40 oder 3’200 Franken pro Haushalt?

Geld_aus_der_Tasche_ziehen.jpg40 Franken soll das Energiegesetz den Bürger kosten. Wie kommt Bundespräsidentin Doris Leuthard auf diesen Betrag? Bereits heute bezahlt jeder Haushal…

40 Franken soll das Energiegesetz den Bürger kosten. Wie kommt Bundespräsidentin Doris Leuthard auf diesen Betrag? Bereits heute bezahlt jeder Haushalt an die KEV (kostendeckende Einspeisevergütung) 75 Franken pro Jahr. Mit dem neuen Gesetz würde das auf 115 Franken pro Jahr ansteigen. Erwähnt wird also nur die Erhöhung der Abgabe, die 40 Franken. Das ist eine bewusste Täuschung des Stimmbürgers. Unterschlagen werden die Kosten, welche durch neue Vorschriften zustande kommen: Entweder bezahlt der Konsument stark verteuertes Heizöl und Benzin, oder er muss kostspielige Haussanierungen, neue Haushaltsgeräte und Fahrzeuge berappen. Mit dem neuen Gesetz wird ihm das vorgeschrieben. Wenn man sich dem Energiegesetz ausliefert, gibt es vor Mehrkosten kein Entrinnen.

Die 3200 Franken des Nein-Komitees kommen der Realität näher. Deutschland hat den Beweis bereits geliefert. Vor über zehn Jahren wurde versprochen, dass die Energiewende den Bürger pro Monat eine Kugel Eis kosten würde. Heute hat Deutschland den teuersten Strom Europas. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) kostet jeden deutschen Haushalt 48 Euro pro Monat. Dem Klimaschutz hat es nichts gebracht. Das Land wird seine Klimaziele deutlich verfehlen. Unsere deutschen Nachbarn stossen nach wie vor doppelt so viel CO2 pro Kopf aus wie wir hierzulande. Das dürfen wir nicht kopieren.

publiziert in der Neuen Zürcher Zeitung am 31.März 2017​

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5 thoughts on “40 oder 3’200 Franken pro Haushalt?”

  1. Die Reduktion des CO2-Austosses unserer “hochentwickelten” Gesellschaft kann entweder durch Verzicht (weniger verbrauchen, insbesondere die Kohlenstoffhaltigen Energieträger) oder durch Investitionen (Geld ausgeben, egal in welcher Technologie) bewältigt werden. Das ist nicht umsonst zu haben und für einige schmerzhaft, aber welche Alternativen gibt es, bitte?
    Das neue Energiegesetz ist nicht das Ei von Columbus und hat viele Unzulänglichkeiten, ein typischer Schweizer Kompromiss!. Aber zielt es wirklich so sehr in die falsche Richtung? Politische Kompromisse sind für kluge Köpfe manchmal schwer nachvollziehbar, aber führt eine Ablehnung zum Ziel?
    Das ist doch nicht seriös!

  2. Lieber Herr Huber

    Aus physikalisch-technischen Gründen hat Deutschland selbst mit einem Grosseinsatz von neuen Erneuerbaren (Jahresverbrauchsanteil von rund 30%) die CO2-Emmissionen der Stromproduktion nicht zu senken vermocht. Dies, obwohl mit anderen Massnahmen auch der Verbrauch gedrosselt wurde. Sehen Sie sich die Performancedaten z.B. hier an:

    https://www.mckinsey.de/energiewendeindex

    Mit anderen Worten, sollten sie ihre implizite Annahme, dass etwa Wind und PV die Treibhausgasproblematik entschärfen können, unbedingt einer kritischen Nachprüfung unterziehen.

  3. Dazu gibt es eine ganz einfache Erklärung und das wird auch in der Schweiz so sein. Zahlen lügen nicht, das sagen uns auch immer die Ökonomen. Die fehlenden CO2 freien TWh der KKW können nicht so schnell ersetzt werden, daher sind effektiv Kohlekraftwerke eingesprungen, Das ist die Erklärung, aber bitte nicht falsche kurzfristige Schlüsse daraus ziehen!

  4. Lieber Herr Huber, Null mal x = Null. Dagegen kann niemand was machen. Wir können noch so viel intermittierende Stromquellen erschliessen wie wir wollen – die Deutschen haben mittlerweile eine Leistung installiert, die höher ist als die der konventionellen und nuklearen Werke zusammen genommen -, solange Strom nicht in grosser Masse zu speichern ist, braucht es 100% Backup zur Gewährleistung der unterbruchsfreien Versorgung.

    Und jetzt kommt nicht ein mathematisches, sondern ein technisches Problem: Die Backup Werke lassen sich nicht in kurzer Zeit an- und abschalten. In Tat und Wahrheit benötigen die thermischen Kreisläufe viele Stunden bis Tage, bis sie Strom erzeugen können. Also laufen die Backup-Werke die meiste Zeit weiter… anders geht es einfach nicht.

    Da nun PV und Wind auch nicht CO2-frei sind und die Backupwerke grösstenteils immer “weiterbrennen”, wird die CO2-Belastung der Stromversorgung in Deutschland immer weiter ansteigen. Nur mit KKW könnte man diese Gesetze brechen… aber die werden ja eben gerade abgeschaltet.

  5. Lieber Herr Saurer
    wir könnten uns noch lange unterhalten über schlechte Gesetzgebung, schlechter Marktdesign, usw. Erstaunlich für mich ist, dass in der Diskussion um die Energiestrategie 2050 viele oft nur Recht haben wollen, obwohl wir Menschen naturgemäss uns immer wieder irren. Die Ökonomen haben uns mit der Strommarktliberalisierung Effizienzfortschritte und tiefere Strompreise versprochen. Das Ergebnis ist ernüchternd und das nicht nur wegen Subventionen, sondern weil der Marktdesign in Europa u.a. die physikalischen Gesetze ungenügend berücksichtigt. Es sind viele kluge Köpfe im Carnot-Cournot Netzwerk und ihre Beiträge sind immer wieder treffend und sogar unterhaltend, aber mit allem Respekt erinnern sie mich an Don Quichotte und Sancho Pansa, die gegen die Windmühlen vergeblich kämpfen wollen …

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