiv. Das ist so. Dann muss man aber in der Forschung und Entwicklung ganz genau bei diesen Mängeln ansetzen und diese ausmerzen. Denn Kernspaltung ist physikalisch mit riesigem Abstand die konzentrierteste und effizienteste Energiequelle, die CO2-frei und ununterbrochen Strom produzieren kann. Strom, den alle umweltbewussten Elektromobilfahrer rund um die Uhr brauchen werden, sofern sie nicht mit importiertem Kohlestrom rumfahren wollen. Dieser Zug ist für die Schweiz abgefahren. Zur Lösung globaler Probleme haben wir uns abgemeldet. Wir haben mit der Erfindung und Erforschung von Leerläufen schon mehr als genug zu tun. Aber wir tun wenigstens was, wie uns von obersten Instanzen ja immer wieder empfohlen wird.

publiziert in der Basler Zeitung vom 16. Juni 2017

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7 thoughts on “Wir tun was!”

  1. Früher als in der Welt noch faktenbasierende Wissenschaft den Ton angab, wurden die gottgegebenen Naturgesetze der Physik noch als Referenz betrachtet. Die Zeiten haben sich geändert und Esotrik breitete sich aus, so auch in der Wissenschaft. Irgendwann erkannten Politiker ohne nennenswerten Nutzen für die Bürger, wie sie sich trotzdem einen Platz im Politolymp sichern konnten. Sie fingen an pseudowissenschaftliches Esoterikgeschwurbel den Bügern vorzupredigen und der Büger, wie seit jeher obrigkeitsgläubig vor sich hindösend, erzitterte vor Angst und folgte diesen Politapokalyptikern. Wie die Zeit es doch aber immer wieder aufzeigte, wurden dann Gläubie zu Ungläubigen und folgten dann weder Klerikern, Gurus oder Leerlaufpolitikern. Nur wird es diesemal sehr sehr teuer und unangenehm für den Bürger, nachdem dieser für die Energiewende viel Geld zahlen musste und sinnlose Verbote über sich ergehen lassen mussten. Der Bergriff ökologischer Fussabdruck wurde dann zum Unwort des Jahrzehnts erklärt.

  2. Der Artikel ist hervorragend formuliert und zeigt auf, in welcher Sphäre wir uns bewegen! Getrieben von Partialinteressen und Stärkung der eigenen Macht verkommt unsere Politkultur zu einer bürgerverachtenden Lehrmeisterei!

  3. Ich kann das Argument dieser “Forscher” der ETH Lausanne nicht nachvollziehen. Man braucht keinen akademischen Grad zu haben, um die Behauptungen als Absurdum zu führen. So gut wie alles CO2 in Bergbächen stammt aus der Armosphäre und wurde durch Regen ausgewaschen. Warum? Wenn sich in der Atmosphäre Regentropfen bilden, haben sie die Zusammensetzung von destilliertem Wasser, sind also sehr rein. Da reines Wasser CO2 gierig löst, sammeln sie auf dem Sturz zur Erde soviel davon aus der Umgebungsluft ein, dass sie merklich sauer sind, wenn sie unten auftreffen. Im Gestein dann lösen sie kein CO2, sondern Minerale (unter anderem auch Kalk, siehe Tropfsteinhöhlen). So gut wie alles CO2, das die Bergbäche führen, stammt demnach aus der Atmosphäre. Es ist höchstens so, dass wärmere Bergbäche ein wenig mehr davon wieder abgeben, wenn sie aus den eisigen Höhen kommend dann im Tiefland ankommen. Aber die entsprechenden Mengen sind einfach nicht signifikant. Der weitaus grösste Teil landet im Meer.

    Mfg

  4. Die Auswirklungen des massive Eingriffs im CO2-Kreislauf auf unserer Erde durch die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas durch unserer moderne Zivilisation sind vielschichtig und nur schwer abschätzbar. Das Bewusstsein zu wecken ist aber immer der notwendige erste Schritt. Die Energie der Sonne und der Winde nutzen zu wollen ist naheliegend. Die technischen Fortschritte auf diesem Gebiet haben aber nie den Anspruch gehabt den enormen Energiehunger unserer Gesellschaft allein decken zu können.

  5. Der Sauerstoff in unserer Atmosphäre stammt aus CO2, das von Grünalgen durch Photosynthese vom Kohlenstoff getrennt wurde. Der Sauerstoff landete in der Atmosphäre, der Kohlenstoff in der Biomasse. Zu Beginn machte CO2 noch rund 10-25 % der Atmosphäre aus und freier Sauerstoff war nur in Spuren vorkam. Nachdem die Sauerstoffatmosphäre vor ca. 550 Mio. Jahren hergestellt war, hatte sie immer noch ca. 6.000 ppm CO2, das ist 15 Mal mehr als heute. Wenn Sie wissen wollen, wo das geblieben ist, dann gehen Sie in den Jura: Die Felsen dort bestehen aus Fossilkalk. Der Kohlenstoff und der Sauerstoff darin wurde durch Pflanzen aus CO2 gewonnen. Sowohl Tiere als auch Pflanzen haben das dann mit Calcium zu Kalkschalen verarbeitet. Seit 550 Mio. Jahren sinkt deshalb der CO2-Gehalt der Amosphäre immer weiter ab.
    Und in all diesen Zeiten hat unser Planet vor Leben geradezu gestrotzt, wie die gigantischen Kalkmassen des Jura, der Dolomiten und zahlreicher anderer Formationen weltweit beweisen. Die Temperaturen waren so gut wie immer lebensfreundllich, und Eiskappen an den Polen waren die Ausnahme.
    Ich kann nicht nachvollziehen, wieso man auf die Idee kommen kann, uns einen winzigen temporäre Wiederanstieg als drohende “Klimakatastrophe” vorzugaukeln.
    Mfg

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