Die Abstimmungskonstellation ist extrem viel komplexer als in diesem Beitrag suggeriert wird. Es geht ja nicht um eine einfache Schwarz-Weiss-Frage: “Wollt ihr 1000 Windräder auf den Jurahöhen oder gar keine?” Es geht um eines der kompliziertesten Massnahmenpakete der Referendumsgeschichte mit zahllosen Interdependenzen. Und es gibt die Metaebene der manipulierten öffentlichen Meinung durch das Übergewisht des staatlichen Ressourceneinsatzes. Dass es Gaskraftwerke brauchen wird und mehr Importe, wird von Leuthard & Co. einfach unter den Teppich gekehrt. Die Forschung ist politisch gekauft. und die meisten Medien rezyklieren alle oberflächlichen Vorurteile über Win- und Solarstrom, die das Publikum hören will. Reply
Zu diesem Beitrag möchte ich hinzufügen, dass es bei Wind- und Solarenergie nicht nur um Meinungen, sondern auch um naturgesetzliche Zusammenhänge geht. Die Naturgesetze scheren sich nicht um menschliche Meinungen oder Wünsche. Wer der Meinung ist, er brauche sich um Schwerkraft nicht zu scheren, darf sich nicht wundern, wenn ihm ein Stein auf den Fuss fällt. Auch unsere Energieversorgung ist den Naturgesetzen, nämlich jenen der Physik, unterworfen. Wer sie ignoriert, wird scheitern. Wechselstromnetze sind von Natur aus sehr labil und können in Sekundenbruchteilen zusammenbrechen. Um sie stabil zu halten, ist ein ständiger und beachtlicher Regelaufwand erforderlich. Das ist unseren Ingenieuren so gut gelungen, dass die Netze selbst vergleichsweise starke Störungen noch abfangen können, ohne in die Knie zu gehen. Nimmt man jedoch die stabilisierenden Faktoren (Bandenergie von Kernkraftwerken) komplett heraus und versucht, diese durch destabilisierende Faktoren (“Stotterstrom” von nicht regelbaren Wind- und Solaranlagen) – zu ersetzen, dann wird man irgendwann einen Kipppunkt überschreiten, ab dem der Ausgleich nicht mehr möglich ist. Dann geht alles in Augenblicken den Bach hinab. Mfg Reply
……… nur habe ich nicht über die kommende Abstimmung, sondern über Subjektivität im Umweltschutz geschrieben. Reply
Lieber Martin Du weisst, dass ich dir hier im Sinne des methodologischen Individualismus’ im Prinzip zustimme. Der Titel ist damit nur scheinbar paradox. Der Einwand von Hans Rentsch ist aber trotzdem nicht ganz ohne, warum? Wenn ich mich zwischen Windstrom und intakter Landschaft entscheiden will, muss ich für mich diese Opportunitäten auch bewerten. Ich muss meine individuelle Opportunitätskostenrechnung aufstellen. Für mich persönlich ist diese Rechnung schnell gemacht: Windmühlen ergeben im Verhältnis zu unserem höchst knappen Boden und knappen schönen Landschaften viel, viel zu wenig. Wer aber noch viele andere Interessen mit Windrädern erfüllt sieht, kann individuell zu einer anderen Einschätzung kommen. So z.B. Frau Leuthard (bei ihr geht es um Gesichtswahrung) oder Landbesitzer (die für die schöne Landschaft weniger entschädigt werden als für Windräder). Dass Frau Leuthard den Leuten aber sogar einreden will, Windräder seien elegant und eigentliche eine Bereicherun für die Landschaft, ist bestenfalls ein ganz schlechter Witz! Reply
Individuelle bzw. subjektive Kosten sind die Ursache, weshalb Menschen zu unterschiedlichen Güterabwägungen kommen. Daran ändert auch nicht die Tatsache, dass in der Realität Güterabwägungen wesentlich komplexer sind, als von mir illustriert. Trotzdem, sie bleibt individuell und subjektiv. Was ich zwischen den Zeilen angedeutet habe: Jegliches Verhalten persönliche Güterabwägungen als objektive (wissenschaftliche) Darstellungen zu verkaufen, ist Propaganda und Teil der politischen Auseinandersetzung. Reply
ok. Es gibt eine Ausnahme, in der Güterabwägungen objektiv wissenschaftlich entschieden werden können, obwohl der Nutzen individuell und interpersonell nicht vergleichbar ist. Es ist möglich, dass eine Option im Vergleich zur anderen Option Pareto-superior ist. Zugegeben, ein sehr theoretischer Fall, der in der Praxis auch kaum ermittelt werden könnte (dazu wäre eine ausgeklügelte Discrete Choice Analyse ev. nötig). Abgesehen davon freut es mich, wenn auf unserem Blog auch etwas theoretisiert werden darf! Tinu: vielen Dank! Reply